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- 5 Umgang mit Texten und Medien
- 5.3 Literarische Texte
- 5.3.3 Dramatische Texte
- Drama, Entwicklung
Die Dramatik (drama) ist neben der Epik bzw. Erzählliteratur (narrative literature, prose fiction) und der Lyrik (poetry) eine seit der Antike unterschiedene Gattung (genre) der Literatur.
Unter dem Begriff des Dramas, welcher aus dem Griechischen stammt und Handlung bedeutet, lässt sich eine literarische Textvorlage zusammenfassen, die für die Aufführung im klassischen Literaturtheater geschaffen wurde. Es ist ein Oberbegriff für jegliche Art von Theaterstücken, da zum Drama als Gattung stets die szenische Realisierung auf einer Bühne gehört. Ausnahmen bilden z. B. das sogenannte Lesedrama, sofern es seinen Namen nicht nur aufgrund der Umstände zur Zeit seiner Entstehung erhalten hat. Lesedramen sind oft entstanden, als die technischen, sozialen, ästhetischen oder politischen Voraussetzungen für seine szenische Umsetzung nicht ausreichend gegeben waren.
Inhalt eines jeden Dramas ist stets ein Konflikt zwischen unterschiedlichen Ideen und Vorstellungen von der Welt und davon, wie die Menschen handeln sollen, um den Konflikt zu lösen.
Die europäische Tradition des Dramas bzw. des Theaterstücks beginnt bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. in der griechischen Antike. Dort wurde das Drama als literarische Gattung formell erstmals entwickelt. Daher ist das antike Griechenland von Anfang an mit der Geschichte des Theaters verknüpft, für welches es deshalb auch oftmals als literarische Vorlage dient.
ARISTOTELES teilte in seiner Poetik das Drama in zwei Untergattungen (subgenres) ein; und zwar waren dies die Tragödie (tragedy) und die Komödie (comedy).
In Europa folgte erst seit dem Mittelalter eine Weiterentwicklung des klassischen Dramas. Seither sind Bezeichnungen wie Schauspiel, Lustspiel, Tragikomödie, Bürgerliches Trauerspiel, Charakterstück mit überlappender Bedeutung in Gebrauch. Ältere Dramen sind meistens in Versen verfasst; neuere dagegen vorwiegend in Prosa. Musikalisch dargeboten berührt die Dramatik Darstellungsformen wie Oper, Operette und Musical.
Da das Drama zur Aufführung im Theater geschrieben ist, setzt es sich aus dem Dialog (dialogue) oder Monolog (monologue), dem Haupttext, sowie dem Nebentext, d.h. den genauen Regieanweisungen und Figurenbesprechungen zusammen.
Ein Kennzeichen des Dramas ist die, im Dialog oder Monolog dargestellte, in Szenen unterteilte Handlung. Das Drama baut sich herkömmlich nach spätantikem Muster aus fünf, häufig auch aus drei Akten auf, die in Szenen oder Auftritte eingeteilt sind. Es gibt aber auch die Form des Einakters, die wiederum in Szenen oder Auftritte eingeteilt ist.
Die Handlung in einem Drama wird hauptsächlich durch den Dialog vermittelt; spricht nur eine Figur bezeichnet man diesen als Monolog. Weitere mögliche Bestandteile sind auch der Prolog (prologue), eine Einführungs- oder Begrüßungsrede, sowie der Epilog (epilogue), ein ans Publikum gerichtetes Schlusswort. Manchmal werden einzelne Textpassagen des Dramas auch durch Figuren oder einem kommentierenden Chor oder einem durch die Handlung führenden Erzähler vermittelt, die entweder psychologische Charaktere sind oder die Funktion typisierter Ideenträger. Das Hauptmerkmal ist allerdings der, als Rede und Gegenrede die Handlung vorantreibende, Dialog. Und diese Charakteristik bezeichnet man als Sprechhandlung.
Ein weiteres Merkmal ist die Unmittelbarkeit des Dramas. Das bedeutet, dass keine vermittelnde Instanz existiert, die dem Leser das Geschehen erzählt.
Ebenso kennzeichnend für das Drama ist die Eigenschaft, dass die Figuren kontrastieren, sowie korrespondieren, d. h., einerseits stellen die verschiedenen Charaktere komplette Gegensätze dar, andererseits ergänzen sich einige der Figuren gegenseitig.
Weiterhin bedient sich das Drama außersprachlicher Zeichen, wie z. B. Requisiten, Maske, Bühnenbild, Musik, Kostüme, Beleuchtung usw. Ferner zeichnet sich das Drama durch seinen Inszenierungscharakter aus. Es ist immer zur Aufführung bestimmt, weshalb Darsteller die Handlung leibhaftig bzw. physisch darstellen.
Die Informationen in einem Drama stets unterschiedlich verteilt. Diese ungleiche Informationsstaffelung zwischen unterschiedlichen Figuren auf der Bühne oder aber auch zwischen einer oder mehrerer der Figuren und dem Leser bzw. dem Publikum hat die Funktion, einen Dritten zu täuschen. Eine derartige Täuschung nennt man Intrige.
Das Drama beginnt im ersten Akt mit der Exposition (exposition). Die Exposition ist eine Einführung, wobei die Personen und die gesamte Situation vorgestellt werden. Im zweiten Akt kommt es zur steigenden Handlung (rising action). Dann wird die Situation gespannter, da nämlich ein Konflikt offensichtlich erkennbar. Im dritten Akt erreicht der Konflikt seinen Höhepunkt (climax), bevor es im vierten Akt zum Wendepunkt (turning point) oder auch Peripetie genannt kommt. Hier zeigt der Autor verschiedene Möglichkeiten zur Lösung des Konfliktes an, woraufhin sich die fallende Handlung (falling action) bzw. retardierendes Moment einstellt. Die Handlung verlangsamt sich jetzt, um auf eine hohe Spannung hinzuarbeiten. Im letzten Akt kommt es dann zur Katastrophe (dénouement). Dann wird der Konflikt auf komische oder auch tragische Art und Weise gelöst.
Die Dramentheorie wurde durch Aristoteles und dessen Poetik essenziell geprägt. Er war es, der die Einheit von Ort, Zeit und Handlung forderte. Dabei meinte er einen idealen Zustand, der nicht nur die Wirklichkeit nachahmt. Ein weiterer Anspruch war der des angemessenen außergewöhnlichen Schicksals und zur Katharsis (Reinigung) führt.
Diese Idee der Reinigung des Zuschauers empfand Aristoteles als derartig wirkungsvoll, dass er sie durch das dargestellte Schicksal provozieren wollte.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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