Jan van Leiden (Jan Bockelson)

Die ersten Jahre im Leben des JAN VAN LEIDEN

JAN BOCKELSON genannt JAN VAN LEIDEN/Leyden wurde 1509 bei LEIDEN (Niederlande) geboren. Seine Eltern waren der Schulze JAN BEUKELS und die Dienstmagd ALEKE aus dem Münsterland. Er erlernte den Beruf des Schneiders und führte den Beruf in England und Flandern aus. In Leiden verheiratet er sich mit der Witwe eines Schiffers und fuhr als Kaufmann auf Handelsfahrten bis nach Lübeck und Lissabon. Später betrieb er eine Gastwirtschaft, wo er als Reimdichter und Schauspieler bei städtischen Festspielen auftrat.
Am 10. August 1532 wurden sämtliche Pfarrkirchen Münsters evangelisch, der katholische Gottesdienst wurde eingestellt. Im Sommer 1533 hörte LEIDEN in Münster einige Predigten von ROTHMANN, die das Leben des JAN VAN LEIDEN verändern sollten. Die sozialen Unruhen am Vorabend des Bauernkrieges brachten revolutionäre Strömungen hervor. Die Täufer nahmen an den Aufständen in Sachsen, Franken und Thüringen teil.

Der neue Prophet

1533 traf JAN VAN LEIDEN auf den Bäcker MATTHYS aus Haarlem. Er kehrte zurück nach Holland und schloss sich den Täufern (Sekte) um den Propheten MATHYS an. Nun studierte er die Schriften HOFFMANNS und die Bibel. Bereits im November empfing er als einer der ersten die Taufe. Daraufhin reiste er im Januar 1534 zur Verstärkung des Wiedertäufertums als Apostel des MATHYS in die Stadt Münster. Er verstand es, den Wiedertäufern seine Visionen glaubhaft zu machen. Das alte Testament setzte er als Vorbild für eine Gottesherrschaft nach dem Modell der Theokratie und stützte sich auf das System des „Neuen Israel“.
Die Täufer waren eine während der Reformationszeit enstandene Sekte; die von ihren Gegnern Wiedertäufer genannt wurde, da sie die Erwachsenentaufe propagierten. Diese Bewegung, die eine innere Erneuerung der Kirche aus dem Geist und dem Wort der Heiligen Schrift suchte, glaubte, dass die Kirche nur aus bewusst Freiwilligen (wahrhaft Gläubigen) bestehen könnte; darum lehnten die Täufer die Kindertaufe ab und bestanden auf der Taufe der Erwachsenen, die sich frei entscheiden können.
Einer Gruppe um VAN LEIDEN gelang es 1534, in Münster einen Täuferstaat mit Gütergemeinschaft und Polygamie (Vielweiberei) zu errichten. (Er selbst besaß siebzehn Frauen.)
VAN LEIDEN errichtete das Königreich Zion und umgab sich mit einem glänzenden Hofstaat. Mit zwölf Aposteln übte er als Rat und in Gemeinschaft mit seinem „Stadthalter“ und „Scharfrichter“ BERNT KNIPPERDOLLING sowie seinem „Reichskanzler“ HEINRICH KRECHTING ein Schreckensregiment aus, das allen Widerstand im Keim erstickte. Nach der Ernennung zum König wurde JAN VAN LEIDEN der militärische Oberbefehl als auch das höchste Richteramt zugesprochen. Aber das schien ihm nicht genug. Er sah den Anspruch auf die Weltherrschaft, in der er

„den Weg für die Endzeit der universellen Herrschaft Christi, als Werkzeug Gottes ebnen sollte.“

Das Ende der Schreckensherschaft

Seit 1534 wurde die Stadt Münster vom Heer des Bischofs von Münster FRANZ VON WALDECK belagert.
Als die Belagerung in die Schlussphase ging, nahm die sowieso schon strenge Herrschaft überhand. Die Bestrafung gegen Kritiker wurde extremer. Bald wurde der König JAN VON LEIDEN selbst zu einem Opfer seines eigenen Weltbildes. Ein Beispiel für seine zunehmende Brutalität war die öffentliche Hinrichtung einer seiner Frauen, ELISABETH WANDSCHERER, die er eigenhändig enthauptete.
Nach der Einnahme Münsters am 24.6.1535 wurde VAN LEIDEN gefangengenommen. Auf dem Marktplatz wurde öffentlich die Liste aller Verbrechen, die die Wiedertäufer begangen haben, vorgelesen. Auf diese Vorwürfe antwortete VAN LEIDEN, dass er gegen die Obrigkeit zwar gefehlt habe, nicht aber gegen Gott. Nach vergeblichen Bekehrungsversuchen von evangelischer und katholischer Seite wurde der falsche König von Münster JAN VAN LEIDEN, sowie seine Gehilfen BERND KNIPPERDOLLINCK und HEINZ KRECHTING zum Tode verurteilt. Am 22. Januar 1536 wurde JAN VAN LEIDEN zur Hinrichtung auf das Gerüst geschleppt und grausam u.a. mit glühenden Zangen gefoltert. Nach vier Stunden waren er und seine Gehilfen tot.
Ihre toten Leiber wurden in drei eisernen Käfigen am Lambertikirchturm in Münster aufgehängt.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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