Die Stadt – ein Ökosystem?
Städte unterscheiden sich u. a. durch die Bebauungs- und Besiedlungsdichte, den Grad der Überbauung und Verdichtung der Böden sowie durch ihre Tier- und Pflanzenwelt vom städtischen Umland. Dennoch existieren in den Städten die unterschiedlichsten Ökosysteme, und die Städte selbst stellen Ökosysteme dar. Als künstliche, vom Menschen in Gang gehaltene Ökosysteme weisen sie aber eine Reihe von Besonderheiten, spezielle Umlandbeziehungen und ein spezielles Stadtklima auf.
Städte unterscheiden sich
Städte unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von ihrem zumeist ländlichen Umland. Sofort augenfällig ist die Dichte der Bebauung und der Bevölkerung. Große Flächen sind in den meisten Städten überbaut, versiegelt oder verdichtet. Darüber hinaus werden die städtischen Flächen durch Verkehrswege stark zerschnitten, die Verinselung von Lebensräumen ist folglich oft extrem.
Auch die Anzahl der in der Stadt lebenden Pflanzen- und Tierarten ist gegenüber dem Umland deutlich begrenzt. Allerdings beherbergen Städte Tiere und Pflanzen wiederum nicht nur in zoologischen oder botanischen Gärten.
Neben Insekten und wenigen größeren Säugetieren, z. B. dem Marder, besiedeln vor allem Vögel die Städte. Tauben können vielfach, wie Ratten, zur echten Plage werden.
An Straßenrändern, auf freien Plätzen und Parkanlagen finden auch viele, manchmal ganz charakteristische Pflanzen ihren Lebensraum. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Sträucher und die Schatten spendenden Bäume.
Auch in Städten gibt es Ökosysteme
Innerhalb der Städte gibt es neben Industrieanlagen, Büro- und Wohnhochhäusern sowie Verkehrsbauten auch Grünanlagen und Parks, Kleingärten und Sportanlagen, Reste einstiger Naturräume sowie Flüsse und Teiche. Diese Bereiche der Stadt stellen jeder für sich genommen einen Typ Ökosystem dar.
Nicht nur deshalb, sondern weil in der technisch errichteten, kompakten abiotischen Umwelt der Städte auch Produzenten, Konsumenten sowie Destruenten vorhanden sind und weil es energetische und stoffliche Außenbeziehungen gibt, gibt es auch ein Ökosystem Stadt (Bild). Da es sich dabei aber um ein vom Menschen in Gang gehaltenes urban-industrielles Ökoystem handelt, also um ein künstliches Ökosystem, weist es eine ganze Reihe charakteristischer Besonderheiten und Umlandbeziehungen auf:
In Städten benötigt der Mensch mehr Energie und Stoffe, als in der Stadt selbst zur Verfügung stehen. So werden Brennstoffe, Elektroenergie oder Wasser von der Stadtbevölkerung aus dem Umland bezogen. Das gilt auch für Nahrungsmittel, denn es werden mehr Nahrungsmittel konsumiert, als in der Stadt produziert werden können.
Andererseits produzieren die Menschen mehr Industrieerzeugnisse als in der Stadt selbst benötigt werden und die folglich ins Umland gehen. Durch die Überbauung und Versiegelung großer Flächen sowie durch die Produktion großer Mengen von Stoffen, die auf natürliche Weise nicht abgebaut werden können, müssen große Abfallberge wieder ins Umland verbracht werden.
Neben dem hohen Lärmpegel ist für Städte auch ein beträchtlicher Ausstoß an Rauchgas-, Staub- und anderen Emissionen charakteristisch. Unter anderem deshalb bildet sich unter den Dunstglocken von Städten ein besonderes Stadtklima aus: Sonneneinstrahlung, Verdunstung und Windgeschwindigkeit sind herabgesetzt. Dafür sind die Temperaturen im Jahresdurchschnitt höher, und es fallen mehr Niederschläge.