Englisch in der Karibik
In verschiedenen Ländern der Karibik ist Englisch die offizielle Sprache. Doch als Umgangssprache wird von der Bevölkerung eine vom Englischen beeinflusste Kreolsprache (Creole) gesprochen. Ihr Wortschatz orientiert sich am Englischen, während in Phonologie, Semantik und Morphosyntax zahlreiche Unterschiede zum Englischen bestehen. Deshalb lässt sich die Kreolsprache mit guten Gründen als eigenständiges sprachliches System auffassen.
Der karibische Raum
Der karibische Raum erstreckt sich von der Südspitze Floridas in einem weiten Bogen bis zu den Küsten Mittel- und Südamerikas. In sprachlicher Hinsicht handelt es sich um ein sehr heterogenes Gebiet. Die karibischen Inseln wurden seit dem Ende des 15. Jahrhunderts von verschiedenen europäischen Ländern kolonialisiert. Offizielle Sprachen in der Karibik sind:
- Spanisch in Kuba, der Dominikanischen Republik und (neben Englisch) in Puerto Rico,
- Französisch in Guadeloupe, Haiti und Martinique,
- Niederländisch in Aruba, Curacao und Surinam.
Das Englische
In vielen Teilen der Karibik ist Englisch zwar die offizielle Sprache. Doch als Umgangssprache wird von der Bevölkerung eine vom Englischen beeinflusste Kreolsprache (Creole) gesprochen. Als Kreolsprachen gelten seit dem 17. Jahrhundert die Sprachen, die in den überseeischen Kolonien europäischer Staaten (v. a. in Afrika und in der Karibik) als Resultat andauernder gegenseitiger Beeinflussung von europäischen und nichteuropäischen Sprachen entstanden sind, wobei der Einfluss der europäischen Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Niederländisch) überwiegt.
Die Geschichte des Englischen in der Karibik weicht deutlich von den sprachlichen Entwicklungen in anderen Kolonien Großbritanniens, wie zum Beispiel Australien, Kanada oder Südafrika, ab. Dort wurde Englisch von britischen oder irischen Siedlern gesprochen, die ihre Sprache an die folgenden Generationen weitergaben. Diese Art der Sprachtradierung hat in der Karibik nur die frühe Phase der Besiedlung bestimmt. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts wurden zahlreiche Afrikaner unterschiedlicher Herkunft und Kultur in die Karibik deportiert, wo sie als Sklaven auf Plantagen arbeiteten. Um kommunizieren zu können, entwickelten sie eine Verständigungssprache, das Pidginenglisch, das sich bald als allgemeine Sprache der schwarzen Bevölkerung durchsetzte und – wie jede Muttersprache – an die nachfolgenden Generationen weitergegeben wurde.
Kreolische Sprachen sind ihrem syntaktischen System nach vereinfachte und in ihrem semantischen und phonologischen Bestand reduzierte Sprachen. Sie werden als Muttersprache erlernt. Die Sprachwissenschaft untersucht diese Sprachen vor allem im Rahmen der Soziolinguistik und der Sprachkontaktforschung. Inzwischen hat sich die Kreolistik als eigenständiger Forschungsbereich herausgebildet.