Bundesland Nordrhein-Westfalen

Nordrhein-Westfalen, abgekürzt NRW, ist das bevölkerungsreichste Bundesland Deutschlands (Bild 1). Auf einer Fläche von 34080 km² leben knapp 18 Mio. Menschen. Die Landeshauptstadt Düsseldorf liegt auf der rechten Rheinseite. Das im Nordwesten Deutschlands liegende Bundesland grenzt im Westen an Belgien und die Niederlande, im Norden und Nordosten an Niedersachsen, im Osten an Hessen und im Süden an Rheinland-Pfalz.

Als Bundesland wurde Nordrhein-Westfalen am 23.8.1946 von der britischen Militärregierung aus der preußischen Provinz Westfalen und dem nördlichen Teil der preußischen Rheinprovinz gebildet. Am 21.1.1947 wurde das Land Lippe-Detmold eingegliedert.

Nordrhein-Westfalen - Übersicht

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Naturraum

NRW hat Anteil an zwei Landschaftsräumen: am Norddeutschen Tiefland und an der Mittelgebirgsschwelle.
Das eiszeitlich überformte Tiefland reicht in der Niederrheinischen und der Westfälischen Bucht weit nach Süden in die Mittelgebirgszone hinein. Die Niederrheinische Bucht, in der sich Schotterterrassen und Moränenablagerungen abwechseln, erstreckt sich bis in den Raum Köln-Bonn. Die Westfälische Bucht mit dem Münsterland ist ein geologisches Becken aus der Kreidezeit. Egge und Teutoburger Wald begrenzen sie im Osten und Nordosten.
Ein Teil des Rheinischen Schiefergebirges bildet das Mittelgebirgsland in Nordrhein-Westfalen: linksrheinisch liegen Eifel und Hohes Venn, rechtsrheinisch Sauerland, Bergisches Land, Rothaargebirge, Siegerland, Siebengebirge und ein Teil des Westerwaldes. Im Nordosten hat NRW Anteil am Weserbergland und am Wiehengebirge.
Etwa ein Viertel der Landesfläche wird von Wald bedeckt.

Das Stromgebiet des Rheins entwässert den größten Teil von NRW. Den Stromabschnitt ab Bonn bezeichnet man auch als Niederrhein. Flussdeiche schützen das flache Land vor Überflutungen.

Das Klima unterliegt atlantischen Einflüssen. Die durchschnittlichen Temperaturen liegen in den Tiefländern im Winter meist über dem Gefrierpunkt, im Sommer bei 16 ºC bis 17 ºC. In den Mittelgebirgen herrschen niedrigere Temperaturen. Dort fallen auch höhere Niederschläge. In den niederschlagsreichen Bergländern, etwa Bergisches Land und Sauerland, sind viele Flüsse zur Regulierung des Wasserhaushalts und zur Trinkwasserversorgung der großen Ballungsgebiete gestaut.

Bevölkerung

Rheinländer und Westfalen machen den größten Teil der Bevölkerung aus. Um die Jahrhundertwende kamen viele Ansiedler aus dem Osten, Schlesier, Ostpreußen und Polen. Wegen des großen Arbeitsangebotes siedelten sie sich vor allem im Ruhrgebiet an. Nach 1945 kamen viele Flüchtlinge und Vertriebene.
NRW ist von den Flächenstaaten das am dichtesten besiedelte deutsche Bundesland. Die Bevölkerungsverteilung ist allerdings sehr unterschiedlich. Die höchste Bevölkerungsdichte herrscht im Ballungsraum Rhein-Ruhr mit dem Ruhrgebiet, der Rheinachse und dem Rheinischen Braunkohlenrevier. Schwach besiedelte Gebiete sind Eifel, Münsterland, Ostwestfalen und Sauerland. In den 24 Großstädten des Bundeslandes leben knapp 50 % aller Einwohner.

46 % der Bevölkerung gehören der katholischen Kirche, 31 % den evangelischen Landeskirchen an. Die 19 jüdischen Gemeinden zählen rund 21900 Mitglieder. NRW verfügt über zahlreiche Hochschulen, darunter acht Universitäten, eine Technische Hochschule (in Aachen) und die renommierte Folkwang-Hochschule für Schauspiel und Regie in Essen.

Köln, die heimliche Metropole

Nicht die Landeshauptstadt Düsseldorf ist die größte Stadt Nordrhein-Westfalens, sondern die Dommetropole Köln. Nach der vorübergehenden Eingemeindung des Raffineriestandorts Wesseling stieg die Einwohnerzahl über die Millionenmarke. Heute hat Köln knapp über 1 Mio. Einwohner. Die Stadt liegt zu beiden Seiten des Rheins in der Kölner Bucht.
Als weithin sichtbares Wahrzeichen tritt der gotische Dom in Erscheinung. Mit seiner Erbauung wurde 1248 begonnen, aber erst 1880 konnte er endgültig fertiggestellt werden. Köln weist eine Vielzahl von Spuren aus römischer Zeit auf, darunter Teile der Stadtmauer, Straßen und Wasserleitungen. Unter den zahlreichen Neubauten sind die 1998 eröffnete Kölnarena, die vor allem für musikalische Großveranstaltungen genutzt wird, und das Wallraf-Richartz-Museum bemerkenswert.
Köln ist ein bedeutendes Industrie- und Handelszentrum mit Börse und Fachmessen. Es ist Erzbischofssitz und Sitz von Kultur- und Bildungseinrichtungen von überregionaler Bedeutung sowie von Rundfunk- und Fernsehanstalten. Acht Rheinbrücken machen Köln zu einem Bahn- und Straßenknotenpunkt.

Wirtschaft und Verkehr

NRW ist ein ausgesprochenes Industrieland mit einem schnell wachsenden Dienstleistungssektor. Räumlicher Schwerpunkt ist der Wirtschaftsraum Rhein-Ruhr.

Im Ruhrgebiet entstand aufgrund von Steinkohlenvorkommen eine bedeutende Eisen- und Stahlindustrie. Energiewirtschaft und chemische Industrie haben sich ebenfalls in NRW stark entwickelt. Nach einem Aufschwung, der bis in die 60er Jahre anhielt, setzten Absatzkrisen im Steinkohlenbergbau und mehrere Stahlkrisen ein. Dieser Niedergang der traditionellen Wirtschaftszweige bewirkte große Strukturveränderungen. Die zentrale wirtschaftliche Bedeutung ging auf das Rheinland über. Hier liegen die ehemalige Hauptstadt der Bundesrepublik, Bonn, und die beiden großen internationalen Messeplätze Köln und Düsseldorf.
Weitere Industriegebiete sind das Aachener Gebiet, das Niederrheingebiet, der Münsterländer Textilbezirk, Ostwestfalen-Lippe, das Siegerland und das Bergische Land.
Seine leistungsfähige Infrastruktur machte NRW zum Verkehrsknotenpunkt für den internationalen Handel in Europa.

Der Bergbau konzentriert sich im Wesentlichen auf die reichen Steinkohlen- und Braunkohlenvorkommen. Die Fördermengen an Steinkohle in den Abbaugebieten Ruhrgebiet, Raum Aachen und Ibbenbüren sind stark gesunken. Dagegen ist die Förderung aus den großflächig angelegten Tagebauen im Rheinischen Braunkohlenrevier relativ konstant. Dieses Revier umfasst den Teil der Niederrheinischen Bucht zwischen Neuss, Ville und Eschweiler. Das Revier ist mit 2500 km² das größte zusammenhängende Braunkohlenvorkommen Europas. Großtagebaue gibt es bei Grevenbroich, Jülich und Eschweiler. Die Braunkohle dient hauptsächlich der Stromerzeugung sowie der Veredelung zu festen Brennstoffen und Filterkoks. Mit fünf Großkraftwerken ist das Rheinische Braunkohlenrevier eines der bedeutendsten Stromerzeugungszentren Europas.
Als weitere Bodenschätze werden am Niederrhein Steinsalz und Kali sowie im Sauerland Schwefelkies gewonnen.

Sole- und Schwefelquellen, Eisensäuerlinge und andere Mineralquellen ließen zahlreiche Kurzentren entstehen. Dort und in den bergigen Landesteilen konzentriert sich der Fremdenverkehr. Sauerland und Bergisches Land, Teutoburger Wald und Eifel sind vor allem Zentren der Naherholung. Hochsauerland und Rothaargebirge bieten gute Wintersportmöglichkeiten.

Etwa 45 % der Gesamtfläche werden landwirtschaftlich genutzt. In den fruchtbaren Lössgebieten am Rande der Mittelgebirge und im Lipper Land dominiert der Ackerbau. Es werden Roggen, Weizen und Zuckerrüben angebaut. Auf den Sand- und Lehmböden des Tieflands gedeihen Kartoffeln und Futterpflanzen und am Rand des Vorgebirges Gemüse und Obst. Dauergrünland steht im Hohen Venn, im Bergischen Land, im Sauerland sowie in den Gemeinden am Niederrhein im Vordergrund. NRW hat eine bedeutende Viehwirtschaft mit hohen Schweine-, Rinder-, Pferde- und Geflügelbeständen.

NRW hat eines der dichtesten Eisenbahn- und Autobahnnetze in ganz Europa. Wichtige Wasserstraßen sind neben dem Rhein der Rhein-Herne-Kanal, der Dortmund-Ems-Kanal, der Wesel-Datteln- und der Datteln-Hamm-Kanal sowie der Mittellandkanal. Der Duisburger Hafen ist der größte Binnenhafen Europas. Internationale Flughäfen besitzen Düsseldorf und Köln-Bonn.

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