Quastenflosser

Der Quastenflosser ist ein Fisch. Alle Fische sind Wirbeltiere, und ihre kiefertragenden Formen werden in folgende Gruppen eingeteilt:

  • Panzerfische (ausgestorben)

  • Stachelhaie (ausgestorben)

  • Knorpelfische (darunter: Haie und Rochen)

  • Knochenfische (darunter: Forellen, Hechte, Barsche, Karpfen sowie Lungenfische und Quastenflosser)

Quastenflosser leben schon seit 400 Millionen Jahren. Sie galten lange Zeit als ausgestorben, wurden jedoch 1938 vor der Südostküste Afrikas entdeckt. Ihr dortiger Bestand wird auf ca. 200 Individuen geschätzt. Es gibt noch eine zweite rezente Art, die in Indonesien lebt.

Die beiden heutigen Arten werden bis zu 2 m groß, wiegen bis zu 100 kg und leben in Meerestiefen zwischen 160 und 700 Metern. Das größte bisher gefangene Tier war 1,9  m lang und 90 kg schwer. Weibchen werden länger als Männchen. Die Fische werden etwa 11 Jahre alt. Sie können wegen der schlechten Lichtverhältnisse in der Tiefe des Meeres, trotz ihrer hochempfindlichen Augen, nur noch Tag und Nacht voneinander unterscheiden. Quastenflosser verfügen jedoch über ein spezielles elektrisches Organ, mit dem sie ihre Beute, ausschließlich Fische, erkennen können und dann blitzschnell zuschnappen. Von dieser schnellen Bewegung abgesehen, sind die Quastenflosser sehr träge. In Ruhephasen haben sie den niedrigsten Stoffwechsel unter allen Wirbeltieren.

Der Fisch kann durch die beinartigen Brust- und Bauchflossen am Meeresboden im wahrsten Sinne des Wortes „spazieren gehen“ oder seine Beute beschleichen. Das Besondere seiner Brustflossen ist, dass er sie um 180° um die eigene Achse drehen kann. Will der Fisch schnell schwimmen, benutzt er seine mächtige Schwanzflosse.

Man nimmt an, dass der Quastenflosser ein Raubfisch ist, da sich einige von den Tieren mit Angeln fangen ließen, an denen Fische als Köder angebracht waren.

Fortpflanzung

Die Weibchen tragen sehr große Eier. Man hat bei einem 1,60 m langen Quastenflosser-Weibchen 20 tennisballgroße Eier gefunden. Bei anderen Funden hingen einige Embryonen noch am Dottersack (standen somit noch nicht unmittelbar vorm Schlupf), waren aber bereits 32 cm lang. Daraus hat man abgeleitet, dass die Entwicklung der Embryonen über ein Jahr dauert. Bei einem anderen Weibchen fand man 5 fast voll entwickelte Junge im Eileiter. Daraus schlussfolgerte man, dass die Quastenflosser zwar Eier produzieren, aber lebend gebären. Die Jungen schlüpfen im Mutterleib aus den Eiern, kommen dann aber bereits voll entwickelt zur Welt.

Den enormen allseitigen Druck, der in den großen Meerestiefen herrscht, können die Quastenflosser nur deshalb aushalten, weil sich in ihrem Körper keine Lufteinschlüsse befinden. Ihre Schwimmblase ist nicht mit Luft, sondern mit einer wachsartigen Substanz gefüllt.

Quastenflosser sind Einzelgänger und zeigen somit gegenüber ihren Artgenossen kein ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie leben bevorzugt in Höhlen, in denen sich manchmal noch andere ihrer Artgenossen aufhalten.

Bedeutung der Quastenflosser für die Evolution der Wirbeltiere

Die ersten Quastenflosser lebten vor ca. 400 Millionen Jahren in der erdgeschichtlichen Periode des Silurs. Unter den Meeresbewohnern herrschte eine starke Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum. Beides war auf dem von Tieren weitgehend unbesiedelten Festland reichlich vorhanden, denn die festländischen Pflanzen hatten inzwischen ein Nahrungsnetz aufgebaut. Der Quastenflosser hatte dem Meer schon den Rücken zugekehrt. Als Süßwasserform schwamm er in den Flüssen. Er brachte von seinem Körperbau gute Voraussetzungen mit, um auf das Festland überzusiedeln. In den „gequasteten“ Flossen der Quastenflosser befinden sich besondere Knochenansätze, die durch stilartige Fortsätze mit der Wirbelsäule verbunden sind. Dadurch sind diese Flossen viel kräftiger und beweglicher als die durch dünne Gräten gestützten Flossen anderer Fische.

In der Evolution wurden die kräftigen Flossen der Quastenflosser zu beinartigen Gliedmaßen weiterentwickelt. Das erste Landwirbeltier, der Urlurch Ichthyostega, besaß Vordergliedmaßen, die sich aus den Vordergliedmaßen des Quastenflossers entwickelt haben. Man nahm daher an, dass die ersten Landwirbeltiere und alle ihre evolutionären Nachfahren, darunter auch der Mensch, von dem Quastenflosser abstammen.

Eine wissenschaftliche Sensation

Der Quastenflosser gehört einer längst für ausgestorben gehaltenen Tiergruppe an. Das Sensationelle an dem Fund war, dass kaum morphologische Unterschiede zwischen den fossilen Funden und den heute lebenden Exemplaren von Latimeria bestehen. Der Bauplan der Vorfahren hat sich im Lauf von Jahrmillionen nicht stark verändert. Die Schwanzflosse ist dreigeteilt, der mittlere Teil ragt dabei quastenförmig heraus. Davon leitet sich auch der deutsche Name Quastenflosser ab.

Man bezeichnet übrigens solche rezenten Arten, die zum Teil noch sehr ursprüngliche Merkmalskombinationen aufweisen, als lebende Fossilien. In Indonesien nennt man diesen Fisch „König-des-Meeres-Fisch“ (Ikan Rajah Laut).

Während man lange Zeit annahm, dass es sich beim Quastenflosser um eine Übergangsform zwischen Fischen und den vierfüßigen an Land lebenden Wirbeltieren handelt (Flossen der Quastenflosser wurden als Ursprungsform der Landwirbeltiergliedmaßen interpretiert), geht man heute eher davon aus, dass die ersten Landwirbeltiere verwandt mit dem Lungenfisch (Protopterus annectans) waren. Dank molekulargenetischer Untersuchungen konnte man nämlich nachweisen, dass die Lungenfische in ihrer Erbinformation die meisten Übereinstimmungen mit den Landwirbeltieren haben. Auch der Lungenfisch ist ein lebendes Fossil, sein Vorläufer hat bereits im Devon, also vor rund 300 Millionen Jahren gelebt.

Neue Fossilfunde aus Grönland bringen außerdem die Vermutung nahe, dass sich die Gliedmaßen der Landwirbeltiere bereits im Wasser entwickelt haben. Die ersten Wirbeltiere, die das Land eroberten, haben sich demnach schon auf vier beinartigen Extremitäten fortbewegt.

2009 entdeckten Paläontologen Fußspuren, eines vierfüßigen Landwirbeltiers von vor 395 Millionen Jahren, in einem Steinbruch in Polen. Das Tier hat damit einige Millionen Jahre früher gelebt als die bisher vermuteten ältesten Vorläufer der Landwirbeltiere, von denen es Fossilien gibt. Die Abdrücke sind in einer seichten, wattartigen Meereslagune entstanden.
Wie sich nun der Übergang der Wirbeltiere vom Wasser auf das Land vollzogen hat, ist damit noch immer nicht vollständig geklärt. Jeder neue Fund wirft neue Fragen auf und gibt Anlass für neue Theorien.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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