Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Chemie Abitur
  3. 10 Anwendungen der Chemie
  4. 10.1 Werkstoffe
  5. 10.1.4 Maßgeschneiderte synthetische Polymere
  6. Medizinische Kunststoffe

Medizinische Kunststoffe

Kunststoffe für medizinische Instrumente oder die Einwegspritzen sind aus dem Alltag der Mediziner schon lange nicht mehr wegzudenken. Darüber hinaus sind Kunststoffe heute lebenswichtig und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die moderne Chirurgie nutzt eine Vielzahl von synthetischen Materialien. Man denke nur an die künstliche Herzklappe, das künstliche Hüftgelenk, den Knochendübel, der eine erneute Operation erspart, oder die Hornhautprothese. Auch beim Zahnarzt sind Kunststoffe allgegenwärtig.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Eine wesentliche Voraussetzung für den Einsatz in der Medizin- und Labortechnik ist in vielen Fällen die gesundheitliche Unbedenklichkeit des verwendeten Werkstoffes. Daher wird aus hygienischen Gründen häufig Einwegmaterial aus Polyethylen, Polypropylen etc. eingesetzt. Es gibt aber auch gut sterilisierbare Produkte etwa aus dem bruchfesten, durchsichtigen und wärmeresistenten Polycarbonat Makrolon®.
Heute werden z. B. immer mehr Medikamente intravenös in Liposomen-lösungen verabreicht. Aus diesem Grund wurde von der Bayer AG ein lipidresistentes Polycarbonat (Makrolon®) für die Infusionstechnologie entwickelt. Aus dem gleichen Werkstoff werden auch Korrekturlinsen (Kontaktlinsen) für die Augenmedizin oder Brillengläser hergestellt.

Implantate in der Knochenchirurgie

Bahnbrechend ist die Anpassung von Kunststoffoberflächen für Implantate zur Überlistung der Immunabwehr. Knochen werden beispielsweise von knochenaufbauenden und -abbauenden Zellen, den Osteoblasten und Osteoklasten, ständig umgeformt. Diese Zellen tragen an der Oberfläche sogenannte Integrine. Das sind Proteine, die eine Andockstelle für bestimmte Eiweißmoleküle besitzen. Dies nutzt man heute aus, indem man nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip spezielle Proteine, die exakt zu den Andockstellen der Osteoblasten passen, über kurze Kettenmoleküle an der Oberfläche von Implantaten aus dem Kunststoff PMMA (Polymethylmethacrylat) befestigt. So werden die knochenbildenden Zellen direkt an die Oberfläche des Implantates gelockt, und dadurch das Implantat fest in der Knochenstruktur verankern. Das neuartige Material ist aus den Operationssälen heute nicht mehr wegzudenken.

Implantate für Herz und Kreislauf

Ein gesundes Herz schlägt etwa 40 Millionen Mal im Jahr. Da ist es selbstverständlich, dass nur Materialien für die künstlichen Kammern oder Klappen am Herzen in Frage kommen, die besonders bioverträglich und gleichzeitig flexibel, aber zugleich formstabil und reißfest sind. Zudem müssen die Oberflächen so beschaffen sein, dass die Bildung von Blutgerinnseln durch Ablagerung von Blutzellen vermieden wird.

Die ersten mechanischen Herzklappen bestanden aus Stahl und Siliconkautschuk, jedoch waren diese Materialien anfällig für die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombus), sodass eine begleitende medikamentöse Behandlung erforderlich war. Heute kennt man künstliche Herzklappen, deren Flügel aus pyrolytisch abgeschiedenem Kohlenstoff bestehen und die neben der hohen mechanischen Festigkeit auch eine äußerst glatte Oberfläche aufweisen. Dadurch wird das Thrombusrisiko deutlich reduziert.

Für die Herstellung künstlicher Gefäße nutzt man Teflon (Polytetrafluorethylen), das durch Verstrecken poröser gemacht wurde. An der porösen Oberfläche lagern sich Plasmaproteine an, sodass eine natürliche glatte Oberfläche entsteht.

Biologisch abbaubare Kunststoffe in der Medizin

Biologisch abbaubare Kunststoffe sind ein anderes Beispiel für den Einsatz von Kunststoffen in der Medizin. Dabei handelt es sich z. B. um Polyesterfäden aus Polymilchsäure, Polyglykolsäure oder Polydioxan. Diese Stoffe werden im Organismus hydrolytisch abgebaut, eine erneute Operation zum Entfernen der Fäden entfällt.
Durch die Copolymerisation mit spezieller Kombination von Kunststoffen kann man sehr langsam abbaubare Knochendübel gewinnen.
Auch Kunststoffe als Gefäßwandstützen (Stents) müssen mitunter mehrere Jahre im Körper verbleiben. Daher werden auch hier biologisch abbaubare Polymere eingesetzt, die sich nach der angestrebten Verweildauer von selbst auflösen.

Kunststoffe in der Zahnmedizin

Füllungen aus Kunststoffen stellen eine Alternative zu den früher gebräuchlichen Amalgamfüllungen dar, die auf Grund ihres Gehalts an Quecksilber in Verruf kamen. Dazu bohrt der Zahnarzt zunächst die erkrankte kariöse Stelle des Zahns auf und bringt dann kurzzeitig Phosphorsäure ein. Nach dem Spülen mit Wasser wird ein Gemisch verschiedener Substanzen eingefüllt. Es gibt verschiedene Rezepturen, Eine ist z. B. eine Mischung aus Glutaraldehyd (Pentandial),

Bild

2-Hydroxyethylmethacrylat,

Bild

und verschiedenen anderen Dimethacrylaten

Bild

sowie Quarz (SiO 2 ) .
Dieses Gemisch härtet binnen weniger Minuten unter UV-Belichtung aus.
Der Dialdehyd dient zur Verbindung von Kunststoff und Zahn. Eine der Aldehydgruppen reagiert mit einer freien Aminogruppe aus dem Dentin des Zahnes:

Bild

die andere bindet an die endständige Hydroxylgruppe des 2- Hydroxyethylmethacrylats.

Bild

Auf diese Weise ist eine feste Verbindung zwischen Kunststoff und Zahn erreicht.
Die Belichtung dient dem Start der radikalischen Polymerisation. Daher muss im Füllungsgemisch auch in Spuren ein Initiator (Radikalbildner) vorhanden sein. Da mehrere verschiedene ungesättigte Monomere vorliegen entsteht unter Verknüpfung der C=C-Doppelbindungen ein statistisches Copolyme. Es handelt sich um einen räumlich vernetzten Duroplasten, denn die Dimethacrylate enthalten zwei Doppelbindungen. Der Quarzzusatz erhöht die Festigkeit der Füllung.

Auch aus der Zahnersatzherstellung sind Kunststoffe nicht mehr wegzudenken, sei es für den erforderlichen Gebissabdruck mit Siliconkautschuk oder die Verblendung von Kronen, soweit dies aus Kostengründen nicht durch Keramik erfolgen soll.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Medizinische Kunststoffe." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/chemie-abitur/artikel/medizinische-kunststoffe (Abgerufen: 20. May 2025, 22:38 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Siliconkautschuk
  • Implantate
  • Silikonkautschuk
  • Kunststoffe
  • Kunststoff und Zahn
  • Teflon
  • Medizin
  • Biologisch abbaubare Kunststoffe
  • Einwegmaterial
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Hilfsstoffe in Kunststoffen und für großtechnische Verfahren

Oft werden den reinen Polymermaterialien Hilfsstoffe zugesetzt, die ihre technischen Eigenschaften verbessern. Dazu zählen insbesondere Weichmacher, Stabilisatoren und andere Zusatzstoffe. Am Beispiel des Polyvinylchlorids (PVC) wird dies erläutert.
Bei der großtechnischen Herstellung von Stoffen können nicht immer optimale Bedingungen hinsichtlich Druck, Temperatur usw. geschaffen werden, um das Reaktionsprodukt in ausreichender Menge oder Geschwindigkeit zu erhalten. Um dennoch eine Reaktion schnell und effizient durchführen zu können, werden chemische Zusätze, sogenannte Hilfsstoffe, zugefügt. Nach der Reaktion werden die Hilfsstoffe in der Regel abgetrennt, regeneriert und dem Prozess wieder zugeführt. Zu den Hilfsstoffen zählen Katalysatoren, Lösungsmittel, Extraktionsmittel und Adsorptionsmittel. Emulgatoren sind Hilfsstoffe, die jedoch im Produkt verbleiben.

Polyurethane – Werkstoffe mit vielfältigen Einsatzgebieten

Polyurethane werden durch Polyaddition von bi- oder höherfunktionellen Alkanolen und Isocyanaten gebildet. Keine andere Kunststoffgruppe eröffnet so vielfältige Einsatzgebiete. Je nach verwendetem Ausgangsstoff kann man lineare oder vernetzte Polyurethane erhalten, die vielseitige Anwendung in Schaumstoffen, Elastomeren, Lacken, Klebstoffen, Fasern etc. finden.

Kautschuk

Kautschuk ist eine Sammelbezeichnung für natürliche oder synthetische Stoffe, die bei Raumtemperatur gummielastische Eigenschaften besitzen. Die Isoprenmoleküle des Naturkautschuks sind in kettenförmigen Knäueln miteinander verbunden. Durch Dehnen werden die kettenförmigen Makromoleküle gestreckt und dadurch parallel ausgerichtet. Durch die Vulkanisation, d. h. den Einbau von Schwefelbrücken zwischen den Ketten, wird die Beweglichkeit der Kette herabgesetzt. Damit erfordert eine Verformung des Materials mehr Kraft, ist begrenzt und nach Aufhören der Krafteinwirkung reversibel.

Reaktive Polymere – ungesättigte Polyester und lebende Polymere

Intelligente Werkstoffe sind solche, die für den jeweiligen Einsatzbereich optimiert sind. Dazu werden entweder die Eigenschaften verschiedener Materialien kombiniert, indem z. B. über eine anionische Polymerisation gezielt verschiedene Monomere nacheinander in ein Makromolekül eingebaut werden. Ein anderer Weg führt über die Synthese ungesättigter Polyester, die erst später durch eine vernetzende Polymerisation zu einem Harz verarbeitet werden.

Klebstoffe – vielseitige Werkstoffe

In der Natur begegnet uns das Kleben auf vielfältige Weise. Sei es der Cellulosebrei beim Nestbau der Wespe, der Latex beim Gummibaum oder das Wachs der Bienen. Menschen nutzten schon in der jüngeren Steinzeit die natürlich vorkommenden Baumharze als Klebstoff etwa zur Befestigung von Speerspitzen.
Moderne Entwicklungen haben die Technik der Materialverbindung revolutioniert. Wir alle kennen den Klebstoff aus der Tube oder das Befestigen eines Posters an der Wand mit einem sogenannten „Power Strip“. Weniger bewusst ist uns der Einsatz von Klebstoffen im Fahrzeugbau oder gar in der Luft- und Raumfahrttechnik.
Warum klebt aber nun ein Klebstoff? Welche Eigenschaften zeichnen ihn aus?

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025