Architekturstile des 20. Jahrhunderts: Expressionismus

Aus Sicht der Architektur ist das 20. Jh. das Zeitalter der „modernen Architektur“. Nach einer zu Beginn des Jahrhunderts als „Väter der Moderne“ bezeichneten, vom Frührationalismus und Funktionalismus geprägten Phase, sprach man nach dem Ersten Weltkrieg vom „neuen Bauen“ oder der „Moderne“. Der Begriff fasst die zu dieser Zeit in Deutschland entstandenen avantgardistischen Architekturströmungen zusammen, die sich gegen den Historismus richteten.

Die Vertreter dieser heute als „klassische Moderne“ bezeichneten Richtung gingen in ihren neuen Gestaltungsgrundsätzen von Verstand und Logik und der reinen Funktionalität der Bauwerke aus. Die „Moderne“ betrifft vor allem den „Funktionalismus“, den „Rationalismus“ und seit 1926 die Theorie vom „organischen Bauen“. Der Begriff „International Style“ kennzeichnet die Allgemeingültigkeit dieser Architekturauffassung: Verzicht auf repräsentative Details, Verwendung von industriell gefertigten Baustoffen, asymmetrische Gruppierung, kubistische Elemente, weißer Verputz, Lichtfülle.

Architekturströmungen der Phase der Klassischen Moderne (ca. 1920–1968) waren:

  • Funktionalismus,
  • Bauhaus,
  • Expressionismus,
  • Neoklassizismus,
  • Rationalismus,
  • International Style,
  • organische Architektur.

Expressionismus

In Mittel- und Nordeuropa entstand nach dem Expressionismus in der bildenden Kunst ein expressionistischer Architekturstil (ca. 1910–1925), der eine Ausdruckssteigerung mit baukünstlerischen Mitteln versuchte. Im Unterschied zum Funktionalismus sollten die Bauten dieses Stils den Eindruck einer frei geformten, abstrakten und monumentalen Plastik vermitteln.

Zu den Architekten des Expressionismus gehörten u. a.:

  • HANS POELZIG (1869–1936),
  • ERICH MENDELSOHN (1887–1953),
  • FRITZ HÖGER (1877–1949) und
  • PEDER VILHELM JENSEN KLINT (1853–1930).

RUDOLPH STEINER (1861–1925, Zweites Goetheanum,1924–1928, Dornach) vertrat die Meinung, dass von der Architektur geistig-moralische Wirkungen ausgehen. Für ihn war der Bau ein lebendiges Wesen, ein natürlicher Organismus, der geistige Prozesse und kosmische Gesetzmäßigkeiten spiegelt.

Zunächst wurden mit diesem Anspruch Bauwerke mit rundplastischen Formen errichtet (Einsteinturm,1917–1921, Potsdam, ERICH MENDELSOHN; Fabrik, 1911–1912, Luban, HANS POELZIG).

In den zwanziger Jahren bevorzugten die Architekten spitze Winkel und eine Überbetonung der Senkrechten. Das Chilehaus (1922–1923) in Hamburg von FRITZ HÖGER sollte mit seiner markanten Ostspitze und dem weit vorkragenden Dach die Assoziation an den Bug eines Ozeandampfers wecken.

In der Grundtvigs-Kirche (1913–1926) in Kopenhagen symbolisierte der Architekt PEDER KLINT durch Treppengiebel und Fassadengliederung eine Orgel. Mit charakteristischen Backsteinbauten hoben sich die Gebäude der sogenannten Amsterdamer Schule von den Bauwerken der deutschen Expressionisten ab.

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