Verlauf des Bauernkrieges

Der Bauernkrieg in Deutschland

Zur Lage der Bauern in Süddeutschland
Die Lebensverhältnisse der Bauern im deutschen Südwesten waren zu Beginn des 16. Jahrhunderts sehr bescheiden. Die Zunahme der Lasten und Missernten verschlimmerte ihre Lage bis ins Unerträgliche. Unter dem Zeichen des Bundschuhs kam es am Oberrhein, im Bistum Speyer, im Schwarzwald und im oberen Neckartal schon am Ende des 15. Jahrhunderts zu Aufständen. In Württemberg führte der Aufstand des Armen Konrad 1514 wegen der Misswirtschaft Herzog ULRICHS zu einer vorläufigen Einigung.
Im Herbst 1524 und Frühjahr 1525 versammelten sich die Bauern in ganz Süddeutschland wegen der immer noch zunehmenden hohen Abgaben und der Abhängigkeit von ihren Herren. Die Herren war nicht bereit, in friedliche Verhandlungen mit den Bauern zu treten. So rotteten sich die Bauern zusammen und zogen in langen Märschen durch das Land. Sie zerstörten Burgen und Klöster und versuchten, auf diese Weise ihre Forderungen durchzusetzen.

Der Verlauf des Bauernkrieges in Süddeutschland

Neben materiellen und sozialen Gründen führten auch reformatorische Ideen zu den erbitterten Kämpfen zwischen den Bauern und ihren Herren. Süddeutschland war eines der großen Zentren der Bauernunruhen.
Am 6. Oktober 1524 erhoben sich die Stühlinger und Klettgauer Bauern. Sie brachen mit etwa 3 500 Mann in Richtung Neustadt und Furtwangen im Schwarzwald auf und zogen durch die Baar.
Im April 1525 unternahmen sie einen zweiten Zug, der sie bis vor Freiburg führte.
In Oberschwaben, im Allgäu und Bodenseegebiet begannen die Unruhen im Februar und März 1525. Hier war es vor allem der Baltringer Haufen unter seinem Führer ULRICH SCHMID. Der Handwerker SEBASTIAN LOTZER aus Memmingen fasste die Forderungen der Bauern in den Zwölf Artikeln zusammen.

  • Anfang April 1525 versammelten sich die Neckartäler und Odenwälder Bauern. Nachdem sie sich mit Bauern in Franken und im Taubertal verbündet hatten, erstürmten Weinsberg und Heilbronn, wandten sich gegen die Bischöfe von Mainz und Würzburg und den Kurfürsten von der Pfalz. Dieser Haufen war etwa 12 000 Mann stark. Auf ihrem Marsch legten die Bauern ca. 355 km zurück.
  • Am 16. April begann der Aufstand der Württemberger Bauern. Ihnen schlossen sich 8 000 Mann an. Die Aufständischen wandten sich nach Stuttgart und rückten in die Stadt ein. Im Mai zogen sie in Richtung Böblingen.
  • Kleinere Bauernhaufen schlossen sich im Gebiet der Städte Hall und Gmünd zusammen („Gaildorfer Haufe“) und hatten auch bis zu 3 000 Anhänger. Sie wandten sich gegen die Klöster Murrhardt und Lorch und ließen die Burg Hohenstaufen in Flammen aufgehen.
  • Gegen den Bischof von Speyer richteten sich die Kämpfe der Kraichgauer und Badener Bauern im Gebiet Bruchsal.
  • Die Ortenauer Scharen bzw. der Schwarzacher Haufe plünderten Klöster im Rheintal bei Offenburg und im Kinzigtal.

Neben diesen größeren Aufständen fanden zahlreiche regionale Unruhen, Plünderungen und Brandschatzungen durch Bauern statt.
Gegen die Bauern stellte der Schwäbische Bund, ein Zusammenschluss einiger süddeutscher Fürsten zur Stärkung der kaiserlichen Macht, ein erstes Heer auf. GEORG TRUCHSESS VON WALDBURG hatte das Kommando. Er konnte bis zu 8 000 Landsknechte und 2 000 Reiter den Aufständischen entgegenstellen. Ende März 1525 versammelte der TRUCHSESS sein Heer in Ulm. Von dort zog er mit seinen Landsknechten donauaufwärts und dann wieder donauabwärts nach Leipheim, wo er zum erstenmal einen aufständischen Bauernhaufen schlug.
Vom 17. bis 26. April kam es bei Weingarten zu einem Vertrag. Im Weingartener Vertrag erhielten die Bauern Zugeständnisse: ein Schiedsgericht und freien Abzug. Dann zog das Heer des Schwäbischen Bundes über Tuttlingen ins Neckartal. Bei Balingen, Rottenburg, Herrenberg, Böblingen (12. Mai) und Plieningen (18. Mai) wurden die Bauern geschlagen. Nach diesen Schlachten wandte sich TRUCHSESS wieder nach Weinsberg, das nach wie vor von Bauern besetzt war. Er eroberte es und brannte die Ortschaft am 21. Mai nieder.
TRUCHSESS schlug danach am 4. Juni südlich von Würzburg die fränkischen Bauern. Nach einem Marsch durch Ostfranken (Bamberg und Nürnberg) zog der TRUCHSESS Ende Juni ins Allgäu, wo Ende Juli 1525 das letzte Gefecht stattfand. In vier Monaten legte dieses Heer des Schwäbischen Bundes etwa 1 020 km zurück.
Neben den Erfolgen des TRUCHSESS gegen die Bauern waren andere Unternehmungen von geringerer Bedeutung. So ging MAX SITTICH VON HOHENEMS gegen Hegauer und Klettgauer Aufständische vor. Er schlug am 4. November 1525 in jener Landschaft, in der die Bauernunruhen ein Jahr zuvor begonnen hatten, einen letzten Versuch der Bauern nieder. Kaiser KARL V. und auch Papst CLEMENS VII. dankten dem Schwäbischen Bund für sein Verhalten im Bauernkrieg.

Der Bauernkrieg in Thüringen

In Thüringen gab es im 16. Jh. mindestens 62 Städte. Besonders das östliche Thüringen wies eine relativ hohe Stadtdichte auf. Der überwiegende Teil der Städte trug ackerbürgerlichen Charakter, d. h., die Mehrzahl der Bürger beschäftigte sich mit landwirtschaftlicher Produktion.
Die Masse der thüringischen Bauern wurde durch Klein- und Kleinstbesitz an Land einem Grund- und Gerichtsherrn verpflichtet. Die Leibeigenschaft spielte seit langer Zeit keine Rolle mehr. Im 16. Jh. war eine Zunahme der besitzlosen Schichten, vor allem in den Städten (u. a. Erfurt 50 %, Vorstädte Mühlhausens 41 %) zu verzeichnen. Insgesamt standen einer kleinen Gruppe reich Begüterter in den Städten ein relativ breiter Mittelstand und eine zunehmende Anzahl von Armen gegenüber.
Zu den Anfängen des Bauernkrieges in Thüringen gehörten erste Übergriffe auf Geistliche und deren Einrichtungen. Bereits 1521 kam es in Erfurt zu harten Auseinandersetzungen zwischen Altgläubigen und Luther-Anhängern, die in den sogenannten Pfaffenstürmen im Juni 1521 gipfelten. Studenten, Bürger, Bauern und selbst Adlige stürmten die Häuser der Domherren, Kanoniker und Vikare.
In Eisenach agierte der Prediger JAKOB STRAUSS seit 1523 gegen den hier besonders stark ausgeprägten Wucher der geistlichen Institutionen. Ebenso wirkte der ehemalige Wittenberger Theologieprofessor, ANDREAS BODENSTEIN, genannt KARLSTADT, mit sozialkritischen Ideen für über eigene Positionen hinausgehende Aktionen. Die Aufständischen beriefen sich in ihren Beschwerdebriefen und Verhören neben LUTHER und MELANCHTHON auch auf KARLSTADT und STRAUSS.
Am 24. März 1524 stürmten MÜNTZER-Anhänger die Marienkapelle in Mallerbach (Kloster Naundorf).
Unter MÜNTZERS Aktivitäten entwickelte sich Allstedt zu einem Zentrum der Reformation. MÜNTZER wirkte hier seit 1523 (Gottesdienstreform = Einführung der deutschen Sprache im Gottesdienst, Kritik an katholischer Messe, Grundlagen einer deutschsprachigen Liturgie in Wort und Musik, Gottesdienstordnung). Die theologischen Vorstellungen von MÜNTZER, die unter anderem besagten, dass Gott seine Auserwählten sucht, er sich selbst als Auserwählter verstand und nun noch weitere Auserwählte sammeln müsste, führten zur Gründung des Allstedter Bund es. Auch in Mühlhausen entstand gleichfalls unter Beteiligung MÜNTZERS ein Zentrum des Widerstandes und der städtisch-bäuerlichen Opposition. In Mühlhausen versuchte MÜNTZER, gemeinsam mit dem ehemaligen Mönch HEINRICH PFEIFFER, Einfluss auch innerhalb der städtischen Opposition zu gewinnen.
Ende Februar 1525 kehrte MÜNTZER nach Mühlhausen zurück, brachte seine in Süddeutschland gesammelten Aufstandserfahrungen ein und stellte sich an die Spitze des radikalen Flügels.
Herzog GEORG VON SACHSEN und Landgraf PHILIPP VON HESSEN versuchten, FRIEDRICH DEN WEISEN und seinen Bruder Herzog JOHANN zur gewaltsamen Niederschlagung der Aufständischen zu gewinnen. Beide zögerten jedoch. Kurfürst FRIEDRICH äußerte auf dem Sterbebett:

„So ist das ein grosser handel, das man mit gewald handeln sal. Filleicht had man den armen leuten zu solchem aufrure orsache geben und sunderlichen (besonders) mit vorbittung (Verbot) des word gotes. So werden die armen in fil wege von uns wertlichen (weltlichen) und gaistlichen oberkaiten beschwerd (belastet). Got wend sein zcorn von uns. Wil es got also haben, so wird es also hinaus gehen, das der gemain man (Mann) regiren sal.“

Der Verlauf des Bauernkrieges in Thüringen

Am 18. April 1525 begann der thüringische Aufstand im oberen Werratal zugleich mit den Unruhen in Fulda.
Unmittelbar nach Ausbruch der Unruhen im Fuldaer Gebiet wuchs der Haufen der Aufständischen auf mehr als 10 000 Mann an. Der Verwalter der Reichsabtei Fulda, Graf JOHANN VON HENNEBERG, wurde zur Annahme der 13 Artikel der Stadt und Landschaft Fulda, einschließlich der Zwölf Artikel (der oberschwäbischen Bauernhaufen) gezwungen.
Am 18./19. April kam es in Völkershausen/Vacha (oberes Werratal) zu Streitigkeiten mit dem adligen Grundherrn, der sich der Anstellung eines evangelischen Predigers widersetzte. Unter Führung von HANS SIPPEL stürmten Bauernhaufen am 23. April, ca. 3 000 Aufständische, die Klöster. Adlige wurden zur Unterwerfung gezwungen.
Die Stadt Salzungen schloss sich an, und das dortige Salzwerk wurde vereinnahmt. Der Werrahaufen, dem sich Graf WILHELM VON HENNEBERG (Herr der Grafschaft Henneberg) anschließen musste, zog nach Schmalkalden und Meiningen. Es kamen jedoch Meinungsverschiedenheiten zwischen den verschiedenen Fraktionen im Haufen auf. MÜNTZER-Anhänger versuchten, den Anschluss zu Mühlhausen und anderen Aufstandszentren herzustellen. Die Mehrheit der Aufständischen verfolgte mehr lokale Ziele und gab sich mit den Erfolgen gegen den HENNEBERGER zufrieden. MÜNTZERS Aktivitäten zur Mobilisierung der Mansfelder Bergknappen („Manifest an die Bergknappen im Mansfeldischen“) schlugen fehl.
Bis Ende April waren in verschiedenen Gebieten Thüringens Haufen entstanden: in Wangenheim und Gleichen, in Salza, in Arnstadt (einschließlich Rudolstadt, Königsee, Ilmenau, Stadtilm, Amt Blankenburg), im Erfurter Gebiet bis hin nach Lobeda (Jena), Kahla und Gera. Hier kam es zu zeitweiligen, lokalen und unterschiedlich ausgerichteten Aktivitäten. Meist dominierten gemäßigte Bauernführer, die sich mit erreichten lokalen Verhandlungsergebnissen zufriedengaben.
Ende April hatte Landgraf PHILIPP VON HESSEN den Aufstand um Hersfeld niedergeschlagen und bedrohte Eisenach. Die Führer des Werrahaufens wurden bei Unterhandlungen in Eisenach gefangen gesetzt und hingerichtet. Der Werrahaufen, nun führerlos, löste sich auf bzw. zog mit MÜNTZER nach Frankenhausen.

Frankenhausen

Seit Anfang Mai bedrohten die verbündeten Fürstenheere thüringisches Gebiet. Ende April hatte sich der Mühlhäuser Haufen unter militärischer Führung der Stadtknechte JOST und VOLKMAR HOMRICH sowie CLAUS PFANNENSCHMIDT formiert. MÜNTZER und PFEIFFER waren die geistigen Führer.
MÜNTZER wollte dem Frankenhäuser Lager zu Hilfe kommen, PFEIFFER setzte mehr auf einen Zug ins Eichsfeld, was letztlich erfolgte. Doch die Entscheidungen fielen an anderer Stelle.
Ein Zusammengehen aller Aufständischen in der Gegend um Frankenhausen erfolgte nicht. Die großen Meinungsverschiedenheiten im Mühlhäuser Haufen führten schließlich dazu, dass MÜNTZER mit nur wenigen Bewaffneten und acht Geschützen Richtung Frankenhausen zog.
In Frankenhausen kam es zum Streit zwischen gemäßigten und radikalen Führern und Aufständischen. Am 11. Mai standen zwischen 6 000 und 8 000 Aufständische in Frankenhausen bereit.
Am 14. Mai gegen acht Uhr morgens erfolgte ein erster Angriff hessisch-braunschweigischer Truppen (etwa 1 400 Berittene und 3 000 Knechte) auf Frankenhausen, der von den Verteidigern zurückgeschlagen werden konnte. Die Hauptleute verhandelten mit den Fürsten.
Am 15. Mai erfolgte die Verstärkung des hessisch-braunschweigischen Heeres durch sächsische und mainzische Truppen. Gegen zwölf Uhr mittags scheint es einen förmlichen Waffenstillstand gegeben zu haben. Im Lager der Aufständischen erfolgten harte Auseinandersetzungen. Die Forderung der Fürsten, dass man „den falschen Propheten Thomas Montzer sampt seynem anhange“ ausliefern solle, dafür weitestgehend Straffreiheit erwarten könne, brachte Bewegung in die Reihen. Eine Entscheidung musste aber im Ring erfolgen.

MÜNTZER versuchte in einer Predigt letztmalig zu mobilisieren. Die Ereignisse überstürzten sich. In diese Volksversammlung traf der Artillerieangriff des vereinigten Fürstenheeres. Die Aufständischen wurden überrannt, über 5 000 fanden den Tod, 600 wurden gefangen genommen. Die Verluste im Fürstenheer waren gering. MÜNTZER, der sich in die Stadt flüchtete, wurde ebenfalls gefangen genommen und später hingerichtet.Bild

Mühlhausen, das nunmehr zum Hauptangriffsort der Fürsten wurde, entledigte sich der Partei um PFEIFFER und ergab sich am 26. Mai kampflos. PFEIFFERS Gefangennahme erfolgte kurz darauf.

Die Folgen

Mehr als 50 Führer, darunter MÜNTZER und PFEIFFER, wurden in und um Mühlhausen hingerichtet. Kurfürst JOHANN, der seinem Bruder in der Regentschaft gefolgt war, brach am 18. Mai von Weimar zu einem Strafzug auf. Im Gefolge dieser Vergeltungsaktion schrieb der Dompropst zu Merseburg, Fürst GEORG VON ANHALT, an seine Mutter:

„...das er (Kurfürst Johann) vor etlichen tagen bei 20 und mehr zu Jen (Jena) hat richten lassen durch einen edelmann, den ehr dazu vorordent...“.

Der Scharfrichter habe sich selbst nicht wohl dabei gefühlt, da er oftmals für den entflohenen Sohn den unschuldigen Vater oder umgekehrt hatte hinrichten müssen.
Auch in anderen thüringischen Herrschaften rächten sich die Sieger. Graf GÜNTHER VON SCHWARZBURG-RUDOLSTADT ließ die Anführer des Schwarzburger Haufens hinrichten, zahlreiche Aufstandsteilnehmer einkerkern und verhängte Bußgelder und Schadenersatzleistungen. Gleich den Ernestinern und Schwarzburgern verfuhr Herzog GEORG VON SACHSEN. Kurfürst JOHANN VON SACHSEN vereinnahmte bis November 1527 mehr als 102 500 Gulden an Strafgeldern.
Die sich nach 1525 vollziehenden reformatorischen Veränderungen, insbesondere beim Aufbau der Landeskirche in Thüringen, standen auch unter dem Eindruck der Bauernkriegsereignisse.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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