Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Geografie
  3. 4 Gesellschaftsgeografische Grundlagen
  4. 4.4 Land- und Forstwirtschaft
  5. 4.4.5 Die Nutzung der Wälder
  6. Umdenken in der Forstwirtschaft Kanadas

Umdenken in der Forstwirtschaft Kanadas

Kanada zählt zu den waldreichsten Staaten der Welt. Zunächst waren die Holzvorkommen für die Einwanderer von Bedeutung, denn sie errichteten daraus Blockhütten oder nutzten den Rohstoff als Brennmaterial. Später gewann Holz zunehmend als Exportgut Bedeutung.
Mit der Entwicklung der Papier- und Zelluloseproduktion wurden in Kanada zahlreiche Betriebe zur Holzverarbeitung gegründet. Zunächst sah man die gewaltigen Wälder als unerschöpflich an, und die wirtschaftliche Ausbeutung der Naturressourcen stand allein im Vordergrund. Maßnahmen gegen den Kahlschlag großer Bestände, oft ohne entsprechende Wiederaufforstung, wurden erst sehr spät getroffen. Umweltschutzverbände hatten im Jahr 1980 auf die Gefahr der unkontrollierten Abholzung von Regenwaldgebieten aufmerksam gemacht und auch international mit Kampagnen agiert. Inzwischen hat in der kanadischen Wirtschaft ein Umdenken hinsichtlich einer nachhaltigen Nutzung des kanadischen Waldbestandes eingesetzt. Damit soll die Erhaltung des ökologischen Systems der Wäldern Vorrang vor den wirtschaftlichen Interessen bekommen.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Holz – Reichtum Kanadas

Die von borealen Nadelwäldern sowie Laub- und Mischwäldern bedeckte Landesfläche in Kanada umfasst etwa 4,2 Mio. km². Das sind ohne Binnengewässer 45 % der Fläche des Landes.
Etwa 60 % der Waldgebiete gelten als wirtschaftlich nutzbares „timber productive forest land“. Knapp zwei Drittel des Holzbestandes sind dabei Weichhölzer, 15 % Harthölzer, und 20 % entstammen dem Mischwald.

Im 17. Jahrhundert begann mit der Besiedlung Kanadas durch die ersten europäischen Einwanderer auch die wirtschaftliche Nutzung der reichen Holzvorkommen in immer größerem Umfang, zunächst als Baumaterial für Blockhäuser und als Brennstoff. Unentbehrlich war Holz außerdem für den Schiffbau an der Atlantikküste sowie für den Deichbau an der Fundy Bay.

Anfang des 19. Jahrhunderts gewann der Holzexport an Bedeutung. Holz und Holzprodukte wurden anfänglich hauptsächlich nach England exportiert. Dazu gehörten u. a. Maste für Segelschiffe, für die sich die hohen Fichten und Eichen der kanadischen Mischwälder besonders eigneten, sowie Balken und Bretter. Letztere gingen später zunehmend auch in die USA.

Im 19. Jahrhundert stieg dann der Holzeinschlag aufgrund der wachsenden Nachfrage immer weiter an. Er dehnte sich dabei von der atlantischen Ostküste ins Landesinnere, in die Provinzen Quebec und Ontario, und von dort bis zu den Gebirgen an der pazifischen Küste im Westen aus. Es entstand eine ganze Industrie von forstwirtschaftlichen Betrieben für den Holzeinschlag, den Holztransport und die Verarbeitung des Holzes, u. a. zu Brettern und Balken.

Im Jahre 1864 begann in der Provinz Quebec die Papier- und Zelluloseproduktion. Dadurch wuchs der Holzbedarf noch weiter an, denn schon 36 Jahre später, also um die Jahrhundertwende, arbeiteten mehr als 50 Zellstoff- und Papierfabriken in Kanada. Da die Technologie der Papierherstellung stark verbessert und die technischen Möglichkeiten zur Produktionssteigerung genutzt wurden, konnte Kanada bald die USA mit dem benötigten Zeitungspapier versorgen. Die steigende Nachfrage in den USA nach kanadischem Papier wiederum war Anlass für die Gründung neuer Betriebe bzw. für die Erweiterungen der Produktionskapazitäten in den bestehenden Betrieben.
Das wiederum zwang zur Ausweitung des Holzeinschlags in die nördlicheren Gebiete des Kanadischen Schildes. Von Vorteil waren dabei die großen wasserreichen Flüsse dieser Regionen, die, in den Rocky Mountains entspringend, in die Hudsonbai münden. Einerseits waren sie billige Transportwege; andererseits waren Möglichkeiten zur Gewinnung von Wasserenergie für die sich ansiedelnden Betriebe der Holz-, Papier- und Zellstoffindustrie vorhanden.

Reichtümer sind erschöpflich

Lange Zeit galt der Holzreichtum der kanadischen Wälder als unerschöpflich. Lange Zeit stand deshalb auch ausschließlich die wirtschaftliche Ausbeutung dieses Reichtums im Vordergrund. Darum gab es in Kanada beispielsweise auch keine Behörde, die den Schutz und die Pflege der Wälder überwachte. Erst im Jahre 1900 wurde als ein erster Schritt die Forest Association und im Jahr 1966 das Forestry Development and Research gegründet.
Doch es dauerte noch Jahrzehnte, bis ein Umdenken einsetzte, bis im Sinne nachhaltiger Nutzung die Einsicht heranreifte, die Wälder auch für die kommenden Generationen erhalten zu müssen.
Ihre Durchsetzung in der Praxis wurde aber durch die Besitzverhältnisse erschwert. So verfügen die einzelnen Provinzen über 70 %, private Personen über 6 %, die Bundesbehörde aber nur über 23 % des Nutzwaldes. Der ökonomische Interessenkonflikt war damit vorprogrammiert:
Um u. a. neue Firmen anzusiedeln, Arbeitsplätze zu gewinnen und damit höhere Steuereinnahmen zu erzielen, wurden von der Bundesbehörde weiterhin Lizenzen für den Holzeinschlag vergeben, ohne dabei in jedem Fall die notwendige Wiederaufforstung zu sichern. Das führte zu gewaltigen Kahlschlägen.

Oft liegen die Waldflächen auch sehr abseits, sodass vor dem Holzeinschlag Forstwege angelegt werden müssen. Zumeist sind diese Transporttrassen aber aus Kostengründen nicht genügend befestigt, was zu Bodenerosion führen kann. Diese wird noch durch die Kahlschläge vermehrt, da es eine neue Vegetation schwer hat hochzukommen und damit den Boden vor Ausspülung zu schützen. Damit sind die von der Abholzung betroffenen Flächen meist auf Jahre auch ökologisch gestört.

Ein weiteres großes Problem für den kanadischen Wald sind die von der Industrie herrührenden Schadstoffemissionen, die zu saurem Regen und damit zu Waldschäden bis hin zum Waldsterben führen, selbst in den industriearmen nördlichen Landesteilen.

Seit etwa 1980 haben sich deshalb kanadische Umweltschutzverbände verstärkt für die Belange und gegen die Unzulänglichkeiten der Forstwirtschaft engagiert:
Besonders gefährdet waren seinerzeit die Waldbestände in der Provinz British Columbia. Hier drohte die Abholzung der letzten Regenwaldgebiete der gemäßigten Breiten. Die Umweltschützer organisierten deshalb in den Abnehmerländern Kampagnen gegen die Einfuhr kanadischer Zellstoff- und Papierprodukte. Dies führte z. B. in einigen europäischen Ländern dazu, dass die kanadischen Produkte boykottiert wurden. Damit fielen der kanadischen Wirtschaft wertvolle Einnahmen aus, und der Imageschaden im In- und Ausland war groß.

Der ökonomische Druck und das „erzwungene“ Umdenken bei ökologischen Fragen haben schließlich dazu geführt, dass 1995 durch die Provinzregierung British Columbias ein Raumordnungsplan für den Clayoquot Sound, ein Regenwaldgebiet an der Außenküste von Vancouver Island, erarbeitet wurde, welcher ein Drittel des Gebietes gänzlich unter Naturschutz stellte und für weite Teile den Holzeinschlag stark limitierte.
Im Jahr 2000 wurde dann der Clayoquot Sound als Biospären-Reservat von den Vereinten Nationen ausgewiesen, um den Erhalt dieses Ökosystems nachhaltig zu gewährleisten.
Ein Jahr später unterzeichnete dann die Provinz mit europäischen Papierherstellern und Verlagen noch einen Vertrag zur Erhaltung des sogenannten Great-Bear-Regenwaldes. Danach gilt für bestimmte Täler ein absoluter Stopp des Holzeinschlags.

Das Umdenken innerhalb der Forstwirtschaft und der Gesellschaft führte dazu, dass Regierung, Wirtschaft, Umweltverbände, Öffentlichkeit und die Stammesräte der Indianer gemeinsam die Probleme angehen, um sicherzustellen, dass die kanadischen Wälder nicht nur ausgebeutet, sondern erhalten und regeneriert werden.
Beispielsweise sollen Kahlschläge bestimmte Flächengrößen nicht überschreiten dürfen: 40 ha im Küstenbereich und 60 ha im Landesinneren. Darüber hinaus müssen die abgeholzten Flächen in einem bestimmten Zeitraum wieder aufgeforstet sein. Umweltorganisationen, wie Greenpeace, erhalten bei der Planung von Holzeinschlägen ein Mitspracherecht eingeräumt.
Nicht zuletzt sollen diese Maßnahmen auch das Image des Landes im In- und Ausland wieder verbessern. So ist es jetzt auch möglich, dass sich die Firmen mit einem Zertifikat, welches die nachhaltige Bewirtschaftung und die Wiederaufforstung des Waldes bestätigt, gegenüber ihren Kunden ausweisen können.

Mit dem Umbruch in der kanadischen Forstwirtschaft wird den wirtschaftlichen Interessen nicht mehr die alleinige Priorität wie in den früheren Jahren eingeräumt. Von mindestens gleicher Bedeutung ist auch die Erhaltung der Wälder, auch unter Beachtung von Aspekten der Tourismusentwicklung.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Umdenken in der Forstwirtschaft Kanadas." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geografie/artikel/umdenken-der-forstwirtschaft-kanadas (Abgerufen: 24. May 2025, 09:43 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Bodenerosion
  • Holzexport
  • nachhaltige Nutzung
  • Biosphären-Reservat
  • waldreichste Länder
  • Holzeinschlag
  • Umweltschutzverbände
  • Schadstoffemission
  • Wiederaufforstung
  • Raumordnungsplan
  • Kahlschlag
  • Kanada
  • Papier- und Zelluloseproduktion
  • Kanadischer Schild
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Königreich Dänemark

Das Königreich Dänemark liegt zwischen Mitteleuropa und Skandinavien. Die einzige Landgrenze des Halbinsel- und Inselstaates besteht mit Schleswig-Holstein, wo auch eine kleine dänische Minderheit lebt. Die Hauptstadt Kopenhagen liegt auf der Insel Seeland im Öresund.

Dänemark verfügt über eine hoch entwickelte Fischerei und Landwirtschaft mit dominierender Viehzucht. Wichtige Zweige der vorwiegend verarbeitenden Industrie sind die Nahrungs- und Genussmittelindustrie, der Schiffbau, die Möbelindustrie sowie der Maschinen- und Anlagenbau. Ein gut ausgebautes Verkehrsnetz unterstreicht die Brückenfunktion des Landes. Zu Dänemark gehören die Selbstverwaltungsgebiete Färöer und Grönland, die im Gegensatz zum Mutterland kein Teil der Europäischen Union sind.

Die Großen Seen Nordamerikas

Die Großen Seen Nordamerikas liegen im Grenzgebiet Kanadas und der USA. Die fünf Seen sind die größte Binnenwasserfläche der Erde. In der Reihenfolge ihrer Flächengröße gehören der

  • Obere See als größter,
  • der Huronsee
  • der Michigansee,
  • der Eriesee und
  • der Ontariosee als kleinster See

zu den Großen Seen. Der Sankt-Lorenz-Strom entwässert die Seen zum Atlantik. Auch bedingt durch die günstigen Transportwege, hat sich an den Großen Seen der größte industrielle Ballungsraum der USA, der Manufacturing Belt, entwickelt.

Kanada – ein „Subkontinent“

Kanada ist das zweitgrößte Land der Erde, aber außerordentlich dünn besiedelt. Der Naturraum des Landes wird vor allem durch den Kanadischen Schild mit der Hudsonbai im Zentrum geprägt. Nach Westen schließen sich die weiten Prärien der Great Plains an, die zur Pazifikküste hin zu mehreren Gebirgszügen der Nordamerikanischen Kordilleren ansteigen. Der Norden Kanadas wird von den Tundren und Schnee- und Eiswüsten der Inseln des Arktischen Archipels eingenommen.

Kanada hat vorwiegend kontinentales Klima mit reliefbedingten großen Temperaturgegensätzen und Niederschlagsschwankungen und liegt in mehreren Vegetationsgürteln, u. a. im borealen Nadelwaldgürtel, der einen großen Teil der Landesfläche einnimmt. Die Einwohner des Landes sind fast ausschließlich die Nachkommen europäischer Siedler, vor allem Anglo- und Frankokanadier.

Kanada ist ein hoch entwickeltes Industrieland mit vielseitiger Industrie. Die Industrie hat vor allem in den Naturreichtümern des Landes ihre Basis. Deshalb ist die Zellstoff- und Papierindustrie auch ihr bedeutendster Zweig.

Vereinigte Mexikanische Staaten

Mexiko ist das größte und bevölkerungsreichste Land Mittelamerikas. Das vorwiegend gebirgige Land zwischen Atlantik und Pazifik wird vom Mexikanischen Hochland und seinen Randgebirgen beherrscht. Im Süden überragen es gewaltige Vulkankegel.
Mexiko besitzt subtropisches (nördliche Gebiete) bis tropisches Klima mit ausgeprägten, durch große Reliefunterschiede bedingten Höhenstufen.
Die sehr ungleichmäßig verteilte, überwiegend in Städten lebende Bevölkerung Mexikos besteht zum großen Teil aus Mestizen. Daneben leben Angehörige vieler Indianervölker über das Land verstreut.
Mexiko ist ein entwickeltes Schwellenland mit breit gefächerter Industrie, die vor allem die reichen Bodenschätze und die agrarischen Rohstoffe des Landes verarbeitet, aber auch mit großen sozialen Unterschieden.
Die Geschichte des Landes prägen mehrere indianische Hochkulturen, die durch die spanischen Eroberer vernichtet wurden.

Rocky Mountains, das Felsengebirge Nordamerikas

Das Hochgebirge der Rocky Mountains ist der Hauptgebirgszug der Nordamerikanischen Kordilleren. Die Rocky Mountains sind ein junges Faltengebirge mit vielen nachvulkanischen Erscheinungen. Viele Nationalparks dienen dem Schutz und dem Erhalt der großartigen Bergwelt.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025