Technik der Malerei
Man kann Kunstwerke unter den verschiedensten künstlerischen und technischen Gesichtspunkten betrachten. Eine Möglichkeit ist der Aspekt der handwerklich technischen Herstellung eines Bildes. Dabei ist zu beachten, dass der geistige Gehalt, die Technik und das Material sich gegenseitig bedingen und die menschliche Wahrnehmung beeinflussen. Einige wesentliche malerische Techniken sollen im Folgenden aufgeführt werden.
Verschiedene Formen der Maltechnik
Mit Maltechnik ist der Farbauftrag, aber auch die Herstellung und Verarbeitung der Grundbestandteile gemeint. Der besondere Charakter einer Technik resultiert überwiegend aus dem verwendeten Bindemittel. Die bekanntesten Techniken sind die Enkaustik, Frescomalerei, Gouache, Temperamalerei, Öl- und Aquarellmalerei, Gouache- und Acrylmalerei sowie die Mischtechnik.
Enkaustik
Bereits im alten Ägypten und in der griechisch-römischen Antike gab es Enkaustik (griech. enkauston, lat. encausis = brennen, bzw. enkaio = dem Feuer ausgesetzt), bedeutet Wachsmalerei. Dazu werden Wachsstangen erhitzt und mit Farbpigmenten verbunden. Diese Masse wird sowohl im heißen, flüssigen als auch im kalten, harten Zustand mittels Pinsel oder Spachtel auf Bildträger aufgebracht. Erhalten sind z.B. ägyptische Mumienporträts.
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© 2003 The Yorck Project
Fresko, Secco und Sgrafitto
Die Wandmalerei auf noch frischem, feuchten Kalkputz nennt man Freskomalerei (ital. fresco = frisch). Dabei wird mit in Wasser angerührten Farbpigmenten gearbeitet, der frische Kalkputz dient als Bindemittel. Es muss rasch gearbeitet werden, damit die Farben in den feuchten Putz einziehen können. Fehler können nicht korrigiert werden. Etappenweise wird nur so viel Feinputz aufgebracht, wie an einem Tag bemalt werden kann.
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Giotto di Bondone - © 2003 The Yorck Project
Es gibt auch die Möglichkeit auf trockenem Putz zu arbeiten. Das ist die sogenannte Seccomalerei (ital. secco = trocken), bei der die Farbpigmente mit Gummiarabikum, Kasein und Leim gebunden werden.
Eine weitere Art ist das Sgrafitto, bei dem über einen dunklen Putz eine dünnere, hellere Schicht gezogen wird. Aus dieser werden Formen und Figuren herausgekratzt.
Temperamalerei
Einen schnellen Trocknungsprozess weist auch die Temperamalerei (lat. temperare = mischen) auf. Es gibt eine wasserlösliche Art, die als Bindemittel für die Farbpigmente Kasein verwendet wird (Kaseintempera) und eine wasserfeste, deren Bindemittel für die Pigmente aus einer Mischung aus Eigelb und Leinölfirnis besteht. Je nach Mengenverhältnis erhält man Eitempera oder Öltempera.
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Hans Holbein der Jüngere - © 2003 The Yorck Project
Es entsteht eine matte, deckende Farbschicht, die mehrfach übermalt werden kann. So kann ein Bild in mehreren Schichten aufgebaut werden. Nachteilig ist, dass durch das schnelle Trocknen die getrockneten Farben stärker aufhellen, ein Nachmischen desselben Farbtons schwierig ist, und dass sich farbige Übergänge kaum erreichen lassen.
Als Abschluss wird eine Schutzschicht auf das fertige Bild mit Firnis (frz. vernis = Lack) aufgetragen. Grundierte Holztafeln und Leinwände dienten als Malgrund. Die Temperamalerei war besonders in der Buchmalerei verbreitet und die wichtigste Künstlerfarbe vor der Ölmalerei.
Ölmalerei
Niederländischen Meistern schreibt man die Erfindung der Ölmalerei zu Beginn des 15. Jh.s zu. Häufig wird der flämische Maler JAN VAN EYCK als Erfinder der Ölmalerei, wobei er seine Bilder jedoch in einer Mischtechnik aus Öl- und Temperamalerei gestaltete.
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Jan Vermeer Van Delft - © 2003 The Yorck Project
Fein geriebene Farbpigmente werden mit trocknenden Ölen (Walnuss-, Mohn-, Leinöl u.a.) vermengt. Verschiedene Malmittel (z.B. Terpentin oder Firnis) dienen als Verdünnungsmittel für die Farbe. Zusätze ermöglichen einen schnelleren Trocknungsprozess und eine gewollt matte oder glänzende Oberfläche. Als Malgründe werden grundierte Holztafeln, Leinwand oder Karton verwendet. Im Gegensatz zur Tempera besitzt Ölfarbe eine stärkere Leuchtkraft und es können mit ihr fließende Farbübergänge erzielt werden.
Diese Farbe kann in mehreren hauchdünnen, lasierenden (durchscheinend) Schichten (Schichtmalerei) übereinander gemalt, aber auch deckend bis pastos (dick aufgetragen) mit einem Pinsel oder Spachtel aufgetragen werden. Aufgrund ihrer vielfältigen Möglichkeiten war diese Technik bis zur Mitte des 20. Jh.s die meist verwendete.
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Paul Cézanne - © 2003 The Yorck Project
Aquarellmalerei
Feingemahlene Pigmente, die mit dem wasserlöslichen Gummiarabikum, Kleister und Stärke gebunden sind, werden in der Aquarellmalerei (ital. aquarello = Wasserfarbe) in einem lasierenden Farbauftrag eingesetzt.
Charakteristikum dieser Technik ist die Transparenz. Papier als Malgrund wirkt durchscheinend und meist wird Nass-in-Nass gearbeitet, was soviel bedeutet, als dass das stark saugfähige Papier mit einem Schwamm durchfeuchtet wird und dann die mit Wasser verdünnte Aquarellfarbe mittels eines weichen Haarpinsels aufgetragen wird. Farben verlaufen ineinander (= lavierende Malweise) und so entstehen fließende Übergänge. Es wird mit den hellsten Flächen begonnen, Weiß bleibt als unbemalter Grund stehen.
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Albrecht Dürer - © 2003 The Yorck Project
Aber auch andere Techniken verwendeten die Künstler. Einige ließen die als Vorzeichnung dienenden Bleistiftlinien oder farbigen Kreiden bewusst stehen, setzten die Farben relativ trocken nebeneinander oder ließen die unterschiedlichen Papierstrukturen mit in die Gesamtwirkung einfließen. Während ALBRECHT DÜRER das Aquarell noch als Vorzeichnung oder Studie diente, nutzten es spätere Künstler als eigenständige Bildgestaltung, wie PAUL CEZANNE, WILLIAM BRAKE, WILLIAM TURNER, EMIL NOLDE.
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Paul Cézanne - © 2003 The Yorck Project
Gouachemalerei
Diese Deckfarbenmalerei (franz. gouache = Deckfarbe) ist vielfältig einsetzbar und durch Schulmalkästen heute weit verbreitet. Den Farbpigmenten sind weiße Füllstoffe beigefügt, die zu einem deckenden, matt wirkenden Farbauftrag führen. Als Bindemittel werden Gummiarabikum oder Pflanzenleim genutzt, die die Farbe wasserlöslich machen. Der Untergrund kann vielfältig sein und es können helle Farben auf bereits getrocknete dunklere Töne gesetzt werden. Mit stark verdünnten Farben kann man jedoch auch lasierend arbeiten. Diese Technik fand im Mittelalter, z.B. in der Miniaturmalerei Anwendung.
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Gustave Doré - © 2003 The Yorck Project
Acrylmalerei
Acrylfarben sind sogenannte Kunstharzdispersionsfarben (Dispersion = feinste Verteilung eines Stoffes in einem anderen). Als Lösungsmittel fungiert ein Kunstharz, der dem Acrylglas verwandt ist. Die Farbe kann beim Malen mit Wasser verdünnt werden. Nach dem Trocknen ist der Anstrich wasserfest und lichtbeständig.
Die Herstellung synthetischer Bindemittel bedeutete für die Malerei einen revolutionären Schritt. Nach ihrer Entwicklung gab es Acrylfarben vorwiegend im Anstrich- und Lackierbereich der Industrie, bevor Mitte der 1950er-Jahre Künstler sie für ihre Arbeit entdeckten.
Die Technik eignet sich für die verschiedensten Malkonzepte; sowohl für lineare als auch malerische und für Mischtechniken, wie mit Ölfarbe oder Kreiden. Da Acrylfarbe sehr schnell trocknet, können in kurzer Zeit mehrere Schichten übereinander gemalt werden und das sowohl deckend bis pastos als auch lasierend. Häufig beziehen Künstler den Untergrund mit ein, es wirken plastische Strukturen. Die Farbe kann mit dem Pinsel oder Malspachtel aufgebracht werden.
Mischtechnik
Mischtechnik bezeichnet die kombinierte Anwendung verschiedener Techniken in einem Bild. Im engeren Sinn ist damit die Verbindung von Öl- und Temperafarbe gemeint. Dabei setzt man mehrere Untermalungen mit Tempera und darüber jeweils lasierende Ölschichten. Nach diesem Prinzip malten z.B. JAN VAN EYCK oder CASPER DAVID FRIEDRICH.
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Jan van Eyck - © 2003 The Yorck Project
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