Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 4 Literaturgeschichte
  4. 4.3 Literatur des Mittelalters
  5. 4.3.2 Erste schriftliche Überlieferungen
  6. Interpretation des Hildebrandslieds

Interpretation des Hildebrandslieds

Das „Hildebrandslied“ ist das einzig erhaltene althochdeutsche Heldenlied und in seiner tradierten Form etwa um 770–780 entstanden. Es setzt sich aus langobardischen, bairischen und niederdeutschen Elementen zusammen und besteht aus stabreimenden Langzeilen.

Stofflich ist das „Hildebrandslied“ dem Sagenkreis um den historischen DIETRICH VON BERN zugehörig; es berichtet vom Konflikt zwischen Vater und Sohn – Hildebrand (dem Waffenmeister DIETRICHs) und Hadubrand. Auffällig im „Hildebrandslied“ ist die Christianisierung germanischer Gottheiten.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Historische Zuordnung

Historisch kann die Entstehung des Stoffes für das „Hildebrandslied“ durch den Untergang Burgunds 437 und den Tod des Hunnenkönigs ATTILA (ETZEL) sowie durch die Ermordung ODOAKERs durch DIETRICH VON BERN 493 festgemacht werden.

Der historische DIETRICH VON BERN war der Ostgoten-König THEODERICH I. (DER GROSSE) von Ravenna.

Der historische HILDEBRAND soll um 445–520 gelebt haben und Waffenmeister DIETRICHs gewesen sein. Sein Name taucht auch im „Nibelungenlied“ und in der isländischen „Heimskringla“ auf.

Die im Gotischen nicht bezeugten -brand-Namen deuten auf langobardischen Ursprung. Die Langobarden waren ein ursprünglich aus Skandinavien stammender germanischer Stamm, der sich in Oberitalien ansiedelte. Ihr Reich zerfiel, als KARL DER GROSSE es 774 eroberte. Er ließ sich zum König der Langobarden ausrufen. Das Kennzeichern dieser Königswürde war die Eiserne Krone. Begrifflich ist der Stammname der Langobarden noch in dem Region-Namen „Lombardei“ vorhanden.

Das wohl zunächst mündlich tradierte „Hildebrandslied“ – die älteste deutsche Heldendichtung – wurde aus einem gotischen oder langobardischen Urtext ins Bairische umgearbeitet, und im Kloster Fulda hat offensichtlich ein Schreiber versucht, das Lied ins Niederdeutsche zu übersetzen. So besteht das „Hildebrandslied“ also aus:

  • langobardischen,
  • bairischen und
  • niederdeutschen Elementen.

Inhalt und Interpretation

Das „Hildebrandslied“ ist in seiner tradierten Form etwa um 770–780 entstanden. Es wurde von zwei Schreibern auf die freigebliebenen Außenseiten einer lateinischen theologischen Handschrift im Kloster Fulda geschrieben und besteht aus 68 stabreimenden Langzeilen.

„Ik gihorta ðat seggen, / ðat sih urhettun ænon muotin,/ Hiltibrant enti Haðubrant untar heriun tuem.“
(Vers 1–3)

Übersetzung:
Ich hörte berichten, / dass zwei Krieger aufeinanderstießen,/ Hildebrand und Hadubrand, zwischen ihren beiden Heeren.

Diese beiden erwähnten Krieger sind Vater und Sohn („dat Hiltibrant hætti min fater: ih heittu Hadubrant.“ Vers 17, stellt sich der Jüngere vor ).

Hildebrand, der Ältere, war einst von Odoaker, Sohn eines Skirenfürsten, zusammen mit Dietrich von Bern aus seiner Heimat vertrieben worden („floh her Otachres nid/ hina miti Theotrihhe enti sinero degano filu“, Vers 18–19). Nun stehen sich Vater und Sohn als Feinde zwischen ihren Heeren („untar heriun tuem“, Vers 3 ) gegenüber, denn Huildebrand kämpft im Heer der Hunnen.

Der Konflikt zwischen beiden eskaliert, denn wohl vermag der Vater, in dem anderen den Sohn, der Sohn jedoch nicht, in seinem Gegenüber den Vater zu sehen. Mitten im Kampf bricht die Handschrift ab:

do stoptun to samane staim bort chludun,/ heuwun harmlicco huitte scilti,/ unti imo iro lintun luttilo wurtun,/ giwigan miti wabnum ...

Übersetzung:

Da stießen sie zusammen, spalteten prächtige Schilde,/ zerhieben gefährlich die weißen Schilde,/ bis ihnen ihre Lindenschilde zu Bruch gingen,/ zerstört von den Waffen ... (Vers 65–68)

Spätere Quellen (isländische Sagensammlung „Edda“, vgl. PDF) legen den Schluss nahe, dass Hildebrand seinen Sohn im Zweikampf tötet.

  • BWS-DEU2-0185-03.pdf (89.25 KB)

Im „Jüngeren Hildebrandslied“ (aus dem 15.–17. Jahrhundert, siehe beide PDFs) allerdings überleben Vater und Sohn den Zweikampf:

„Ach Vater, liebster Vater, die Wunden, die ich dir hab geschlagen,
Die wolt ich dreimal lieber in meinem Haubte tragen.“
„Nun schweig, du lieber Sune:  der Wunden wirt gut Rat,
Seid das uns got all beide  zusammen gefüget hat.“

  • BWS-DEU2-0185-04.pdf (99.81 KB)

Auch die altnordische „Þiðreks saga“ (um 1280), die den Sagenkreis um Thidrek af Bern (Dietrich von Bern) beinhaltet, findet einen versöhnlichen Schluss.

Eine weitere Variante findet sich in der norddeutschen Sage von „Koninc Ermenrîkes Dôt“. Hier wird der Kampf zwischen Dietrich von Bern und dem fränkischen König Ermenrink in den Mittelpunkt gestellt.

Zwar ist das „Hildebrandslied“ vom alten germanischen Schicksalsglauben bestimmt, jedoch werden nicht germanische Götter angerufen, sondern der „waltant got“ = der waltende Gott (Vers 49). Dies zielt auf ein Umformen des alten Glaubens mithilfe germanischer Überlieferung: Die germanischen Gottheiten werden christianisiert und zu einem einzigen Gott: „irmingot“ = der große, der erhabene Gott (Vers 30).

  • BWS-DEU2-0185-05.pdf (482.84 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Interpretation des Hildebrandslieds." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/interpretation-des-hildebrandslieds (Abgerufen: 15. June 2025, 03:35 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Niederdeutsch
  • Vater und Sohn
  • germanische Götter
  • historisch
  • Burgund
  • Hildebrandslied
  • Langobarden
  • Hadubrand
  • Krieger
  • Interpretation
  • Inhalt
  • ODOAKERS
  • Dietrich-Sage
  • Nibelungenlied
  • germanische Gottheiten
  • Hunnenkönig ATTILA
  • ETZEL
  • stabreimende Langzeilen
  • Christianisierung
  • waltant got
  • der waltende Gott
  • stofflich
  • Kloster Fulda
  • germanisches Heldenlied
  • THEODERICH I. VON RAVENNA
  • deutsche Sprache
  • langobardisch
  • DIETRICH VON BERN
  • bairisch
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Entwicklung der deutschen Sprache

Etwa 2000 v. Chr. begann mit der Neubesiedlung des westlichen Ostseeraumes die Abtrennung der germanischen Sprachen aus dem Indoeuropäischen. Dies war ein Prozess, der sprachliche Veränderungen – die erste Lautverschiebung, den Akzentwandel und die Herausbildung schwacher Verben – beinhaltete.

Durch ausgedehnte Wanderbewegungen kam es dann zur Bildung germanischer Großstämme und damit zu einer weiteren Differenzierung der Sprache. Das im 5. Jahrhundert n. Chr. neben dem Ost- und Nordgermanischen entstandene Westgermanische ist der Ursprung der deutschen Sprache.

Die sprachliche Abgrenzung des Deutschen vollzog sich wiederum in einem längeren Prozess, der als zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung bezeichnet wird. Er führte zur Herausbildung verschiedener Mundarten und zur Teilung des deutschen Sprachraums in Niederdeutsch und Hochdeutsch.

Kudrun im Kontext der germanischen Sagenwelt

Die Kudrun wird in der germanischen Sagenwelt mehrfach erwähnt. Im „Kudrun-Lied“ werden drei Geschichten erzählt:

  • Zunächst berichtet das Lied von der Entführung des siebenjährigen Hagen durch einen Greifen und dessen Selbsterziehung.
  • Die zweite Geschichte ist die Entführung von Hilde, Hagens Tochter, aus Liebe.
  • In der dritten Geschichte wird von der Entführung Kudruns, Hildes Tochter, erzählt.

Die drei Stoffe stammen aus unterschiedlichen Perioden der deutschen Literatur und wurden von mehreren Autoren geschrieben.

Hartmann von Aue

* um 1160–1170
†um 1210–1215

HARTMANN VON AUE gilt als der erste große hochhöfische Kunstdichter. Er entwickelte den von HEINRICH VON BELDEKE eingeführten Stil der höfischen Kunstpoesie weiter (höfischer Epenstil), dichtete Lieder der hohen Minne, der Absage an die Minnekonvention und Kreuzzugslieder. Seine Hauptbedeutung liegt auf dem Gebiet der Epik.

Vor- und frühsprachliche Entwicklung

Die Sprache entwickelte sich in ihrer spezifischen Form mit der menschlichen Spezies. Im Vergleich zu den kommunikativen Systemen von Tieren hat sich die menschliche Sprache entscheidend weiterentwickelt.
Wahrscheinlich entstand die Sprache zum ersten Mal bei den Neandertalern (vor 300 000 bis 40 000 Jahren). Einen Entwicklungsschub hat die menschliche Sprache aber wohl erst durch den Homo sapiens – dessen Schädel und Kehlkopf besser zur Spracherzeugung geeignet waren – vor 40 000 bis 30 000 Jahren erhalten.

Es gibt unterschiedliche Auffassungen der Sprachwissenschaftler über die Entstehung der Sprache, die sich entweder aus einer Ursprache (Theorie der Monogenese) oder aus mehreren Grundsprachen (Theorie der Polygenese) entwickelt haben soll.

Die „Kudrun“

Die Kudrun-Strophe ist verwandt mit der Nibelungen-Strophe und der Kürenberger-Strophe. Sie weist jedoch einige Besonderheiten auf. So gibt es keinen Binnenreim der Anverse und auch in der Form ist sie nicht so streng und einheitlich gebaut wie die Nibelungen-Strophe.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025