Prähistorische Kunst (um 30 000–1800 v.Chr.)

Altsteinzeit (um 30 000 v.Chr.)

Um 30 000 v.Chr., in der menschheitsgeschichtlichen Periode des Cro-Magnon-Menschen, entstand die bislang älteste Felsenmalerei in der Höhle von Chauvet.
Auf einer Gesamtlänge von 490 m und in mehreren Seitentunneln sind Tiere, Symbole und ein Tiermensch dargestellt. Neben den üblichen Jagdtieren – Wildpferde, Rentiere, Wisente – erwecken besonders gefährliche Tierarten, wie Nashörner, Löwen, Bären und solche, die erstmalig in der altsteinzeitlichen Kunst dargestellt wurden, wie Uhu, Panther und Hyäne, die Aufmerksamkeit der Wissenschaftler.

Wunderbar realistisch gemalte Tiere, großartige Kompositionen einer Vielzahl von Tieren, perspektivische Verkürzungen und ein körperhaftes Empfinden unter Ausnutzung von Vorsprüngen und Nischen beeindrucken durch ihre Originalität. Als Symbole sind Handpositive und -negative neben roten Punktornamenten entdeckt worden. Diese Handabdrücke wurden in verschiedenen Höhlen gefunden.

Eine von vielen Bedeutungen könnte mit einem erwachenden Ich-Bewusstsein der Steinzeitmenschen zusammenhängen. Die Bilderhöhle von Chauvet gilt als eine der schönsten weltweit. Sie ist aber der Öffentlichkeit nicht zugänglich, um die Malereien und die noch vorhandenen Spuren von Menschen und Höhlenbären nicht zu zerstören.

Die berühmteste Skulptur aus der jüngeren Altsteinzeit ist die sogenannte „Venus von Willendorf“, eine in Österreich gefundene Frauenstatuette, entstanden um 30 000 v.Chr. Etwa zeitgleich mit den Bildern der Höhle von Chauvet entstand diese nur 11,5 cm große Skulptur aus Kalkstein. Hände, Arme, Unterschenkel und Kopf sind nur skizzenhaft dargestellt.

Durch die Überbetonung der weiblichen Geschlechtsmerkmale wird sie als Wunschbild einer gebärtüchtigen Frau empfunden, die auch für ihre Nachkommenschaft sorgen kann. Am selben Ort wurden, aus Mammutstoßzahn gefertigt, eine möglicherweise unvollendete Frauenstatuette mit 22,5 cm Höhe und ein ovaler Körper von 9 cm gefunden.

Fast ausschließlich solche Frauenstatuetten fanden sich in einer riesigen Verbreitungszone zwischen Atlantik und Baikalsee. Bei einigen ist der Leib so stark vorgewölbt, dass es sich um Schwangere zu handeln scheint; einige sind mit Halsketten und Gürteln geschmückt.

Nicht alle dieser weiblichen Figuren haben Köpfe. Wohl aus ritueller Scheu hat man viele völlig gesichtslos (Gesichter von Götterbildnissen hat man noch im alten Griechenland nicht nach menschlichem Vorbild gestaltet), manchmal mit einer Haube oder angedeuteten Haartracht dargestellt. Gefunden wurden sie meist in Nischen oder in Herdnähe von Behausungen. Vielleicht waren sie Symbole der „Stammmutter“, der „Herrin des Herdes“ und der Fruchtbarkeit. Als Material verwendete man Elfenbein, Geweih, Knochen, Gagat (Pechkohle), Rötel, Ton und Stein. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Figuren nackt.

Um 16 000/10 000 v.Chr.

Aus der Zeit um 16 000 v.Chr. stammen die Felsmalereien von Altamira, die „Sixtinische Kapelle der Eiszeit“. Zunächst hielt man die Bilder von Altamira für Fälschungen, da man den Steinzeitmenschen derart hohe geistige und künstlerische Fähigkeiten absprach. Erst die Entdeckung weiterer Steinzeithöhlen, deren Bilder sicherer datiert werden konnten, brachte den endgültigen Beweis der Echtheit der Felsmalereien.

Berühmt geworden ist Altamira durch den „Saal der Bisons“. Dessen Deckengemälde ist nicht nur zweifarbig, sondern mehrfarbig. Durch verschiedenfarbige Ockererden, Manganoxid und Kohle erreichten die „Maler“ eine unwahrscheinliche Plastizität der Tierkörper. Von fast schon expressiver Kraft zeugt die Darstellung des 1,40 m großen „Sterbenden Bisons“. Die Modulation des Körpers erfolgte durch die mit dem Mund aufgesprühte Farbe. Wichtige Körperteile wie Augen, Schwanz, Hörner wurden zusätzlich durch dunkle Farbe betont. Zur Unterstützung der Tiefenwirkung finden sich außerdem häufig Gravierungen der Kontur.

Um 10 000 v.Chr. kultivierten in China die Menschen der sogenannten Hemudu-Kultur den Reis.

9. Jahrtausend v.Chr.

Ab dem 9. Jahrtausend v.Chr. wurden tönerne Rechensteine benutzt. Aus dem Gebrauch von Rechensteinen stammt auch das Wort für „Kalkulieren“, „Rechnen“. Der Begriff leitet sich aus lat. calculus/calculi = das/die Kalksteinchen ab. Dass Rechensteine aus Ton noch vor der Schrift entstanden, verweist auf ihre Wichtigkeit. Sie nahmen die Funktion von anderswo verwendeten Kerbhölzern und Knotenschnüren (Quipu) ein. Sie dienten offenbar dazu, rein quantitative Sachverhalte, wie Menge der Ernteeinträge, Einnahmen und Ausgaben, darzustellen. Das ging einher mit der Entstehung von frühen Hochkulturen.

Mittel- und Jungsteinzeit (8000–2300/2200 v.Chr.)

In der Jungsteinzeit (Neolithikum) erfolgte der Übergang vom Jagen und Sammeln zum Anbau von Pflanzen und zur Zähmung und Haltung von Haustieren. Die Landwirtschaft machte ein sesshaftes Leben notwendig und möglich. Es entstanden dauerhafte Niederlassungen, die verlegt wurden, wenn der Boden erschöpft war. Die Herausbildung von Ackerbau und Viehhaltung fand in einem langen Zeitraum statt. So gab es große Unterschiede zwischen den besiedelten Gebieten. In Europa währte die Jungsteinzeit von 5000–3000 v.Chr.

Während in fast ganz Europa mittelsteinzeitliche Menschen noch jagten und sammelten, entstanden um 7000 v.Chr. im östlichen Mittelmeerraum und in Südosteuropa die ersten jungsteinzeitlichen Siedlungen. Arbeitsteilung, Handwerk und Handel bildeten sich heraus. Religiöse Anschauungen wurden erweitert. Die Götter des Regens und der Sonne sollten die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten. Frauen besaßen als Verkörperung der menschlichen Fruchtbarkeit eine geachtete und einflussreiche Stellung. Wichtig wurde die Verehrung der Ahnen.

In der Jungsteinzeit fand die Felsbildkunst der Mittelsteinzeit eine regionale Fortsetzung. Bevorzugt wurde dabei die Technik der Steingravierung auf flachen, in der Landschaft liegenden Felsplatten. Diese Art der Kunst wurde bis in die Bronzezeit beibehalten. Die Darstellung von Schiffen, Wagen, Sonnenrädern, Beilen, Bumerangs, Tieren und Menschen in Norwegen, Schweden, Italien, Sibirien und Armenien weisen auf magische Kulte. In Catal Hüyük/Türkei erscheinen erstmalig Wandmalereien in Kulträumen – sogenannten Schreinen.

Die Darstellungen werden noch stärker vereinfacht und bilden teilweise abstrakte Zeichen. Das Vorhandensein gleicher und ähnlicher Symbole in weit voneinander entfernten Gebieten lässt eine universelle Bedeutung bestimmter Gestaltungsformen vermuten.

In der Jungsteinzeit war die Gestaltung und Anbetung weiblicher Götter auf der Basis eines mutterrechtlichen Gesellschaftssystems entstanden. Die Frau war nicht nur der soziale Mittelpunkt, sondern bestimmte auch das Geschlecht der obersten Gottheit. Deshalb wurden vor allem weibliche Statuetten, die Gottheiten symbolisierten, aus Ton geformt. Auf Tempelaltären, an Opferplätzen, in Vorratsbehältern, in Höhlen und Gräbern wurden offensichtlich Figurengruppen für die Ausübung religiöser Rituale eingesetzt. Die kleinen Statuen sind als Idole menschlich bzw. halb menschlich und halb tierisch gekennzeichnet.

Gestaltungsformen von Skulpturen und ihre Bedeutung
GestaltungsformenBedeutung

Göttinnen als Herrin der Natur

verkörpern Lebenserhaltung und Lebensvernichtung;
Kreislauf von Geburt, Tod, Wiedergeburt;
Kreislauf der Jahreszeiten

Göttinnen mit betonten Geschlechtsmerkmalen oder deren Symbolen

Tiere: Kröten, Frösche, Igel,
  Bienen, Stierköpfe, Schmetterlinge

verkörpern Fruchtbarkeit

Vogelgöttinnen, Schlangengöttinnen, Haus- und Tempelgöttinnen

verkörpern Lebensenergie, Schutzfunktion

Götter

Kentauren, Schlangen

verkörpern die Wächter der Natur

8000–6000 v.Chr.

Erste Großsiedlungen in Jericho und Çatal Hüyük schätzt man für die Zeit um 8000–6000 v.Chr. Sie gehören also zu den ältesten frühen Hochkulturen der Welt.
In Zentralanatolien (Türkei) entstand in der Jungsteinzeit um 6500 v.Chr. mit Çatal Hüyük eine der ersten Städte der Welt. Wahrscheinlich lebten in den dicht aneinander gebauten Lehmziegelhäusern, die nur mit einer Leiter über die Dächer zu erreichen waren, ca. 5 000 Menschen. Die Wände der Räume mit rechteckigem Grundriss waren meist bemalt. Jagdszenen, geometrische Muster, aber auch gebärende Frauen waren dargestellt. Unter den Schlafplattformen der Häuser wurden die Toten begraben.

7000–4000/6500 v.Chr.

Im Industal entstand um 7000–4000 v.Chr. eine der frühesten Hochkulturen der Welt. Sie wird Dwaraka-Kultur genannt. Reste dieser Hochkultur fanden Forscher im Golf von Cambay.

Die Erfindung der Keramik, also des durch Brennen von Ton formbeständig Machens von Gegenständen um 6500 v.Chr. legte die Grundlage zur Erschaffung von Statuetten, Gefäßen, Reliefs und Kultgegenständen aller Art. Keramik gehört zu den ältesten Kulturtechniken der Menschheit. Ursprünglich diente Keramik zum Aufbewahren von Vorräten. Dabei wurde der Ton in Aufbauarbeit geformt, d.h. Ton wurde als Platte oder schlangenförmig aneinander gefügt und verbunden. Die Erfindung der Töpferscheibe um etwa 3000 v.Chr. in Mesopotamien ließ gleichmäßiger geformte Töpferwaren entstehen.

Um 5500–5000 v.Chr.

In Mitteleuropa waren die frühesten Gefäße um 5500–5000 v.Chr. kugelförmig und mit bandartigen Mustern verziert. Sie wurde deshalb als Bandkeramik bezeichnet. Diese Keramik war vom Schwarzen Meer bis zum Atlantik verbreitet. In den noch feuchten Ton ritzte man Linienbänder, welche den Gefäßkörper in bogen-, wellen- oder mäanderartigen Mustern umspannten.

Norddeutschland, Dänemark und Nordskandinavien wurden von der Einwanderung der Bandkeramiker nicht erreicht. Dort setzte sich um 4300 bis 2300 v.Chr. die Trichterbecherkultur durch.

Um 4700 v.Chr.

Die ältesten der sogenannten „Hünengräber“, wie sie im Volksmund genannt werden, befinden sich in der Bretagne. Das Ganggrab von Keracado bei Carnac wurde etwa 4700 v.Chr. angelegt.

Durch die Funde im und um ein Megalithgrab auf den Orkneyinseln konnte man sich eine Vorstellung von den Kulthandlungen an den Großsteingräbern machen. In den meisten stießen die Archäologen auf unvollständige und auch nicht im Verband liegende Skelette.

Das deutet darauf hin, dass man die Verstorbenen zunächst außerhalb des Steingrabes niederlegte und durch Tiere das Fleisch von den Leichnamen fressen ließ. Zur Bestattung der Knochen wurde das Steingrab geöffnet. Sicherlich waren diese Öffnungen ein besonderer Anlass, die Übergabe der Verstorbenen in den Kreis der Ahnen zu feiern. Wahrscheinlich waren diese Megalithgräber nicht nur Plätze für Kollektivbestattungen, sondern auch die heiligen Orte einer Sippe oder eines Stammes.

Sie hatten die Funktion, eine Verbindung der Verstorbenen zu den Ahnen und den Mitgliedern der ehemaligen Gemeinschaft herzustellen. Die gewaltigen Anstrengungen beim Bauen mussten den jungsteinzeitlichen Menschen als notwendig und wichtig erschienen sein.

Man ermittelte für das Ganggrab Kleinkneten 1 (Kreis Oldenburg) eine Gesamtarbeitsleistung von ca.109 500 Personenstunden. Das bedeutet, dass z.B. 100 Personen bei 10 Stunden täglicher Arbeit etwa dreieinhalb Monate arbeiten mussten.

Die ersten Megalithgräber waren Dolmen – sogenannte Steintische. In Frankreich wurden diese schon sehr früh zu Dolmengruppen vereint und mit Hügeln bedeckt. Diese Hügelgräber werden Tumuli genannt.

Viele Grabmonumente wurden ständig verändert und erweitert. Manche erhielten Seitenkammern, wie das Langhügelgrab von West Kennet in Südengland (3600–2500 v.Chr.).

Die langen Zeitspannen der Benutzung geben Hinweise auf eine kultische Tradition. Ab 3000 v.Chr. wurde in Portugal, Westfrankreich, auf den Britischen Inseln, in Südskandinavien und Norddeutschland zunehmend das rechteckige Ganggrab gebräuchlich. Die jüngsten „Hünengräber“ fand man in Mecklenburg.

Bauweisen norddeutscher Megalithanlagen

Urdolmen

2 Wandsteine, 1 Deckstein

 

Erweiterter Dolmen

4 Wandsteine, 2 Decksteine
 

Großdolmen6 Wandsteine, 3 Decksteine,
2 Schlusssteine

 

Ganggräber

bis zu 18 Wandsteine lang; Zugang an der Längsseite; häufig mit Erdhügel geschützt

Steinkistengräber

in den Boden eingesenkte, mit Steinen ausgekleidete Kammer

Ca. 3600 v.Chr.–2500 v.Chr.

Auf Malta und der Nachbarinsel Gozo entstanden um ca. 3600 v.Chr.–2500 v.Chr. die ältesten Steintempel der Welt. Sie sind aus riesigen Steinblöcken ohne Mörtel zusammengefügt.

Es wird vermutet, dass die Tempel zu Ehren der „Magna Mater“ – der Großen Erdmutter – erbaut wurden. Bemerkenswert und typisch für fast alle maltesischen Tempel ist ein kleeblattförmiger Grundriss, der durch ein Apsispaar erweitert wurde und auf diese Weise fünf abgerundete Ausbuchtungen erhielt. Diese Grundform könnte den Körper einer Muttergöttin symbolisieren unter Betonung von Brust und Gesäßbacken als Zeichen der Fruchtbarkeit und Lebenserneuerung.

Meist sind die Tempel paarweise gebaut, wobei einer deutlich größer ist als der andere. Vielleicht stellte der größere die Mutter und der kleinere die Tochter der göttlichen Familie dar. Oder es handelt sich um die verschiedenen Aspekte derselben Göttin – Symbole für Jugend und Reife bzw. für Tod und Erneuerung.

Die zu den Tempeln gehörenden Vorhöfe mit großen durchbohrten Steinen in der Nähe des Eingangs (Tarxien, Hàgar Qim, Mnajdra) deuten darauf hin, dass dort größere Tiere zur Opferung angebunden worden waren. In den meisten Tempeln befanden sich mehrere Altartische. Brandspuren, Tierknochen und Trinkgefäße verweisen auf rituelle Opferungen, die im Zusammenhang mit der Verehrung einer Muttergottheit standen.

Bevor die Kulthandlungen in Steinhäusern zelebriert wurden, dienten Naturhöhlen, Felsvorsprünge bzw. Felsnischen oder kultische Orte unter freiem Himmel als heilige Bezirke. Der Olymp z.B. war wohl schon in der archaischen Zeit Griechenlands Sitz der Götter.

Noch bevor die maltesischen Steintempel entstanden, wurde zwischen 3800 und 2500 v.Chr. ein unterirdischer Tempel, das Hypogäum von Hal Saflieni als heiliger Bezirk gebaut. Das Höhlensystem erstreckt sich über mehrere Etagen. Es weist bereits Wandmalereien auf.

3500–3000 v.Chr.

Die ältesten bisher gefundenen Schriftzeugnisse stammen aus der Zeit um 3500 bis 3000 v.Chr. Grenzsteine, Kerbhölzer und Knotenschnüre (Quipu) waren Vorläufer der Schrift. Sie dienten zwar Mitteilungszwecken, enthielten jedoch nur quantitative Sachverhalte, wie Menge der Ernteeinträge, Einnahmen und Ausgaben.

Die Keilschrift der Sumerer (3500 v.Chr.), bei der Ton als Beschreibstoff diente, sowie die Hieroglyphen der Ägypter (3000 v.Chr.), die man sowohl in Stein meißelte als auch auf Stein oder Papyrus malte, unterscheiden sich bereits qualitativ von den Vorläufern der Schrift.

Die Sumerer nutzten den phonetischen Klang eines Wortes. Ihm wurde ein Zeichen zugeordnet. So konnten komplexe Informationen aufgezeichnet werden. Die Ägypter ordneten einem Bild (Hieroglyphe) sowohl einen phonetischen Klang, als auch einen konkreten Gegenstand zu. Zusätzlich verbanden sie mit der Hieroglyphe eine abstraktere Idee.

Ton als Beschreibstoff benutzte man u.a. bei der Niederschrift des frühbabylonischen Gilgamesch-Epos (um 2000 v.Chr.).

3500–2800 v.Chr.

Die Trichterbecherkultur ist eine jungsteinzeitliche Kulturgruppe. Ihr Verbreitungsgebiet war das östliche Mittel-Europa, der Süden Mitteldeutschlands und die heutige Tschechei, das heutige Südpolen sowie die Ukraine, Nordwestdeutschland, die Niederlande und Südskandinavien. Sie wird nach dem weit ausladenden Rand der Keramik als Trichterbecherkultur bezeichnet.

3500–1500 v.Chr.

Nach dem heutigen Ort Harappa am Ravi (ein Nebenfluss des Indus im Pandschab, Pakistan) wird eine frühe Hochkultur benannt: die Harappa-Kultur. Sie war vor allem im Industal, in Sind, im Pandschab und in Gujarat, auf der Halbinsel Kathiawar und an der Küste Belutschistans sowie in Afghanistan verbreitet.

Bedeutsam für die Entwicklung der Indus-Kultur war die Entwicklung der Töpferscheibe. Sie war mindestens 600 Jahre früher als in Mesopotamien und im Iran bekannt. Das lässt sich sehr gut aus den Funden rekonstruieren: In Mehrgarh ist der Übergang vom Nomadenleben zur vorkeramischen Ackerbaukultur und schließlich zur Keramik lückenlos nachweisbar.

Bereits 3300 v.Chr. existierte an der Stelle des heutigen Harappa ein Dorf, das allmählich Stadtgröße erreichte. Harappa war, im Gegensatz zu den Tempelstädten in Ägypten und Mesopotamien, eine Wohn- und Arbeitsstadt. (Dieses Charakteristikum trifft auch für alle anderen Städte der Indus-Kultur zu.)

Ihre Blütezeit lag zwischen 2600 und 1900 v.Chr. In dieser Zeit verwendeten die Einwohner der Stadt in großem Umfang bereits gebrannte Ziegel zum Bauen (Zu jener Zeit baute man in Mesopotamien noch mit getrockneten Lehmziegeln.).

Die Stadt bestand aus einem westlichen, höheren Bereich (der sogenannten „Zitadelle“) und einem östlichen Wohnstadtbereich, der allerdings vom Zitadellenbereich getrennt war. Harappa besaß – im Gegensatz zur „Schwesterstadt“ Mohenjo-Daro – Befestigungsmauern. Die Stadt war schachbrettartig angelegt mit Bädern, Kornspeichern, Abwasserkanälen und Wasserreservoirs.

Bürger der Stadt waren Kaufleute und Handwerker: Denn die Stadt betrieb mit den in der Region produzierten Waren einen regen Handel bis nach Mesopotamien und Afrika. Kaufleute und Handwerker werden auch Angestellte gehabt haben.

Während sich in Ägypten Arbeitersiedlungen außerhalb der Stadt befinden, liegen die Wohnstätten der Beschäftigten in Harappa mitten in der Stadt: Das heißt, Arbeiter, Kaufleute, Handwerker lebten Tür an Tür.

Die Standesunterschiede waren also nicht sehr gravierend. Deshalb kann man von einer ersten Bürgerstadt sprechen. Die Bürger werden ihr Leben im Wesentlichen auch selbst organisiert haben. Fast 2000 Jahre vor den griechischen Stadtstaaten scheint sich im Industal eine von Bürgern geschaffene Demokratie entwickelt zu haben, die auf dem Gleichheitsprinzip beruhte.

Eine Besonderheit stellt die mit etwa 400 Zeichen auf meist quadratischen Siegeln aus Speckstein überlieferte hieroglyphische Schrift dar.

Ca. 3300 v.Chr.–1800 v.Chr.

Stonehenge in Südengland ist das berühmteste Hengemonument, es besteht aus mehreren konzentrischen Steinkreisen. Der Bau begann in der Jungsteinzeit. Der Kultbau wurde bis in die Bronzezeit benutzt. Die Steinkreis-Anlage wurde in vier Abschnitten errichtet:

  • Bis etwa 2100 v.Chr. entstand der Ringwall.
  • Bis etwa 2000 v.Chr. entstand die Avenue, die auf Sommer- und Wintersonnenwende ausgerichtet ist; die Basaltfelsen (Blausteine) wurden errichtet.
  • Um 2000 v.Chr. wurden die Trilith-Konstruktionen aufgestellt, indem die Erbauer zwei Steine senkrecht nebeneinander auf dem Boden und einen dritten quer darauf stellten.
  • Um 1800 v.Chr. entstand der innere Hufeisenkreis sowie der Altarstein.

1800 v.Chr.

Bereits im 19. Jahrhundert vor Christus lässt sich die Erlitou-Kultur in China nachweisen. Man war schon in der Lage, Flüsse zu regulieren und für die Bewässerung der Felder nutzbar zu machen. Man huldigte den Göttern in planmäßig angelegten Tempeln und entwickelte die ältesten Schriftzeichen Chinas, die bis heute auf den sogenannten Orakel-Knochen gefunden werden.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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