Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Geschichte
  3. 10 Demokratie und Diktatur in Deutschland
  4. 10.1 Die Weimarer Republik
  5. 10.1.5 Außenpolitische Erfolge
  6. Stresemanns Rede zur Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund

Stresemanns Rede zur Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund

Der Politiker GUSTAV STRESEMANN bestimmte ab 1923 für einige Jahre die Außenpolitik der Weimarer Republik. Die Hauptziele seiner Politik waren die Revidierung des Versailler Vertrages und die Wiederaufnahme Deutschlands in die europäische Völkerfamilie als gleichberechtigtes Mitglied. Zur Realisierung dieser Ziele war er der Initiator der Locarno-Verträge. Diese leisteten einen wichtigen Beitrag zur Aussöhnung Deutschlands mit seinen europäischen Nachbarn und zur Wiederherstellung des Vertrauens. Nach Unterzeichnung der Locarno-Verträge wurde Deutschland in den Völkerbund aufgenommen, wobei STRESEMANN eine viel beachtete Antrittsrede hielt.
Für sein außenpolitisches Wirken im Sinne der Völkerverständigung erhielt er gemeinsam mit dem französischen Außenminister 1926 den Friedensnobelpreis.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

STRESEMANN und die Außenpolitik der Weimarer Republik

Nach den schwierigen Anfangsjahren seit Ende des Ersten Weltkrieges lag die Außenpolitik der Weimarer Republik seit 1923 für viele Jahre in den Händen von GUSTAV STRESEMANN. Als Außenminister wollte dieser vor allem dazu beitragen, Deutschland nach den verheerenden Folgen des Krieges wieder in den Kreis der europäischen Völker als gleichberechtigtes Mitglied zurückzuführen. STRESEMANN hatte deshalb für die deutsche Außenpolitik sehr klare Ziele:
Sein Hauptziel war die Revidierung des Versailler Vertrages. Das deckte sich mit den damals vorherrschenden Wunschvorstellungen in der deutschen Öffentlichkeit. Andererseits war dieses Ziel nur schwer zu bewerkstelligen. Die bestehenden Machtverhältnisse in Europa engten den Handlungsspielraum für die deutsche Außenpolitik sehr stark ein. So hatte es die Außenpolitik der vergangenen Jahre z. B. nicht vermocht, das tief sitzende Misstrauen in Frankreich gegenüber seinem deutschen Nachbarn auszuräumen.

Locarno-Verträge

Deshalb startete STRESEMANN im Frühjahr 1925 eine Friedensoffensive. Die in diesem Rahmen abgeschlossenen Verträge von Locarno halfen, das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich zu entspannen. So verzichteten beispielsweise beide Staaten (unter der Garantie Großbritanniens und Italiens) auf jede gewaltsame Veränderung ihrer gemeinsamen Grenzen. Außerdem sollten Grenzstreitigkeiten Deutschlands mit Polen, der Tschechoslowakei, Frankreich und Belgien künftig durch ein internationales Schiedsgericht geregelt werden.
Mit diesen Verträgen wähnte sich STRESEMANN dem Hauptziel seiner Außenpolitik ein gutes Stück näher: Ein Europa im „Geist von Locarno“ und das Ende von Versailles waren in Sicht; hatten sich doch in Locarno nicht Sieger und Besiegte, sondern gleichberechtigte Staaten gegenübergestanden.

Aufnahme in den Völkerbund

Die Locarno-Verträge zeitigten noch einen Effekt: die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund. Am 10. September 1925 hielt die vom Außenminister angeführte deutsche Delegation, von Zuschauern und Delegierten umjubelt, ihren Einzug im Völkerbundsrat. Das Ende der politischen Isolation Deutschlands war mit seiner Rückkehr in das bestehende Mächtesystem erreicht worden.
STRESEMANN, auf dessen Wirken dieser Erfolg in nicht geringem Maße zurückzuführen war, hielt eine viel beachtete Antrittsrede. Die folgenden Auszüge aus dieser Rede kennzeichnen ihn als klar denkenden, humanistischen Prinzipien verpflichteten Realpolitiker:

„Deutschland tritt mit dem heutigen Tag in die Mitte von Staaten, mit denen es zum Teil seit langen Jahrzehnten in ungetrübter Freundschaft verbunden ist, die zum anderen Teil im letzten Weltkrieg gegen Deutschland verbündet waren. Es ist von geschichtlicher Bedeutung, dass Deutschland und diese letzteren Staaten sich jetzt im Völkerbund zu dauernder friedlicher Zusammenarbeit zusammenfinden ...

Diese grundstürzenden Ereignisse eines furchtbaren Krieges haben die Menschheit zur Besinnung über die den Völkern zugewiesenen Aufgaben gebracht.
Wir sehen in vielen Staaten den Niederbruch wertvollster, für den Staat unentbehrlicher geistiger und wirtschaftlicher Schichten. Wir erleben die Bildung von neuen und das Hinsinken von alten Formen der Wirtschaft. Wir sehen, wie die Wirtschaft die alten Grenzen der Länder sprengt und neue Formen der internationalen Zusammenarbeit erstrebt.

Die alte Weltwirtschaft hatte für ihre Zusammenarbeit keine Satzungen und Programme, aber sie beruhte auf dem ungeschriebenen Gesetz des traditionellen Güteraustauschs zwischen den Erdteilen. Ihn wiederherzustellen ist unsere Aufgabe. Wollen wir eine ungestörte weltwirtschaftliche Entwicklung, dann wird das nicht geschehen durch Abschließung der Gebiete voneinander, sondern durch Überbrückung dessen, was bisher die Wirtschaft der Völker trennte.

Wichtiger aber als alles materielle Geschehen ist das seelische Leben der Nationen. Eine starke Gärung der Gedanken kämpft unter den Völkern der Erde. Die einen vertreten das Prinzip der nationalen Geschlossenheit und verwerfen die internationale Verständigung, weil sie das national Gewordene nicht durch den allgemeinen Begriff der Menschheit ersetzen wollen. Ich bin der Meinung, dass keine Nation, die dem Völkerbund angehört, dadurch ihr nationales Eigenleben irgendwie aufgibt.

Der göttliche Baumeister der Erde hat die Menschheit nicht geschaffen als ein gleichförmiges Ganzes. Er gab den Völkern verschiedene Blutströme, er gab ihnen als Heiligtum ihre Seele, ihre Muttersprache, er gab ihnen als Heimat Länder verschiedener Natur.

Aber es kann nicht der Sinn einer göttlichen Weltordnung sein, dass die Menschen ihre nationalen Höchstleistungen gegeneinander kehren und damit die allgemeine Kulturentwicklung immer wieder zurückwerfen. Der wird der Menschheit am meisten dienen, der, wurzelnd im eigenen Volke, das ihm seelisch und geistig Gegebene zur höchsten Bedeutung entwickelt und damit, über die Grenzen des eigenen Volkes hinauswachsend, der gesamten Menschheit etwas zu geben vermag, wie es die Großen aller Nationen getan haben, deren Namen in der Menschheitsgeschichte niedergeschrieben sind.

So verbinden sich Nation und Menschheit auf geistigem Gebiet, so können sie sich auch verbinden in politischem Streben, wenn der Wille da ist, in diesem Sinne der Gesamtentwicklung zu dienen.
Möge die Arbeit des Völkerbundes sich auf der Grundlage der großen Begriffe: Friede, Freiheit und Einigkeit vollziehen, dann werden wir dem von uns allen erstrebten Ziele näherkommen.
Daran freudig mitzuarbeiten, das ist Deutschlands fester Wille.“
(zitiert nach: Die deutsche Geschichte, Band 3, S. 442, Archiv Verlag GmbH, Braunschweig 2001. Hervorh. vom Autor.)

STRESEMANN erreichte in der Folgezeit seine außenpolitischen Ziele nur bedingt und wurde z. B. durch innenpolitische Veränderungen in Frankreich z. T. um die Früchte seines Erfolges bei der Aussöhnung beider Staaten gebracht.
Dennoch erhielt er im Jahre 1926 gemeinsam mit dem französischen Außenminister ARISTIDE BRIAND den Friedensnobelpreis zuerkannt.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Stresemanns Rede zur Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/geschichte/artikel/stresemanns-rede-zur-aufnahme-deutschlands-den-voelkerbund (Abgerufen: 10. June 2025, 23:51 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Versailler Vertrag
  • Gustav Stresemann
  • Friedensnobelpreis
  • politische Isolation
  • Realpolitiker
  • Verträge von Locarno
  • Völkerbund
  • Stresemann
  • Weimarer Republik
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Kultur und Kunst in den Zwanzigern

Die Zwanzigerjahre wurden wegen der blühenden und schillernden Kunst- und Kulturszene auch die „Goldenen Zwanziger“ genannt. „Golden“ waren diese Jahre jedoch nur für einen relativ kleinen Personenkreis und nur in der Mitte der Zwanzigerjahre der Weimarer Republik. In Malerei, Literatur, Architektur, Theater, Kino, Sport und Musik tat sich ein Spannungsfeld auf, das von der Sozialkritik bis zur puren Lust am Vergnügen reichte. Besonders prägend waren die avantgardistischen Kunstrichtungen des Expressionismus, Dadaismus und Surrealismus. In den letzten Jahren der Republik wurden Kunst und Kultur zunehmend politisch, denn der Kampf zwischen den beiden politischen Lagern wurde auch auf diesem Gebiet ausgetragen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endete die kulturelle Vielfalt, der Kulturbetrieb wurde gleichgeschaltet.

Die „Goldenen Zwanziger“

Sowohl der Begriff „Weimarer Republik“ als auch die „Goldenen Zwanziger“ Jahre assoziieren oftmals den Mythos einer glanzvollen Epoche. Die Jahre 1918, besonders aber 1924 bis 1933 brachten große Namen hervor. Aus der Theater- und Filmszene sind uns z. B. ZUCKMAYER, WEDEKIND, MARLENE DIETRICH oder PAUL LINCKE ein Begriff; WALTER GROPIUS schuf das Bauhaus, FREUD entwickelte in dieser Zeit die Psychoanalyse. In dieser Zeit wurden aber auch die Grundlagen des Hitler-Faschismus deutlich, politische Morde, parteiische Justiz sowie offener Antisemitismus deuteten die Konturen der folgenden Diktatur an.
In den 15 Jahren der Weimarer Republik gab es 17 Regierungen, die kennzeichnend sind für einen widerspruchsvollen Aufbruch. Dieser kommt besonders in der Kunst, in Theater und Film, Literatur, Musik, Architektur und in der Wissenschaft zum Ausdruck.

Paul von Hindenburg

* 2. Oktober 1847 in Posen
† 02. August 1934 in Neudeck

Als Offizier nahm HINDENBURG an den Kriegen von 1866 und 1870/71 teil. Nachdem er 1911 pensioniert worden war, wurde er im August 1914 zum Oberbefehlshaber von Ostpreußen berufen. Als Generalstabschef hat er hier gemeinsam mit LUDENDORFF die Russen in der Schlacht bei Tannenberg entscheidend geschlagen. Im November 1914 war er Oberbefehlshaber Ost und Generalfeldmarschall. Ab August 1916 war er Chef der Obersten Heeresleitung mit LUDENDORFF als Mitarbeiter. Im Sommer 1918 forderte HINDENBURG aufgrund der Ausweglosigkeit eines militärischen Sieges die Beendigung des Krieges. Trotzdem vertrat er später die Dolchstoßlegende.
Die vereinigten Rechtsparteien stellten ihn nach dem Tode FRIEDRICH EBERTS 1925 für die Reichspräsidentenwahl auf. Als Reichspräsident 1933 ebnete er mit der Ernennung ADOLF HITLERS zum Reichskanzler und der Unterzeichnung des Ermächtigungsgesetzes den Weg zur nationalsozialistischen Diktatur.

Das parlamentarische System – die Parteien der Weimarer Republik

Die Weimarer Verfassung definierte die junge, in Weimar gegründete Republik zwar als parlamentarische Demokratie, enthielt aber auch mächtige Instrumente, um das Parlament zu umgehen. Vor allem der Reichspräsident besaß so weitreichende verfassungsmäßige Befugnisse, dass er notfalls auch ohne den Reichstag regieren konnte. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Weimarer Republik deshalb von einer parlamentarischen Demokratie zu einer Präsidialdemokratie. Die demokratischen Parteien konnten diese Entwicklung nicht aufhalten. Sie waren einer großen Konkurrenz durch antidemokratische Parteien ausgesetzt, die ihnen die Schuld an fast allen Missständen gaben. Die demokratischen Parteien unterschätzten, dass die radikalen Parteien den Menschen mit Losungen die Lösung aller ihrer Probleme versprachen und so für viele Wähler immer attraktiver wurden.

Modelle der Friedenssicherung – USA und UdSSR

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs trat der Konflikt zwischen liberal-kapitalistischen und sozialistischen Ideen in ein neues Stadium, da der Konflikt nun durch zwei Staaten, USA und UdSSR, verkörpert wurde. Beide Staaten brachten unterschiedliche Friedensmodelle in die Weltpolitik ein, die jeweils Weltgeltung für sich beanspruchten. Der Keim für den späteren Ost-West-Konflikt war damit gelegt, auch wenn dieser Konflikt vorerst nicht offen zutage trat, da beide Staaten aus unterschiedlichen Gründen nicht an der internationalen Politik der frühen Zwanzigerjahre teilnahmen.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025