Kreativitätstechniken
Die Fähigkeit, innovative Verfahren anzuwenden, um Neues hervorzubringen oder Probleme zu bewältigen, gewinnt stetig an Bedeutung. Mit der Anwendung von Kreativitätstechniken werden Sie nicht erst im Berufsleben konfrontiert. Zur Erarbeitung komplexer Sachverhalte und zur Lösung von Fragestellungen werden diese Techniken auch im Schulunterricht eingesetzt. Der folgende Artikel stellt vier Kreativitätstechniken vor und beschreibt ihre Anwendung.
Clustering
Unter Clustering wird eine nicht-lineare Aktivität verstanden, die dazu dient, einen bestimmten Begriff (stimulus word) mit Ideen, Bildern und Gefühlen zu entfalten. Clustering kann als Gruppen- oder Einzelaktivität durchgeführt werden.
Dieses assoziative Verfahren ist vorwiegend aus der kreativen Schreibtechnik bekannt und geht auf GABRIELE L. RICO zurück. Beim Clustering kommen beide Hirnhälften zum Einsatz. Zunächst notiert man zu einem vorgegebenen Stichwort spontan und wertfrei sämtliche Einfälle (Struktur und Orthografie sind hier nebensächlich). Mit diesem bildhaften ganzheitlichen Denken wird die rechte Hemisphäre aktiviert. Bei der nachfolgenden Auswertung und Strukturierung der gesammelten Ideen kommt auch die linke Hemisphäre zum Einsatz. Zur besseren Veranschaulichung können unterschiedliche Farben verwendet und Verbindungslinien gezogen werden. Eine wichtige Regel lautet, dass kein Beitrag durchgestrichen oder zensiert wird. Besonders eignet sich Clustering, um
- Gedanken, Ideen oder Fragestellungen zu entwickeln,
- Zusammenhänge herzustellen,
- Ergebnisse zu visualisieren.
Brainstorming
Als Gruppenaktivität zur Ideenfindung wurde das Brainstorming 1953 von ALEX F. OSBORNE in den USA entwickelt. Mit dem nachfolgend skizzierten Ablauf sollen Verhaltensweisen gefördert werden, die Barrieren abbauen und kreatives Verhalten fördern, ohne gruppendynamischen Zwängen zu erliegen. Die Angaben zur Teilnehmerzahl schwanken in der Literatur zwischen vier bis 20 Personen. Bei großen Gruppen können gegebenenfalls Untergruppen gebildet werden.
Die Rahmenbedingungen
Tageszeit | möglichst in den Phasen größter Aktivität (9 bis 13 oder 16 bis 20 Uhr) |
Dauer | zwischen fünf und 30 Minuten |
Ablauf | Spielregeln festlegen und vorstellen |
Die Spielregeln
- Alle Teilnehmer sollten ihre Kenntnisse einbringen, auch wenn es zunächst für das Problem nicht relevant zu sein scheint. Schließlich können die Ideen der einen durchaus Assoziationen bei anderen wecken.
- Es gilt das Motto „Problemorientierung vor Lösungsorientierung“ Damit soll vermieden werden, dass sich Personen frühzeitig auf eine Lösung versteifen.
- Die Ideenbewertung findet erst nach der Sitzung in einem separaten Arbeitsgang statt.
- Quantität geht vor Qualität, da es darum geht, Ideen zu sammeln.
- Während der Sitzung erfolgen weder Kritik noch Stellungnahmen. Es besteht kein individuelles oder kollektives Urheberrecht an Ideen
Die Gruppe entscheidet, ob es eine/n Leiter/in geben soll.
Wenn ja,
- überwacht er/sie, dass die Spielregeln eingehalten werden,
- führt er/sie kurz in das Thema /Problem ein,
- hält er/sie den Kommunikationsfluss aufrecht,
- führt er/sie beim Abschweifen zum Thema zurück.
Das Protokoll
Der Verlauf des Brainstorming kann in einem Protokoll festgehalten werden, das von ein bis zwei nicht kreativ mitwirkenden Personen verfasst werden sollte. Die Protokollführer halten die geäußerten Ideen anonym fest (z. B. auf Karten, Tafel oder Flipchart) und nummerieren sie anschließend.
Auswertung
Ein Brainstorming liefert nur Rohmaterial, das in anschließenden Schritten strukturiert und gewichtet werden muss.
Vorteile der Methode: | Nachteile der Methode: |
Leicht zu erlernen | Gruppe darf nicht zu groß sein |
Keine Hilfsmittel erforderlich | Selbstdarstellung Einzelner ist schwer zu unterbinden |
Informelle Führerschaft durch Leute, die schneller oder besser formulieren können, ist schwer zu verhindern |
Mind Mapping
Der schlecht ins Deutsche zu übersetzende Begriff des Mind Mapping wurde in den 70er-Jahren von TONY BUZAN geprägt.
Ausgehend von neueren Erkenntnissen der Hirnforschung über die zwei unterschiedlichen Denkmodi des Gehirns entwickelte er eine Arbeits- und Darstellungsmethode, die gleichermaßen für die rechte wie für die linke Hirnhemisphäre geeignet ist, indem sie sprachlich-logisches mit intuitiv-bildhaftem Denken verbindet.
Die linke Hirnhälfte ist bei den meisten Menschen zuständig für rationales Denken, Logik, Sprache, Zahlen, Linearität und Analyse, die rechte für Raumwahrnehmung, Phantasie, Farbe, Rhythmus, Gestalt, Mustererkennung.
Das Denken verläuft nicht linear, sondern stellt einen komplexen Prozess dar, bei dem im Gehirn ständig neue – durch Schlüsselwörter hervorgerufene – Assoziationen und Strukturen gebildet werden. Durch Verknüpfungen mit anderen, bereits bekannten Wissensgebieten lässt sich die Informationsvernetzung im Gehirn optimieren.
Ablauf eines Mindmapping
Die Verwendung eines DIN A4-Blattes in Querformat ist bereits der erste Schritt zum Querdenken.
Das zentrale Thema steht in der Mitte, die zugehörige Gedanken und Schlüsselwörter werden auf die Verzweigungen geschrieben. Als Schlüsselwörter können Eindrücke, Gefühle, Ideen notiert werden. Hierbei kommt es auf die intuitive Wortwahl an.
Die Struktur einer fertigen Mindmap ist der eines Baums sehr ähnlich. Besonders bewährt hat sich die Bogentechnik. Anschließend können noch farbliche Zuordnungen (nach inhaltlichen oder zeitlichen Kriterien) erfolgen.
Mindmaps eignen sich | |
als strukturierende Notiztechnik | als Kreativitätstechnik |
Vorbereitung von Präsentationen | Themenentwicklung und Stoffsammlung für Referate/Vorträge |
Visualisierung von Inhalten zwecks Präsentation | Entwickeln von Problemlösungsstrategien |
Sitzungsprotokoll | Projektplanung |
Redemanuskript | |
Vorlesungsmitschrift | |
Gliederungen | |
Strukturierung von Brainstormings |
Inzwischen gibt es auch Kreativ-Software wie Mindjet, mit deren Hilfe Sie elektronisch Mindmaps erstellen und bearbeiten können.
Vorteile der Methode | Nachteile der Methode |
Individuell, da Assoziationen zu einem Schlüsselwort von verschiedenen Personen unterschiedlich sein können | Zu strukturiert für chaotische Ideenproduktion |
Komplexe Betrachtung eines Sachverhalts wird ermöglicht | Der Ideenfluss wird durch gleichzeitige Sortierungsversuche behindert |
Die Kärtchenabfrage
Die Kärtchenabfrage ist eine Gruppenaktivität und hat sich vor allem bei der Erarbeitung von Lösungsstrategien und der Erschließung komplexer Themenbereiche bewährt. Häufig steht sie am Anfang einer Unterrichtseinheit und dient der Strukturierung des neuen Themas. Sie kann aber auch bei der Planung bestimmter Vorhaben (Ausflug, Schulfeier usw.) eingesetzt werden. Ideal ist sie für die Absprache zur Themen- und Arbeitsverteilung innerhalb einer Arbeitsgruppe, da auf diese Weise unkompliziert Interessen und Vorkenntnisse von Teilnehmern ermittelt werden können, so dass die Lerngruppe die Gestaltung des Lernprozesses selbst übernimmt.
Die Kärtchenabfrage fördert nicht nur das kreative Arbeiten, sondern stärkt zusätzlich die Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler beim Aneignen neuer Inhalte. Die Fragen werden in Einzelarbeit notiert, während die Auswertung in Gruppen bzw. in der gesamten Klasse übernommen wird.
Was Sie benötigen (pro Gruppe):
- mehrere ausreichend große Kartei- oder Moderationskarten
- verschiedenfarbige Stifte oder Textmarker
- Präsentationsmöglichkeiten für die Karten (Pinnwand, Tafel o. ä.)
Ablauf
- Ein bestimmtes Stichwort bzw. Thema wird an die Tafel geschrieben bzw. an eine Pinnwand geheftet.
- Die Teilnehmer notieren nun spontan ihre themenbezogenen Fragen. Auch hier gilt: Alles ist erlaubt - es gibt kein „richtig“ oder „falsch“; jede/r kann sich mitteilen.
- Pro Äußerung wird eine Karte verwendet. Jede Karte wird an die Tafel/Pinnwand geheftet.
- Anschließend werden die Karten im Plenum oder in Gruppenarbeit strukturiert und systematisiert. Doppelte Kärtchen werden übereinander gelegt.