- Lexikon
- Politik/Wirtschaft
- 4 Gesellschaft im Wandel
- 4.2 Gesellschaftsstrukturen und Sozialisation
- 4.2.1 Bevölkerung
- Bevölkerungsentwicklung in Deutschland
Die Bevölkerung als soziale Struktur umfasst
zusammengefasst in Klassen, Schichten und Milieus.
Die Bevölkerung bilden alle Einwohner mit Hauptwohnung in Deutschland. Ihre Entwicklung bzw. Bewegung ist Teil des gesamtgesellschaftlichen Fortgangs. Die Bevölkerung
In Deutschland leben 81,8 Mio. Einwohner (2011), davon sind 51 % Frauen. Das entspricht einer Bevölkerungsdichte von 229 Personen je qkm. In der EU insgesamt liegt sie bei 116 Personen pro qkm (2011).
Bevölkerungspyramide für Deutschland 1910, 1950, 2018 und 2060
Die Bevölkerungsentwicklung (Bild 1) ergibt sich aus den Veränderungen
In Deutschland (West) ist die Bevölkerungsentwicklung seit 1945 insgesamt positiv verlaufen, wobei sich drei Phasen voneinander abheben:
Die DDR war von Beginn an ein Auswanderungsland, dessen Bevölkerungszahl zwischen 1948 und 1989 von 19,1 auf 16,4 Mio. sank – trotz eines Babybooms in den 1960er-Jahren sowie bevölkerungs- und familienpolitischer Fördermaßnahmen, die in den 1970er-Jahren zu steigenden Geburtenzahlen führten.
Die langfristige Entwicklung in Deutschland ist dreifach gekennzeichnet:
Die Geburtenentwicklung folgte dem langfristigen Trend in Industriegesellschaften. In knapp einhundert Jahren sank statistisch die durchschnittliche Zahl von Kindern je Frau von knapp 5 auf 1,4 in den 1970er-Jahren. Die einheimische Bevölkerung nimmt ab.
Allein zwischen 1999 (= 100 %) und 2001 wurde die Anzahl der Geborenen auf 95,3 %, die der Gestorbenen nur auf 97,9 % reduziert. Die Anzahl der Eheschließungen verringerte sich auf 90,5 %, die der Scheidungen erhöhte sich auf 103,6 %.
Der Geburtenrückgang hat verschiedene Ursachen, die mit
zusammenhängen.
Die Altersstruktur folgt aus
In den „Lebensbäumen“ spiegelt sich der Wandel des letzten Jahrhunderts wider, wobei neben den Kriegen die abnehmende Säuglingssterblichkeit und die zunehmende Lebenserwartung wichtige Bestimmungsgrößen sind.
Im 20. Jh. erhöhte sich die Lebensdauer der Deutschen um rund 30 Jahre. Die Lebenserwartung der Ostdeutschen, die zwei bis drei Jahre kürzer als die der Westdeutschen war, nähert sich an. Die durchschnittliche Lebensdauer der Männer ist bis zu sechs Jahre kürzer als die der Frauen, was auf besondere Arbeitsbelastungen und Berufsrisiken der Männer sowie auf einen gesundheitsbewussten Lebensstil der Frauen zurückgeführt wird.
Markantes Merkmal ist die Alterung der Bevölkerung.
Die Lebenserwartung wächst bei gleichzeitigem Geburtenrückgang und verschiebt dadurch die Altersstruktur ständig zugunsten der älteren Menschen. Die Revolution der Lebensdauer hat weit reichende Folgen, die zunehmend erörtert werden:
Westdeutschland zählt seit 1945 zu den wichtigsten Zuwanderung sländern der Welt. Ostdeutschland nahm zunächst zahlreiche Zuwanderer auf, wurde insgesamt aber bald Auswanderungsland. Die territoriale Mobilität ist dreifach geprägt:
Bereits vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges setzte die Ost-West-Bewegung der Deutschen
In den beiden neuen Staaten fanden über 12 Mio. Vertriebene und Umsiedler Aufnahme. Die Ost-West-Wanderung setzte sich zwischen 1950 und der Grenzabriegelung zwischen den deutschen Staaten 1961 mit 3,6 Mio. meist Flüchtlingen fort, die aus Ostdeutschland nach Westdeutschland wechselten. 0,5 Mio. Menschen zogen in umgekehrter Richtung.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion stieg die Zahl der Aussiedler von deutschstämmigen Minderheiten z. B. aus Kasachstan und der Ukraine. Zwischen 1988 und 1994 wurden fast 2 Mio. Menschen aufgenommen. Sie trafen mit ihren meist handwerklichen Qualifikationen auf eine hoch entwickelte Wirtschaft, was ihre Integration erschwert.
Die Binnenwanderung ergibt sich aus der regional unterschiedlichen Verteilung von Bildungs-, Erwerbs- und Wohnmöglichkeiten. Hinzu kommt die regionale Vielfalt der Landschaften, Kulturen und Traditionen. Bis in die 1960er-Jahre zogen die Menschen insbesondere in die industriellen Ballungszentren von Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen – vorzugsweise in mittelgroße Städte, während die großstädtische Bevölkerung stagnierte. Vor allem ungleich verteilte Erwerbschancen und ein allgemeines Wohlstandsgefälle sorgten nach der deutschen Vereinigung dafür, dass viele Ostdeutsche in die alten Bundesländer abwanderten, zwischen 1989 und 2000 über 2,6 Mio. Menschen. Dem standen Fortzüge von Westdeutschen nach Ostdeutschland – vor allem Selbstständige und Angestellte – gegenüber, was 1996 und 1997 zu einer nahezu ausgeglichenen Mobilität führte. Die neuen Länder verloren in den zehn Jahren nach 1991 0,5 Mio. Menschen, davon die Hälfte jünger als 30 Jahre.
Seit 1962 sorgen zuwandernde ausländische Arbeitnehmer zunächst aus Italien, dann vor allem der Türkei und Jugoslawien, für eine positive Wanderungsbilanz. Sie war nur in der Wirtschaftsrezession 1966/67 unterbrochen. Die Bundesrepublik verlassen seit den 1960er-Jahren jährlich 0,4 bis 0,6 Mio. Menschen, meist in europäische oder amerikanische Länder. Der starke Anstieg des multiethnischen Anteils an der Bevölkerung war bisher weitgehend auf Westdeutschland beschränkt. Ausländische Arbeitskräfte werden nicht nur für einfache Tätigkeiten benötigt (Green Cards für EDV-Spezialisten). In Handel und Dienstleistung eröffneten sich gute Integrations- und Aufstiegsmöglichkeiten (Ethno-Gewerbe, ausländischer Mittelstand) für Ausländer.
Bevölkerungsentwicklung in Deutschland 1939–2009
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