Eva-Maria Buch – eine Christin in der „Roten Kapelle“

Das christlich geprägte Elterhaus

EVA-MARIA BUCH kam in Berlin-Charlottenburg am 31. Januar 1921 zur Welt und lebte bis Anfang der dreißiger Jahre mit den Eltern in diesem Berliner Stadtbezirk. Ihr Vater, der Katholik WALTHER BUCH, war als freischaffender Kunstmaler tätig. Ihre Mutter, ERNA BUCH, ebenfalls katholischen Glaubens, arbeite bis zu ihrer Heirat 1920 als Sekretärin. „Pute“, wie EVA-MARIA genannt wurde, blieb das einzige Kind der Familie und wuchs wohlbehütet auf. Ihre Erziehung war in starkem Maße von der Religiosität der Eltern und deren musischen und schöngeistigen Interessen geprägt.
EVA-MARIA BUCH besuchte nur sechs Jahre die katholische Privatschule der Ursulinen, ohne das Abitur abzulegen, da die katholische Ursulinen-Schule in Berlin 1939 auf Beschluss des NS-Regimes geschlossen werden musste. EVA-MARIA besuchte anschließend ein Seminar für Sprach- und Dolmetscherwesen an der Auslandshochschule der Berliner Humboldt-Universität.
1940/41 arbeitete sie für einige Stunden in der Gsellius'schen Buch-, Antiquar- und Globenbuchhandlung an der Mohren- Ecke Friedrichstraße als Buchhändlerin .

EVA-MARIA BUCH – jüngstes Mitglied der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“

Das durch den Krieg verursachte menschliche Leid, ergriff sie tief. Starkes Mitgefühl regte sich in ihr für die zur Frontarbeit nach Deutschland verschleppten ausländischen Zwangsarbeiter, die hungernd und frierend Waffen gegen das eigene Vaterland herstellen mussten. In der Buchhandlung, in der EVA-MARIA arbeitete, arbeiteten Menschen, die keine andere Anstellung finden konnten. So lernte sie dort den Antifaschisten WILHELM GUDDORF kennen, der Redakteur der Roten Fahne war und 1934 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt worden war. Neben ihm arbeitete noch eine Tochter eines Kommunisten und eine jüdische Frau in der Buchhandlung. Mit dem Antifaschisten WILHELM GUDDORF, einem Mitstreiter der „Roten Kapelle“, war EVA-MARIA bereit, den illegalen Widerstand gegen das NS-Regime zu unterstützen. Den gesamten Umfang der oppositionellen Aktivitäten konnte sie nicht überblicken. Sie nahm an einigen Zusammenkünften teil, auf denen sie als Braut von WILHELM GUDDORF vorgestellt wurde.
Ihre Widerstandstätigkeit bestand in der Übersetzung von Aufrufen der Roten Kapelle (Unter der Bezeichnung „Rote Kapelle“ fasste die Geheime Staatspolizei (Gestapo) mehrere unterschiedliche Widerstandsgruppen gegen das NS-Regime zusammen. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Begriff sowohl für ein Spionagenetz des sowjetischen militärischen Nachrichtendienstes im von Deutschland besetzten Westeuropa als auch für Widerstandskreise im Deutschen Reich verwendet.) an ausländische Zwangsarbeiter in den Rüstungsbetrieben ins Französische. Außerdem half sie bei der Verbreitung der illegalen Zeitschrift „Die innere Front“. Dieses illegale Flugblatt, dessen Beiträge aus der Feder unterschiedlicher Hitlergegner stammten, enthielt Beilagen in mehreren Sprachen, um die antifaschistische Kampfgemeinschaft zwischen den ausländischen Zwangsarbeitern und den deutschen NS-Gegnern zu festigen.

In den Händen der Gestapo

Seit dem 31. August 1942 wurden die Frauen und Männer der Roten Kapelle verhaftet. Zunächst schützte EVA-MARIA WILHELM GUDDORF vor dem Zugriff der Gestapo, indem sie ihn in einer Laube versteckte. Am 11. Oktober 1942 wurde sie in der elterlichen Wohnung ohne Haftbefehl und Erklärung verhaftet. Die Gestapo hielt sich bis zum 15. Oktober in der Wohnung auf, durchsuchte alles und hoffte weiteren Verbindungen, besonders WILHELM GUDDORF, auf die Spur zu kommen. Die Eltern mussten während dieser Zeit verreisen.
Bis zu ihrem Prozess, der vom 1. bis 3. Februar 1943 dauerte, saß EVA-MARIA in Untersuchungshaft und wurde des öfteren verhört. Während dieser Zeit und auch während des Prozesses konnte sie ihre Eltern nicht sehen. Sie konnte sich auch nicht auf die Verteidigung der Anklage vorbereiten, weil den Angeklagten der Wortlaut der Anklageschrift verschwiegen wurde.
Im Prozess fragte der Richter die Angeklagte, da er Zweifel am Handeln der jungen Katholikin hatte: „Sie haben jetzt die Ungeheuerlichkeiten gehört, die ihre Freunde begangen haben. Hätten Sie, wenn Ihnen das bekannt gewesen wäre, die Tat nicht begangen und hätten Sie Anzeige erstattet?“ Dieses Ansinnen wies EVA-MARIA BUCH entrüstet von sich: „Anzeigen? Dann erst wäre ich so niederträchtig und verdorben, wie Sie mich hinstellen möchten.“
EVA-MARIA BUCH wurde daraufhin zum Tode verurteilt und am 5. August 1943 im Gefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet. Bis zu ihrer Hinrichtung war sie zunächst im Polizeigefängnis am Alexanderplatz und wurde dann am 30. März 1943 mit den anderen zum Tode verurteilten Frauen der „Roten Kapelle“ ins Gerichtsgefängnis nach Berlin-Charlottenburg überführt. Ihre Hoffnung auf eine eventuelle Begnadigung zerfiel, als sie erfuhr, dass am 13. Mai 1943 WILHELM GUDDORF hingerichtet worden war. Ihre Eltern versuchten alles, um die Hinrichtung ihrer Tochter zu verhindern. Sie reichten ein Gnadengesuch ein, das von HITLER am 21. Juli 1943 persönlich abgelehnt wurde. Am 5. August 1943 starb EVA-MARIA BUCH unter dem Fallbeil in Berlin-Plötzensee. Mit ihr starben am gleichen Tag acht Frauen und fünf Männer der Roten Kapelle unter dem Fallbeil.
Seit dem 6. November 1993 trägt die Tempelhofer Stadtbücherei den Namen Eva-Maria-Buch-Bibliothek.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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