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Chicago Stil

Chicago Stil (Chicago Jazz) bezeichnet eine im Chicago der 1920er-Jahre entstandene und durchweg von weißen Musikern getragene Jazzspielweise. Der Chicago Stil war der erste Versuch weißer Musiker, eigenständige Ausdrucksformen innerhalb des Jazzidioms zu entwickeln. Das unterscheidet ihn von dem ebenfalls von weißen Musikern getragenen Dixieland Jazz des vorangegangenen Jahrzehnts, der von einem lediglich parodistischen Verhältnis zu dieser afroamerikanischen Musikpraxis geprägt war.

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Eine große Rolle im Prozess der Herausbildung dieser Spielweise spielte die 1922 an der Chicagoer Austin High School als Schülerband gegründete AUSTIN HIGH SCHOOL GANG, zu der auch der später für den Swing stilbildend gewordene Klarinettist und Bandleader BENNY GOODMAN (1909–1986) gehörte.

Musikalische Kennzeichen

Kennzeichnend für den Chicago Stil war die Einführung der Solofolge – die Einfügung solistischer Passagen in freier Stimmerfindung in den Stückablauf, die lediglich von der Rhythmusgruppe begleitet wurden. Damit trat das Miteinander im Kollektivspiel zugunsten des Nacheinander individueller Soli immer mehr in den Hintergrund. Die frei angelegten Solopassagen ließen an die Stelle des respondierenden Variationsverfahrens aus dem New Orleans Jazz die melodische Improvisation auf der Basis der Harmoniefolge des Themas treten.

Die Soloreihung brachte die Notwendigkeit der vorherigen Vereinbarung des Grobablaufs mit sich, die Herausbildung des sogenannten Head Arrangements. Die Melodiestimmen verloren ihre lineare Eigenständigkeit und wurden in Terz- und Sextparallelen geführt, was den homophonen Satzaufbau des späteren Swing vorbereitete. Die häufig hier als Improvisationsgrundlage verwendeten Tin Pan Alley-Songs brachten eine komplexere Harmonik in den Jazz ein. Um dem pulsierenden Rhythmusempfinden der afroamerikanischen Bands möglichst nahezukommen, wurde hauptsächlich onbeat gespielt. Die vier Grundschläge im Takt erhielten also ein gleiches Gewicht (four beat) – gegenüber dem New Orleans Jazz ein wesentlicher Schritt weiter in Richtung auf das gleichmäßig durchgehende, gedachte oder markierte Kontinuum metrisch-rhythmischer Grundeinheiten (beat) der spezifischen Jazzrhythmik.

Mit all dem vollzog sich langsam auch eine Umwertung des Jazzmusizierens:

  • Die Individualisierung des Musizierens im Solo,
  • die dabei zunehmende spieltechnische Virtuosität und
  • die musikalische Selbstdarstellung des Solisten

lösten den Jazz allmählich aus der festen funktionalen Bindung als Tanzmusik. Er wurde nun auch um seiner selbst willen gespielt und so vom Publikum akzeptiert. Das sich damit herausbildende künstlerische Selbstbewusstsein der Jazzmusiker war dann vor allem mit dem Namen des Kornettisten BIX BEIDERBECKE (1903–1933) verbunden, der zu den ersten großen Solisten des Jazz gehört. Seine 1923 gegründeten WOLVERINES spielten mit dem „Riverboat Shuffle“ (1924) auch die erste Schallplattenaufnahme im Chicago Stil ein.

Entwicklung

Der Chicago Jazz war nur wenige Jahre mit der Stadt Chicago verbunden. In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre verlagerte sich der Schwerpunkt der Entwicklung dieses Stils durch die Übersiedlung der Musiker nach New York, das damalige Zentrum der Tonträgerindustrie. Unter den Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932, die den Jazzmusikern durch massenhafte Schließung von Lokalen ihre Existenzgrundlagen entzog, fand er sein vorläufiges Ende. Er wurde später zwar wieder aufgegriffen – unter der Bezeichnung Greenwich Village Style, da in diesem New Yorker Stadtteil jene Lokale lagen, die diesen Stil bis in die 1960er-Jahre hinein förderten. Hier wurde er sogar mit Bezug auf die jeweils aktuelle Jazzentwicklung musikalisch weitergeführt, ohne jedoch im Jazzgeschehen noch einmal eine nennenswerte Rolle zu spielen.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Chicago Stil." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/musik/artikel/chicago-stil (Abgerufen: 07. June 2025, 15:07 UTC)

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In den vielen Jahren seiner Tätigkeit als Jazz-Klarinettist und Band-Leiter spielte BENNY GOODMAN zahlreiche Konzerte auf mehreren Kontinenten. Besonders berühmt ist sein Auftritt in der New Yorker Carnegie Hall. An einem Punkt, wo andere Jazz-Musiker aufgeben mussten, nämlich in der Zeit der aufkommenden Rockmusik, machte BENNY GOODMAN weiter und spielte seine Musik für seine nicht wenigen Anhänger.

Insgesamt gesehen hat sich BENNY GOODMAN sowohl während der Blütezeit der Jazzmusik als auch danach einen Ruf erarbeitet, der verbunden ist mit musikalischem Perfektionismus und Hingabe zur Musik. Ebenfalls wichtig ist sein Einsatz für die Gleichberechtigung schwarzer und weißer Komponisten und Musiker.

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