Valenz ist ein Begriff der Sprachwissenschaft, der von L. TESNIÈRE in Anlehnung an den Begriff der Wertigkeit in der Chemie eingeführt wurde. Er bezeichnet die Eigenschaft eines Wortes, sprachliche Ausdrücke, sogenannte Ergänzungen, an sich zu binden. Diese Eigenschaft kommt vor allem Verben, aber auch Substantiven und Adjektiven zu.
Valenz bedeutet Wertigkeit in dem Sinne, dass in der Umgebung eines Wortes nicht beliebige, sondern nur bestimmte syntaktische Einheiten möglich sind. Valenz eines Wortes ist also die Gesamtheit der Kombinationsmöglichkeiten des betreffenden Wortes.
Differenzierungen
Je nach Zahl der Ergänzungen unterscheidet man bei den Verben zwischen
- einwertigen Verben (z. B. weinen),
- zweiwertigen Verben (z. B. helfen),
- dreiwertigen Verben (z. B. schenken).
Außerdem wird noch nach der Art der Ergänzungen differenziert. So sind beispielsweise die Verben
besuchen, helfen oder denken
zweiwertig. Sie unterscheiden sich dennoch darin, dass
- besuchen – ein Akkusativobjekt,
- helfen – ein Dativobjekt und
- denken – ein Präpositionalobjekt erfordert.
Den Ergänzungen stehen die nicht valenzabhängigen Angaben gegenüber, beispielsweise >jeden Tag< und >im Garten< in:
Er hat jeden Tag im Garten gearbeitet.
Für die Unterscheidung von Ergänzungen und Angaben werden unterschiedliche Kriterien herangezogen, z. B. das Obligatorischsein bestimmter Ergänzungen. Allerdings gibt es Schwierigkeiten bei der Bestimmung des Obligatorischen, z. B. >ihr< in:
Er schenkt ihr ein Buch.
Das >ihr< ist hier nicht obligatorisch, aber auch als Ergänzung anzusehen. Für einen solchen Sachverhalt wurde der Begriff fakultative Ergänzung eingeführt.
Valenz wird nicht nur als syntaktischer, sondern auch als semantischer und kommunikativer Begriff verstanden.