Die Lebensgeschichte von HANS SACHS beginnt und endet in Nürnberg, wo er am 05.11.1494 als Sohn eines Schneidermeisters geboren wurde. Er besuchte die Lateinschule und trat 1508 in die Lehre bei einem Schuhmacher ein. Von dem Weber LEONARD NUNNENBECK erlernte er den Meistergesang, eine vom höfischen Minnesang abgeleitete Dichtkunst, die von städtischen Handwerkerpoeten im späten Mittelalter (seit dem 14. Jahrhundert) betrieben wurde. Als Meistersinger machte er es sich zur Aufgabe, die literarische Tradition der Spruchdichter und Minnesänger fortzusetzen, die alte Lyrik zu pflegen und eigene Dichtungen und Kompositionen zu schaffen – nach den strengen Regeln, die von den Zünften vorgegeben wurden, in denen sich die Meistersinger zusammenschlossen.
Als Schustergeselle begab er sich 1511 auf die zu seiner Zeit übliche Walz (Wanderschaft eines Handwerksburschen) und zog fünf Jahre lang kreuz und quer durch Deutschland, wobei er zahlreiche Singschulen besuchte. 1517 kehrte er nach Nürnberg zurück und ließ sich dort als Meister nieder. Hier wurde er Mitglied der Meistersingerzunft. (Ein Meister konnte nur werden, wer nach den strengen Regeln eine eigene Melodie gefunden hatte.) SACHS starb am 19.01.1576 in seiner Heimatstadt.
Der Schuhmacher HANS SACHS war einer der größten Poeten seiner Zeit und konnte am Ende seines Lebens auf ein umfangreiches literarisches Schaffen zurückblicken. Er beherrschte nicht nur den Meistergesang (auch: Meistersang) sondern auch die Reimrede und das Drama. Davon zeugt die stattliche Zahl der von ihm verfassten Meisterlieder, Spruchgedichte und Schauspiele. Seine literarischen Werke, die u. a. von dem altrömischen Dramatiker PLAUTUS geprägt waren, verfasste er in verschiedenen Varianten des Knittelverses. Er war ein Meister des derben Humors, doch vertrat er trotzdem den Moralkodex des ehrbaren Bürgertums und es war offensichtlich sein Anliegen, Bildung und Sitten zu festigen. Das zeigt sich in seinem Hang zur belehrenden Schlussmoral. Wohl war er schon früh ein überzeugter Anhänger MARTIN LUTHERs und der Reformation (siehe PDF "Hans Sachs - Gedichte"), doch moralisierte er maßvoll und glaubte an das Gute im Menschen.
Besonders in seinen Fastnachtsspielen entwickelte er solcherart moralisierende und zugleich satirische Darstellungen, indem der dem Volk „aufs Maul“ schaute und allgemeine menschliche und standestypische Schwächen aufs Korn nahm. (Fastnachtsspiele sind die ältestes Form des weltlichen, deutschsprachigen Dramas, eine Spielart der Komödie, die vor allem zwischen 1430 und 1600 in städtischen Zentren wie Lübeck und Nürnberg zur Aufführung kam und die sich aus germanischen Frühlingsriten entwickelte.)
Leider sind nur äußerst wenige Werke erhalten, darunter die „Dialoge“ (1524) und das Gedicht „Die Wittembergisch Nachtigall“ (1524), in denen SACHS für LUTHER und die Reformation Partei nahm, außerdem der Schwank „St. Peter mit der Geiß“ (1555) und mehrere seiner Fastnachtsspiele:
SACHS hatte großen Einfluss auf Literaten seiner und nachfolgender Zeiten. Er galt zu seinen Lebzeiten als einer der berühmtesten deutschen Poeten. Die Dichter des Barock und der Aufklärung lehnten ihn dagegen ab, sodass er weitgehend in Vergessenheit geriet, bis er in der Epoche des Sturm und Drang und insbesondere der Romantik im Zuge der um sich greifenden Mittelalterverehrung neu entdeckt und gefeiert wurde. Bekannt ist z. B. das Gedicht „Hans Sachsens poetische Sendung“ (1776) von JOHANN WOLFGANG VON GOETHE. Besonders die Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ (1868) von RICHARD WAGNER war es schließlich, die HANS SACHS zu neuer Popularität verhalf.
Stand: 2010
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