Die Hanse

Das Wesen der Hanse

Die deutsche Hanse ist eine in der mittelalterlichen Geschichte einzigartige Verbindung:
West- und niederdeutsche Fernkaufleute gründeten die genossenschaftliche Vereinigung. Vom 12. bis zum 14. Jh. beherrschte sie die Regionen um die Nordsee und die Ostsee als einen Handelsgroßraum. In ihrer Blütezeit gehörten der Hanse ungefähr 200 Hafen- und Binnenstädte zwischen London und Brügge im Westen, Bergen im Norden und Nowgorod im Osten an.
Dennoch war die Hanse kein Städtebund, wie er z. B. in Deutschland in Gestalt des 1376 gegründeten Schwäbischen Städtebundes oder des Rheinischen Städtebundes existierte. Die Hanse verfolgte ganz eigene andere Interessen und Ziele als diese Städtebünde:
Die Städtebünde hatten vor allem politische Ziele. So wurde der erwähnte Schwäbische Städtebund vor allem im Interesse der Erhaltung des Landfriedens und der Sicherung der Unabhängigkeit der verbündeten Städte vom deutschen Kaiser gegründet.

Die Aktivitäten der Hanse verfolgten dagegen rein wirtschaftliche Ziele. Sie schützte ihre Kaufleute im Ausland vor Ungesetzlichkeiten und Willkür. Außerdem suchte sie die bestehenden Handelsverbindungen ständig weiter auszudehnen.
Gleichwohl verfügte die Hanse auch über ein erhebliches politisches Gewicht und militärisches Potenzial. Sie führte sogar Krieg, wenn es die Wahrung der Handelsinteressen erforderte. So behaupteten sich die verbündeten hanseatischen Städte in überlegener Weise gegen den dänischen König WALDEMAR IV. ATTERDAG. Dieser hatte Privilegien der Hanse bestritten und die Ostseeinsel Gotland mit der Hansestadt Visby erobert. Nach dessen Niederlage zwangen sie ihm 1370 den sogenannten Frieden von Stralsund auf, der die Vorherrschaft der Hanse in ihrem Handelsgroßraum fortdauernd festigte.
Dennoch unterhielt die Hanse in ihrer Geschichte niemals ein Heer oder eine Flotte.

Gründung und Entwicklung der Hanse

Als „Hansen“ bezeichnete man ursprünglich Fahrgemeinschaften von Kaufleuten für einzelne Handelsreisen.
Der Anstoß zur Gründung der Hanse ging 1160 vom Ostseeraum aus. Hier schlossen sich deutsche Fernkaufleute, die regelmäßig Gotland anfuhren, zu einer solchen Fahrgemeinschaft, einer Handelshanse, zusammen.
Ihr traten neben den Kaufleuten der älteren Nordseestädte, wie Bremen oder Hamburg, auch bald die aus den neu gegründeten Ostseestädten bei. Bei diesen aufblühenden Städten handelte es sich u. a. um Lübeck (1159), Riga (1201), Rostock (1218), Wismar (1228), Stralsund (1234) (Bild 4) und Danzig (1238).

Als sich Ende des 13. Jh. die mächtig aufstrebende Reichsstadt Lübeck zum Haupt der Hanse entwickelte und dabei die Fahrgemeinschaft der Gotlandfahrer aus dieser Rolle verdrängte, wandelte sich auch der Charakter der Hanse:
Die Städte übernahmen immer mehr die Rolle der Kaufleute. 1358 ist in einem Dokument erstmals von den „steden van der dudeschen hense“ die Rede. Aus der ursprünglichen Handelshanse wurde eine Städtehanse.
Sie beschreibt sich und ihre Ziele wie folgt in einem Brief an den englischen König:

„Die deutsche Hanse ist ... ein festes Bündnis von vielen Städten, Orten und Gemeinschaften zu dem Zweck, dass die Handelsunternehmungen zu Wasser und zu Lande den erwünschten und günstigen Erfolg haben und dass ein wirksamer Schutz gegen Seeräuber und Wegelagerer geleistet werde, damit nicht durch deren Nachstellungen die Kaufleute ihrer Güter und ihrer Werte beraubt würden.“

Mitte des 13. Jh. hatten die hanseatischen Kaufleute ihre nordeuropäischen Konkurrenten aus Dänemark, Schweden und Norwegen von Nord- und Ostsee verdrängt.
In ihrer Blütezeit im 14. und 15. Jh. lag nahezu der gesamte Handel in diesem Raum in den Händen der Hanse. Ihre Tätigkeit bestand in erster Linie im Zwischenhandel. Wolle aus England, feine Tuche aus Flandern, Spitzen aus Brabant, Wein aus dem Rheinland sind bevorzugte Handelsgüter. Auch Bier aus Hamburg, Stockfisch aus Norwegen, Kupfer und Eisen aus Schweden, Felle und Pelze aus Russland und vieles andere mehr wurden gehandelt. Dabei wurde ein neuer Schiffstyp eingesetzt, die sehr manövrier- und tragfähige Kogge.
Auch in ihrer Blütezeit unverändert geblieben ist der Charakter der Hanse. Sie blieb immer eine lockere Vereinigung von Städten mit etwa 70 bis 80 großen aktiven Mitgliedern, die Beiträge zur Finanzierung zahlten und an Hansetagen teilnahmen, und weiteren 100 bis 120 kleineren Mitgliedern. Im 14. Jh. schlossen sich dann die Städte zu regionalen Gruppen zusammen, z. B. zum lübisch-sächsischen oder zum preußisch-westfälischen Drittel.

Der Niedergang der Hanse

Der Niedergang der Hanse begann im 15. Jh.:
Im Nord- und Ostseeraum traten immer stärker die Engländer und die Holländer in Erscheinung und verdrängten die hanseatischen Kaufleute von den Märkten.
Die Bevorzugung der einheimischen Kaufleute in Russland, Holland und England gegenüber den hanseatischen beschleunigte diesen Prozess noch. So mussten beispielsweise die Kontore und Handelsniederlassungen der Hanse in Nowgorod und London auf Druck des Zaren bzw. der königlichen Behörden geschlossen werden.
Schließlich versetzte die Verlagerung der Haupthandelsströme nach Westeuropa, die sich seit der Entdeckung der Neuen Welt durch KOLUMBUS immer mehr bemerkbar machte, der Hanse den Todesstoß.
Die Hanse bestand zwar noch, doch mehr auf dem Papier, bis Mitte des 17. Jh. Als Wirtschaftsmacht spielte sie aber keine Rolle mehr.

Die Hansestadt Stralsund mit Rathaus und Hansehäusern.

Die Hansestadt Stralsund mit Rathaus und Hansehäusern.

Die Hanse - Stralsund mit Rathaus
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