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Beispiel eines Alternativtests

Statistische Untersuchungen wie zum Beispiel ein Alternativtest werden für die Qualitätskontrolle eingesetzt.
Bei der Testkonstruktion ist in folgenden Hauptschritten vorzugehen:

  1. Man legt fest, was als Nullhypothese und was als Alternativhypothese zu formulieren ist. Dabei ist zu beachten, in welchem Maße Vorsicht angebracht ist bzw. wo (ob) man größere Risiken eingehen darf.
  2. Man legt den Annahme- bzw. den Ablehnungsbereich für die Nullhypothese fest und ermittelt daraus das zugehörige Signifikanzniveau (also den Fehler 1. Art) und den Fehler 2. Art.

Alternativ geht man von einem vorgegebenen Signifikanzniveau aus und bestimmt daraus den zugehörigen Annahme- bzw. den Ablehnungsbereich für die Nullhypothese sowie den Fehler 2. Art.

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Produkte eines jeden Unternehmens werden insbesondere an ihrer Qualität (Preis-Leistungs-Verhältnis) gemessen. Gute Qualität sichert dem Unternehmen einen guten Ruf und im Allgemeinen eine gute Auftragslage. Erzeugen Unternehmen „Zwischenprodukte“ zur Weiterverarbeitung in anderen Firmen, so ist die Einhaltung strenger Qualitätsvorgaben besonders wichtig. Zumeist werden die Zwischenprodukte in Qualitätskategorien (nach internen Kriterien) eingeteilt. Eine falsche oder fehlende Kennzeichnung der jeweiligen Kategorie kann dem Unternehmen neben hohen finanziellen Verlusten auch erhebliche Imageschäden zufügen.

Statistische Untersuchungen bieten die Möglichkeit, solchen Gefahren vorausschauend zu begegnen.

Beispiel: Ein großes Unternehmen stellt Garn für die Fertigung in Teppichfirmen auf zwei verschiedenen Produktionsanlagen I und II – zu gleichen Anteilen – her. Die modernere Anlage I produziert erfahrungsgemäß 5 % Ausschuss, die veraltete Anlage II produziert 10 % Ausschuss. Das Garn wird in Containern zu je 1000 Garnrollen verpackt. Dabei etikettiert ein Automat die Garnrollen der Anlage I als erste Qualität (QI), die Garnrollen der Anlage II als zweite Qualität (QII). Die Container werden nach Sichtkontrolle anschließend von Hand ebenso mit QI bzw. QII etikettiert.

Durch zeitweiligen Ausfall des Etikettierungsautomaten ist die Qualität der Garnrollen in einem Container nicht erkennbar. Es lässt sich auch nicht mehr nachvollziehen, von welcher der beiden Produktionsanlagen der Container bestückt worden ist. Ein Wirtschaftsmathematiker des Unternehmens erhält daher den Auftrag, einen Vorschlag zu erarbeiten, als welche Qualität Container mit zunächst nicht etikettierten Garnrollen an Teppichfirmen verkauft werden können, so dass die Wahrscheinlichkeit für Imageschäden des Unternehmens möglichst gering ist.

Lösung:
Der Container besitzt entweder die Qualität QII ( H 0 : p 0 = 0,10 ) oder die Qualität QI ( H 1 : p 1 = 0,05 ). Unter dieser Sicht – und bei häufigerem Auftreten derartiger Etikettierungsprobleme – ist die Entscheidung für einen Alternativtest angebracht.

Wegen der möglicherweise erheblichen Imageschäden bei einem irrtümlichen Verkauf als QI wird „QII“ als Nullhypothese mit dem Bestreben gewählt, die Nullhypothese mit einer sehr geringen Irrtumswahrscheinlichkeit – Fehler 1. Art – abzulehnen.

Die Zufallsgröße X beschreibe die Anzahl der Ausschuss-Garnrollen in einer Stichprobe vom Umfang n. Die Zufallsgröße X darf als binomialverteilt angenommen werden: X ∼ B n   ;     p

Um die Prüfkosten niedrig zu halten, wird ein relativ geringer Stichprobenumfang von n = 50 gewählt.

Testkonstruktion:
Nullhypothese: H 0 : p 0 = 0,10 ;
[Alternativhypothese: H 1 : p 1 = 0,05 ];
Stichprobenumfang n: n = 50;
gewählte Irrtumswahrscheinlichkeit α : α = 0,05 ;
Zufallsgröße X: X ∼ B 50 ;   0,10 (bei wahrer Nullhypothese)

Da (sehr) kleine Werte von X gegen die Nullhypothese H 0 sprechen, wird der Alternativtest als (einseitiger) linksseitiger Test konstruiert.

Nach dem Satz über das Ermitteln des kritischen Werts X = k bei solchen Tests gilt:
P ( A ¯ p 0 ) = P ( X ≤ k ) = B   n   ;     p 0 ( { 0   ;     1   ;     ... ;     k } ) ≤ α

Der Tabelle der summierten Binomialverteilung [ B 50 ;     0,10 ( { 0   ; ‌     1 } ) = 0,03379 ≤ 0,05 ] entnimmt man k = 1 und erhält somit als Ablehnungsbereich A ¯ = { 0   ;     1 } .

Interpretation/Schlussfolgerung:
Enthält die Stichprobe höchstens eine Ausschuss-Garnrolle, so wird der „Problem-Container“ als QI verkauft (Ablehnung von H 0 ), ansonsten erfolgt der Verkauf als QII (Annahme von H 0 ).

Durch die bei dem vorliegenden Alternativtest gewählte Irrtumswahrscheinlichkeit ist der akzeptierte Höchstwert für den Fehler 1. Art mit α = 0,05 bereits bekannt.

Nach dem Satz über die Wahrscheinlichkeit für den Fehler 1. Art gilt α = B   n   ;     p 0 ( A ¯ ) und damit ist im vorliegenden Fall der „genaue Wert“ dieses Fehlers gemäß Tabelle der summierten Binomialverteilung α = B 50 ;     0,10 ( { 0   ; ‌     1 } ) = 0,03379 .

Analog erhält man nach dem Satz über die Wahrscheinlichkeit für den Fehler 2. Art :
β = B   n   ;     p 1 ( A ) = B 50 ;     0,05 ( { 2   ; ‌     3 ;     ... ;     50 } ) = 1 − B 50 ;     0,05 ( { 0   ; ‌     1 } ) = 1 − 0,27943 = 0,72057

Die berechneten Wahrscheinlichkeiten für den Fehler 1. Art ( α = 0,03379       b z w .       α ≈ 3,4   % ) und den Fehler 2. Art ( β = 0,72057       b z w .       β ≈ 72,1   % ) belegen:

Nur in etwa 3,4 % aller Fälle würde man (bei dieser Testkonstruktion) irrtümlich Garnrollen zweiter Qualität als Garnrollen erster Qualität verkaufen. Umgekehrt würde man in etwa 72,1 % aller Fälle irrtümlich Garnrollen erster Qualität als Garnrollen zweiter Qualität verkaufen. Somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass dem Unternehmen Imageschäden entstehen, äußerst gering. Geprüft werden müsste ggf. noch, wie sich (auf lange Sicht) bei dieser Entscheidung die finanziellen Verluste entwickeln.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Beispiel eines Alternativtests." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/mathematik-abitur/artikel/beispiel-eines-alternativtests (Abgerufen: 20. May 2025, 23:27 UTC)

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Hypothesen und Entscheidungsfehler

Beurteilende Statistik setzt quantitatives Beschreiben von Grundgesamtheiten bzw. Stichproben voraus. Begründete Vermutungen über stochastische Eigenschaften von Grundgesamtheiten nennt man Hypothesen. Auf der Grundlage statistischer Tests wird entschieden, ob die zu überprüfende Hypothese abzulehnen (zu verwerfen) ist oder nicht.

Zusammensetzung von Stichproben

Wird aus einer Grundgesamtheit „auf gut Glück“ eine (Teil-)Menge mit n Elementen ausgewählt, so handelt es sich dabei um eine sogenannte Stichprobe. Die Anzahl n der Elemente gibt den Umfang der Stichprobe, den Stichprobenumfang an. Jedes einzelne Element der Stichprobe heißt Stichprobenwert.

Man kann auch sagen: In einer Stichprobe werden n-mal wiederholte Beobachtungen ein und derselben Zufallsgröße zusammengefasst.

Variieren die Beobachtungsergebnisse in nicht vorhersagbarer Weise (Zufälligkeit der Beobachtungsergebnisse) und beeinflussen sie einander nicht, sind sie also unabhängig voneinander, so hebt man dies gelegentlich durch die Verwendung des Begriffes Zufallsstichprobe besonders hervor.

Unabhängigkeit der Beobachtungsergebnisse heißt also: Unabhängig davon, welche Elemente zuvor bereits für die Stichprobe „auf gut Glück“ ausgewählt worden sind, kann anschließend jedes Element der Grundgesamtheit mit gleicher Wahrscheinlichkeit ausgewählt werden.

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Alternativtests

Verteilungsannahmen (z.B. Hypothesen zu unbekannten Wahrscheinlichkeiten) über Merkmale einer zu untersuchenden Grundgesamtheit werden mithilfe statistischer Tests, sogenannten Signifikanztests, anhand konkreter Stichproben überprüft. Basis der Überprüfungen ist die Nullhypothese. Der mathematische Aufbau der Signifikanztests erfolgt so, dass genau zwei Prüfergebnisse möglich sind: Die Nullhypothese ist abzulehnen oder die Nullhypothese kann nicht abgelehnt werden.

Für den Fall, dass die Nullhypothese abzulehnen ist, legt im Allgemeinen die Alternativhypothese fest, wie das „Nichtgültigsein“ der Nullhypothese zu deuten ist. Sind in einem Test beide Hypothesen einfache Hypothesen, also durch jeweils genau einen konkreten Wert formuliert, so spricht man von einem besonderen Signifikanztest, dem Alternativtest, anderenfalls (nur) von einem (normalen) Signifikanztest.

Wegen der eindeutigen Festlegung beider Hypothesen lässt sich im ersten Fall für die Signifikanzbeurteilung sowohl der Fehler 1. Art als auch der Fehler 2. Art eindeutig berechnen.
Bei einem (normalen) Signifikanztest kann der Fehler 2. Art nicht eindeutig berechnet werden, da (zumindest) die Alternativhypothese nicht eindeutig (nicht durch genau einen Wert) festgelegt ist.

  • Definition: Ein statistischer Test auf signifikante Unterschiede (Signifikanztest), bei dem zwischen zwei einfachen Hypothesen alternativ (für den einen oder den anderen konkreten Wert) entschieden wird, heißt Alternativtest.

Signifikanztests

  • Definition: Ein statistischer Test auf signifikante Unterschiede (Signifikanztest), bei dem auf Stichprobenbasis über die Beibehaltung der (einfachen oder zusammengesetzten) Nullhypothese H 0 oder deren Ablehnung entschieden wird, heißt normaler Signifikanztest, kurz: Signifikanztest.

Bei einem Alternativtest sind zwei (im Allgemeinen einfache) Hypothesen gegeben, von denen eine – in Abhängigkeit von der praktischen Bedeutsamkeit des Fehlers 1. Art – als Nullhypothese gewählt wird. Im Gegensatz dazu ist bei einem Signifikanztest nur eine (einfache oder zusammengesetzte) Hypothese gegeben. Als Nullhypothese wird die gegebene Hypothese oder – falls möglich und mit Blick auf die Bedeutsamkeit des Fehlers 1. Art – ihre Verneinung (Negation) gewählt.

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