Beschreiben der Wettererscheinungen beim Durchzug einer Zyklone
Am Beispiel der Beschreibung von Wettererscheinungen beim Durchzug einer Zyklone soll das Beschreiben als eine wesentliche Tätigkeit für die Darstellung geografischer Sachverhalte gezeigt werden. Dabei kommt es auf das systematische, geordnete Schildern des sinnlich wahrgenommenen Prozesses mit sprachlichen Mitteln an. Das muss so erfolgen, dass interessierte Leser oder Zuhörer das Wesen der beobachteten Erscheinungen gedanklich erfassen können.
Mit dem Begriff Zyklone werden wandernde Tiefdruckgebiete bezeichnet. Sie entstehen aus der Verwirbelung warmer und kalter Luftmassen. Mit ihren Warm- und Kaltfronten gestalten Zyklonen unser Wetter wechselhaft (Bild 1).
In den gemäßigten Breiten Mitteleuropas dauert der Durchzug einer Zyklone unterschiedlich lange an. Mitunter geschieht dies in wenigen Stunden. Manchmal benötigen die Luftmassen aber auch ein bis zwei Tage, bis das Tiefdruckgebiet vorübergezogen ist. Oft folgen auch mehrere Zyklonen hintereinander. Man spricht in diesem Falle von einer Zyklonenfamilie.
Für einen Beobachter, der derartige Wettererscheinungen beschreiben möchte, kommt es darauf an, die wesentlichen äußerlich wahrnehmbaren Eigenschaften beim Durchzug einer Zyklone sprachlich so darzustellen, dass sie von den Adressaten gedanklich nachvollzogen werden können. Dazu ist systematisches Vorgehen erforderlich, in diesem Falle in der Reihenfolge des Ablaufs der Wettervorgänge. Es sollten demzufolge beschrieben werden:
- die Wettererscheinungen an der Vorderseite der Zyklone, also der Bereich vor der Warmfront,
- die Wettererscheinungen im Warmsektor der Zyklone, also der Bereich zwischen Warm- und Kaltfront,
- die Wettererscheinungen an der Rückseite der Zyklone, also der Bereich hinter der Kaltfront.
Da es sich in jedem Einzelfall um sehr komplexe und komplizierte Prozesse handelt, die in der Atmosphäre ablaufen, ist beim Beschreiben der Wettererscheinungen ein geordnetes Darstellen unbedingt erforderlich.
Sinnvolle Ordnungsmerkmale sind diesbezüglich:
- die Bewölkung,
- der Niederschlag,
- der Luftdruck,
- die Temperatur,
- der Wind,
- die Sichtverhältnisse.
Diese Merkmale können zum Teil aber nur dann beschrieben werden, wenn entsprechende Messgeräte (z. B. Luftdruckmesser, Thermometer, Windmesser) zur Verfügung stehen.
Wettererscheinungen an der Vorderseite
Zunächst (d. h. viele hundert Kilometer vor der Warmfront) ziehen in großer Höhe hauchdünne Federwolken (Stratus). Sie werden auch als Schlechtwetterboten bezeichnet (Bild 2).
Allmählich verdichten sich die Zirren zu einem Wolkenschleier, der sich immer mehr zu eintönig grauen Schichtwolken verdichtet (Bild 3) die schon bald die Sonne verschwinden lassen. Nach diesem Wolkenaufzug setzt gleichmäßiger, nicht selten länger anhaltender Landregen ein.
Während des Wolkenaufzuges fällt der Luftdruck allmählich, und die Temperatur steigt langsam etwas an. Der Wind weht mäßig aus Südost, später aus Süd. Die Sicht, die anfangs beim Auftreten der ersten Zirren noch bis zu 50 km betragen hat, verschlechtert sich beim Herannahen der Warmfront zunehmend und beträgt jetzt nur noch maximal zwei bis vier Kilometer.
Wettererscheinungen im Warmsektor
Nach dem Durchzug der Warmfront lösen sich die Schichtwolken allmählich auf. Es ist nur noch eine geringe Bewölkung mit einzelnen Haufenwolken vorhanden. Der Niederschlag hat aufgehört, das Wetter wird freundlich, und es heitert auf. Während das Thermometer einen sprunghaften Anstieg der Temperatur um einige Grad anzeigt, fällt aber der Luftdruck weiter. Der Wind springt plötzlich um und weht nun recht heftig aus westlicher Richtung. Die Sicht ist inzwischen zwar besser geworden, aber es ist immer noch etwas diesig. So können größere Objekte lediglich bis zu einer Entfernung von maximal 10 km wahrgenommen werden. Insgesamt aber herrscht schönes Wetter, das einen ganzen Tag lang anhalten kann.
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Wettererscheinungen an der Rückseite
Sehr schnell ziehen mit der Kaltfront hoch aufgetürmte dunkle Haufenwolken (Cumulonimbus) heran (Bild 4), aus denen plötzlich großtropfige Regengüsse oder Schneeschauer fallen. Im Sommer kommt es bei diesem Vorgang häufig zu heftigen Gewittern. Der Luftdruck steigt sprunghaft an. Die Temperatur kann sofort um 5 °C bis 10 °C fallen, steigt dann aber wieder leicht an. Kräftige Böen begleiten den Durchzug der Kaltfront. Aber schon bald flaut der Nordwestwind ab, die Schauer werden seltener, und es klart auf. Vom tiefblauen Himmel leuchten weiße hohe Haufenwolken (Cumulus, Bild 5), und die glasklare Kaltluft bietet bei diesem „Rückseitenwetter“ eine ausgezeichnete Fernsicht. Der Zyklonendurchzug ist beendet.
Damit kann die Beschreibung abgeschlossen werden. Um auf die Ursachen dieser Erscheinungen oder auf Probleme ihrer Entstehung eingehen zu können, bedarf es der Erklärung, wobei das Wirken entsprechender Gesetzmäßigkeiten unter Berücksichtigung vorgegebener Bedingungen aufgezeigt wird.
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