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- 6 Profiles of the English Speaking World
- 6.3 The United States of America
- 6.3.4 The U.S. Today: New Challenges
- Die Regionen der USA unter kulturellen Gesichtspunkten
Die Vereinigten Staaten von Amerika zeichnen sich durch regionale Unterschiede aus - nicht allein wegen der natürlichen Gegebenheiten, sondern auch aufgrund der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Als prägend für die Regionen der USA haben sich zwei völlig unterschiedliche Besiedlungsphasen erwiesen. Während die indigene Bevölkerung Amerikas das Land über einen langen Zeitraum ohne umwälzende Transformationen bewohnte, folgte seit dem 17. Jahrhundert ein relativ kurzer Abschnitt europäischer Landnahme, der durch massive Eingriffe in das Siedlungsgebiet gekennzeichnet war. Regionale Verallgemeinerungen können jeweils lediglich einen Teil der US-amerikanischen Wirklichkeit erfassen.
Die kulturelle Entwicklung einer Region gibt darüber Auskunft, wie Geschichte, landschaftliche und wirtschaftliche Umstände spezifische Werte, Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen der Bevölkerung geprägt haben. Trotz der verschiedenen natürlichen Gegebenheiten und der zahlreichen kulturellen Einflüsse haben die Regionen der USA mehr gemeinsam als dies in manch anderen, demographisch einheitlicheren Ländern der Fall ist. Bedingt ist die vergleichsweise starke Homogenität einerseits durch die hohe Mobilität der US-amerikanischen Bevölkerung und andererseits durch die Verbreitung der Massenmedien. Dennoch sind wachsende regionale Unterschiede zwischen den folgenden fünf Regionen spürbar:
Neuengland wird häufig als die Wiege der amerikanischen Industrie bezeichnet. Aus kultureller Sicht stellt diese überwiegend durch anglo-amerikanische Einflüsse gekennzeichnete Region eine Art Brücke zwischen Europa und dem übrigen amerikanischen Kontinent dar. Ein Großteil der ersten Einwanderer aus Großbritannien, meist Puritaner, ließ sich in Massachusetts nieder. Ziel war die Gründung einer religiösen Modellgemeinschaft, die wiederum Reformen in Großbritannien anregen sollte. Der Grundgedanke des puritanischen Glaubens beruhte auf harter Arbeit und rigiden Moralvorstellungen zur Erlangung des Seelenheils. Ihre Annahme, sie seien die chosen people, mündete schließlich in einem das ganze Land erfassenden Glauben an den American exceptionalism. Als kulturelles und intellektuelles Zentrum war Neuengland ebenfalls das Zentrum des Kampfes gegen das englische Mutterland, der schließlich 1776 zur Unabhängigkeitserklärung führte. Forschungs- und Bildungseinrichtungen wurden in Neuengland besonders gefördert. So besitzt die Region die älteste Universität des Landes (Harvard, 1636).
Die mittlere Atlantikküste ist sowohl wirtschaftlich als auch kulturell sehr eng mit Neuengland verbunden, so dass beide Gebiete oft als eine Region betrachtet werden. Den Kern der Region bildet Philadelphia mit seiner Umgebung. Hier entstand die Vision vom Schmelztiegel (melting pot) Amerika aus verschiedenen religiösen und ethnischen Gruppen. Andere die Region bestimmende Werte waren der Glaube an Toleranz und individuelles Unternehmertum. Als eine der wichtigsten religiösen Gruppen dieser Region sind hier die Quäker zu nennen, deren Zentrum Pennsylvania (benannt nach ihrem spirituellen Führer WILLIAM PENN) wurde. Zuerst wurde die Region von Holländern besiedelt. Doch bald darauf übernahmen englische Einwanderer die Herrschaft, von deren Kultur die Region nachhaltig geprägt wurde. Aufgrund des größeren Anteils an natürlichen Ressourcen und der Vielzahl ethnischer Gruppen entwickelte sich die Region kulturell und ökonomisch bald schneller als Neuengland.
Die Südstaaten hatten ihren Ursprung in der Chesapeake Bay und dem Gebiet um Charleston. Durch die großflächige Plantagenwirtschaft und die fehlende industrielle Entwicklung entstand hier eine hierarchische, standesorientierte Gesellschaft, die auch nach der Abschaffung der Sklaverei stark vom Rassismus geprägt war und zuweilen noch heute ist. Im Gegensatz zu den zwei zuvor beschriebenen Regionen spielten religiöse Werte bei der Staatengründung nur eine untergeordnete Rolle.
Das Hauptmotiv der Siedler stellte nicht die religiöse Verfolgung in Europa, sondern das Streben nach wirtschaftlichem Wohlstand dar. Aufgrund der Expansion durch den Anbau von Baumwolle und Feldfrüchten fand eine Verbreitung der kulturellen Werte in Richtung Westen statt. Da es sich bei dieser Region um ein sehr großes Gebiet handelt, existieren jedoch kulturelle Differenzen. So findet man im Gebiet von Louisiana beispielsweise starke französische Einflüsse, die auf die Erstbesiedlung durch die Franzosen ab 1682 zurückzuführen sind. Außerdem besiedelten 1755 die Arcadians, eine Gruppe aus Kanada vertriebener Franzosen, Teile von Texas. Auch sie haben bis heute der Assimilierung durch die anglo-amerikanische Bevölkerung standgehalten und besitzen eine eigene Kultur und Sprache, das Cajun.
Während Florida mit seinem karibischen Klima vom Tourismus profitiert hat, fand im Bereich von Texas, aufgrund der um 1900 entdeckten Ölvorkommen, ein starkes Wirtschaftswachstum statt, das eine Förderung des Bildungswesens zur Folge hatte. Die südlichen Regionen verloren im Verlauf der rasanten ökonomischen Entwicklung und der daraus resultierenden Migration im 20. Jahrhundert viel von ihrem traditionellen Charakter. Florida und Texas bilden gemeinsam mit Kalifornien den Sunbelt, dessen schneller wirtschaftlicher Aufschwung großen Einfluss auf die demographische Entwicklung der USA hatte und weiterhin hat. Dennoch wird die Bevölkerung des Südens vielfach auch heute noch als konservativer und traditionsverhafteter angesehen als die Einwohner anderer Regionen der USA.
Der mittlere Westen mit seiner ausgeprägten landwirtschaftlichen Ausrichtung wird als „Brotkorb der Nation“ bezeichnet. Er ist einerseits das Herzland der Familienfarmen und Kleinstädte. Andererseits existieren aber auch wichtige urbane Areale. Chicago und Umgebung bilden beispielsweise ein führendes Industrie- und Verkehrszentrum und Detroit/Michigan ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts als „Autohauptstadt der Welt“ bekannt. Der mittlere Westen erlebte zahlreiche Einwanderungswellen, die konkurrierende kulturelle Einflüsse aus Europa mit sich brachten. Es ist kein kulturelles Kerngebiet auszumachen.
Der Westen der USA steht in Verbindung mit dem Mythos der American frontier. In der Region treffen hauptsächlich indianische, europäische und hispano-amerikanische Einflüsse aufeinander. Besonders in New Mexiko und im nördlichen Arizona befinden sich einige der größten Indianerreservate. Da der innere Westen nahezu unbewohnt war, als im Jahr 1890 das Ende der frontier-Besiedlung festgelegt wurde, ist dieser auch heute eher gering besiedelt. Als eine bedeutende Gruppe der Region sind die Mormonen zu benennen, die hier heute über 13 % der Bevölkerung ausmachen. Aufgrund religiöser Verfolgung ließen sie sich ab 1847 im Wasatch Valley nieder und begründeten so Salt Lake City/Utah, das heute noch als Hauptstadt der Mormonen bezeichnet wird.
Im Südwesten existiert ein starker spanisch-mexikanischer Einfluss, der aus der Zeit vor dem mexikanisch-amerikanischen Krieg 1846-48 herrührt. Besonders seit 1945 findet eine zunehmende Migration verschiedener Gruppen aus dem Rest des Landes statt, die wiederum großen Einfluss auf die kulturelle Entwicklung hat. Auch an der Pazifikküste fand zuerst eine Besiedlung durch spanische Missionare zu Beginn des 18. Jahrhunderts statt. Mit dem Beginn des Gold Rush im Jahr 1849 kam eine große Anzahl Abenteurer verschiedener Herkunft in die Region. In den Gebieten um San Francisco und Los Angeles findet man Einflüsse zahlreicher ethnischer Gruppen. Vor allem sind hier die asiatischen und lateinamerikanischen Bevölkerungsgruppen zu nennen. Während der Süden Kaliforniens als konservativ betrachtet wird, wird dem Norden eine eher liberale Lebensweise zugeschrieben. Derzeit übt Kalifornien einen starken kulturellen Einfluss auf die USA insgesamt aus, bedingt durch die Entwicklung der Nachrichten- und Computerindustrie des Silicon Valley und die Unterhaltungsindustrie im Raum Los Angeles.
Grundsätzlich geht man von der These des bi-coastalism aus. Sie besagt, dass sowohl die West- als auch die Ostküste der USA prägend für die Kultur des gesamten Landes sind. Kulturelle Standards werden weitestgehend über die Massenmedien verbreitet.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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