Figur-Grund-Beziehung

Eine Anekdote

Im 5. Jahrhundert v. Chr. lebte und wirkte der griechische Maler ZEUXIS. Über ihn berichtet der römische Schriftsteller PLINIUS folgende Anekdote: ZEUXIS habe im Wettstreit mit seinem Konkurrenten PARRHASIOS Weintrauben so realistisch gemalt, dass Vögel herbeiflogen und nach den Früchten pickten. PARRHASIOS, der meinte der bessere Maler zu sein, lud ZEUXIS daraufhin ein, sein Gemälde zu betrachten. Als ZEUXIS versuchte, einen vermeintlich vor dem Bild hängenden Vorhang beiseite zu schieben. Er musste aber feststellen, dass das Tuch sich nicht wegschieben ließ. Es war nicht echt, sondern gemalt.

Diese Anekdote zeigt die Möglichkeit der Malerei, auf einer zweidimensionalen Fläche die Illusion eines dreidimensionalen Raumes zu erzeugen. Diese illusionistische Malerei wird auch Trompe-l 'Œil (franz. „Augentäuschung“) genannt.

Eigenschaften der Wahrnehmung

Die grundlegende Eigenschaft der Wahrnehmung beruht auf der Unterscheidung zwischen „Figur“ und „Grund“, dem sich vom Hintergrund abhebenden Objekt.

Die Figuren stehen im Kontrast zueinander.

Die Figuren stehen im Kontrast zueinander.

Das Gehirn bemüht sich, Formen aus seinem flächigen oder räumlichen Umfeld herauszulösen und zu verstehen. Das gelingt am besten, wenn sich Figur (Positivform) und Grund (Negativform) in ihrer Helligkeit stark unterscheiden, im Kontrast zueinander stehen.

VINCENZO FOPPA: „Maria mit dem Buch und segnenden Christusknaben“;1464–1468, Holz, 37 × 29 cm;Mailand, Civici Musei d'Arte e Pinacoteca del Castello Sforzesco.

VINCENZO FOPPA: „Maria mit dem Buch und segnenden Christusknaben“;1464–1468, Holz, 37 × 29 cm;Mailand, Civici Musei d'Arte e Pinacoteca del Castello Sforzesco.

Figur-Grund-Beziehung - Maria mit dem Buch und segnenden Christusknaben

Bildelemente, die im Zusammenhang gesehen werden und dabei eine möglichst prägnante Form ergeben, bilden die Figur, der Rest den Grund, vor dem die Figur deutlich hervortritt.

JOHANN HEINRICH FÜSSLI: „Trompe-l'oeil“;1750, Öl auf Leinwand, 49 × 36,5 cm;St. Petersburg, Eremitage.

JOHANN HEINRICH FÜSSLI: „Trompe-l'oeil“;1750, Öl auf Leinwand, 49 × 36,5 cm;St. Petersburg, Eremitage.

Grund-Figur-Beziehung - Trompe-l'oeil

Manche Gestaltungen rufen eine mehrdeutige Figur-Grund-Beziehung hervor (wenn Formen verwendet werden, die abwechselnd als Figur und als Grund gedeutet werden können). Das wird besonders sichtbar am Rubinschen Becher.

Rubinscher Becher

Rubinscher Becher

Diese Figur-Grund-Täuschung hängt entscheidend davon ab, welche Bildteile als Vorder- und welche als Hintergrund erkannt werden. Diese Zuordnung bestimmt beim Rubinschen Becher, ob ein Bild entweder als Vase oder als Gesichterpaar wahrgenommen wird.

Rubinscher Becher

Rubinscher Becher

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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