Victor François Auguste Grignard

1. Die Zeit, in der er lebte

Das 19. Jahrhundert war ein Jahrhundert großer politischer und wirtschaftlicher Veränderungen. Auch die Naturwissenschaften entwickelten sich stürmisch im Zeitalter der industriellen Revolution.

WERNER VON SIEMENS entwickelte die Kabelisolation sowie die industrielle Fertigung derselben, durch welche die elektrische Übermittlung von Nachrichten möglich wurde.
1866 folgte die Entwicklung des elektrodynamischen Prinzips durch WERNER VON SIEMENS. Dadurch wurde es möglich, elektrischen Strom durch Hochspannungsleitungen zu führen (ab 1882).
THOMAS EDISON erfand die Glühbirne. Mit diesen wichtigen Erfindungen und Entwicklungen entstand auch ein neuer Industriezweig: die Elektroindustrie, die Elektromotoren, Dynamomaschinen, Kabel, Schaltanlagen, Glühlampen usw. herstellte.
Die Eisenindustrie entwickelte sich im Zuge der Einführung neuer Verfahren und ermöglichte so die Herstellung neuer und besserer Maschinen.

2. Lebenslauf

VICTOR FRANÇOIS AUGUSTE GRIGNARD wird am 06.05.1871 in Cherbourg geboren.

Nach seiner Schulzeit begann er mit einer Ausbildung zum Lehrer in Clouny und wechselte von dort nach zwei Jahren an die Universität von Lyon.

1894 übernahm er eine Assistentenstelle an der Wissenschaftlichen Fakultät bei LOUIS BOUVEAULT.
In Lyon begann eine langjährige Freundschaft zwischen GRIGNARD und dem Wissenschaftler PHILIPPE BARBIER.

GRIGNARDs erste Untersuchungen befassten sich mit ungesättigten Kohlenwasserstoffen. Er untersuchte außerdem die Reaktionen von Halogenalkane n und -arenen (Alkyl- und Arylhalogenide) mit Magnesium.
Auf Empfehlung BARBIERs begann er ab 1899, die bei den Reaktionen der Halogenalkane und -arene entstehenden organischen Magnesiumverbindungen näher zu untersuchen.
GRIGNARD entdeckte, dass diese „Organomagnesiumverbindungen“ außerordentlich reaktionsfähig sind und man daraus viele weitere Verbindungen synthetisieren kann.

1898 veröffentlichte GRIGNARD gemeinsam mit BARBIER sein erstes Werk über organische Magnesiumverbindungen, nach ihm „GRIGNARD-Verbindungen“ oder „GRIGNARD-Reagenzien“ genannt und promovierte zum Doktor der Naturwissenschaften.
Etwa 1900 nahm der Wissenschaftler auch mit H. MOISSAN Verbindung auf, der sich auf GRIGNARDs Entdeckungen bezog.
In den Folgejahren bezog er Ketone, Ester aus Ketonen, Nitrile und Terpene in seine Forschungen mit ein und entwickelte Synthesemöglichkeiten für organische Magnesiumverbindungen, die nach ihm als „GRIGNARD-Synthesen“ bezeichnet werden.

GRIGNARD-Verbindungen sind Alkylmagnesiumhalogenidverbindungen. Sie besitzen die allgemeine Formel R- Mg X.
R steht für den Alkylrest, X für das jeweilige Halogen. Sie entstehen durch Reaktion verschiedener Alkylhalogenide mit Magnesium in Anwesenheit von Ether.
Da diese Alkylmagnesiumhalogenidverbindungen eine stark polarisierte Bindung zwischen Kohlenstoff und Magnesium enthalten, sind sie sehr reaktionsfähig.
Sie werden auch heute noch zur Durchführung von „GRIGNARD-Synthesen“ verwendet, bei denen je nach Ausgangsstoffen ganz unterschiedliche Reaktionsprodukte entstehen, z. B.:

durch Hydrolyse mit Wasser entstehen Alkane,
mit Aldehyden und Ketonen entstehen primäre, sekundäre oder tertiäre Alkohole,
mit Kohlenstoffdioxid entstehen Carbonsäuren.

1905 wurde der junge Wissenschaftler als Professor an die Universität von Besançon berufen, kehrte jedoch ein Jahr später nach Lyon zurück, wo er 1908 eine Professur in Chemie erhielt.

Im Jahre 1909 wechselte VICTOR GRIGNARD auf Einladung von BAISE nach Nancy an die Fakultät organische Chemie und wurde dort im folgenden Jahr Professor für organische Chemie.

1912 erhielt VICTOR GRIGNARD gemeinsam mit PAUL SABATIER (Hydrierung organischer Verbindungen) den Nobelpreis für Chemie in Anerkennung seiner Forschungen und Erkenntnisse der organischen Metallverbindungen (GRIGNARD-Verbindungen).

Mit Beginn des ersten Weltkrieges, wurde GRIGNARD als ehemaliger Obergefreiter zum Kriegsdienst eingezogen, bald darauf jedoch davon befreit, da er in Nancy weiter forschen sollte.
Seine Forschungen erstreckten sich auf das Gebiet der Reaktionsprodukte des Ausgangsstoffes Benzen (Benzol), welche die französische Regierung zur chemischen Kriegsführung einsetzen wollte.
Zum Zwecke weiterer Forschungen begab sich GRIGNARD nach Paris. Er war an der Herstellung des Giftgases Phosgen mitbeteiligt.

In den Jahren 1917 bis 1918 besuchte er die Vereinigten Staaten und hielt Vorträge, u. a. am Institut Mellon. Nach dem ersten Weltkrieg kehrte er 1919 nach Nancy zurück und folgte anschließend seinem Freund und Kollegen BARBIER als Professor der allgemeinen Chemie nach Lyon.

1921 nahm GRIGNARD eine zusätzliche Stelle als Leiter der „l' École de Chimie industrielle“, der Hochschule für Chemie in Lyon an und wurde gleichzeitig Mitglied des Hochschulrates Dekan der Fakultät der Wissenschaften.
Außer mit den organischen Magnesiumverbindungen beschäftigte sich GRIGNARD mit der Aufspaltung von Kohlenwasserstoffe n bei Vorhandensein von Aluminiumchlorverbindungen und der katalytischen Hydrierung und Dehydrierung bei verringertem Druck.

GRIGNARD veröffentlichte im Laufe seiner Forschungstätigkeit etwa 170 Publikationen, davon eine „Abhandlung über organische Chemie“ in 5 Bänden, von denen zwei erst nach seinem Tode, 1937 von seinen Mitarbeitern veröffentlicht wurden.

VICTOR FRANÇOIS AUGUSTE GRIGNARD starb am 13.12.1935 in Lyon.

3. Bedeutende Leistungen

  • Erforschung der organischen Magnesiumverbindungen, GRIGNARD- Verbindungen
  • Entwicklung verschiedener „GRIGNARD- Synthesen“ mit organischen Magnesiumverbindungen

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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