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Rechenregeln für Wahrscheinlichkeiten und ihre Beweise

Für das Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten existieren grundlegende Regeln, die aus dem kolmogorowschen Axiomensystem ableitbar sind.
Diese Beweise dieser Rechenregeln gewähren Einblicke in wichtige stochastische Beweismechanismen. So besteht eine häufig angewandte Beweisidee in der Zerlegung eines Ereignisses in zwei geeignete (unvereinbare) Ereignisse.

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Es ist leicht, Vorschriften über die Theorie des Beweises aufzustellen, aber der Beweis selbst ist schwer zu führen. (GIORDANO BRUNO)

Wie z.B. für die reellen Zahlen oder für Vektoren, so existieren auch für Wahrscheinlichkeiten grundlegende Rechenregeln.

Diese Rechenregeln müssen aus dem entsprechenden Axiomensystem, d.h. aus dem Axiomensystem von KOLMOGOROW, ableitbar sein, wobei die Kenntnis der zugehörigen Beweise nicht nur mathematische Gewissheit verschafft, sondern auch Einblicke in wichtige stochastische Beweismechanismen gewährt. Eine häufig angewandte Beweisidee besteht z.B. in der Zerlegung eines Ereignisses in zwei geeignete (unvereinbare) Ereignisse.

Regel 1: Wahrscheinlichkeit des unmöglichen Ereignisses
Die Wahrscheinlichkeit des unmöglichen Ereignisses ∅ beträgt 0, d.h., es gilt:
P ( ∅ ) = 0

Beweis:
Es gilt P ( A ) = P ( A ∪ ∅ ) m i t       A ∩ ∅ = ∅   ⇒ P ( A ) = P ( A ) + P ( ∅ ) n a c h       A x i o m     3   ⇒ 0 = P ( ∅ ) n a c h       S u b t r a k t i o n       v o n       P ( A )                 w .z .b .w .

Regel 2: Wahrscheinlichkeit des sicheren Ereignisses
Die Wahrscheinlichkeit des sicheren Ereignisses beträgt 1, d.h., es gilt:
P ( Ω ) = 1

Regel 2 gilt, da sie identisch ist mit der Aussage von Axiom 2.

Regel 3: Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses
Die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses ist gleich der Summe der Wahrscheinlichkeiten all seiner atomaren Ereignisse (Elementarereignisse). Das heißt: Umfasst A genau die Ergebnisse e 1       b i s       e m , so gilt P ( A ) = P ( { e 1 } ) + P ( { e 2 } ) + ... + P ( { e m } ) und stets 0 ≤ P ( A ) ≤ 1 .

Beweis:
Um 0 ≤ P ( A ) ≤ 1 zu beweisen, genügt es P ( A ) ≤ 1 zu beweisen, da P ( A ) ≥ 0 in Axiom 1 gefordert wird.

Es gilt 1 = P ( Ω ) nach       Axiom     2   ⇒ 1 = P ( A ∪ A ¯ )   mit       A ∩ A ¯ = ∅ n a c h       D e f i n i t i o n       v o n       A ¯   ⇒ 1 = P ( A ) + P ( A ¯ ) nach       Axiom     3   ⇒ 1 ≥ P ( A ) n a c h       e i n s e i t i g e r       S u b t r a k t i o n     v o n   P ( A ¯ ) ,       w e i l       P ( A ¯ ) ≥ 0 nach Axiom 1 gilt

Den Nachweis, dass die Gleichung P ( A ) = P ( { e 1 } ) + P ( { e 2 } ) + ... + P ( { e m } ) für A = { e 1 ,   e 2 ,   ...,   e m } wahr ist, kann man direkt mittels vollständiger Induktion erbringen oder als Spezialfall des allgemeinen Additionssatzes auffassen.

Regel 4: Wahrscheinlichkeit des Gegenereignisses
Die Summe der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses A und der ihres Gegenereignisses A ¯ beträgt stets 1, d.h., es gilt:
P ( A ¯ ) = 1 − P ( A )

Beweis:
Es gilt 1 = P ( Ω ) n a c h       A x i o m     2   ⇒ 1 = P ( A ∪ A ¯ )   mit  A ∩ A ¯ = ∅ n a c h       D e f i n i t i o n       v o n       A ¯   ⇒ 1 = P ( A ) + P ( A ¯ ) n a c h       A x i o m       3   ⇒ P ( A ¯ ) = 1 − P ( A ) n a c h       ä q u i v a l e n t e r       U m s t e l l u n g     d e r       G l e i c h u n g     w . z . b . w .

Regel 5: Additionssatz für zwei Ereignisse
Um die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, dass A oder B eintritt, addiert man die Wahrscheinlichkeit von A und die von B und subtrahiert von dieser Summe die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sowohl A als auch B eintritt.
Es gilt also:
P ( A ∪ B ) = P ( A ) + P ( B ) − P ( A ∩ B )

Anmerkung: Einen Beweis dieser Regel findet man unter dem Thema „Additionssatz für Wahrscheinlichkeiten“.

Regel 6: Wahrscheinlichkeit für implizierte Ereignisse
Zieht das Ereignis A das Ereignis B nach sich (impliziert das Ereignis A das Ereignis B oder tritt auch das Ereignis B immer ein, wenn das Ereignis A eintritt), so ist die Wahrscheinlichkeit von B niemals kleiner als die von A, d.h., es gilt:
A ⊆ B ⇒ P ( A ) ≤ P ( B )

Beweis:
A ⊆ B ⇒ B = A ∪ ( B ∩ A ¯ )   m i t       A ∩ A ¯ = ∅         ⇒ P ( B ) = P ( A ) + P ( B ∩ A ¯ )   m i t       P ( B ∩ A ¯ ) ≥ 0         n a c h       A x i o m e n     3       u n d       1         ⇒ P ( B ) ≥ P ( A )     w . z . b . w .

Beispiele für fehlerhafte Angaben

Aus obigen Rechenregeln ergibt sich, dass die folgenden Angaben fehlerhaft sind.

  • Ω = { a ;   b ;   c } mit P ( { a } ) = 0,8,       P ( { b } ) = −   0,2       u n d       P ( { c } ) = 2 5

Widerspruch zur Regel 3:
Jede Wahrscheinlichkeit muss nichtnegativ sein – die Wahrscheinlichkeit P ( { b } ) darf demzufolge nicht −   0,2 betragen.

  • Ω = { a ;   b ;   c } mit P ( { a } ) = 0,3,       P ( { b } ) = 0,4       u n d       P ( { c } ) = 0,03

Widerspruch zur Regel 2:
Die Summe der Wahrscheinlichkeiten aller atomaren Ereignisse muss 1 betragen und darf nicht 0,3 + 0,4 + 0,03 = 0,73 sein.

  • Ω = { a ;   b ;   c } mit P ( { a ;   b } ) = 1,2       u n d       P ( { c } ) = 0,8

Widerspruch zur Regel 3:
Die Wahrscheinlichkeit von jedem Ereignis muss kleiner oder gleich 1 sein und darf nicht 1,2 betragen.

  • A ,   B ⊆ Ω mit P ( A ) = 0,4,       P ( B ) = 0,7       u n d       P ( A ∩ B ) = 0,5

Widerspruch zur Regel 6:
Die Wahrscheinlichkeit von A ∩ B muss stets kleiner oder gleich der Wahrscheinlichkeit von A sein ( A ∩ B ⊆ A ) und darf hier nicht 0,5 betragen.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Rechenregeln für Wahrscheinlichkeiten und ihre Beweise." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/mathematik-abitur/artikel/rechenregeln-fuer-wahrscheinlichkeiten-und-ihre-beweise (Abgerufen: 12. July 2025, 11:56 UTC)

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Andrej Nikolajewitsch Kolmogorow

* 25. April 1903 Tambow (Russland)
† 20. Oktober 1987 Moskau

ANDREJ NIKOLAJEWITSCH KOLMOGOROW zählt zu den bedeutendsten Mathematikern des 20. Jahrhunderts. Er ist ein Vertreter jener sowjetischen Mathematik, die sich zwischen den beiden Weltkriegen als zweites mathematisches Zentrum neben den USA herausbildete und die eng an die hervorragenden Traditionen russischer Mathematiker anknüpfte.
Er leistete fundamentale Beiträge auf nahezu allen Teilgebieten der Mathematik.
Besonders intensiv arbeitete KOLMOGOROW auf dem Gebiet der Wahrscheinlichkeitsrechnung und der mathematischen Statistik, speziell die axiomatische Grundlegung des Wahrscheinlichkeitsbegriffs geht auf ihn zurück.

Additionssatz für Wahrscheinlichkeiten

Für zwei beliebige Ereignisse A ,   B         ( m i t       A ,   B ⊆ Ω ) gilt:
  P ( A ∪ B ) = P ( A ) + P ( B ) − P ( A ∩ B )
Dieser Additionssatz kann auf drei und mehr Ereignisse verallgemeinert werden.
Spezialfälle des Additionssatzes ergeben sich für unvereinbare bzw. unabhängige Ereignisse A und B.

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In der Praxis hat es sich als günstig und richtig erwiesen von einer derartigen Menge von Ereignissen eines zufälligen Vorgangs, denen man eine Wahrscheinlichkeit zuordnen möchte, zu fordern, dass sie die im folgenden gezeigten Bedingungen einer Ereignisalgebra E erfüllt.

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Stochastische Prozesse

Unter stochastischen Prozessen werden Folgen von Zufallsversuchen verstanden. Sie treten in den verschiedensten Praxisbereichen auf, z.B. in der Physik der kleinsten Teilchen, bei Warteschlangen- und Bedienungsproblemen, in der Zuverlässigkeitstheorie, bei der Bevölkerungsbewegung oder auch bei Prognoseaussagen.
Der bekannteste stochastische Prozess ist der markowsche Prozess (bzw. die MARKOW-Kette).

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