Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Geschichte
  3. 9 Aufstieg und Untergang des preußisch-deutschen Kaiserreichs
  4. 9.3 Die Epoche des Imperialismus
  5. 9.3.2 Widerstand gegen die Kolonialherren
  6. Die Zeit der ungleichen Verträge

Die Zeit der ungleichen Verträge

Nach der Niederlage im Opiumkrieg 1842 gegen Großbritannien musste China in den „ungleichen Verträgen“ die Öffnung des Landes für Freihandelsimperialismus anerkennen. Noch behielt China aber seine Unabhängigkeit. Nach der Niederlage im Koreakrieg gegen Japan 1895 schwand das internationale Ansehen Chinas rapide. Die chinesische Regierung konnte den wachsenden Begehrlichkeiten der Großmächte nichts mehr entgegensetzen. Die Erbitterung der chinesischen Bevölkerung über das immer unverfrorenere Auftreten der Ausländer, vor allem der Missionare, wuchs zusehends und mündete schließlich 1900 in den Boxeraufstand. Eine internationale Expeditionsarmee schlug den Aufstand nieder, befreite die in Peking eingeschlossenen Ausländer und nahm fürchterliche Rache für die Getöteten.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Im Jahre 1842 erlitt China im Opiumkrieg eine Niederlage gegen Großbritannien. In diesem Krieg ging es Großbritannien allerdings weniger um die Legalisierung der Opiumimporte aus Indien. Wesentlich wichtiger war den Briten die Öffnung des Riesenlandes für den westlichen Handel und für christliche Missionare.

Zwischen 1842 und 1860 wurden deshalb China von europäischen Mächten eine Reihe von Verträgen aufgezwungen. Diese Verträge räumten den europäischen Mächten umfangreiche Privilegien ein, ohne dass sie dafür irgendwelche Gegenleistungen erbringen mussten. Zu diesen Privilegien gehörten u. a.:

  • ein außergewöhnlich niedriger Einfuhrzoll für alle ausländischen Waren, der auch noch von einer durch Ausländer geprägten Behörde kontrolliert wurde,
  • das Recht für Europäer, sich in zahlreichen chinesischen Städten uneingeschränkt niederzulassen und Geschäfte zu tätigen,
  • die Einrichtung sogenannter offener Häfen (treaty ports) mit günstigen Zöllen und Steuern und
  • die freie Missionstätigkeit christlicher Missionare im ganzen Reich.

Die Abkommen wurden von chinesischen Publizisten später auch als „ungleiche Verträge“ bezeichnet; waren sie doch der chinesischen Regierung z. T. mit blanker Erpressung aufgezwungen worden. Sie bedeuteten für China, dass der riesige Markt des Landes von Ausländern beherrscht wurde.

Politische Unabhängigkeit

China konnte dennoch seine politische Unabhängigkeit erhalten. Bis 1895 stand kein größeres Gebiet des Reichs unter kolonialer Herrschaft. Lediglich in Shanghai, dem größten und wirtschaftlich bedeutendsten der offenen Häfen, und in Hongkong übten Europäer die direkte Kontrolle aus.
Die Öffnung des Marktes erfasste aber nicht alle Gebiete des Riesenreiches gleichermaßen. Vielmehr gab es einen deutlichen Unterschied zwischen

  • den unter westlichem Einfluss stehenden Küstenregionen („blaues“ China) und
  • dem chinesischen Binnenland („gelbes“ China).

Im Landesinneren gab es keine Schwemme westlicher Waren, und der Handel mit ihnen befand sich in den Händen einheimischer Kaufmannsorganisationen.
Die einzige größere Gruppe von Ausländern, die sich im Landesinneren bewegte, waren christliche Missionare.

Die Epochenwende von 1895

Ab 1895 veränderte sich die gekennzeichnete Situation im Lande grundlegend:
China hatte 1895 den Krieg gegen Japan um die Herrschaft über Korea verloren. Dadurch hatte auch das internationale Ansehen des Landes gelitten, was erhebliche Folgen hatte.
Das durch seinen Sieg über China zur Großmacht aufgestiegene Japan besetzte die Provinz Taiwan und diktierte China unglaublich hohe Kriegsentschädigungen. Da die Kassen leer waren, konnten diese nur über den internationalen Finanzmarkt finanziert werden. Anleihe folgte auf Anleihe und immer zu für China äußerst ungünstigen Bedingungen.
Durch die wachsende Verschuldung geriet China in immer stärkere wirtschaftliche und politische Abhängigkeit von den Europäern.
Nach 1895 kamen noch weitere Gebietsabtretungen dazu, z. B.:

  • Das Territorium des von den Briten beherrschten Honkong wurde um die „New Territories“ bedeutend erweitert.
  • In Nordchina eroberte ein Marineverband des Deutschen Reiches den Hafen von Tsingtau mit den umliegenden Gebieten.

Das chinesische Kernland mit seinen reichen Provinzen blieb jedoch von fremder Herrschaft noch verschont.
Wichtiger als die Gebietsabtretungen war allerdings die nun folgende wirtschaftliche Durchdringung Chinas durch die Westmächte. So war es den Ausländern nun auch erlaubt, in den „offenen Häfen“ Betriebe zu errichten und ganze Industrien anzusiedeln.
Außerdem wurden weite Teile des Landes durch mit ausländischem Kapital finanzierte Eisenbahntrassen erschlossen. Nun konnten westliche Waren und Güter bis in die entlegendsten Winkel des Riesenreiches gelangen.
Alles in allem markierte das Jahr der Niederlage im Chinesisch-Japanischen Krieg für China eine wichtige Wende in seiner Entwicklung.

Entstehung der Boxerbewegung

Im Sommer 1898 kam es in Nordchina aufgrund von Flut- und Dürrekatastrophen unter der bäuerlichen Bevölkerung zu Unruhen. Verschärft wurden die Spannungen noch durch das aggressive Vorgehen christlicher Missionare. Diese hatten sich zwar schon früher ständig in die inneren Angelegenheiten der chinesischen Dorfgemeinschaften eingemischt. Die Anwesenheit europäischer Truppen, in diesem Fall die Besetzung Tsingtaus und seines Hinterlandes durch Truppen des Deutschen Reiches, ermutigte die Missionare jedoch zu noch willkürlicheren Vorgehensweisen.
Teile der chinesische Bevölkerung sahen enge Verbindungen zwischen den Naturkatastrophen und der zunehmenden Einmischung der Ausländer. Um sich dagegen zu wehren, wurden im Land die Traditionen des magisch beeinflussten Faustkampfes wiederbelebt. Mit den Ritualen des Faustkampfes sollten die bösen Mächte gebannt und die eigene Unverwundbarkeit gestärkt werden.
In einigen Regionen Chinas sammelten sich bald junge Faustkämpfer zu einer Bewegung für die Unterstützung des Kaisers und die Vertreibung der Ausländer.
Die Bewegung wurde in China „yi hetuan“ bezeichnet. Ausländern sprachen von den Boxern.
Ab 1899 verbreiteten sich solche Boxergruppen über ganz Nordchina, und es kam zu Übergriffen gegen Ausländer. Anfang 1900 wurde ein britischer Missionar als erster Fremder von Boxern getötet. Daraufhin verlangten die Großmächte vom Kaiserhof in Peking die Unterdrückung der Boxerbewegung.
Im Mai 1900 unterbrachen Boxer die Eisenbahnlinie zwischen Peking und der Küste. Damit waren die Ausländer in Peking isoliert. Die europäischen Gesandtschaften in der Stadt wurden belagert, und der deutsche Gesandte KLEMENS VON KETTELER ermordet. Der Kaiserhof unterstützte nach langem Zögern die aufständischen Boxer und erklärte schließlich den in China engagierten Großmächten den Krieg.
Diese stellten gegen den Boxeraufstand ein internationales Expeditionskorps auf. Dieses Korps bestand aus Soldaten aller europäischen Großmächte sowie der USA und Japans. Den Oberbefehl über die Truppe erhielt Generalfeldmarschall ALFRED VON WALDERSEE, ehemaliger Chef des preußischen Großen Generalstabs.
Am 14. August 1900 befreite die Expeditionsarmee die ca. 1000 in Peking eingeschlossenen Ausländer. Danach wurde die Stadt in großem Stil geplündert und verwüstet.
Während der Kämpfe, der kaiserliche Hof war aus der Stadt geflohen, waren 229 Ausländer getötet worden. China wurde deshalb zu umfangreichen Wiedergutmachungen gezwungen, die im sogenannten Boxerprotokoll festgeschrieben wurden. Die schwerwiegendste Forderung war die auf 39 Jahre verteilte „Boxerentschädigung“. Sie umfasste die für die damaligen Verhältnisse unglaubliche Summe von 67,5 Millionen Pfund Sterling. Die Entschädigung wurde nach einem Schlüssel unter den acht beteiligten Großmächten aufgeteilt. Für die Entschädigungszahlungen musste die chinesische Regierung zwischen 1901 und 1910 die Hälfte ihres Staatshaushaltes aufwenden, was zu drastischen Steuererhöhungen führte.
Aber noch weitere Sühnemaßnahmen waren festgelegt worden:

  • Dem getöteten deutschen Gesandten, Freiherr VON KETTELER, musste ein Gedenkstein errichtet werden.
  • Außerdem musste eine Sühnegesandschaft nach Deutschland entsandt werden.
  • Die Rädelsführer des Aufstands mussten verfolgt und bestraft,
  • der Zugang zum Gesandtschaftsviertel verboten und
  • die Besetzung bestimmter Gebiete zwischen Peking und dem Meer durch ausländische Kräfte legalisiert werden.

China hatte damit den Tiefpunkt seiner internationalen Stellung erreicht und seine staatliche Souveränität faktisch verloren:
In Nordchina war jede staatliche Autorität zusammengebrochen. Die Kernprovinzen blieben zwar immer noch von ausländischer Herrschaft verschont. Die Gesandten der Großmächte bildeten aber in Peking den sogenannten„diplomatic body“. Dabei handelte es sich um eine Art Kontrollrat, von dessen Entscheidungen die chinesische Regierung fortan abhängig war.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Die Zeit der ungleichen Verträge." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/geschichte/artikel/die-zeit-der-ungleichen-vertraege (Abgerufen: 20. May 2025, 18:14 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • wirtschaftliche Durchdringung
  • Opiumkrieg
  • Boxerprotokoll
  • yi hetuan
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Bruderzwist in Indien – Die Teilung des Subkontinents

Der indische Subkontinent war bis zur Unabhängigkeit der beiden Staaten Indien und Pakistan im Jahre 1947 lange Jahre britische Kolonie. Schon während der Kolonialzeit bildeten sich verschiedene nationale Unabhängigkeitsbewegungen heraus. Dabei repräsentierten die beiden größten, der vorwiegend hinduistische Indische Nationalkongreß (INC) einerseits und die Muslimliga andererseits, die beiden größten Religionen des indischen Subkontinents. Die zwischen beiden Organisationen bestehenden politischen Gegensätze führten in der Zeit der nationalen Unabhängigkeitsbestrebungen zu manchmal gewalttätigen religiösen Auseinandersetzungen, vor allem zwischen Hindus und Moslems.
Teilweise wurden diese Gegensätze nach dem Prinzip des „Teile und Herrsche“ auch von der britischen Kolonialmacht gefördert. Seit 1945 erwiesen sich die Briten aber vor allem als unfähig, den schwierigen Prozess der Entkolonialierung in vernünftigen politischen Bahnen zu steuern. So kam es in diesem Zusammenhang schließlich zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Religionsgruppen, deren Folgen bis heute noch andauern

Schauplatz Indochina – Frankreich scheitert

Indochina, das die heutigen südostasiatischen Staaten Vietnam, Laos und Kambodscha auf der Halbinsel Hinterindien umfasst, war seit dem 19. Jahrhundert französische Kolonie. Schon in dieser Zeit bildeten sich verschiedene nationale Unabhängigkeitsbewegungen heraus, die sich zunächst an sozialen und demokratischen Ideen aus Europa orientierten.
Bei der Bevölkerung am populärsten war seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts die kommunistisch beeinflußte Vietminh. Sie schaffte es im Prozess der Unabhängigkeit am überzeugendsten, grundlegende soziale Bedürfnisse mit Forderungen nach nationaler Unabhängigkeit zu verbinden.
Behindert wurden diese Bestrebungen allerdings durch die alte Kolonialmacht Frankreich, die nach ihrer Schwächung im Zweiten Weltkrieg über ihre Kolonien zu alter weltpolitischer Stärke zurückfinden wollte.
Dieser Gegensatz zwischen der Kolonialmacht und den nationalen Unabhängigkeitsbestrebungen führte zum ersten Indochinakrieg 1945–1954. Eine Rolle spielte dabei auch schon der Gegensatz zwischen den USA und der Sowjetunion im Kalten Krieg.

Der Nahost-Konflikt

Die Wurzeln des Nahostkonflikts reichen bis zum Ende des 19. Jh. zurück. Aufgrund der Verfolgung der europäischen Juden, die während des Nationalsozialismus ihren grausamen Höhepunkt erreichte, stieg die Zahl der Auswanderer nach Palästina stetig an. Nach dem Zweiten Weltkrieg stimmte die UNO der Teilung Palästinas und der Gründung eines israelischen Staates zu, der am 14. Mai 1948 von DAVID BEN GURION ausgerufen wurde. Noch in derselben Nacht griffen die benachbarten arabischen Staaten Israel an, unterlagen aber in diesem Krieg. In weiteren Kriegen eroberten die Israelis Gebiete im Libanon, die Sinai-Halbinsel, die Golan-Höhen, und verschafften sich die Kontrolle über die palästinensischen Gebiete.
Gegen die israelische Vorherrschaft setzte sich die 1964 gegründete PLO zur Wehr. Ihr Kampf um einen eigenständigen Palästinenser-Staat verschärfte sich 1987 mit dem als Intifada bezeichneten Aufstand. Der Anfang der 90er-Jahre angestoßene Friedensprozess, in dem Israel nach der Devise „Land für Frieden“ Gebiete (Gaza, Westbank) an die Palästinenser abtreten sollte, geriet nach der Ermordung des ehemaligen israelischen Regierungschefs YITZHAK RABIN 1995 ins Stocken.

Der chinesische Bürgerkrieg – Gründung der VR China

Nach Beendigung des chinesischen Bürgerkrieges und der Gründung der Volksrepublik China 1949 erlangten mit den Kommunisten jene politischen Kräfte die Macht, die das riesige, auch weltpolitisch bedeutsame und international oftmals sehr eigenständig agierende Land bis heute prägen. Schon darum nimmt dieser mit großen Verlusten auf beiden Seiten geführte Krieg eine geschichtlich bedeutsame Stellung ein.
Zudem standen sich mit den nationalchinesischen Kuomintang (KMT) unter CHIANG KAI-SHEK und den chinesischen Kommunisten unter MAO ZEDONG zwei politische Kräfte gegenüber, die unterschiedliche Konzepte für den Weg Chinas aus traditionellen gesellschaftlichen Verhältnissen in die Moderne anboten und sich dabei zudem auf unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen stützten. Dabei konnten die Kommunisten schließlich die Oberhand gewinnen, weil sie überzeugend das Streben nach nationaler Unabhängigkeit und Einheit mit grundlegenden sozialen Forderungen der Bevölkerung verbinden konnten.
Man kann daher den chinesischen Bürgerkrieg, dessen Dauer üblicherweise von 1945 bis 1949 angegeben wird, nicht verstehen, wenn man nicht die Entwicklung der 1912 ausgerufenen Republik und der in ihr ab ca. 1920 bedeutsamsten und sich schnell erbittert bekämpfenden beiden Parteien KMT und KPCh (Kommunistische Partei Chinas) betrachtet.

Der Opiumkrieg und seine Folgen für China

Als Opiumkrieg wird ein englisch-chinesischer Krieg zwischen 1840 und 1842 bezeichnet. Mit ihm begann die Periode der Unterwerfung Chinas unter die wirtschaftlichen Interessen westlicher Großmächte. Als China versuchte, die Einfuhr von Opium durch die Briten aus Indien zu verhindern, griffen überlegene britische Flotteneinheiten das Land an. Am 29. August 1842 mussten die unterlegenen Chinesen den Friedensvertrag von Nangking unterzeichnen, den ersten der sogenannten ungerechten Verträge.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025