Der Produzent

Der Produzent organisiert und überwacht den Gesamtprozess einer Produktion,

  • von den terminlichen Festlegungen, wann wer im Studio zu sein hat, ob, wann und welche Studiomusiker zusätzlich gebraucht werden,
  • über den eigentlichen Aufnahmevorgang, für dessen künstlerisches Resultat er verantwortlich zeichnet,
  • bis zum abschließenden Mischen der Aufnahme.

Seine Funktion ist ein Ausdruck des zunehmend kollektiven Charakters der Musikproduktion und ihrer wachsenden Abhängigkeit vom Zusammenspiel musikalischer, technischer, ökonomischer und organisatorischer Faktoren, das zu realisieren dem Produzenten obliegt.

Die Bedeutung dieser Funktion hat sich für das musikalische Gesamtergebnis mit der immer weitergehenden künstlerischen Nutzung der technischen Möglichkeiten des Studios in den letzten Jahrzehnten gewaltig erhöht. Ohne einen guten Produzenten vermag auch der beste Musiker seine Kreativität nicht mehr umzusetzen. Ausgezeichnete Produzenten genießen inzwischen einen ähnlichen Status wie die Musiker selbst.

Wichtige Produzenten der Popmusikgeschichte

ARTHUR BAKER
* 22.04.1955 Boston

  • hat mit seinen Remixen, der Neu- und Mehrfachabmischung von bereits vorhandenem Ausgangsmaterial eine wegweisende Pionierarbeit als Dance- und Hip-Hop-Produzent geleistet. Er begann seine Karriere in den 1970er-Jahren in Boston als DJ, bevor er Anfang der 1980er-Jahre dann in New York einen hiervon inspirierten Produktionsstil prägte, der wegeisend geworden ist.

GAMBLE & HUFF
KENNY GAMBLE
* 11.08. 1943 Philadelphia, Pennsyvania

LEON HUFF
* 08.04.1942 Camden, New Jersey

  • GAMBLE & HUFF gehörten zu den stilprägenden afroamerikanischen Autoren- und Produzententeams der 1970er-Jahre, die mit ihrer als Philly Sound bekannt gewordenen arrangier- und aufnahmetechnischen Klangschablone der zeitgenössischen afroamerikanischen Popmusik maßgeblich den Weg wiesen.

HOLLAND-DOZIER-HOLLAND (HDH)
BRIAN HOLLAND
* 15.02.1941 Detroit, Michigan

LAMONT DOZIER
* 16.06.1941 Detroit, Michigan

EDDIE HOLLAND
* 30.10.1939 Detroit

  • haben als eines der produktivsten und erfolgreichsten Autoren- und Produzententeams der 1960er-Jahre die stilistischen Grundlagen für den Motown Sound gelegt. Ab 1963 produzierten sie eine ununterbrochene Kette von Hits für eine Reihe von afroamerikanischen Künstlern, darunter
    – die SUPREMES,
    – die FOUR TOPS,
    – die MARVELETTES und
    – MARTHA & THE VANDELLAS.
  • Auseinandersetzungen über die Tantiemen an den Holland-Dozier-Holland-Songs, die sich Motown-Firmenchef BERRY GORDY (* 1929) vertraglich hatte überschreiben lassen, und eine Reihe weiterer Differenzen führten 1968 nicht nur zum Bruch mit Motown, sondern zu einem langwierigen Rechtsstreit, in dessen Folge das Trio für einige Jahre durch eine von GORDY angestrengte einstweilige Verfügung an der Veröffentlichung von Material gehindert wurde. Sie gründeten in dieser Zeit ihre eigenen Labels, „Invictus Records“ und „Hot Wax“, freilich ohne an ihre früheren Erfolge wieder anknüpfen zu können.

TREVOR HORN
* 15.07.1949 Durham City

  • hat in den 1980er-Jahren mit einer Reihe von spektakulären Produktionen u.a. für FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD die Tätigkeit des Produzenten nicht nur in das digitale Zeitalter überführt, sondern dabei zugleich, nicht unumstritten, die Musiker mit ihren Ideen zum bloßen Ausgangsmaterial für die technisch hochgerüstete Kunst des Produzenten gemacht. Mit bis zu siebzehn verschiedenen Versionen, die er aus ein und derselben Einspielung veröffentlichte (FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD, „Relax“, 1985) hat er dies eindrucksvoll demonstriert.

QUINCY JONES
* 14.03.1933 Chicago

  • ist der wohl bedeutendste afroamerikanische Produzent und Komponist in der Geschichte der Popmusik. Er begann seine Karriere 1956 als Trompeter in der Band von DIZZY GILLESPIE (1917–1993), studierte ab 1957 in Paris Komposition u.a. bei OLIVIER MESSIAEN (1908–1992) und widmete sich ab 1960 als künstlerischer Direktor von „Mercury Records“ neben der Komposition von Popsongs sowie Film- und Fernsehmusik auch einer Tätigkeit als Produzent; er produzierte u.a. MICHAEL JACKSONs (* 1958) Album „Thriller“ (1982), das zu den erfolgreichsten Produktionen gehört, die je veröffentlicht wurden.

JERRY LEIBER/MIKE STOLLER
JERRY LEIBER
* 25.04.1933 Baltimore, Maryland

MIKE STOLLER
* 13.05.1933 Belle Harbor, Long Island, New York

  • verköperten den Prototyp der in den 1950er-Jahren aufgekommenen Autoren- und Produzententeams. Die beiden Multitalente, die alle ihre Arbeiten gemeinsam zeichnen, standen u.a. hinter den meisten der erfolgreichen Produktionen von ELVIS PRESLEY (1935–1977). 1955 erhielten sie von dem New Yorker Label „Atlantic Records“ einen Vertrag, der zu den ersten gehörte, die ein Autoren- und Produzententeam in einem ökonomisch unabhängigen Status an eine Plattenfirma band.

GEORGE MARTIN
* 03.01.1926 London

  • hat mit seiner Arbeit für die BEATLES wie kaum ein anderer den Typus des modernern Produzenten geprägt. Er wurde oft auch als der „fünfte Beatle“ bezeichnet, da sein Anteil an Konzeption und musikalischer Realisierung der Beatles-Songs kaum zu überschätzen ist. Er gehörte zweifellos zu den innovativsten Vertretern seiner Zunft.

GEORGIO MORODER
* 26.04.1940 Ortisei, Italien

  • war als Produzent und Komponist einer der Architekten des Disco Sound. MORODER ging Ende der 1960er-Jahre nach München und begann hier mit seinem Studio „Musicland“ eine der erfolgreichsten europäischen Produzentenkarrieren. Seine erste eigene LP – „Son of My Father“ – erschien 1972. Zwei Jahre später begann die Zusammenarbeit mit DONNA SUMMER (* 1948), deren „Love to Love You Baby“ (1975) zum Prototyp des Disco Sound wurde. In den achtziger Jahren widmete MORODER sich hauptsächlich Filmmusikprojekten, darunter
    – „American Gigolo“ (Regie: PAUL SCHRADER, 1979),
    – „Flashdance“ (Regie: ADRIAN LYNE, 1983) und
    – 1984 für die restaurierte Version von FRITZ LANGs „Metropolis“ (1927/1984).
  • Auf dem Popmusik-Markt war MORODER erst in den neunziger Jahren mit diversen Remixen wieder zu finden.

PHIL (HARVEY PHILLIP) SPECTOR
* 26.12.1940 New York

  • prägte Anfang der 1960er-Jahre mit seinem als „Wall of Sounds“ bekannt gewordenen Produktionskonzept den Typ des modernen Produzenten, indem er mit außerordentlichem Erfolg die spezifischen klanglichen Möglichkeiten des Studios zu nutzen begann (z.B. CHRYSTALS, RONNETTES u.a.). Er war damit wegweisend und außerordentlich erfolgreich.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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