Sturmfluten an der Nordseeküste

Sturmfluten werden durch auflandige Stürme erzeugt und führen zu außergewöhnlich hohen Wasserständen an den Küsten.

Sturmhochwasser tritt besonders in Mündungstrichtern von Flüssen, z. B. in den Mündungstrichtern der Ems, Weser und Elbe, sowie in Buchten und an Flachküsten, beispielsweise der Nordseeküste Deutschlands, auf.
Für die Höhe bzw. die zerstörende Wirkung von Sturmfluten spielen einerseits die Windgeschwindigkeit, die Zugrichtung sowie die Ausdehnung des Sturmtiefs und andererseits das Zusammenfallen mit einer Springflut eine wesentliche Rolle. Insofern sind flache Gezeitenküsten besonders sturmhochwassergefährdet.

In zahlreichen Küstengebieten der Erde verursachen große Sturmhochwässer hohe Verluste an Menschenleben sowie Sachschäden und Landverluste.
Ein Beispiel dafür ist das Mündungsgebiet von Ganges und Brahmaputra in Bangladesch, aus dem uns fast jährlich Meldungen über verheerende Sturmhochwässer erreichen, die im Gefolge tropischer Wirbelstürme auftreten.

An der Nordsee treten die schlimmsten Sturmhochwässer in der Deutschen Bucht auf. Man unterscheidet hier zwischen leichten Sturmhochwässern mit 1 bis 2 m über MThw (mittleres Tidehochwasser), schweren Sturmhochwässern mit 2 bis 3 m über MThw und sehr schweren Sturmhochwässern mit mehr als 3 m über MThw.
Der im vergangenen Jahrhundert höchste Wasserstand wurde in St. Pauli (Hamburg) am 3.1.1976 mit 6,45 m über MThw gemessen.

Sturmfluten gefährden seit Jahrhunderten die Deutsche Nordseeküste. So haben die großen mittelalterlichen Sturmfluten z. T. riesige Verluste an Menschenleben, Vieh und Land bewirkt und sind in vielen Quellen als denkwürdige Ereignisse verewigt. Die größten Sturmfluten der letzten fast 1000 Jahre an der Nordsee sind:

17.2.1164
Julianenflut – schwerste Schäden zwischen Rhein und Elbe und der erste Meereinbruch am Jadebusen treten auf.

14.12.1287
Luciaflut – die ganze deutsche Nordseeküste ist betroffen; es begann vermutlich die Dollartbildung an der Emsmündung.

16.1.1362
2. Marcellusflut oder „Große Mandränke“ – die schwerste Sturmflut an der deutschen Küste überhaupt verursacht riesige Menschen- und Landverluste; ganz Nordfriesland wird zerstört bzw. vom Meer verschlungen.

26.9.1509
Cosmas- und Damianflut – ganz Holland ist bis zur Wesermündung betroffen; der Dollart erfährt seine stärkste Ausweitung.

1.11.1570
4. Allerheiligenflut – von Flandern bis zur Halbinsel Eiderstedt treten große Schäden auf; erstmals wird die Scheitelhöhe der Sturmflut von 4,40 m über MThw an der Kirche Suurhusen bei Emden markiert.

11.10.1634
2. Mandränke – die Westküste Schleswig-Holsteins ist stark betroffen; ein großer Teile der Nordfriesischen Inseln geht unter.

25.12.1717
Weihnachtsflut – schwere Schäden treten an der ganzen deutschen Nordseeküste auf; die Flutmarke in Dangast (Jadebusen) beträgt 4,89 m über MThw.

3./4.2.1825
1. Februarflut – wieder ist die ganze deutsche Nordseeküste betroffen; die Flutmarke in Dangast beträgt sogar 5,26 m über MThw.

16./17.2.1962
2. Februarflut – die ganze deutsche Nordseeküste meldet „Land unter“; der Scheitel der Sturmflut erreicht in Wilhelmshaven 5,22 m über MThw; schwere Schäden treten besonders an den unzureichend umdeichten Flüssen Elbe (und hier besonders in Hamburg) und Weser auf.

3.1.1976
Januarflut – große Sturmflut, die wiederum die ganze deutsche Nordseeküste betraf; ihr Scheitel erreicht in Wilhelmshaven 4,78 m über MThw.

Weitere große Sturmhochwässer der letzten Jahrzehnte an der deutschen Nordseeküste konnten durch erhöhte und nach 1962 auch verstärkte Deiche abgewehrt werden.

Zuweilen leidet auch die deutsche Ostseeküste bei bestimmten Wetterlagen unter Sturmhochwässern. Hochwässer, die allerdings im Binnenmeer Ostsee nicht die Ausmaße annehmen wie an der Nordseeküste, treten besonders bei Nordoststurm oder Weststurm auf. Dann „drückt“ der Sturm das Wasser in die Buchten und Flussmündungen.
Nordoststurm unterbindet beispielsweise den Abfluss der Peene in den Greifswalder Bodden bzw. ins Stettiner Haff. In der Folge wird meist das fast gefällelose Peenetal (zwischen Kummerower See und Peenemündung nur 30 cm Gefälle) überschwemmt. Gefährdet ist auch die Insel Usedom bei Koserow. Hier wurde die an dieser Stelle sehr schmale Insel mehrfach von Sturmfluten durchbrochen.
Bei Stürmen aus westlicher Richtung ist vor allem das schmale Fischland zwischen Saaler Bodden und offener See sowie die Nahtstelle von Fischland und Halbinsel Darß von Durchbrüchen des Meeres bedroht. Eine ähnliche Situation besteht auf der völlig nach Westen exponierten Insel Hiddensee. Die hochgehenden Brecher bei Nordweststurm drohen die Insel besonders an zwei Stellen zu zerreißen, unterhalb vom Inselkern des Dornbusch bei Kloster und beim Ort Neuendorf.

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