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Kudrun im Kontext der germanischen Sagenwelt

Die Kudrun wird in der germanischen Sagenwelt mehrfach erwähnt. Im „Kudrun-Lied“ werden drei Geschichten erzählt:

  • Zunächst berichtet das Lied von der Entführung des siebenjährigen Hagen durch einen Greifen und dessen Selbsterziehung.
  • Die zweite Geschichte ist die Entführung von Hilde, Hagens Tochter, aus Liebe.
  • In der dritten Geschichte wird von der Entführung Kudruns, Hildes Tochter, erzählt.

Die drei Stoffe stammen aus unterschiedlichen Perioden der deutschen Literatur und wurden von mehreren Autoren geschrieben.

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Der Name Kudrun oderGudrun ist in der germanischen Sagenwelt dreimal überliefert.

  1. Kudrun ist die Heldin eines isländischen Epos, der Volsungasaga, überliefert in der Edda, einer altisländischen Sagensammlung (siehe PDF "Die Edda (Übersetzung von K. Simrock)").
  2. Kudrun ist die Heldin und Hauptperson eines mittelhochdeutschen, anonymen Epos („Kudrun-Lied“), geschrieben kurz nach dem „Nibelungenlied“ und der Form nach stark durch dieses beeinflusst, jedoch unabhängig von diesem in inhaltlicher Sicht.
    Das Epos erzählt die Geschichte von Hilde, Hagens Tochter, und von der Entführung ihrer Tochter Kudrun (siehe PDF "Kudrun").
  3. Kudrun ist die Hauptheldin in der isländischen Laxdaelasaga.

WAGNERs Gutrun (in seiner Oper „Götterdämmerung“) ist mit diesen Kudrun-Versionen nicht identisch, hat jedoch gewisse Ähnlichkeiten mit Kriemhild aus dem „Nibelungenlied“.

  • BWS-DEU2-0252-01.pdf (218.71 KB)

Das Thema in „Kudrun“

Das Thema in der „Kudrun“ ist das altgermanische Vergeltungsdenken, das auch der Frau keinen Weg offen lässt, sich ihm zu verweigern. In diesem Sinne ähnelt die Heldin der Kriemhild aus dem „Nibelungenlied“. Auch hier wird Rache geübt für eine Bluttat.

Stoffgeschichte

Die Stoffgeschichte des Heldenliedes ist nicht eindeutig geklärt. Fest steht: Das „Kudrun-Lied“ entstand zwischen 1220 und 1250.
Die Zeit der Hohenstaufen (1137–1208: KONRAD III., FRIEDRICH I. BARBAROSSA, HEINRICH VI., PHILIPP VON SCHWABEN; 1215–1254: FRIEDRICH II.), die der Niederschrift des Heldenliedes vorausging, kann als eine der fruchtbarsten Zeiten der mittelhochdeutschen Hochklassik bezeichnet werden und strahlt auf die wichtigsten Epen „Nibelungenlied“ und „Kudrun-Lied“ zurück.
Das „Kudrun-Lied“ ist als einzige Abschrift in der Ambraser Handschrift („Ambraser Heldenbuch“) überliefert. Es umfasst 32 Aventiuren. Die Dreiteilung des Werkes ist aufgrund seiner stilistischen Eigenheiten einleuchtend: Der Hagen-Teil gilt als relativ homogen. Man geht davon aus, dass dieser von einem einzigen Verfasser geschrieben worden ist. Allerdings gibt es wörtliche Anklänge an das „Nibelungenlied“, was vermuten lässt, dass das „Kudrun-Lied“ aus mehreren Wurzeln stammt. Zudem ist die „Hilde“-Dichtung in der „Kudrun“ rein germanischen Ursprungs. Auffallend ist, dass das Heldenlied genealogisch gegliedert ist, d. h. beim Großvater beginnt und bei der Enkelin aufhört. Dies ist jedoch eher ein Verfahren des höfischen Epos. So lässt sich sagen, dass die „Kudrun“ zwischen den mittelalterlichen literarischen Gattungen zu finden ist.
Was ebenfalls für mehrere Verfasser spricht, ist die Tatsache, dass die Struktur der sogenannten Kudrun-Strophe nicht einheitlich durchgehalten worden ist.
Das Lied hat spielmännische Einschläge (die Brautwerbung), es wendet sich an das höfische Publikum. Zudem ist die germanische Wurzel vom heidnischen altgermanischen Götterglauben gereinigt und das Lied christlich geprägt.

Inhalt der Kudrun

Der Inhalt der „Kudrun“ folgt dem genealogischen Prinzip.

  • Der erste Teil (Aventiure 1–4) handelt von Hagen, dem Großvater der Heldin Kudrun. Er ist der Sohn von Siegebrand, des Königs von Irland.
  • Im zweiten Teil steht Hilde, Kudruns Mutter, im Mittelpunkt.
  • Der dritte Teil wendet sich Kudrun zu.

Hagen-Teil: Der siebenjährige Hagen wird von einem Greifen entführt, wird jedoch auf wundersame Weise aus dem Horst des Greifvogels gerettet und begegnet drei früher geraubten Königstöchtern in einer Höhle. Diese sorgen für ihn, bis er groß genug ist, für sie zu sorgen. Er findet die Waffen und Rüstung eines gestrandeten toten Kreuzritters, kann so die Greifen erschlagen, also Vergeltung für das ihm und den Königstöchtern angetane Leid üben. Es gelingt ihm, mit den Waffen umgehen zu lernen und sich die Ritterkunst beizubringen.
Nun kann er versuchen, in seine Heimat zurückzukehren. Dazu begibt er sich an den Strand und wird von dem Grafen von Garade auf dessen Schiff mitgenommen. Es stellt sich heraus, dass gerade dieser ein Feind von Siegebrand, Hagens Vater ist. Doch dem Helden gelingt es, bis in seine Heimat zu kommen. Dort söhnt er die beiden Männer miteinander aus. Hagen heiratet eine der drei Königinnen, die er mit in seine Heimat genommen hat.
Hagen wird König. Seine Tochter, die nach ihrer Mutter Hilde heißt, wächst heran. Er tötet alle, die um die Hand seiner Tochter anhalten.

Hilde-Teil: Hagen will nur demjenigen die Hand seiner Tochter geben, der ihn im Kampfe besiegt. König Hetel aus dem Hegelingenland schickt drei Helden aus, die um die Braut werben sollen. Wate, seinen Waffenmeister, den Sänger Horand und Frute, seinen klugen Berater. Sie wollen Hagen mit einer List besiegen und verkleiden sich als Kaufleute. Es gelingt ihnen, durch den Verkauf exotischer Waren den König und seinen Hof auf sich aufmerksam zu machen. Einer Einladung Hagens folgen sie. Sie können sich am Hof des Königs außerordentlich beliebt machen, und weil sie wissen, dass Hagen ihnen die Tochter nicht aushändigen wird, weihen sie Hilde in ihren Plan ein, sie zu entführen. Die Flucht gelingt, jedoch Hagen eilt seiner Tochter nach. Es kommt zu einer schweren Schlacht zwischen den Helden, schließlich willigt Hagen in die Heirat König Hetels mit Hilde ein. Ihnen werden zwei Kinder geboren: Ortwin und Kudrun.

Kudrun-Teil: Kudrun wird ebenso von einer Vermählung abgehalten, wie einst ihre Mutter. Hetel schickt alle Freier nach Hause. Auch den Normannenfürsten Hartmut. Dieser sinnt jedoch auf Rache.
König Herwig von Seeland, der mit einer Streitmacht vor dem Hof Hetels auftaucht, wird die Hand Kudruns versprochen. Sigfrid von Morland, auch ein abgewiesener Freier, führt Krieg gegen Herwig. Auf Herwigs Seite nimmt auch Hetel, Kudruns Vater an den Kämpfen teil. Inzwischen entführt der Normannenfürst Hartmut die Kudrun aus der verwaisten elterlichen Burg. Hetel, Herwig, sogar der besiegte Sigfrid verfolgen den Entführer. Auf einer Insel stellen sie den Normannenkönig. Es kommt zu einer blutigen Schlacht, in deren Ergebnis der Vater Kudruns, Hetel, stirbt. In der Nacht gelingt es den Normannen, von der Insel zu fliehen. Die Hegelingen müssen erfolglos in die Heimat zurückkehren. Bei den Normannen angekommen, verweigert sich Kudrun ihrem Entführer. Es gelingt Hartmut nicht, sie zur Frau zu nehmen. Jedoch bleibt sie jahrelang seine Gefangene und muss für seine Mutter niedere Arbeiten verrichten.
Ihr Verlobter Herweg ist unterdessen ausgezogen, sie zu suchen. Als er sie schließlich findet, will er sie in Sicherheit bringen. Das entspräche jedoch nicht den alten germanischen Ehrenkodexen. So muss die Abschluss-Schlacht stattfinden zwischen Entführer und Verlobtem, in der Ludwig, Hartmuts Vater den Tod findet. Der Weg zur Vermählung Herwegs mit Gudrun ist frei.

Zentrale Motive

  • Entführung,
  • Rache und
  • Brautwerbung.

In allen drei Teilen der „Kudrun“ findet eine Entführung statt. Im Hagen-Teil wird der Held durch die Kreatur (Greif) entführt. Er kann sich, erwachsen geworden, an ihr rächen. Die Versöhnung seines Vaters mit dem hilfreichen Grafen hat indirekt mit dieser Rache zu tun: Ohne den Greifen wäre Hagen nicht in die missliche Situation gekommen, fern der Heimat, sich selbst erziehend, aufwachsen zu müssen. Die Versöhnung der Eltern-Generation miteinander zielt auch auf eine Versöhnung Hagens mit der Natur, der er einst ausgeliefert war.

Im Hilde-Teil ist die Brautwerbung zentrales Motiv. Da Hagen eifersüchtig auf seine Tochter Hilde achtet und jeden Brautwerber erschlägt, wird die Entführung aus Liebe geschildert. Die Heldin liebt aufrichtig, deshalb endet in diesem Teil die Rache nicht mit dem Tode, sondern mit der Versöhnung Hagens mit Hetel, dem Entführer.

Im Kudrun-Teil wird die Rache wegen der Entführung aus verschmähter Liebe zum zentralen Motiv. Doch sie wird verhältnismäßig milde geführt: Zwar verbringt Kudrun ihre „besten Jahre“ in der Hand des verschmähten Liebhabers, jedoch nur der Vater Hartmuts stirbt durch die Hand des Helden. Der Schwester und ihm selber begegnet man durch gütiges Verzeihen. Und es ist Kudrun selbst, die Mitleid mit ihrem Entführer zeigt, Gnade vor Recht ergehen lässt. Dieses ist bereits höfisches Verhalten des Hochmittelalters. Die bestehende Ordnung wird wiederhergestellt, und erst nach dem Kampf darf Verzeihen geschehen.

  • BWS-DEU2-0252-02.pdf (482.84 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Kudrun im Kontext der germanischen Sagenwelt." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/kudrun-im-kontext-der-germanischen-sagenwelt (Abgerufen: 19. August 2025, 23:12 UTC)

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Heldendichtungen

In der Vor- und Frühgeschichte war das Heldenlied eine episch-balladeske mündlich vorgetragene Dichtung, die mit der Verschriftlichung der Literatur als kleinere Form der Heldendichtung weiter besteht und Episoden aus dem Leben der Heldengestalten erzählt. Die Verfasser der Heldendichtungen blieben zumeist anonym.

Die älteste bekannte Heldendichtung ist das „Gilgamesch-Epos“. Innerhalb der deutschen Dichtung kennen wir die Heldendichtungen um DIETRICH VON BERN, u.a.:

  • das „Hildebrandslied“,
  • das „Nibelungenlied“,
  • das „Kudrun-Lied“ oder
  • das „Eckenlied“.

Catull

* um 87 v. Chr. in Verona
† um 54 v. Chr. in Rom

CATULL (GAIUS VALERIUS CATULLUS) war ein lateinischer Lyriker, der als einer der bedeutendsten Vertreter der altrömischen Versdichtung angesehen wird. Er beschäftigte sich mit der Erschließung griechischer Literatur für die lateinische Sprache und wurde stark von der griechischen Lyrikerin SAPPHO beeinflusst.
CATULL beherrschte viele Genres der lateinischen Lyrik (Brief, Epigramm, Mono- und Dialog, Elegie, Epyllion). Er gilt als Meister des lateinischen Epigramms und des Epyllions. Er verfasste u. a. Hochzeitsgedichte, Elegien, Freundschafts- und Trinklieder sowie Spottverse. Berühmt sind seine „Liebeslieder auf Lesbia“.

Hildebrandslied

Das „Hildebrandslied“ (auch: „Hildebrandlied“) erzählt die Begegnung zweier Helden. Sie stehen sich als Feinde gegenüber. Durch Befragung des Jüngeren erkennt der Ältere, dass sein Sohn vor ihm steht. Doch diese Erkenntnis kann den Kampf nicht verhindern. Mitten in dem Zweikampf bricht das Manuskript ab: Der folgende Text ist in althochdeutscher Sprache geschrieben. Ihm schließt sich eine neuhochdeutsche Übersetzung an.

Heinrich Heine

* 13.12.1797 in Düsseldorf
† 17.02.1856 in Paris

HEINRICH HEINE hat als einziger deutscher Schriftsteller seiner Epoche weltliterarische Bedeutung erlangt. Seine Lyrik wurde in alle Kultursprachen übersetzt und so in allen Ländern der Welt gelesen.
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„Heine läßt die Weltkugel zwar nicht im hellen Sonnenschein auf der Fingerspitze tanzen wie Goethe, sondern er zerschlägt sie, aber er tut es nur, ... um den einzelnen Stücken dann den reinsten Schliff zu geben. Dabei kommt noch immer Lust und Leben heraus.“
FRIEDRICH HEBBEL

Interpretation des Hildebrandslieds

Das „Hildebrandslied“ ist das einzig erhaltene althochdeutsche Heldenlied und in seiner tradierten Form etwa um 770–780 entstanden. Es setzt sich aus langobardischen, bairischen und niederdeutschen Elementen zusammen und besteht aus stabreimenden Langzeilen.

Stofflich ist das „Hildebrandslied“ dem Sagenkreis um den historischen DIETRICH VON BERN zugehörig; es berichtet vom Konflikt zwischen Vater und Sohn – Hildebrand (dem Waffenmeister DIETRICHs) und Hadubrand. Auffällig im „Hildebrandslied“ ist die Christianisierung germanischer Gottheiten.

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