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- 3 Frühe Hochkulturen
- 3.1 Mesopotamien
- 3.1.4 Die Metropole Babylon
- Ägypten und das Hethiterreich - Die Schlacht von Kadesch
Die Hethiter, eines der ältesten Kulturvölker, hatten im Hochland von Anatolien auf der Halbinsel Kleinasien (heute Türkei) das Reich der Hethiter geschaffen. Hauptstadt des Reiches war Hattusa.
Vom 16. bis zum 13. Jh. v. Chr. unterwarfen die Hethiter von ihrem anatolischen Kernland aus große Teile Kleinasiens und zerstörten das Mitanni-Reich. Das Hethiterreich war damit zur Großmacht aufgestiegen. Im Süden versuchten die Hethiter, ihren Einfluss auf Südsyrien (z. B. die Stadtstaaten Damaskus und Sidon) und Palästina (z. B. Jerusalem und Gaza) bis nach Ägypten auszuweiten, was mehrfach zu Konflikten zwischen den beiden Mächten führte.
In Ägypten war es vor allem der junge RAMSES II. (1278 bis 1213 v. Chr. Abb. rechts), der die uneingeschränkte Herrschaft über dieStadtstaaten Palästinas und Südsyriens wiederherstellen wollte. Er verlegte u. a. deshalb die Hauptstadt des Ägyptischen Reiches, Ramsesstadt, an die Küste des Mittelmeers ins Nildelta. RAMSES II. wollte jedoch auch die früher von Ägypten beherrschten Teile Nordsyriens (z. B. die Stadtstaaten Aleppo und Kadesch) dem Einfluss der Hethiter entreißen.
Dazu griff er um 1275 v. Chr. den Hethiterkönig MUWATALLI an, um zunächst die wichtige Festung Kadesch am Fluss Orontes zurückzuerobern.
In seinem fünften Regierungsjahr überschritt RAMSES II. die ägyptische Grenze Richtung Kadesch. Ein Nachschubkontingent lief darüber hinaus per Schiff ins ägyptisch kontrollierte Byblos im heutigen Libanon aus.
Nach einem Monat stand RAMSES II. mit seiner Hauptstreitmacht in Sichtweite (20 km) vor Kadesch, der wichtigen zu den Hethitern abgefallenen Festungsstadt am Fluss Orontes.
Sein Heer bestand aus vier nach den Hauptgöttern der Ägypter benannten Divisionen
die jeweils 5000 Soldaten stark waren. Zu jeder Division gehörten Bogenschützen, mit Lanzen und Streitäxten bewaffnete Infanterie sowie leichte mit 2 Mann besetzte Streitwagen.
Der Hethiterkönig MUTAWALLI hatte ein sehr großes Aufgebot von hethitischen und verbündeten Truppen unmittelbar vor Kadesch aufmarschieren lassen. Es umfasste 37000 Soldaten, die über 2500 Streitwagen verfügten. Damit war die Streitmacht der Hethiter den ägyptischen Truppen zahlenmäßig weit überlegen.
RAMSES führte das Kommando leichtsinnig, dilettantisch und mit wenig Glück:
So ließ er seine Divisionen mit fast einem Tagesmarsch Abstand vorrücken. Während RAMSES mit seiner Amun-Division den Orontes überschritt, war die Seth Division noch zwei Tagesmärsche entfernt. Die Divisionen konnten sich im Kampf folglich nicht gegenseitig unterstützen.
Auch sein Nachrichtendienst versagte völlig. Deshalb gelang es hethitischen Spionen, RAMSES über den tatsächlichen Standort der hethitischen Streitmacht zu täuschen. Die Folge war, dass die Re–Division, die den Fluss überquerte, um RAMSES zu folgen, von den Hethitern überrascht und überrollt wurde.
RAMSES selbst war 12 km weiter nördlich im Lager der Amun–Division völlig isoliert. Dort attackierten ihn ständig die 2500 schweren, jeweils mit bis zu fünf Kämpfern besetzten hethitische Streitwagen. Die angreifenden Hethiter drohten die Division aufzureiben, da die Ptah–Division nicht mehr rechtzeitig zum Entsatz heran geführt werden konnte.
Zu RAMSEŚ Glück geriet die hethitische Streitmacht beim Plündern seines notdürftig befestigten und bereits fast völlig eingenommenen Lagers in Unordnung.
Deshalb konnten seine mehr zufällig von Byblos her auf dem Schlachtfeld eintreffenden Nachschubtruppen den Untergang des König knapp verhindern und seine Flucht sichern. Da die Hethiter den Fliehenden nicht nachsetzten, konnte sich RAMSES mit seinen Rettern zu den noch einigermaßen intakten Divisionen Seth und Ptah durchzuschlagen. Mit denen rettete er sich dann und setzte sich fluchtartig vom Desaster von Kadesch nach Ägypten ab.
Die Schlacht von Kadesch war ohne einen echten Sieger geblieben. Doch, obwohl das Heer nur ganz knapp einer Katastrophe entgangen war, ließ sich RAMSES II. in Ägypten auf vielen Monumenten als glänzender Sieger feiern.
Nach Kadesch führten die Ägypter und Hethiter zwar noch jahrelang Kleinkrieg in Syrien. Beiden Mächten war aber klar geworden, dass sie nicht in der Lage waren, den Gegner niederzuringen.
Auf Initiative des Hethiterkönigs MURSILI III. (1272–1245) kam es zum Abschluss eines Friedensvertrages. Jede Seite erhielt eine Silbertafel mit dem Vertragstext. Vom Text existieren nur noch Kopien in Hieroglyphen- und Keilschrift. Von einer dieser Kopien auf einer Stele der Tempel von Karnak (Ägypten) entstammt auch der folgende Auszug:
„Hattusili, der Großfürst von Hatti, soll niemals das Land Ägypten angreifen, um irgendetwas aus ihm wegzunehmen. Usermaatre Setepenre (d.i. Ramses II.), der Großherrscher von Ägypten, soll niemals das Land Hatti angreifen, um irgendetwas aus ihm wegzunehmen ...
Wenn ein anderer Feind gegen die Länder des Usermaatre Sete, des Großherrschers von Ägypten, zieht, und der zum Großfürsten Hatti schickt mit den Worten: 'Komm mir zu Hilfe gegen ihn!', so soll der Großfürst von Hatti ihm zu Hilfe kommen, und der Großfürst von Hatti soll seinen Feind töten. Aber wenn der Großfürst von Hatti nicht (selbst) gehen will, so soll er sein Heer und seine Wagentruppe eilends kommen lassen und seinen Feind töten ...
Wenn ein Mensch aus dem Lande Ägypten flieht, oder zwei oder drei, und sie zu dem Großfürst von Hatti kommen, so soll sie der Großfürst von Hatti ergreifen und sie wieder zu Usermaatre Sete, dem Großherrscher von Ägypten, zurückbringen lassen. Den Menschen aber, den man dem Ramses Meriamum, dem Großherrscher von Ägypten, zurückbringen soll, soll man keines Vergehens anklagen ...“
Dieser Bündnispakt war der erste historisch verbürgte Staatsvertrag zwischen zwei Großmächten. Er sollte ewig gelten und schrieb die Einfluss-Sphären der Ägypter und Hethiter mit dem Orontes als Grenze zwischen beiden Reichen fest.
Außerdem besiegelte noch ein Ehebündnis den Vertrag:
RAMSES II. heiratete zwei Töchter MURSILIs.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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