Günter Tembrock

Kindheit und Studium

GÜNTHER TEMBROCK wurde am 7. Juni 1918 in Berlin geboren. Er interessierte sich schon als Schüler für Tiere und Pflanzen und beschäftigte sich vor allem mit Insekten, besonders den Laufkäfern. Sein Wunsch Zoologie zu studieren wurde bestärkt, als er mit 17 Jahren heimlich eine Biologievorlesung besuchte und dort eine Schallplatte „Die gefiederten Meistersänger“ hörte.
Die Beschäftigung mit den Laufkäfern und die Begeisterung an dem Vogelgesang sollte sein ganzes wissenschaftliches Leben prägen.

Wissenschaftliche Laufbahn

1937 begann er das Studium an der Friedrich-Wilhelm-Universität (jetzt Humboldt-Universität) in Berlin. Er studierte Zoologie, Paläontologie und Anthropologie.

GÜNTHER TEMBROCK war schon als junger Mann ein zielstrebiger, viel belesener Forscher. Er hat auch unter den schwierigen Kriegs- und Nachkriegsbedingungen immer versucht, für sich und seine Mitstudenten wissenschaftliches Arbeiten möglich zu machen. So kümmerte er sich um die Schimpansin Susi, die als Einzige den Krieg im Zoo Berlin überlebte, und beobachtete ihr Verhalten.

1941 schloss TEMBROCK seine Forschungsarbeiten zur Evolution des Laufkäfers Carabus ullrichi ab und erhielt den ersten Doktortitel. Dann beschäftigte er sich mit dem Verhalten von Rotfüchsen. Er beobachtete sie im Labor und in Außengehegen und schrieb darüber 1955 seine zweite Doktorarbeit. Er deutete stereotype Bewegungen, die Füchse zeitweise zeigen, als eine Art tierische Neurosen. Später wurde solches Verhalten als gestörte Organismus-Umwelt- Bedingungen interpretiert.


1948 gründete er die erste verhaltensbiologische Forschungsstätte für Tierphysiologie (damals der Begriff für vergleichende Verhaltensforschung) an einer Universität und in Deutschland.
1952–1959 war er stellvertretender Direktor des Zoologischen Instituts der Humboldt-Universität.
1961 wurde GÜNTHER TEMBROCK zum Professor und 1969 zum Professor mit Lehrstuhl berufen. Gleichzeitig wurde er Leiter des Bereichs Verhaltenswissenschaft en der Sektion Biologie der Humboldt-Universität Berlin.

1983 wurde er mit 65 Jahren emeritiert, betreute aber weiter Studenten und Doktoranden, hielt Vorlesungen und nahm ab 1990 an der Neugestaltung der Universität teil. Auch im hohen Alter fuhr der Professor mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Universität.
1988 verlieh ihm die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die Ehrendoktorwürde. GÜNTHER TEMBROCK verstarb am 26. Januar 2011 in Berlin.

Wissenschaftliche Leistungen

Prof. TEMBROCK hielt Vorlesungen für Biologie-, Lehrer- und Medizinstudenten, betreute über 60 Doktoranden und schrieb mehr als 350 wissenschaftliche Abhandlungen. Er war Mitglied vieler Gesellschaften und Forschungsgruppen, u. a. Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (1965); Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR (1975);
Forschungsprojekt „Der Mensch als biopsychosoziale Einheit“ (1983);
Mitherausgeber der „Zeitschrift für Humanontogenetik “ (1998).

Prof.TEMBROCK sammelte seit 1951 Aufnahmen von Tierstimmen. Mit selbst gekaufter und zusammengebastelter Technik war er in Wald und Flur sowie in Zoos und Tierparks unterwegs. Die erste Aufnahme stammt von einem Waldkauz, dessen Stimme er 1951 im Hof des Zoologischen Instituts aufnahm. Das war auch die Geburtstunde des von Tembrock 1951 gegründeten Tierstimmenarchivs. Es ist das zweitgrößte Europas und das drittgrößte der Welt. Er und seine Mitarbeiter sammelten Tierstimmen im In- und Ausland, analysierten und verglichen sie. Unterdessen gibt es mehr als 1 20 000 Aufnahmen, die zurzeit digitalisiert werden und dem Tierstimmenvergleich und der Tierbestimmung dienen. Das Tierstimmenarchiv wurde dem Naturkundemuseum Berlin übergeben.

Übrigens bezeichnete TEMBROCK die Aufnahme der Stimme des kleinen Eisbären KNUT  im Berliner Zoologischen Garten als besonders emotionale Tierstimmenaufnahme.   


Prof. TEMBROCK begründete auch die Bioakustik als Fachgebiet. Die Bioakustik beschäftigt sich mit der Erforschung der Verständigung der Tiere untereinander über Lautäußerung. Tembrock fand u. a. heraus, dass Kraniche umso länger als Paar zusammenbleiben, je besser sie akustisch harmonieren.
1963 hielt TEMBROCK die erste an deutschen Univeritäten und in der Welt angebotene Vorlesung über Bioakustik.

Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde er vielfach geehrt; u. a. wurde er 1986 nach  TINBERGEN und LORENZ das 3. Ehrenmitglied der Deutschen Ethologischen Gesellschaft. 2007 erhielt er als erster Wissenschaftler die Humboldt-Medaille.

Hobbys

Von 1978 bis Ende 1990 nutzte TEMBROCK die Gelegenheit, über das Fernsehen interessante Erkenntnisse der Verhaltensforschung populär zu machen. Fernsehsendungen wie „Die Sprache der Tiere“ und „Professor TEMBROCKs Rendezvous mit Tieren“ waren sehr beliebte Sendungen des DDR-Fernsehens. Dazu nutzte er sein umfangreiches Tierstimmenarchiv.
Die Sendungen im Fernsehen brachten ihm übrigens den Namen Grzimek des Ostens ein.

Obwohl seine Tätigkeit an der Universität Prof. TEMBROCK ziemlich auslastete, nahm er sich die Zeit für seine Hobbys.
Neben der Verhaltensforschung war seine zweite große Leidenschaft die Musik. Seit frühester Jugend sang er, nahm Gesangsuntersicht und beendete ihn als Bariton mit Berufsausweis als Sänger. Das allein reichte ihm nicht. Er untersuchte auch den Aufbau und die Veränderung der Stimmen berühmter Sänger, so z. B. den Gesang von CARUSO. Bis ins hohe Alter erfreute er Freunde und Gäste mit musikalischer Umrahmung von Zusammenkünften.
Seine dritte Leidenschaft war die Malerei. Er hat viele Aquarellzeichnungen seiner tierischen Lieblinge wie z. B. Fuchs und Uhu und auch Selbstbildnisse angefertigt.

Veröffentlichungen

Einige wichtige Bücher und Veröffentlichungen
Tembrock, Günter: Grundzüge der Schimpansenpsychologie 1949
Tembrock, Günter: Tierpsychologie 1956
Tembrock, Günter: Spezielle Verhaltensbiologie der Tiere (in zwei Bänden), 1982
Tembrock, Günter: Tierstimmenforschung; Eine Einführung in die Bioakustik.1977
Tembrock, Günter: Grundriss der Verhaltensbiologie 1992

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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