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Informeller Sektor in Entwicklungsländern

Als Folge der Massenarbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung vor allem in Entwicklungsländern sind eine wachsende Anzahl von Arbeitsuchenden bemüht, Tätigkeiten im informellen Sektor, der sogenannten Schattenwirtschaft, aufzunehmen. Ihre Strategie besteht darin, mit alternativen Beschäftigungen (z. B. als Schuhputzer, Müllsammler oder Straßenhändler) ein wenig Geld zum Überleben zu verdienen, vielleicht sogar aus dem Teufelskreis der Armut ausbrechen zu können.

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In allen Entwicklungsländern gehört die Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten zu den Hauptproblemen der Masse der Bevölkerung. Denn nur das durch irgendeine Beschäftigung erreichbare Einkommen könnte helfen, aus dem Teufelskreis von Beschäftigungslosigkeit und Armut herauszukommen.

Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Unterentwicklung besitzen die Länder der Dritten Welt aber nur eine sehr begrenzte Aufnahmefähigkeit des regulären Arbeitsmarktes in allen Wirtschaftsbereichen. Daher gibt es für die meisten Beschäftigungslosen kaum eine Chance, je einen Arbeitsplatz zu erhalten. Das trifft noch mehr für die Landbevölkerung dieser Länder zu. Deshalb wandern vor allem die jüngeren von ihnen in die Städte ab. Die meisten hoffen, sich in der Stadt irgendwie nützlich machen zu können, um ein wenig Geld zum Überleben zu verdienen.

In den Städten sind dafür die Voraussetzungen günstiger als im ländlichen Raum:
Allein durch das rege Geschäftsleben oder durch den aufstrebenden Tourismus bieten sich nützliche Tätigkeiten an, wie Schuhputzen, Autowaschen oder Müllsammeln.
Mit relativ geringem Kapitaleinsatz ist es darüber hinaus möglich, Touristen mit einer Rikscha zu befördern, einen fliegenden Händlerstand oder eine Garküche zu betreiben, eine ambulante Schneiderei oder ein mobiles Schreibbüro an der Straßenecke aufzumachen. Auch bieten die Durchführung von Kleinreparaturen, die Herstellung und der Verkauf eigener Produkte, insbesondere für Touristen, oder das Musizieren am Straßenrand bescheidene Möglichkeiten der Existenzsicherung.

Gemeinsam ist allen diesen Tätigkeiten, dass sie

  • auf eigene Rechnung oder in Kleinstbetrieben bis zu ca. neun Beschäftigten erfolgen,
  • recht arbeitsintensiv sind,
  • keine besondere Qualifikation der Beschäftigten erfordern,
  • zumeist nur einfache Technologien nutzen,
  • häufig nur ein geringes Einkommen ermöglichen,
  • nicht staatlich registriert und kontrolliert sind, deshalb auch keine Steuern und Sozialabgaben abgeführt werden, allerdings auch kein staatlicher Schutz (z. B. Krankengeld, Unfallrente) oder weitere Unterstützung gewährleistet wird,
  • staatlicherseits zwar illegal sind (Schwarzarbeit), aber wegen des sozialen Friedens bei der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit und der Armutsproblematik weder verfolgt noch verboten werden.

Aufgrund der Merkmale dieses, als informeller Sektor bezeichneten, Bereichs der Wirtschaft ist es verhältnismäßig leicht, Zugang zu ihm zu finden. Weil über diesen Sektor hinaus zumeist keine wirtschaftlichen Daten vorliegen, wird er auch noch als Schattenwirtschaft bezeichnet. Die erforderlichen Qualifikationen für die Tätigkeiten in der Schattenwirtschaft werden in der Regel im Arbeitsprozess selbst erworben. Häufig sind deshalb bereits Kinder in diese auf Überlebenssicherung ausgerichteten Tätigkeiten eingebunden, sodass der Schulbesuch in dieser Situation zweitrangig wird. Spätere Auswirkungen, z. B. die Chancenlosigkeit auf dem ohnehin schwierigen Arbeitsmarkt infolge unzureichender Bildung, werden dabei nicht bedacht.

Nicht immer bewegen sich in der Schattenwirtschaft Tätige allerdings am Rande des Existenzminimums. Es gibt auch Beispiele, in denen die Schattenwirtschaft auf Dauer auskömmliche Einkommen sichert. So ist z. B. ein engagierter Straßenhändler oder Taco-Bäcker in Mexiko-Stadt durchaus in der Lage, an einem Tag ebenso viel Geld zu verdienen wie ein ungelernter Industriearbeiter in zwei Wochen.

Ebenso ist auch die private Wertstoffsammlung in Mexiko ein lohnendes Geschäft, denn das Land ist auf diese Art Müllentsorgung angewiesen, weil es kein organisiertes Sammelsystem für Haus- und Industrieabfälle gibt. So verdienen die Müllsammler, Sortierer und Müllkutscher mit ihrer Tätigkeit das Doppelte oder Dreifache des Mindestlohnes. Häufig sind sie sogar gewerkschaftlich organisiert, nicht selten in mafiaähnlichen Strukturen. Werden die abgesteckten Routen oder Terrains verlassen, kann es zu Raufereien und Messerstechereien mit anderen Gruppen kommen. Insofern stehen auch hier die informellen Arbeitsplätze nicht unbegrenzt zur Verfügung.

Global betrachtet, bildet der informelle Sektor für über 50 % der arbeitenden Bevölkerung in den Entwicklungsländern die Einkommensquelle. Er ist damit ein Ausdruck des Unterbeschäftigungsproblems. Differenziert nach Kulturerdteilen, ergibt sich aber ein differenziertes Erscheinungsbild. Während in den Ländern Lateinamerikas je nach Land zwischen 11 % und 59 % der Erwerbstätigen auf dem Schattenmarkt beschäftigt sind, sind es in Süd- und Südostasien zwischen 34 % und 60 % und in Schwarzafrika südlich der Sahara sogar zwischen 33 % und
84 %.

Gegenwärtig ist eher noch von einem Anstieg informeller Tätigkeiten auszugehen. Als Ursache dafür wird u. a. die fortschreitende Globalisierung der Weltwirtschaft angenommen, wobei es wiederum die wirtschaftlich Ausgegrenzten sind, die sich vor allem in diese Formen der Beschäftigung flüchten.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Informeller Sektor in Entwicklungsländern." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geografie/artikel/informeller-sektor-entwicklungslaendern (Abgerufen: 08. June 2025, 14:56 UTC)

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