Wasserdargebot und Wassernutzung in Deutschland

Die Bildung des Wasserdargebots aus dem Niederschlagswasser vollzieht sich in den Einzugsgebieten. Deren Fläche wird durch höher liegende Wasserscheiden abgegrenzt. In den Einzugsgebieten kommen den grundwassergefüllten Porengrundwasserleitern im Lockergesteinsbereich und den Kluftgrundwasserleitern im Festgesteinsbereich eine besondere Bedeutung im Wasserhaushalt zu. In Deutschland umfassen diese Grundwasserspeicher bzw. -leiter eine Fläche von 180000 bzw. 173000 km².

Weiter erfolgt in den Einzugsgebieten unter Berücksichtigung von Verdunstungsverlusten die Umwandlung des Niederschlags in den oberirdischen Abfluss, das Wasser der Flüsse, Bäche, Seen usw. und in den unterirdischen Abfluss, das Grundwasser.

Die Summe des oberflächlichen und unterirdischen Abflusses kann allerdings nur als bestenfalls mögliches Gesamtwasserdargebot einer Region betrachtet werden. Denn das Oberflächenwasser ist nur ein variables Wasserdargebot, das nicht vollständig genutzt werden kann. Nur der unterirdische Abfluss kann vollständig genutzt und als stabiles Dargebot betrachtet werden. Hinzu tritt noch der sogenannte Fremdzufluss, wenn, wie beispielsweise bei der Elbe, der Oder und beim Rhein, die Oberlaufgebiete von Fließgewässern im Ausland liegen.

Zur Erhöhung der Nutzungsmengen des Wasserdargebots, gleichzeitig aber auch zur Verringerung der Hochwassergefährdung und für weitere Zwecke werden Speicheranlagen errichtet. Das sind entweder ständig wassergefüllte Talsperren oder nur zeitlich befristet gefüllte Hochwasserrückhaltebecken.
Mit der Erhöhung des Wasserbedarfs hat die Zahl der Speicheranlagen in Deutschland im 20. Jahrhundert stark zugenommen: Im Jahre 1850 betrug das Speichervolumen aller Anlagen zusammen genommen 0,021 Mrd. m³, 150 Jahre später aber schon 4,45 Mrd m³.
Der Inhalt von Speicheranlagen wird unter wasserwirtschaftlichem Gesichtspunkt auch als reguliertes Wasserdargebot bezeichnet – vgl. Tab. 1.

Die Wassernutzung erfolgt in sogenannten technisch strukturierten Versorgungsgebieten.
Solche Versorgungsgebiete können durch mehrere aufeinander folgende technologische Stufen charakterisiert werden:

  • Wasserentnahme,
    in der Bundesrepublik gibt es 6959 Wasserversorgungsunternehmen,
  • Fortleitung und Verteilung des Wassers,
    die Rohrnetzlänge beträgt 385000 km, mit nachfolgendem Gebrauch bzw. Verbrauch des Wassers,
  • Ableitung des Abwassers,
    die Kanalisation der Städte und Gemeinden hat eine Länge von 446000 km,
  • Abwasserreinigung,
    mittlerweile gibt es 10536 Kläranlagen, sodass kaum noch ungeklärtes Wasser abgegeben wird (Bild 2),
  • Gewässereinleitung ins Grund- oder Oberflächenwasser.

Die Kommunen der Bundesrepublik waren 1998 zu fast 100 % an die Trinkwasserversorgung, zu mehr als 90 % an die Abwasserkanalisation und zu knapp 90 % an Kläranlagen angeschlossen (vgl. Tab. 2).

Tab. 2 Wassernutzung in Deutschland (Angaben in Mrd. m³/Jahr; k. A.: keine Angabe)

ZeithorizontDt. ReichDeutschland
19371951–801961–901992
Bedarf industriell7,133,9140,6944,20
Bedarf kommunal14,14,935,575,75
Bedarf landwirtschaftlichk. A.1,321,961,07
Bedarf bergbaulichk. A.2,572,962,50
Gesamtbedarf
(berechnet)

(21,2)

42,73

51,18

53,52


Der Wasserbedarf hat sich in Deutschland von 1937 bis 1992 mehr als verdoppelt. In den letzten Jahren sind die Steigerungsraten aber deutlich geringer geworden. Deshalb ist unter mittleren klimatischen Verhältnissen (Niederschläge) gegenwärtig in Deutschland eine ausreichend sichere Wasserversorgung gewährleistet. Dabei erfolgt die Deckung des gegenwärtigen Wasserbedarfs zu 76,8 % aus dem Oberflächenwasser und zu 23,2 % aus dem Grundwasser.

Allerdings darf nicht übersehen werden, dass nach wie vor Extremereignisse wie Hoch- oder Niedrigwasser die wirtschaftlichen Abläufe und die Wasserversorgung der Kommunen empfindlich stören können.

Die Flächengröße der Gebiete, die in Deutschland hochwassergefährdet sind, umfasst zwischen 14500 km² (bei den häufigeren niedrigen Hochwässern) und 17000 km² (bei den selteneren starken Hochwässern).
Dem Hochwasserschutz an allen großen deutschen Strömen dienen vor allem Hochwasserschutzdeiche, die eine Gesamtlänge von knapp 10000 km besitzen. Das Hochwasserrisiko wird weiter durch etwa 550 Stauwerke bzw. Speicherräume mit einem Volumen von 4,45 Mrd. m³ reduziert. Derzeit befinden sich in hochwassergefährdeten Regionen weitere Speicherräume im Bau oder sind in der Planungsphase.

Ein Teil der Talsperren dient gleichzeitig der Gewinnung elektrischer Energie. In Deutschland werden aber nur 4,3 % der Bruttoenergieerzeugung durch die Nutzung der Wasserkraft erbracht.

Städtisches Klärwerk

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