Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch
  3. 5 Literatur und Medien
  4. 5.1 Ausgewählte literarische und mediale Gattungen
  5. 5.1.1 Kennzeichen der Epik
  6. Stoff

Stoff

Wenn der Autor einen literarischen Text verfasst, gestaltet er darin einen Stoff, den er als quasi unbearbeitetes Rohmaterial in der Wirklichkeit vorgefunden hat, der vielleicht schon literarisch gestaltet wurde oder den er erfunden hat. Die Ereignisse,
die sich wie eine Kette aneinander reihen oder auseinander
ergeben, bilden das Geschehen. Der Autor stellt sie in einen sinnvollen Zusammenhang und fügt sie zu einer logisch verknüpften Geschichte mitAnfang und Ende. Die Aufeinanderfolge des Gesamtgeschehens wird auch als Handlung bezeichnet.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Wenn der Autor einen literarischen Text verfasst, gestaltet er darin einen Stoff, den er als quasi unbearbeitetes Rohmaterial

  • in der Wirklichkeit vorgefunden hat (z. B. einen Kriminalfall bzw. eine historische Überlieferung),
  • der vielleicht schon literarisch gestaltet wurde (z. B. der Fauststoff) oder
  • den er erfunden hat.

Literarische Stoffe sind also Grundbausteine der Literatur.

Stoff ist nach dem SCHÜLERDUDEN Literatur „die aus dem formgeprägten Text herauslösbare Handlung“ (SCHÜLERDUDEN Literatur, Mannheim 2000, S.345). Form wird in diesem Zusammenhang verstanden als „äußere Erscheinung eines sprachlichen Kunstwerkes“ (ebda, S. 122).

Allerdings ist diese Definition nicht ganz unproblematisch, sie versteht Stoff als „Zusammenfassung“ eines Theaterstückes bzw. von Prosa. Nähert man sich jedoch dem konkreten Stoff, wird das Problem sichtbar: Der Faust-Stoff z.B. ist in seiner Geschichte mehrfach bearbeitet worden, bevor JOHANN WOLFGANG VON GOETHE sein Drama (PDF 1) schuf.

  • BWS-DEU1-0504-01.pdf (1.88 MB)

Auch nach GOETHE bearbeiteten viele Autoren diesen Stoff, sodass dessen Tradierung (Überlieferung) eine bloße Zusammenfassung des einen Stückes von GOETHE unmöglich macht, da die anderen Bearbeitungen unberücksichtigt bleiben müssen (vgl. PDF 2, PDF 3, PDF 4). Beim Faust-Stoff geht es vielmehr also um

  • die Faust-Figur (Fausts Leben, Taten und Tod ) und

  • seine Triebkräfte (dies wäre im Fall des goetheschen Faust: „Dass ich erkenne, was die Welt / im Innersten zusammenhält.“ Faust I, V. 382/383),

  • den Pakt zwischen Faust und dem Teufel sowie

  • die Auflösung dieses Paktes.
  • BWS-DEU1-0504-02.pdf (216.01 KB)

Der Faust-Stoff muss sich rekrutieren aus dem Gemeinsamen aller Bearbeitungen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Faust ein Wissenschaftler oder ein Scharlatan ist. Er schließt auf irgendeine Weise einen Pa kt mit dem Teufel ab, um daraus für sich einen Vorteil zu ziehen. Dieser Vorteil kann der oben erwähnte Wissenserwerb sein. GOETHEs Faust gelangt trotzdem in den Himmel („Wer immer strebend sich bemüht, / Den können wir erlösen.“). Aber Faust könnte genauso gut danach streben, so perfekt musizieren bzw. komponieren zu können, dass er für diese Kunst absolute Bewunderung und frenetischen Beifall erfährt. THOMAS MANNs Roman „Doktor Faustus“ beschreibt „Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn“, der sich dem Teufel verschreibt, damit dieser ihm für 24 Jahre Genialität verleiht. Leverkühns Seele gehört dem Teufel, allein sein Körper bleibt nach Ablauf der frist zurück, so ist der Held lebendig tot.
In „Mephisto – Roman einer Karriere“ schildert KLAUS MANN das Schicksal des Schauspielers Hendrik Höfgen, der um seiner Karriere willen mit den Nationalsozialisten paktiert. Schon deshalb muss Höfgen scheitern, da seine Seele nicht mehr ihm gehört.

  • BWS-DEU1-0504-03.pdf (153.44 KB)

Der russische Schriftsteller MICHAIL BULGAKOW lässt in „Der Meister und Margarita“ den Teufel im Moskau der 1920er-Jahre erscheinen. Ihn begleitet der Kater Behemoth. Damit Margarita ihren „Meister“, einen ehemaligen Schriftsteller, der nun Insasse in einer psychiatrischen Klinik ist, noch einmal sehen kann, schließt sie mit Voland (so der Name des Teufels) einen Pakt. Am Ende sterben Meister und Margarita, aber ihre Seelen werden nicht vom Teufel geholt, sondern der Meister gelangt mit seiner Gefährtin in den Himmel.

Die Anlage der Faust-Figuren, ihr erzähltes Schicksal und ihr Ende ist in allen Bearbeitungen völlig anders. Es eint sie der Faust-Stoff:
Innovativ wird ein literarisches Werk also erst dann, wenn es den Stoff auf originäre Weise ausleuchtet und darstellt.

  • BWS-DEU1-0504-04.pdf (132.86 KB)

Geschehen

Die Ereignisse, die sich wie eine Kette aneinander reihen oder auseinander ergeben, bilden das Geschehen. Der Autor stellt sie in einen sinnvollen Zusammenhang und fügt sie zu einer logisch verknüpften Geschichte mit Anfang und Ende.

Handlung

Die Aufeinanderfolge des Gesamtgeschehens wird auch als Handlung bezeichnet. Man unterscheidet

  • Haupthandlung und
  • Nebenhandlungen.

In der Haupthandlung entfalten sich die wesentlichen Geschehnisse und Konflikte, während die Nebenhandlungen vor allem zu deren Unterstreichung und Ausschmückung dienen.

  • BWS-DEU1-0504-05.pdf (92.24 KB)

Manche epische Texte, wie THEODOR STORMs Novelle „ Der Schimmelreiter“ (PDF 6) oder JEREMIAS GOTTHELFs „Die schwarze Spinne“ (PDF 7) , verfügen über

  • Rahmenhandlung und
  • Binnenhandlung.

Hier entwickelt der Erzähler seine Geschichte bis zu dem Punkt, an dem ein zurückliegendes Geschehen mitgeteilt werden muss. Meist tritt dann eine Handlungsfigur hervor, übernimmt die Erzählerrolle und berichtet aus ihrer Kenntnis das Geschehene, das sich mitunter über viele Seiten hinweg wie eine eigene Geschichte liest.

  • BWS-DEU1-0504-06.pdf (898.87 KB)

Eine Handlung weist auch das lyrische Genre der Ballade auf. Sie wird deshalb auch als Mischform zwischen Dramatik, Epik und Lyrik bezeichnet.

Fabel

Als Fabel bezeichnet man die Grundstruktur der Geschichte, die die wesentlichen Handlungsabläufe zusammenfasst und gewissermaßen die Inhaltsangabe darstellt.

Die Fabel ist von der kleinen epischen Form der gleichnishaften Tiererzählung zu unterscheiden.

  • BWS-DEU1-0504-07.pdf (677.06 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Stoff." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch/artikel/stoff (Abgerufen: 14. June 2025, 06:28 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Primärtext
  • Stoff
  • Handlung
  • Pdf
  • Volltext
  • Fabel
  • Geschehen
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Erzählperspektive

Der Standpunkt des Erzählers und die entsprechende Erzählsituation haben Einfluss auf die Erzählperspektive.

Beim Standpunkt des Erzählers können drei typische Erzählsituationen unterschieden werden:

  • die auktoriale Erzählsituation
  • die Ich-Erzählsituation
  • die personale Erzählsituation

Der auktoriale Erzähler ist der allwissende, das Geschehen überschauende, persönliche Erzähler. Er steht quasi über den Geschehnissen. Typisch ist, dass er sich immer wieder kommentierend, wertend in das Geschehen einblendet.
Der Ich-Erzähler verwendet durchgehend die 1. Person Singular. Er kann der Held des Geschehens sein oder eine Nebenfigur einer Handlung, die er miterlebt hat.
Der personale Erzähler ist im eigentlichen Sinn kein Erzähler, sondern ein Perspektiventräger. Die Vermittler zwischen Autor und Leser wird weggelassen, d.h., dem Leser wird vorgespielt, dass er sich selbst am Schauplatz der Handlung befindet. Der Leser kann die Geschehnisse wie eine Kamera registrieren. Deshalb spricht man von neutralem Erzählen oder – aus den Augen einer Figur miterlebt – von personalem Erzählen.

Die Judenbuche

ANNETTE VON DROSTE-HÜLSHOFFs Novelle „Die Judenbuche“ von 1842 ist eine Kriminalgeschichte und zugleich die Milieustudie eines Mörders. Sie beschreibt den Weg der Selbstzerstörung bis hin zur Selbstrichtung:

Friedrich Mergels Vater, ein Säufer, wird tot aufgefunden. Seitdem haftet dem Neunjährigen etwas Unheimliches an. Sein Onkel Simon adoptiert ihn. Seines Rufs im Dorf wegen wird er bewundert und gefürchtet. Als Förster Brandis erschlagen wird, gilt Friedrich als Hauptverdächtiger. Doch man kann ihm nichts beweisen. Vier Jahre später ereignet sich wieder ein Mord im Dorf. Der Jude Aaron ist getötet worden. Der Verdacht fällt auf Friedrich. Den Baum, neben dem der tote Jude Aaron gefunden worden ist, nennt man die Judenbuche. Friedrich und sein Freund Johannes Niemand, „sein verkümmertes Spiegelbild“, bleiben unauffindbar, bis Johannes nach 28 Jahren ins Dorf zurückkehrt. Er kommt aus türkischer Sklaverei und hat Friedrich seit der gemeinsamen Flucht aus den Augen verloren. Eines Tages verschwindet Johannes und wird vom ganzen Dorf gesucht. 14 Tage später findet der Sohn des Försters Brandis einen Erhängten unter der Judenbuche. Es ist Friedrich Mergel.

 

Nacherzählung

Die Nacherzählung ist eine Erzählung auf der Grundlage einer schon bekannten Fabel, Geschichte oder einer beliebigen Textvorlage. Es geht darum, das Wichtigste des Inhalts zu erfassen und es sachgerecht und anschaulich nachzuerzählen. Grundidee, Personen, Handlungsverlauf sowie das Ergebnis der Geschichte müssen in der Nacherzählung erhalten bleiben. Die Geschichte wird mit eigenen Worten wiedergegeben und übernimmt die Zeitform der Vorlage.

Die Leiden des jungen Werthers

Den ersten Bestseller der neueren deutschen Literatur schrieb GOETHE mit seinem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774). Er verarbeitet darin eigene Erlebnisse mit CHARLOTTE BUFF, aber auch die biographischen Reflexe seines Bekannten KARL WILHELM JERUSALEM aus seiner Zeit in Wetzlar.

Vor einem Ball lernt Werther Lotte kennen und liebt sie leidenschaftlich, obwohl er weiß, dass sie schon an den strebsam - nüchternen Albert vergeben ist. Als der Verlobte auftaucht, muss er erkennen, dass ihm Lotte versagt bleibt. Da stürzt er vom höchsten Glücksgefühl in tiefste Verzweiflung. Seine Lage wird unerträglich. Werther nimmt eine Stelle in einer Gesandtschaft an, doch Adelsdünkel und Engstirnigkeit drängen ihn aus dem Amt. Er kehrt zur inzwischen verheirateten Lotte zurück. Als er die Ausweglosigkeit seiner Lage erkennt, erschießt er sich.

Der absolute Geltungsanspruch von Werthers Gefühl ist unvereinbar mit den Institutionen der Gesellschaft (Ehe, Beamtenberuf ...). Es ist seine Tragik, dass ihn seine Empfindungsfülle zerstört, dass sein unbedingter Freiheitswille ihn in den Tod treibt. Der Schwärmer, der aus der Ich-Seligkeit seiner Empfindungen in die Leere hinabstürzt, wirkt als Protestfigur gegen die enge Ständegesellschaft. Um die Unbedingtheit seiner Gefühle zum Ausdruck zu bringen, richtet die Hauptfigur Werther einseitig Briefe an seinen Freund Wilhelm, in denen er sich unmittelbar mitteilt. Die Gattung des Briefromans verliert hier ihren dialogischen Charakter, da angemessene Antworten nicht mehr vorstellbar sind. Um so intensiver erfasst der Leser das Geschehen aus der Perspektive der Zentralfigur.

 

Hyperion

FRIEDRICH HÖLDERLIN gilt als einer der größten Lyriker Deutschlands. Sein einziger, zweibändiger Bildungsroman „Hyperion oder der Eremit in Griechenland“ erschien 1797 und 1799. HÖLDERLINs Held entwickelt sich von kindlicher Unschuld hin zur Ausgeglichenheit der Seele. Hyperions Lehrer sind Adamas, Alabanda und Diotima. Adamas bildet ihn in den Wissenschaften, Adamas zeigt ihm, dass es sich für die Freiheit zu kämpfen lohnt, und Diotima lehrt in das seelische Gleichgewicht und die Liebe. Nachdem Hyperion zunächst Lehrer werden will, um sein Volk zu unterrichten, bekennt er sich zum Freiheitskampf der Griechen. Denn ohne Freiheit kann man keine harmonische Gesllschaft erwarten. Seine Freunde sterben. Hyperion bleibt allein zurück.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025