Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Geschichte
  3. 3 Frühe Hochkulturen
  4. 3.1 Mesopotamien
  5. 3.1.4 Die Metropole Babylon
  6. Das Ischtar Tor

Das Ischtar Tor

Die Rekonstruktion des Ischtar Tors von Babylon stellt heute eines der wichtigsten Ausstellungsstücke des Vorderasiatischen Museums auf der Berliner Museumsinsel dar. Es wurde 1900 von ROBERT KOLDEWEY ausgegraben. Die Fassadenziegel gelangten 1926 nach Berlin, wo unverzüglich die Sanierung der Fragmente und die Rekonstruktion eingeleitet wurde. König NEBUKADNEZAR II. erbaute das Tor im doppelten Mauerring um die Innenstadt Babylons. Das Tor war nicht nur schwer befestigt, sondern mit einer tiefblauen Fassade aus glasierten Ziegeln auch äußerst prächtig verkleidet. Tierreliefornamente aus glasierten Formziegeln lockerten die blauen Flächen des Tores auf. Seine Pracht verdankte das Tor der Tatsache, dass es Babylons Prozessionsstraße überspannte. Hier präsentierte sich der König alljährlich beim Neujahrsfest in Begleitung der Götterstatuen hunderttausenden von staunenden Stadtbewohnern und Besuchern. So diente das Tor bei der pompösen Prozession als beeindruckende Bühne für die Inszenierung der königlichen Macht bzw. des königlichen Machtanspruchs.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Das rekonstruierte Ischtar Tor von Babylon stellt eines der wichtigsten Ausstellungsstücke des Vorderasiatischen Museums in Berlin dar. Es entstand als Teil des umfangreichen Bauprogramms, mit dem König NEBUKADNEZAR II. die Hauptstadt des neubabylonischen Reiches zur größten und beeindruckendsten Metropole seiner Zeit ausgestaltete. NEBUKADNEZARs ehrgeiziges Rekonstruktions- und Neubauprogramm veränderte in wenigen Jahrzehnten das Stadtbild der Königsresidenz. Dabei verwandelte er sie in eine riesige, prächtige Bühne zur Darstellung der Macht seines Königtums. Besondere Pracht verliehen vielen Repräsentationsbauten NEBUKADNEZARs die farbig glasierten Ziegel, die Fassaden und Innenwände als Schmuck bedeckten.

Lage und Funktion

NEBUKADNEZAR schützte Babylon mit einem mindestens 18 km langen dreifachen äußeren Mauerring. Den ca. 6 km² umfassenden Stadtkern aus Alt- und Neustadt umgab eine 8 km lange von NEBUKADNEZAR massiv verstärkte innere Doppelmauer mit vorgelagertem 80 m breitem Wassergraben. Die Mauern des inneren Gürtels waren 4 bis 6 m dick. Beide Mauerringe verstärkte eine vierstellige Zahl von Türmen. Mächtige nach den Hauptgöttern benannte Tore gewährten den Zugang zum Stadtkern. Das prächtigste und wehrhafteste war das nach Babyloniens Liebesgöttin Ischtar benannte Tor. Sein babylonischer Name war Programm: „Ischtar ist Siegerin über ihre Feinde!“ Es lag ca. 350 m vom Euphrat im nördlichen Mauerabschnitt der Altstadt und grenzte unmittelbar an den Königspalast. Das Ischtar Tor überspannte Babylons Prozessionsstraße. Über diese Magistrale zog beim 11 Tage dauernden Neujahrsfest jährlich zwei Mal die von hunderttausenden von Stadtbwohnern und „Touristen“ bestaunte Prozession der Götter Babyloniens und des Königs. Am 9. Tag des Festes begleiteten der König und die Priesterschaft die auf Thronen getragenen Götterfiguren vom Tempel des Stadtgotts und Götterkönigs Marduk zum außerhalb der Altstadt gelegenen Neujahrsfesthaus. Am 11. Tag kehrten Götter und König von dort wieder zum Marduktempel zurück. Das prächtige Schauspiel der beiden von zahlreichen Weihrauchopfern, sowie Musik und Gesängen der Heerscharen von Priestern begleiteten Prozessionen war der für die Bevölkerung sichtbare Höhepunkt des Festes.

Der Bau

NEBUKADNEZAR sah sich gezwungen, dass bereits existierende Ischtar Tor zu renovieren und beträchtlich zu erhöhen, da der Damm der zum Tor führenden Prozessionsstraße mehrfach aufgeschüttet worden war. Wie die übrigen Stadttore Babylons war auch das Ischtar Tor als Doppeltoranlage errichtet. Das vordere niedrigere Tor sperrte den äußeren Teil der Doppelmauer um die Altstadt. Es war 28 m breit und 11 m tief. Unmittelbar daran schloss das viel höhere Tor des stärkeren und die Außenmauer deutlich überragenden inneren Teils der Doppelmauer an. Dies war ebenfalls 28 m breit, aber über 30 m tief. Seine den Durchgang flankierenden massiven Ziegelmauern waren 7 m dick. Beide Tore konnten innen und außen mit je zwei schweren Flügeln aus eigens vom Libanongebirge herangeschafftem Zedernholz geschlossen werden. Zum Schutz gegen Angriffe mit Brandpfeilen und Brandern waren die Torflügel mit Panzerplatten aus Bronze versehen. Insgesamt versperrten also 4 Tore den gesamten Durchgang des Ischtar Tors. Das Außen- und das Innentor bedeckten auf sder stadtabgewandten Seite zwei wehrhafte und deutlich vorspringende Flankentürme. Die gesamte Toranlage wurde wie alle Bauten Babylons aus gebrannten Ziegeln errichtet. Die Fugen füllten dünne „Mörtelschichten“ aus erhitztem Asphalt, der in alle Hohlräume zwischen den Ziegeln floss und die Steine beim Abkühlen fest verklebte.

Das Ischtar Tor als repäsentatives Beispiel babylonischer Kunst

Die Ziegelmauern des Tores wurden auf der gesamten Fläche extrem aufwendig verkleidet. Dabei griff NEBUKADNEZAR auf glasierte Ziegel als das die babylonische Kunst besonders auszeichnende Gestaltungselement zurück. Zur Vervollkommnung dieser ungewöhnlichen Technik zwang die Babylonier bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. das Fehlen natürlicher Steinvorkommen in den ebenen Ablagerungsflächen ihrer Flusslandschaft. Auch für das Ischtar Tor ließ NEBUKADNEZAR tiefblau glasierte Ziegel anfertigen. Das Blau der Glasuren bewirkten Kobalt- und Kupferoxidanteile in der Glasurmasse. Mit dem strahlenden Blau seiner Flächen sollte das Ischtar Tor, den himmlischen Göttern zum Gefallen, beim Passieren der Prozessionsstraße ein irdisches Gegenstück zum - meist strahlendblauen - Himmel Babyloniens darstellen. Über diesen Himmel herrschte die Liebesgöttin Ischtar, die auch die Patronin der Armee Babylons war, als Königin. Die einzelnen Flächen des Tores gliederten und belebten kontrastierende Rahmen aus Ziegeln mit ocker-orange- und türkisfarbener Glasur. Auf den blauen Flächen stachen aus zahlreichen glasierten Formziegeln zusammengesetzte Bildelemente hervor. Dieses Dekor des Ischtar Tores zeigte

  • schreitende Stiere und
  • drachenartige Mischwesen.
  • Die Prozessionsstraße vor dem Tor säumte eine Kette schreitender Löwen.

Der Löwe war der Begleiter Ischtars, der Stier gehörte zum mesopotamischen Wettergott Adad. Der Drachen begleitete Babylons Stadtgott Marduk. Alle Darstellungen einer Gattung glichen sich vollkommen, da sie aus völlig gleichen Formziegelpaketen hergestellt waren. Jeder Löwe der Ischtar z.B. wurde von den Handwerkern NEBUKADNEZARs aus einem Puzzle von 46 verschiedenen normierten vorgefertigten Formziegeln zusammengesetzt.

Ausgrabung und Rekonstruktion

Am 26. 3. 1899 begannen im Auftrag der Deutschen Orient Gesellschaft unter der Leitung von ROBERT KOLDEWEY umfangreiche Grabungsarbeiten in dem bereits erkundeten und identifizierten Ruinengelände des antiken Babylon. Das Ischtar Tor wurde in der Grabungskampagne des Jahres 1902 systematisch ausgegraben. Die Ausgräber stießen in den oberen Horizonten auf 20 weitgehend erhaltene Schichten glasierter Ziegel. Dabei handelte es sich um Relikte der jüngsten, von NEBUKADNEZAR durchgeführten Bauphase des Tores. Darunter befanden sich mächtige erhaltene Mauerreste, die mit unglasierten, aber gut erhaltenen Drachen- und Stierdarstellungen aus Formziegeln dekoriert waren. Es waren Reste der früheren Bauphasen des Ischtar Tores, die NEBUKADNEZAR zunächst noch ganz oder teilweise ohne Glasurziegel hatte errichten lassen. Als NEBUKADNEZAR den Damm der Prozessionsstraße massiv erhöhen ließ, versanken diese älteren Teile des Ischtar Tores in den Aufschüttungen und dienten dann als Fundamente für die folgenden Ausbauphasen.

Bei der Grabung wurde die Lage jedes einzelnen glasierten Formziegels bzw. Fragments von Ischtar Tor und Prozessionsstraße kartografisch festgehalten. Alle Stücke wurden nummeriert, sortiert und inventarisiert. Durch den Ersten Weltkrieg und seine Folgen konnten die Funde jedoch erst 1926 aus dem Irak nach Berlin transportiert werden. Dort wurden sie entsalzen und anschließend mit Parafin konserviert. 1928 begann man mit den Vorarbeiten für die Rekonstruktion der Torteile und Prozessionsstraßenabschnitte, die zukünftig im Vorderasiatischen Museum präsentiert werden sollten. Das erforderte zunächst das Zusammensetzen der vielen einzelnen Drachen, Löwen und Stiere aus den zehntausenden Ziegeln und kleinsten Ziegelfragmenten. In vielen Fällen gelang es, die Tiere soweit aus den Originalteilen zu rekonstruieren, dass nur minimale Ergänzungen erforderlich waren.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Das Ischtar Tor." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/das-ischtar-tor (Abgerufen: 19. May 2025, 14:20 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • NEBUKADNEZAR
  • Vorderasiatisches Museum
  • Zikkurat
  • Flankentürme
  • Götterkönig
  • innere Doppelmauer
  • KOLDEWEY
  • Prozessionsstraße
  • Adad
  • Asphalt
  • Formziegel
  • Ischtar
  • Liebesgöttin
  • Deutsche Orient Gesellschaft
  • Marduk
  • Stadtgott
  • Ziegel
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Antike Weltwunder

Die „Sieben Weltwunder“ sind außergewöhnliche Bau- und Kunstwerke aus der Antike, die sich durch ihre Größe, Pracht, Bedeutung oder herausragende Technik auszeichnen. Auflistungen der Weltwunder bestehen seit der hellenistischen Zeit in immer wieder veränderter Form. Zu den heute geläufigen Sieben Weltwundern zählen: die Pyramiden von Gizeh (ältestes und einziges noch erhaltenes Weltwunder), die Hängenden Gärten der Semiramis in Babylon, der Tempel der Artemis in Ephesos, die Zeusstatue in Olympia, das Mausoleum in Halikarnassos, der Koloss von Rhodos und der Leuchtturm von Pharos.

Herkunft und Lebenslauf

HERODOT wurde um 490 v. Chr. geboren. Er war ein großer griechischer Geschichtsschreiber, auch ein politischer Emigrant, der vor dem Tyrannen LYGDAMOS aus der Heimat auf die Insel Samos ins Exil gehen musste. Athen wurde ihm - dem Freund des PERIKLES und SOPHOKLES - zur zweiten Heimat. HERODOT ging in die Geschichte als erster „Reiseschriftsteller“ der Antike ein. Durch das Reich der Thraker und Skythen führten ihn seine Reisen bis nach Babylon. „Die schönste Stadt unter allen, von denen wir wissen“, nannte er Babylon. Als Historiker und Geograf ging es ihm darum, persönlich empfangene Eindrücke oder auch fremde Berichte vielfältiger Aspekte (u.a. ethnografische Beschreibungen, soziale Strukturen) in einem möglichst ausdrucksreichen „Spiegel“ festzuhalten. Die historischen Geschichten umfassen Gesehenes und Gehörtes, Wahres und Fabelhaftes nahezu aller Völker der damals bekannten Welt. HERODOTs „Historien“ sind das erste umfassende historisch-ethnografische Werk der Menschheit, ein Epos aus Sage und geschichtlicher Wirklichkeit, das von einem griechischen Autor der Antike geschrieben wurde. HERODOT starb in Thurii um 430 v. Chr.

Inhalt des Gilgamesch-Epos

Das Epos berichtet von einem sagenhaften König, der über den sumerischen Stadtstaat Uruk herrschte, welcher um 3000 v. Chr. das Zentrum der sumerischen Kultur darstellte. GILGAMESCH (2750–2600 v. Chr.) ist zu zwei Dritteln Gott und zu einem Drittel Mensch. Er ist ein despotischer Herrscher, weswegen die Schöpfergöttin Aruru sich entschließt, den Steppenmenschen Enkidu zu erschaffen, der Gilgamesch besiegen kann. Vor dem Tempel kommt es zum Kampf, der unentschieden endet. Die Gegner werden Freunde und bestehen gemeinsame Abenteuer.

Jericho - eine der ältesten Städte der Welt

Die Stadt Jericho liegt 10 km nordwestlich der heutigen Mündung des Jordan in das Tote Meer. Die ältesten Siedlungsschichten der Stadt sind ca. 11000 Jahre alt.
Bereits im 8. Jahrtausend v. Chr. begannen Jerichos Bewohner damit, ihre Siedlung stadtähnlich auszustatten. Die frühe „Stadt“ Jericho hatte bis zu 3000 sesshafte Bewohner. Ihre Religion kannte offensichtlich den Glauben an ein Leben nach dem Tod und frönte einer nicht näher bekannten Variante des Ahnenkults.
Trotz seiner Befestigung wurde bereits das frühe Jericho zweimal erobert und zerstört. An eine dieser Zerstörungen erinnert das Alte Testament, in dem berichtet wird, das göttliche Posaunen die Mauern von Jericho einstürzen ließen.

Der Nil – die Lebensader Ägyptens

Der Nil ist die Lebensader Ägyptens, weil in seinem Tal und im Nildeltal inmitten lebensfeindlicher Wüsten in rund 5000 Jahren eine der größten Flussoasen der Erde entstanden ist.
Der Nil hatte schon als Lebensader zur Herausbildung der Hochkultur des Alten Ägypten beigetragen. Diese Hochkultur entstand um 3000 v. Chr. und umfasste etwa das Gebiet vom 1. Nilkatarakt im Süden bis zum Nildelta am Mittelmeer im Norden.
Die Bedeutung des Nil für die Bevölkerung im Alten Ägypten und ihr Land kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. In einem Land, wo es praktisch nie regnete, ernährte der Nil das Land im wahrsten Sinne des Wortes. Er bot Wasser und damit Nahrung und war auch die wichtigste Verkehrsader. Ohne ihn wäre das Land eine ebensolche Wüste wie die Wüsten, die sich beiderseits der Flussoase ausdehnen.
Die Ägypter verstanden es schon vor mehr als 3000 Jahren, die schwankende Wasserführung des Nils durch Be- und Entwässerungsanlagen auszugleichen und gute Ernten zu erzielen.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025