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  6. Phasen und Instanzen der Sozialisation

Phasen und Instanzen der Sozialisation

Sozialisation ist der Prozess sowie das Ergebnis des Hineinwachsens des Menschen in seine soziale Umwelt und deren Werte, Normen und Gebräuche bei gleichzeitiger Herausbildung und Erhaltung einer Individualität des einzelnen Menschen im Sinne der eigenverantwortlichen, kreativen und selbst verwirklichenden Entfaltung des Einzelnen in der Gesellschaft. Im Verlaufe dieses Prozesses kann es zu Spannungen und Konflikten zwischen den sozialen Verhaltenserwartungen der Gesellschaft einerseits und den individuellen Bedürfnispositionen andererseits kommen. Sozialisation ist ein lebenslanger Prozess.

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Aufgeschlüsselt hat die Sozialisation drei Bestandteile (nach PETER MÖLLER, Berlin):

  1. die Gesamtheit aller äußeren Einflüsse, die auf einen heranwachsenden Menschen einwirken, damit auch die Erziehung durch Eltern, Lehrer u. ä., aber auch die Einflüsse
    anderer Menschen und Gruppen sowie die allgemeinen Lebensbedingungen in einem bestimmten Kulturkreis, einem bestimmten Volk, einer bestimmten Zeit, einer bestimmten sozialen Schicht und einer ganz spezifischen Familie;
     
  2. die innere Verarbeitung dieser Einflüsse durch den Heranwachsenden und damit die Herausbildung einer allgemeinen psychischen Struktur und
     
  3. die unter diesen Umständen herausgebildeten Gefühle und Verhaltensweisen des einzelnen Menschen, die im positiven Falle sozial erwünscht sind, aber im negativen Falle auch sozial inakzeptabel oder selbstschädigend sein können.

Der Begriff „Erziehung“ ist nicht identisch mit „Sozialisation“, aber ein Teilbereich von „Sozialisation“.

Die Sozialisation ist also ein sehr wichtiger Faktor, ein sehr wichtiges Ursachengeflecht, das mit darüber entscheidet, was für ein Mensch ein bestimmtes Individuum ist bzw. wird.
Daneben spielen bei der Entwicklung eines Menschen natürlich auch

  • die allgemeine menschliche Natur und
  • die spezifische Natur, die spezifischen Gene des einzelnen Menschen

eine Rolle. Es werden drei Phasen der Sozialisation unterschieden:

  • Primäre Phase,
  • Sekundäre Phase,
  • Tertiäre Phase.

Sozialisationsinstanzen

Sozialisationsinstanzen sind gesellschaftliche Gruppen oder Gruppierungen, die

  • eine vermittelnde Position zwischen Individuum und Gesellschaft einnehmen,
  • gesellschaftliche Werte, Normen und Handlungsmuster an den Einzelnen herantragen,
  • zentrale Handlungssektoren des Menschen sind,
  • nach eigenen Regeln funktionieren und dem Individuum spezifische Anpassungsleistungen abverlangen.

In den drei verschiedenen Sozialisationsphasen haben auch verschiedene Sozialisationsinstanzen eine besondere Bedeutung.

Familie, Vorschulkinder-
einrichtungen
Schule, Berufsgruppen, Peergroups, Freizeitgruppen, MassenmedienBerufsgruppen, Erwachsenenbildungs-
gruppen,
politische Gruppen, Freizeitgruppen, Massenmedien


Die Bedeutung der verschiedenen Sozialisationsinstanzen im Rahmen des Sozialisationsprozesses hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. So beeinflussen zum Beispiel heute Freizeitgruppen etwa gleichaltriger Kinder und Jugendlicher (Peergroups) sowie die Massenmedien die Wertvorstellungen und Verhaltensmuster besonders von Heranwachsenden in weitaus größerem Maße als früher. Trotzdem bleibt die Familie die grundlegende Sozialisationsinstanz.

Familie als Sozialisationsinstanz

Familie ist die am häufigsten auftretende Form sozialer Gruppen und die einzige Gruppe, in der mindestens zwei Generationen vertreten sein müssen (Elternteil/e und unmündige/s Kind/er). Die besondere Art der Beziehungen macht die Familie zu einer besonderen Sozialisationsinstanz. Familien stellen ein besonderes Beziehungssystem dar.

Die Familie ist die Primärsozialisationsinstanz und spielt vor allem in der frühkindlichen Sozialisationsphase die entscheidende Rolle. In dieser Phase stellt besonders die Mutter-Kind-Beziehung die Weichen für die Trieb-, Beziehungs- und Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen. Im späteren Kindesalter steht die Kindererziehung durch beide Elternteile mehr im Mittelpunkt. Dabei wird die Entwicklung des Kindes stark durch den jeweiligen Erziehungsstil der Eltern beeinflusst.

Erziehungsstile

Erziehungsstile sind nach D. BAUMRIND, 1989 – LMU München:

Der autoritäre (herrschende) Erziehungsstil

Eltern:

  • versuchen zu steuern,
  • bewerten Verhalten des Kindes stark,
  • keine Stärkung verbaler Argumentation des Kindes,
  • hohe Anforderungen an Reife des Kindes,
  • Werte sind konventionell,
  • Gehorsam,
  • Strafe – z. T. Zwangsmaßnahmen,
  • Betonung von Arbeit und Leistung

Kinder:

Jungen:

eher feindselig
 

Mädchen:

weniger selbstständig

Der autoritative (der entscheidende) Erziehungsstil
 

Eltern:

  • fördern verbale Auseinandersetzung,
  • betonen Autonomie des Kindes, aber auch Anpassung,
  • hohe Anforderungen an Reife des Kindes,
  • Anleitung der kindlichen Aktivitäten,
  • unterstützend,
  • liebevoll für kindliche Bedürfnisse,
  • engagiert in der Erziehung,
  • anregend,
  • fördern kindliche Interessen

Kinder:
sehr kompetente Kinder,

Jungen:

freundlich und kooperativ
 

Mädchen:

sehr zielstrebig, leistungsorientiert und durchsetzungsfähig

Der permissive (freizügige) Erziehungsstil
 

Eltern:

  • nicht bestrafend,
  • akzeptierend,
  • unterstützend für kindliche Bedürfnisse, Wünsche und Handlungen,
  • wenig Anforderungen an Reife,
  • eher im Hintergrund,
  • steuern kindliche Aktivitäten nicht,
  • Kind auf sich gestellt,
  • wenig Normen und Standards

Kinder:

  • wenig Unterschied zu Kindern von
    Eltern mit autoritativem Erziehungsstil
     
  • aber: Jungen und Mädchen wenig
    leistungsorientiert,
    Mädchen wenig durchsetzungsfähig

Der indifferente (gleichgültige, unbestimmte) Erziehungsstil
 

Eltern:

  • Vernachlässigung,
  • zwischen Gleichgültigkeit und Feindseligkeit
    den Kindern gegenüber,
  • oft massive soziale Probleme in der Familie

Kinder:

Zeichen sozialer und emotionaler Vernachlässigung

Beeinflusst von der gesellschaftlichen Entwicklung hat auch die Familie in den vergangenen Jahrzehnten einen deutlichen Wandel erfahren. Es existieren sogar gesellschaftliche Meinungen, die der Familie ihre Funktion als Primärsozialisationsinstanz in der heutigen Zeit absprechen; andere Sozialisationsinstanzen, wie Peergroups, Massenmedien u. ä. hätten längst einen viel größeren Einfluss als die Familie.

Sicherlich ist die Funktion der Familie als Primärsozialisationsinstanz in der heutigen Zeit deutlich gefährdet. Häufige Überforderung im beruflichen und gesellschaftlichen Leben, die permanent existierende Arbeitslosigkeit von Eltern und die damit zusammenhängende Armutstendenz wirken sich negativ auf Familien aus.
Gesellschaftliches Ziel muss es sein, die Gefährdung in den Familienentwicklungen aufzuhalten. Sozialisationserfolge in den Familien sind und bleiben unabdingbare Voraussetzung für das Funktionieren der Gesellschaft und eine effiziente Wirtschaft.

Die Ausprägung von

  • Arbeitsmotivation,
  • Verantwortungsbereitschaft,
  • Solidarität und
  • Zuverlässigkeit

ist zum Beispiel in entscheidendem Maße vom Funktionieren der Familie abhängig.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Phasen und Instanzen der Sozialisation." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/politikwirtschaft/artikel/phasen-und-instanzen-der-sozialisation (Abgerufen: 20. May 2025, 08:08 UTC)

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Lord Ralf Dahrendorf

* 01.05.1929 Hamburg
† 17.06.2009 Köln

Der „Vordenker des Liberalismus“ RALF DAHRENDORF, Baron of Clare Market in the City of Westminster (seit 1993), gilt als Experte der Europäischen Integration und war einer der wichtigsten Konflikttheoretiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Er studierte Philosophie, Klassische Philologie und Soziologie in Hamburg und London, als Mitglied des Bundestages für die FDP war er parlamentarischer Staatssekretar im Außenmnisterium unter Bundesaußenminister WALTER SCHEEL und wurde 1970 deutscher Kommissar bei der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel. 1993 bis zu seinem Tod war DAHRENDORF als Baron of Clare Market in the City of Westminster Mitglied des britischen Oberhauses.

Familienpolitik – Ziele und Rahmenbedingungen

Unter dem Begriff Familie wird das Zusammenleben von Eltern (Ein-Eltern- und Zwei-Eltern-Familie) mit ihren Kindern verstanden. Ehepaare ohne Kinder sowie Alleinlebende (Single) stellen eine spezifische Lebensform dar.
Ein wesentliches Politikfeld ist die Familienpolitik. Familienpolitik bezeichnet die gesamten Maßnahmen, mit denen der Staat Einfluss auf die Gestaltung und Größe der Familie versucht, so z. B. durch Schaffung von familiengerechten Wohnungen, steuerlichen Entlastungen oder Kindergeld. In Entwicklungsländern wird diese Politik meist als Bevölkerungspolitik betrieben.

Die Familie stellt heute vor allem ein Gegengewicht zur nüchternen, oft stark von Entfremdung geprägten Berufswelt dar, indem sie der Raum ist, wo Entspannung, Geborgenheit, Wärme, gefühlsmäßige Wertschätzung herrschen. Deshalb ist die Familienpolitik in Deutschland darauf gerichtet, die wesentlichen Funktionen der Familie zu erhalten und zu stärken. Diese Funktionen sind neben den genannten vor allem die Erziehung der Kinder, die Vermittlung von Normen und Werten, die Aneignung gesellschaftlichen Rollenverhaltens durch die Identifikation der Kinder mit den Eltern.
In der Bundesrepublik Deutschland ist das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zuständig für die Familienpolitik.

Begriff und Bereiche der Sozialpolitik

Die Sozialpolitik behandelt ähnlich wie die Wirtschaftspolitik ein generelles Thema, das seit Gründung der ersten Sozialversicherung 1883 sehr viel umfangreicher und auf verschiedene Politikressorts verteilt wurde. Sozialpolitik reicht von der Politik der sozialen Sicherung über die Politik zum Schutz der Arbeitnehmer, der Betriebsverfassung und Mitbestimmung bis zur Gesundheits-, Wohnungs-, Familien- und Vermögenspolitik. Durch Sozialpolitik wird dem in der Wirtschaft vorherrschenden individuellen Erwerbsstreben die Idee der gesellschaftlichen Solidarität an die Seite gestellt. Sozialpolitik sieht sich deshalb denen verpflichtet, die im Wirtschaftsleben aus verschiedensten Gründen keinen Platz finden oder aber herausfallen und deshalb zu verarmen drohen.

Verstärkt seit den 1970er-Jahren kommt das Ziel hinzu, Sozialpolitik als Umverteilungspolitik zur Annäherung der individuellen Einkommen und Vermögen einzusetzen. Das rechte Maß einer Balance zwischen Chancen, Risiken und Belastungen von Individuen, Gruppen und Schichten zu finden (soziale Gerechtigkeit), erweist sich als ständige politische Aufgabe.

Sozialpolitik im Ländervergleich

Für den Begriff Sozialpolitik gibt es verschiedene Definitionen, resultierend aus zeitabhängig unterschiedlichen Zielen der Sozialpolitik, den Aktionsfeldern und ihrer wechselnden Vorrangigkeit sowie der jeweiligen Einstellung der Bürger zur Sozialpolitik.

„Als Sozialpolitik bezeichnet man alle Bestrebungen und Maßnahmen, die das Ziel haben, das Verhältnis der verschiedenen Gesellschaftsschichten untereinander und zum Staat zu beeinflussen. Durch die Sozialpolitik sollen Gegensätze und Spannungen innerhalb der Gesellschaft gemildert und beseitigt werden. Träger der Sozialpolitik ist in erster Linie der Staat mit seinen Unterverbänden (Länder, Gemeinden, Gemeindeverbände) aber auch andere öffentlich-rechtliche Körperschaften (z. B. die Kirchen) und private Zusammenschlüsse wie Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Genossenschaften und sozialpolitische Vereine ... Als betriebliche Sozialpolitik bezeichnet man die sozialen Maßnahmen, die im einzelnen Betrieb zu Gunsten der Belegschaft getroffen werden.“
(Das Wissen des 20. Jahrhunderts, Bd. 5, S. 657, Verlag für Wissen und Bildung, Rheda 1961, 1965)

Unter Sozialpolitik versteht man gegenwärtig:

  • „Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der arbeitenden (auch der nichtarbeitsfähigen) Menschen, besonders der Schutz vor Not durch Krankheit, Alter, Erwerbslosigkeit; umfasst Arbeitsschutz und -verfassung, Entlohnung, Sozialversicherung u. a. Es gibt staatliche und betriebliche Sozialpolitik.“
    (Der Brockhaus in einem Band, 2003)
  • „Planung u. Durchführung staatlicher Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Verhältnisse der Bevölkerung; Gesellschaftspolitik.“
    (DUDEN – Das große Fremdwörterbuch, 2003)

Verteilung von Bildung in der Gesellschaft

Die Entwicklung zu einer Informations- und Wissensgesellschaft ist mit einem steigenden Bildungsbedarf verknüpft: Die Verfügbarkeit von Bildung entscheidet zunehmend über individuelle Lebenschancen (Einkommen bzw. materieller Wohlstand, Ansehen, Einflussmöglichkeiten). Deshalb ist Chancengleichheit im Bereich der Bildung ein wichtiger Gradmesser für die Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit in einer Gesellschaft.
In Deutschland besteht trotz prinzipieller Chancengleichheit im Bildungszugang noch wenig Bildungsgerechtigkeit. Soziale Ungleichheiten zeigen sich vor allem in schichtspezifischen Unterschieden und einer ungleichen Bildungsbeteiligung von Migranten. Auch die PISA-Studien bestätigten diese Tendenzen und zeigten zudem insgesamt unterdurchschnittliche Leistungen deutscher Schüler im internationalen Vergleich. Umfassende Chancengleichheit in Verbindung mit einem hohen Qualifikationsniveau ist in Deutschland im Bereich der Bildung noch nicht erreicht.

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