Plakat

Zur Geschichte des Plakats

Bereits im Altertum gab es plakatähnliche Anschläge, um der Öffentlichkeit Mitteilungen zu machen. Auf Marktplätzen, vor Kirchen oder Stadthäusern, dort, wo sich das Volk versammelte, wurden den Bürgern Botschaften wie Hinweise, Erlasse, Befehle bekanntgegeben. Auch die alten Schriftzeichen und Symbole auf gravierten Steinen im alten Ägypten gelten als erste Formen von Plakaten. Damals war ihre Wirksamkeit begrenzt, denn es waren nur einzelne, an bestimmte Standorte gebundene Mitteilungen, die nur wenige Menschen erreichten. Das heutige vervielfältigte Plakat erreicht dagegen die Menschen bis ins entlegenste Dorf.

Cover eines Plakates

Das Plakat und die Erfindung des Buchdrucks und der Lithografie

Die Erfindung des Buchdrucks eröffnete die Möglichkeit einer ausgedehnten visuellen Kommunikation. In beliebig hoher Auflage konnten Plakate hergestellt werden. Damit bildete die Entwicklung des Buchdrucks die entscheidende Grundlage für die Verbreitung des Plakats. ALOIS SENEFELDER erfand die Lithografie und damit eine neue Reproduktionstechnik. (Lithografie ist eine grafische Technik. Das Bild wird mit fetthaltiger Farbe auf den Stein aufgetragen; die Teile des Steins, die keine Zeichnung enthalten, werden so präpariert, dass sie keine Farbe annehmen. Der Druck erfolgt nach Umdruck auf einen Maschinenstein und über Pressen. Dieses Druckverfahren läuft nach dem Prinzip des Flachdrucks.)
Der große Aufschwung der Plakatlithografie kam etwa 1860 von England. Große französische Künstler, allen voran HENRI DE TOULOUSE-LAUTREC, schufen hervorragende Plakate. So wurde Paris zur eigentlichen Geburtsstätte der Plakatära. TOULOUSE-LAUTREC (1864–1901), der mit 37 Jahren starb, hat 30 Plakate geschaffen. Er wird noch heute als der größte Plakatkünstler bezeichnet.
CHÉRET, ebenfalls ein berühmter französischer Künstler, hat über 1 000 Plakate entworfen. Er gilt als der „Schöpfer einer Galerie der Straße“.
Auch in der Schweiz erfuhr die Plakatkunst eine große Achtung. An der Kunstgewerbeschule Zürich lehrte ERNST KELLER, der über 100 Plakate schuf. Er galt als Meister der Lithografie.
In Deutschland kam das Plakat relativ spät zur Geltung. So schrieb der Kunsthistoriker JULIUS MEIER-GRAEFE (1867–1935):
„Es ist schwierig, von deutschen Plakaten zu sprechen, denn Plakate, wie sie in Frankreich konzipiert werden, gibt es eigentlich in Deutschland nicht, die Werbung bedient sich ausschließlich der Zeitungen.“ Dafür gab es einen Grund: Es regierte immer noch das alte Vorurteil der Bourgeoisie gegenüber den Künstlern und umgekehrt der Künstler gegenüber der Bourgeoisie. Ein Fabrikant von damals konnte keinen Gefallen daran finden, seine Produkte von einem Künstler bewerben zu lassen, und ein Künstler wollte nicht so tief sinken, seine Malkunst den profanen Zwecken eines Fabrikanten zu unterwerfen. Durch die Initiative der Künstlervereinigung „DIE BRÜCKE“ und der Zeitschrift „STURM“ änderte sich das. Deutschland hatte nun Plakate von Expressionisten wie KOKOSCHKA, KIRCHNER oder HECKEL.
Den Vorsprung Frankreichs hat Deutschland bis heute nicht aufgeholt. Dazu ein Vergleich: Von den Werbeausgaben in Deutschland entfallen 74 % auf Zeitungen, 15,8 % auf das Fernsehen und nur 3,9 % auf die Außenwerbung. In Frankreich sieht das anders aus. Hier entfallen 53,7 % auf die Zeitungswerbung, 15,8 % auf das Fernsehen und 12 % auf die Außenwerbung.

Das Plakatkleben

Die Weiterentwicklung der Plakate von den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts bis heute war unterschiedlichen künstlerischen Stilrichtungen unterworfen. In diesem Zusammenhang ist auch das Plakatkleben zu nennen. In Frankreich wie auch in Deutschland war das eine Angelegenheit des Staates. Während das Plakat zu den ältesten Medien zählt, war das Gewerbe des Plakatklebens relativ jung. Heute verrichten Klebeinstitute die Arbeit. Die Technik der Plakatherstellung ist den technischen Entwicklungen des Druckgewerbes gefolgt. In den letzten Jahren hat sich die Plakatherstellung zunehmend verselbstständigt.

Aufgaben des Plakats

Das Plakat hat viele Aufgaben zu erfüllen. Es informiert über kulturelle Veranstaltungen, es soll anregen, Konsumgüter zu kaufen, einer politischen Partei Glauben zu schenken, ihre vorgeschlagenen Kandidaten zu wählen. Es soll anregen, die Vielfalt der Natur kennenzulernen. Das Plakat an der Wand will Neugier wecken. Die große Auswahl an den Plakatwänden fasziniert immer wieder und beeinflusst viele Menschen. Das Plakat ist Werbemittel und Werbeträger. Es befindet sich in ständiger Konkurrenz zu anderen Werbemedien und erfordert große Anstrengungen von Grafikern, Werbefachleuten und Druckern.
Trotz vieler anderer Medien ist das Plakat immer noch ein fester Bestandteil unserer Umwelt.

Seiner Aufgabe noch besser gerecht wurde das Plakat durch die Citylightposter. Darunter sind beleuchtete Plakate an dunklen Orten zu verstehen. Der Erfinder dieser Citylightposter ist der Franzose J. C. DECAUX. Von ihm wird folgende Geschichte erzählt: Er war an einem regnerischen Tag in einer Großstadt unterwegs. Während er sich an einer Bushaltestelle aufhielt, sah er die Leute zwar trocken, aber im Dunkeln stehen. DECAUX dachte sich, dass man diesen gut besuchten Ort doch durch eine Seitenwand mit einer beleuchteten Werbung aufhellen, verschönern und zugleich werblich nutzen könne. Das war die Geburtsstunde der sogenannten Abribusplakate (Abri = Unterstand, Bus = Bus).

Hat das Plakat eine Zukunft?

Die Zukunft der Kommunikation ist nicht vorherzusagen, damit auch nicht die des Plakats. Sie ist eng verbunden mit technologischen Entdeckungen und Entwicklungen. Die Datenautobahnen und das Internet werden die bestehenden Kommunikationswege in Bild und Ton verändern. Trotzdem werden sie wohl das Medium Plakat nicht ersetzen können. Es gilt als sicher, dass Plakatwände und Citylightposter auch in Zukunft ihren festen Platz in der Werbelandschaft haben werden. Die Geschichte lehrt, dass der Mensch immer neue Werkzeuge erfunden hat, ohne deshalb die alten zu vergessen. Das Plakat, das anfangs nur der Mitteilung diente, wirkt heute durch seine Verbindung von Text und bildlichen Elementen als Werbemittel. Es enthält nur noch kurze, überschaubare Texte und meist großflächig knappe, häufig stilisierte grafische Darstellungen.

Druckbuchstaben für ein Plakat

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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