Architektur des Einzelbauwerkes: Konstruktive Bauelemente
Als Bauelemente werden die konstruktiven und dekorativen Einzelteile eines Baukörpers bezeichnet.
- Konstruktive Elemente umschließen den Baukörper und sind funktional und statisch notwendige Teile.
- Dekorative Elemente sind nicht notwendige architektonische Formung oder Zutat in der Absicht, Effekte zu erzielen, die Konstruktion zu verschleiern oder zu bereichern. Sie dienen der Gliederung und Verzierung von Bauten.
Konstruktive Bauelemente
Von der Struktur der Umschließungselemente (Boden, Wand, Dach) wird der Charakter eines Gebäudes ganz wesentlich bestimmt. Dabei werden die verschiedenen Bauelemente nicht nur unter funktionalen Gesichtspunkten eingesetzt, sondern dienen häufig zugleich als Ausdrucksträger (Prestige, Repräsentation, Symbolisierung). Der Auswahl und dem Einsatz von Material, Form (z. B. Flachdach oder Kuppel), Dekor, Gliederungselementen (Türen, Fenster, Treppen) sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Boden
Der Boden wird in diesem Fall nicht als Fundament betrachtet, sondern charakterisiert die Fläche, auf der ein Bau betreten wird. Er steht immer in einem Spannungsverhältnis zum natürlichen Untergrund (Erde, Fels usw.) und wird, wie andere Elemente auch, zum Ausdrucksträger:
- Moderne Kaufhäuser werden ebenerdig errichtet; keine Schwelle soll das Kaufen behindern.
- Andere Absichten wirkten bei den Tempeln der Antike. Der dreistufige Unterbau des griechischen Tempels wurde im römischen Tempelbau durch ein Podium zur „Erhabenheit“ gesteigert.
- Bauten des frühen Mittelalters sind häufig erdverbunden, indem sie gleichsam aus dem natürlichen Boden „wachsen“.
- Die Funktionalisten des 20. Jh. projektierten ihre Gebäude häufig mit Pfeilerunterbauten. Bei dieser sogenannten Aufstelzung wird das erste Geschoss so hoch gesetzt, dass ein Luftraum darunter entsteht.
Wand
Die Wand ist eine aufrechte, mehr oder weniger gegliederte Fläche. Beim Zusammentreffen dieser Flächen entstehen Kanten und Ecken. Wände werden gegliedert:
- durch Öffnungen (Fenster, Türen),
- durch die Verwendung von unterschiedlichem Material,
- durch Form und Dekor.
Wandformen können die Konstruktion verstecken oder hervorheben. Bei Wandmaterial hat zu allen Zeiten der Wert eine große Rolle gespielt. Seltene, schwer zu beschaffende oder teure Materialien galten als Prestigeelemente und dienten der Repräsentation. Durch entsprechendes Wandmaterial (Mauer, Glas) kann der Innenraum abgeschlossen oder auch durchsichtig mit dem Außenraum verbunden werden.
Form, Größe und Lage der Wandöffnungen erfüllen neben den eigentlichen Zwecken auch Bedeutungsinhalte. So werden Türen oder besser Eingänge nach funktionalen und intentionalen Gesichtspunkten gestaltet:
- z. B. muss eine Käfigtür vor Ausbruch sichern;
- durch das Garagentor soll das Auto passen;
- ein Kirchenportal soll über das Eintreten hinaus auf sakrale Bedeutungen verweisen.
Neben einfachen schmucklosen Mauereinschnitten wird dem Eingang mithilfe verschiedener Schmuckformen, Überhöhungen, Verbreiterungen, Abtreppungen usw. eine besondere Aussage verliehen.
Dach und Kuppel
Das Dach gilt als funktionell bedingter oberer Raumabschluss eines Gebäudes, wurde aber darüber hinaus schon immer zur Formung des Baus benutzt.
Abwechslungsreiche „Dachlandschaften“ entstanden bei den großen Kathedralen, bei historischen ostasiatischen Bauten, aber auch in den Altstädten Mitteleuropas. Seit dem vorigen Jahrhundert wird das Dach verstärkt zum Form-Ausdruck eines Baus und zu seiner Symbolisierung eingesetzt („Flügel-Dachschalen“ vom Kennedy Airport, USA, 1956, Architekt: EERO SAARINEN, 1910–1961; „Zugvogelform“ – als Symbol des Reisens, der Geschwindigkeit und Schwerelosigkeit – beim Bahnhof Lyon-Satolas, Frankreich, 1989–1994, Architekt: SANTIAGO CALATRAVA, * 1951).
Kuppeln sind Überspannungen quadratischer, runder, polygonaler Räume. Sie ruhen oft auf zylindrischen Bauteilen (Tambour), die Fensteröffnungen besitzen. Die Kuppel kann auch durch eine Öffnung im Scheitel (Opaion, Auge) beleuchtet sein. Häufig wird darauf ein zylindrisches Türmchen mit Fensterkranz (Laterne) aufgesetzt. Im Altertum (Schatzhaus des Artreus, Mykene) und bei einigen Naturvölkern wurden Kuppeln aus ringförmig verlegten, übereinander vorkragenden, waagerechten Steinschichten überwölbt. Bis zur Einführung der Schalenbauweise im 20. Jh. wurden sogenannte echte Kuppeln über behelfsmäßigen Holzrahmen (Lehrgerüste) gebaut, die das Gewicht der Steine bis zum Trocknen und Abbinden des Mörtels trugen. Danach wurden die Lehrgerüste entfernt.
Treppen
Treppen sind zunächst nur technische Hilfsmittel zur Überwindung einer Höhendifferenz und im Unterschied zu Rampen durch Stufen gegliedert. Man unterscheidet
- gerade,
- gewendelte,
- ein- oder mehrläufige,
- ein- oder mehrgeschossige
Treppen. Freitreppen und Innentreppen bilden seit der Renaissance und vor allem im Barock Höhepunkte repräsentativer Treppenarchitektur.
Gewölbe
Gewölbe sind gekrümmte Raumdecken aus Stein, Beton oder Stahlbeton. Eigenlast, Nutzlast und Gewölbeschub werden
- beim geschlossenen Gewölbe auf alle Umfassungswände,
- beim halboffenen Gewölbe auf zwei sich gegenüberliegende Wände und
- beim offenen Gewölbe auf Pfeiler und Stützen übertragen.·
- Als falsche Gewölbe werden Kraggewölbe bezeichnet.
Beeindruckende Gewölbekonstruktionen sind sogenannte „Figurierte Gewölbe“. Die Rippen dieser Gewölbe bilden Figuren, z. B. Rippenkurven
- in Blüten- und Schleifenform (Annenkirche/ Annaberg,
1499–1525 von KONRAD PFLÜGER, PETER VON PIRNA und JAKOB HEILMANN nacheinander erbaut; Wladislawsaal/ Prager Burg, 9. Jh. n. Chr.), - in Zellen- oder Diamantformen (Albrechtsburg/ Meißen,
1471 bis 1498, unter dem kurfürstlichen Landbaumeister Arnold von Westfalen), - in Fächerformen (Ordensremter der Marienburg/ Malbork, Baubeginn um 1380),
- in Stern- und Netzformen.
Mit den konstruktiv wichtigen Rippen werden also gleichzeitig auch dekorative Eindrücke erzielt.
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