- Lexikon
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- 4 Literaturgeschichte
- 4.1 Literatur und Literaturgeschichte
- 4.1.0 Allgemeines
- Personenbeschreibung
Die Beschreibung dient dazu, einen konkreten bzw. abstrakten Gegenstand, Zustand, Zusammenhang, Sachverhalt, eine Person oder einen wiederholten bzw. wiederholbaren Vorgang mit sprachlichen Mitteln so darzustellen, dass der Adressat eine genaue Vorstellung davon gewinnt.
Beim Beschreiben wird das Erfassen des Typischen und Allgemeingültigen angestrebt, das Besondere und Zufällige weggelassen.
Beschreibungen sind in genauer, eindeutiger und übersichtlicher sprachlicher Form abzufassen. Die Verwendung von Fremdwörtern ist dem Adressatenkreis anzupassen.
Es gibt unterschiedliche Beschreibungsarten, eine davon ist die Personenbeschreibung.
Personenbeschreibungen sollen dem Adressaten ein Gesamtbild einer Person vermitteln. Die beschriebene Person kann damit in ihrer Ganzheit erfasst werden.
Man unterscheidet folgende Arten von Personenbeschreibungen:
Die entsprechende Wahl hängt ab
Bei der Beschreibung des äußeren Erscheinungsbildes einer Person werden die unmittelbar wahrnehmbaren und nachprüfbaren Merkmale und Besonderheiten eines Menschen anschaulich, sachlich und korrekt aufgezählt. Der Adressat erfährt etwas über Geschlecht, Alter und Größe, die allgemeine Erscheinung der Person und deren Auffälligkeiten.
Diese Art der Beschreibung ist wie ein „sprachliches“ Foto aufzunehmen. Bei der Erwähnung der Einzelheiten sollte man dem Blick folgen, d. h. von oben nach unten beschreiben.
Einzugehen ist auf:
Meist befinden sich die Personen in einem bestimmten Umfeld – z. B. Kinder auf einem Spielplatz –; dieses Umfeld kann mit herangezogen werden, wenn dadurch eine weiter charakterisierende Beschreibung gegeben werden kann.
Diese Art der Personenbeschreibung wird hauptsächlich bei Vermisstenanzeigen, bei Zeugenaussagen sowie bei polizeilichen Beschreibungen zur Identifizierung unbekannter Personen verwendet.
Das Selbstporträt ist eine Personenbeschreibung, die der Beschreibende über sich selbst formuliert. Dabei geht man neben dem äußeren Erscheinungsbild auch auf eigene Gedanken, Gefühle, Wünsche, Hobbys und Vorlieben, auf charakterliche Eigenschaften und auf familiäre Verhältnisse ein.
Das Selbstporträt dient der Vorstellung der eigenen Person und dem Kennenlernen anderer.
Die charakterisierende Personenbeschreibung zeigt einen Menschen in seiner Persönlichkeit. Es kommt darauf an, ihn in seinem Wesen zu erfassen und für den Adressaten in seinem Gesamtbild vorstellbar zu machen. Dabei werden neben den äußeren Merkmalen auch die inneren Merkmale erfasst. Die Aussagen des Beschreibenden basieren auf den Beobachtungen des äußeren Erscheinungsbildes und des Verhaltens des zu Beschreibenden in bestimmten Situationen über einen längeren Zeitraum hinweg.
Zu beachten sind dessen
Die charakterisierende/situative Personenbeschreibung kann auch das Urteil / die Wertung des Beschreibenden über die dargestellte Person enthalten. Dabei sind Übertreibungen zu vermeiden.
Als ich in den Speisesaal trat, hatte sich die Gesellschaft schon niedergelassen, ich eilte still an meinen Stuhl, gegenüber saß der Herr v. Natas.
Hatte dieser Mann schon vorher meine Neugierde erregt, so wurde er mir jetzt um so interessanter, da ich ihn in der Nähe sah.
Das Gesicht war schön, aber bleich, Haar, Auge und der volle Bart von glänzendem Schwarz, die weißen Zähne, von den feingespaltenen Lippen oft enthüllt, wetteiferten mit dem Schnee der blendend weißen Wäsche. War er alt? war er jung? man konnte es nicht bestimmen; denn bald schien sein Gesicht mit seinem pikanten Lächeln, das ganz leise in dem Mundwinkel anfängt und wie ein Wölkchen um die feingebogene Nase zu dem mutwilligen Auge hinaufzieht, früh gereifte und unter dem Sturm der Leidenschaften verblühte Jugend zu verraten; bald glaubte man einen Mann von schon vorgerückten Jahren vor sich zu haben, der durch eifriges Studium einer reichen Toilette sich zu konservieren weiß. Es gibt Köpfe, Gesichter, die nur zu einer Körperform passen und sonst zu keiner andern. Man werfe mir nicht vor, daß es Sinnentäuchung seie, daß das Auge sich schon zu sehr an diese Form, wie sie die Natur gegeben, gewöhnt habe, als daß es sich eine andere Mischung denken könnte. Dieser Kopf konnte nie auf einem untersetzten, wohlbeleibten Körper sitzen, er durfte nur die Krone einer hohen, schlanken, zartgebauten Gestalt sein. So war es auch, und die gedankenschnelle Bewegung der Gesichtsmuskeln, wie sie in leichtem Spott um den Mund, im tiefen Ernst um die hohe Stirne spielen, drückte sich auch in dem Körper durch die würdige, aber bequeme Haltung, durch die schnelle, runde, beinahe zierliche Bewegung der Arme, überhaupt in dem leichten, königlichen Anstande des Mannes aus.
So war Herr von Natas, der mir gegenüber an der Abendtafel saß. Ich hatte während der ersten Gänge Muße genug, diese Bemerkungen zu machen, ohne dem interessanten Vis-à-vis durch neugieriges Anstarren beschwerlich zu fallen. Der neue Gast schien übrigens noch mehrere Beobachtungen zu veranlassen, denn von dem obern Ende der Tafel waren diesen Abend die Brillen mehrerer Damen in immerwährender Bewegung, mich und meine Nachbarn hatten sie über dem Mittagessen höchstens mit bloßem Auge gemustert.
Das Dessert wurde aufgetragen, der Direktor der vorzüglichen Tafelmusik ging umher, seinen wohlverdienten Lohn einzusammeln. Er kam an den Fremden. Dieser warf einen Taler unter die kleine Münzensammlung, und flüsterte dem überraschten Sammler etwas ins Ohr.
(Hauff, Wilhelm: Mitteilungen aus den Memoiren des Satan. In: ders.: Sämtliche Werke in drei Bänden. Nach den Originaldrucken und Handschriften. Textredaktion und Anmerkungen Sibylle von Steinsdorff, München: Winkler, 1970, S. 353)
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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