Humanismus

Philosophische Strömungen im 14. und 15. Jahrhundert

Humanismus ist die Bezeichnung für eine philosophische Strömung, die im 14. und 15. Jahrhundert in ganz Westeuropa verbreitet war und sich an der klassischen Antike orientierte. Die Würde und der Wert des Individuums wurden in den Mittelpunkt der Betrachtungen gehoben.
Die deutsche Literatur dieser Zeit ist durch den konfessionellen Kampf bestimmt und weitgehend satirisch ausgerichtet.
Gesellschaftliche Veränderungen führten zu einem veränderten Weltbild und Selbstverständnis des Menschen:

  • Lösung aus kirchlich-religiösen Bindungen,
  • Mensch als Zentrum allen Geschehens,
  • Mensch als Individuum,
  • Freiheit in der Entwicklung der Persönlichkeit,
  • Beginn politischer Aktivität.

Vom „Augenspiegel“ zu den „Dunkelmännerbriefen“

Der humanistische Geist zeigte sich im 15./16. Jahrhundert vor allem in den (lateinischen) Schriften

  • JOHANNES REUCHLINs (1455–1522) und des
  • ERASMUS VON ROTTERDAM (um 1466–1536, Bild 1).

REUCHLIN verfasste das lateinische Drama „Henno“ (1497), eine Bauernkomödie, die zum Vorbild für das lateinische Schuldrama des 16. Jahrhunderts wurde. Es ist die Geschichte des klugen Knechtes, der seinen Herrn betrügt.

Bekannt geworden ist der Flugschriftenstreit zwischen REUCHLIN und PFEFFERKORN. JOHANNES PFEFFERKORN, ein Christ, der sich vom Judentum losgesagt hatte, rief ab 1507 in Flugschriften und Flugblättern, insbesondere im sogenannten „Handspiegel“ (Frühjahr 1511) dazu auf, den Juden ihre Bücher wegzunehmen, sie zu Bekehrungspredigten zu zwingen, ihnen den Geldverleih zu verbieten, sie zu vertreiben oder sie niedere Arbeiten verrichten zu lassen.

REUCHLIN, der ein profunder Kenner des Hebräischen und kabbalistischer Schriften war, setzte sich für den Erhalt der jüdischen Literatur ein. Er sprach sich als einziger vom Kaiser MAXIMILIAN I. eingesetzter Gutachter gegen die Beschlagnahme und Vernichtung aus und erreichte auch schließlich, dass PFEFFERKORN die bereits beschlagnahmten Bücher zurückgeben musste. REUCHLIN betrachtete die jüdische Literatur als Zeugnis für die Wahrheit des Christentums und damit auch als Mittel zur Missionierung der Juden. In seiner Schrift „Augenspiegel“ verteidigte er seine Positionen.
In diesem Streit mit PFEFFERKORN und der Kölner Universität erhielt REUCHLIN Unterstützung aus Kreisen seiner humanistischen Freunde, vor allem durch ERASMUS VON ROTTERDAM. CROTUS RUBEANUS (eigentlich: JOHANNES JÄGER), Mitglied des Erfurter Humanistenkreises, und ULRICH VON HUTTEN verfassten nach Veröffentlichung der „Clavorum virorum epistolae“ (1514 und 1519) die satirisch aggressiven „Dunkelmännerbriefe“ („Epistolae Obscurorum Virorum“, 1515/1517, siehe PDF "Dunkelmännerbriefe"). Der Streit endete erst im Juni 1520 mit der päpstlichen Verurteilung des „Augenspiegels“.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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