Dadaismus
Die Dadaisten waren konsequente Gegner des Krieges. Als zumeist aus kriegführenden Ländern geflüchtete Exilanten ließen sie sich zunächst im schweizerischen Zürich nieder, wo im legendär gewordenen Cabaret Voltaire eine Sammelbewegung entstand, die sich nach dem Begriff dada, dem französischen Wort für Steckenpferd nannte.
Man hatte die Bezeichnung für die Literaturrichtung willkürlich gewählt: Der in Rumänien geborene Dichter, Essayist und Redakteur TRISTAN TZARA schlug das französische Wörterbuch auf, zeigte spontan auf einen Begriff und schon war der Name gefunden.
Auf der Basis des Zufalls und der Beliebigkeit entstanden collagenartige Texte, die oft mit musikalischer Untermalung vorgetragen wurden.
Der Dadaismus ist eine internationale Kunst- und Literaturrichtung, die 1916 in Zürich unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs entstand. Sie wollte die Kunst revolutionieren und griff deshalb Impulse aus kubistischen, futuristischen und expressionistischen Kunstrichtungen auf.
Über den Sinn von Kunst resümierten die Dadaisten in ihrem Manifest:
„Die Kunst ist in ihrer Ausführung und Richtung von der Zeit abhängig, in der sie lebt, und die Künstler sind Kreaturen ihrer Epoche. Die höchste Kunst wird diejenige sein, die in ihren Bewußtseinsinhalten die tausendfachen Probleme der Zeit präsentiert, der man anmerkt, daß sie sich von den Explosionen der letzten Woche werfen ließ, die ihre Glieder immer wieder unter dem Stoß des letzten Tages zusammensucht. Die besten und unerhörtesten Künstler werden diejenigen sein, die stündlich die Fetzen ihrer Leibes aus dem Wirrsal der Lebenskatarakte zusammenreißen, verbissen in den Intellekt der Zeit, blutend an Händen und Herzen.“
(Dadaistisches Manifest, 1918, Flugblatt, abgedruckt in: Der Zweemann H. 3, 1920 )
Dada-Kunst sollte neben ihrer Funktion als Provokation also Kunst für den Alltag sein, in der die Probleme der Gesellschaft aufgegriffen werden.
Im dadaistischen Manifest teilten die Dadaisten die Möglichkeiten dadaistischer Literatur mit:
- das bruitistische Gedicht,
- das simultanistische Gedicht.
- das statische Gedicht.
Dabei sollte das bruitistische Element die Wahrheit der Schilderungen, das simultanistische Element die Gleichzeitigkeit der Wahrnehmungen, das statische Element das Individuelle des Wortes realistisch abbilden.
Zentren des Dadaismus waren Zürich, Paris, New York, Köln, Berlin und Hannover. Die Dadaisten lehnten die bürgerliche Kultur ab und suchten stattdessen in der Kunst nach neuen Ausdrucksformen. So strebten sie die Rückkehr zur kindlichen Naivität an und waren der Meinung, jeder Mensch sei ein Künstler.
Die Basis des Dadaismus war der Zufall und die Beliebigkeit der Materialien. Die Dadaisten stellten den Vortrag in Form des Lautgedichts mit musikalischer Untermalung (in Form von Geräuschkulissen) in den Mittelpunkt ihrer Performances. Ihre künstlerischen Mittel waren:
- Montagen,
- Collagen.
Die Dadaisten verbanden zuweilen bildende Kunst, Musik und Literatur. Surrealismus, Neorealismus und konkrete Poesie wurden durch die Dadaisten angeregt.
JOHANNES THEODOR BAARGELD
Bimbamresonnanz 1.Stutzflügelalwa schlägt die flügelfeder
schlägt alwa stutzuhr bimbamresonnanz
Breschkowska-revolution der großmütter schlägt die augenleder
und ihren kalzionierten Jordanwasserschwanzalwa pissoirgeläute brütet stutzige Landeseier
Ländnerin herien und hierin alwe
doch verbimmeltes pedal toniert schon alwenweiher
flügeluhr schlägt bim auf ländnermalvebreschkowskaja schlägt die Lederdrüse
bis die muttermöndchen bimmeln schöpfersalbe
und des Ewigen scheerenfernrohr überkrebst als alwe
Bimmelnd toten alwa landgemüse
Bimmelresonnanz IIBergamotten flotten im Petroleumhimmel
Schwademasten asten Schwanenkerzen
Teleplastisch starrt das Cherimbien Gewimmel
In die überöffneten Portierenherzen
Inhastiert die Himmelbimmel.
Feldpostbrief recochettiert aus Krisenhimmel
Blinder Schläger sternbepitzt sein Queerverlangen
Juste Berling rückt noch jrad die Mutterzangen
Fummelmond und ferngefimmel
Barchenthose flaggt die Kaktusstangen.
Lämmergeiger zieht die Wäscheleine
Wäschelenden losen hupf und falten
Zigarrinden sudeln auf den Alten
Wettermännchen kratzt an ihrem Beine
Bis alle Bimmeln angehalten.
(in: Johannes Theodor Baargeld: Lyrik und Prosa des Zentrodada. Nördlingen: Steinmeier Verlag, 2001)