- Lexikon
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- 4 Literaturgeschichte
- 4.5 Renaissance, Humanismus, Reformation
- 4.5.2 Renaissance
- Pedro Calderón de la Barca
Als PEDRO zehn Jahre alt war, starb seine Mutter, 1615 schließlich auch der Vater. Seine Ausbildung am angesehenen Colegio Imperial der Jesuiten und deren humanistisch-theologisches Denken wurde für ihn und sein Werk bestimmend.
CALDERÓN DE LA BARCA studierte 1614–20 in Alcalá de Henares und Salamanca Theologie und Jura (ohne Abschluss), als Neunzehnjähriger gewann er seinen ersten Literaturpreis zu Ehren des heiligen Isidorus. LOPE DE VEGA überreichte ihn mit den Worten:
„In zartem Alter gewinnt er Lorbeeren, welche die Zeit sonst nur ergrautem Haare zu geben pflegt.“
CALDERON DE LA BARCA führte dann ein bewegtes Leben, kam mit der Justiz in Konflikt, erregte 1629 durch bewaffnetes Eindringen in ein Kloster die Feindschaft LOPE DE VEGAs und den öffentlichen Tadel des Hofpredigers H. F. DE PARAVICINO Y ARTEAGA, verlor jedoch nicht die Gunst König PHILIPPs IV., der ihn 1635 zum Hofdramatiker und 1637 zum Ritter des „Orden de Santiago de la Espada“ ernannte.
1640–42 nahm er im Dienst verschiedener Adliger am Katalonienfeldzug teil. 1651 ließ er sich zum Priester weihen, wodurch er eine Familienpfründe in Besitz nehmen konnte. Er genoss außerdem geistliche Pfründen in Toledo und Madrid und wurde 1663 Ehrenkaplan PHILIPPs IV.
Trotz Anfeindungen schrieb er auch als Geistlicher weiterhin Theaterstücke, besonders jedoch Autos sacramentales (geistliche Festspiele, spanisches Fronleichnamsspiel).
Formal und thematisch setzte CALDERÓN DE LA BARCA die von LOPE DE VEGA ausgeprägte Comedia (das nationale dreiaktige Kunstdrama der spanischen Literatur im 17./18.Jh.) fort, schrieb jedoch v. a. für die gebildete Elite des Hofes und die mit Theatermaschinen und illusionsförderndem Prunk ausgestattete Palastbühne. Für sie verfasste er auch komplexe mythologische Festspiele und entwickelte die Comedia weiter zur opernhaften Zarzuela (eine dramatische Gattung, die etwa dem deutschen Singspiel entspricht; benannt nach dem königlichen Lustschloss La Zarzuela im Pardo).
Das Auto sacramental führte er zu seiner ganz von der Neoscholastik geprägten poetischen Vollendung.
Im Theater CALDERÓN DE LA BARCAs findet das diesseitsverachtende Denken des gegenreformatorischen Katholizismus und des spanischen Barock als einer Epoche evidenter Dekadenz und umfassenden Pessimismus („desengaño“) seinen dichterisch vollendeten Ausdruck.
Für CALDERÓN DE LA BARCA bestand die Funktion des Theaters weniger in der Unterhaltung als in der Belehrung, speziell im Propagieren eines christlichen, auf das Jenseits gerichteten Denkens.
CALDERÓN DE LA BARCAs unter dem Einfluss von Konzeptismus und Culteranismo gestalteten Werke:
gelten als Höhepunkt des spanischen Barock. Er ist der letzte bedeutende Vertreter des Siglo de Oro (des Goldenen Zeitalters) der spanischen Literatur.
Das bekannteste Auto sacramentales CALDERÓN DE LA BARCAs ist „El gran teatro del mundo“ (entstanden zwischen 1633 und 1636, gedruckt 1675; deutsch „Das große Welttheater“, siehe PDF "Pedro Calderón de la Barca - Das große Welttheater"). Viele der Stücke basieren auf biblischen und mythologischen Stoffen:
Im 18. Jahrhundert war CALDERÓN DE LA BARCA weitgehend vergessen, er wurde in Deutschland von GOETHE, v. a. aber von den Romantikern (AUGUST WILHELM SCHLEGEL und E. T. A. HOFFMANN), wieder entdeckt. Sein Werk war für die deutschen Katholiken des 19. Jahrhunderts Inbegriff katholischer Dichtung und früh ausführlicher Gegenstand der deutsch-sprachigen Hispanistik.
FRANZ GRILLPARZER („Der Traum ein Leben“, 1840) und HUGO VON HOFMANNSTHAL („Das Salzburger große Welttheater“, 1922; „Der Turm“, 1925) wurden von CALDERÓN DE LA BARCA inspiriert.
Die Comedias werden im Allgemeinen thematisch unterschieden:
Ausgaben:
Übersetzungen:
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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