Catull

Lebensgeschichte

CATULL wurde um 87 v.Chr. (nach anderen Angaben um 84 v.Chr.) in Verona als Sohn eines angesehenen Mannes geboren, in dessen Haus sogar CAESAR verkehrt haben soll. Seine Lebensgeschichte ist weitgehend unbekannt. Man nimmt an, dass er sich um 62 v.Chr. in Rom niederließ. Hier schloss er sich einer Gruppe junger Dichter an, den so genannten Neoterikern. (Der Begriff Neoteriker stammt von „neoteroi", dem griechischen Begriff für „Neuling“. Als Neulinge, wurden die Vertreter der neoterischen Dichtung von CICERO bezeichnet.) Das Ideal der Neoteriker war der poeta doctus, der universal gebildete Poet. Unter der Führung von VALERIUS CATO entwickelte dieser Kreis – statt sich an die klassische römische literarische Tradition zu halten – eine moderne Form der Lyrik nach dem Vorbild der alexandrinischen Dichtung des KALLIMACHOS. Für diese neoterische Dichtung wurden aus der griechischen Literatur vor allem die Formstrenge, die Kürze, die Liebe zum Detail und der hohe Anteil an Gelehrsamkeit übernommen. Insbesondere staatstragende und in der poetischen Großform des Epos gearbeitete Dichtungen wurden abgelehnt und dafür die kunstvoll ausgefeilte Kleinform des Epyllions (Kurzepos, Kleinepos) propagiert.

Zu CATULLs Privatleben gibt es keine sicheren Überlieferungen. Eine Reihe von Liebes- und Hassgedichten, die zu seinen bekanntesten Werken gehören und die er an eine von ihm „C. LESBIA" genannte Frau richtete, lassen die Vermutung zu, dass er sich in eine Frau namens CLODIA verliebte, die schön, jedoch untreu war. Der Name „Lesbia“ dürfte mit großer Sicherheit eine Anspielung auf die griechische Dichterin SAPPHO von Lesbos sein, eine der bedeutendsten Lyrikerinnen der Antike, deren Dichtungen offensichtlich großen Einfluss auf CATULL hatten.
Höchstwahrscheinlich infolge seiner enttäuschten Liebe ging CATULL um 57 v.Chr. auf eine lange Reise durch die römischen Provinzen in Kleinasien. Er starb, noch sehr jung, um 54 v.Chr. in Rom.

Literarisches Schaffen

CATULLs literarisches Schaffen mündete in einer Vielzahl von Gedichten, von denen insgesamt 120 überliefert sind. Die Gedichte sind dem Geschichtsschreiber und Biografen CORNELIUS NEPOS gewidmet.

Bekannt sind in erster Linie die an „C. LESBIA“ gerichteten Liebes- und Hassgedichte (vor 57 v.Chr., s.o.). Deren zentrale Figur ist LESBIA; aber in vielen der Gedichte klingen auch Selbstzweifel, Selbstkritik und Selbstmitleid des Dichters an.

Zwischen den Gedichten sind u. a.

  • Epigramme,
  • Spottverse (gegen Rivalen, Feinde),
  • Anekdoten und
  • Lobgesänge (auf Freundschaft und Geselligkeit)

eingebettet. Geschrieben sind die meisten Gedichte in elegischem Versmaß, einige auch in Hexametern.

Um 56 v.Chr. schrieb CATULL ein gelehrtes Hochzeitsepos auf PELEUS und THETIS. Dieses Werk ist das längste bekannte Gedicht von ihm und enthält auch den Mythos um ARIADNE.

Da CATULL den Neoterikern angehörte (s.o.), befriedigte es ihn nicht, allein dichterisch tätig zu sein. Um als poeta doctus zu gelten, begann er auch mit der Erschließung griechischer Lyrik für die lateinische Sprache und übersetzte u. a. die Alexandriner des KALLIMACHOS. Darüber hinaus verfasste er politische Schriften gegen JULIUS CAESAR und seine Verbündeten.

Einfluss CATULLs auf nachfolgende Dichter

Einfluss auf nachfolgende Dichter hatte CATULL insbesondere dadurch, dass er es immer wieder verstand, in seinen Dichtungen einen eigenen lyrischen Stil zu finden und sich nicht dem Diktat der hellenistischen Traditionen zu unterwerfen.
Von CATULL beeinflusst waren vor allem die Liebesdichtungen späterer römischer Dichter (OVID, HORAZ) sowie die Odendichtungen der Renaissance.

Frontispiz von John Nott's „The poems of Caius Valerius Catullus“ mit dem Bildnis CATULLs

Frontispiz von John Nott's „The poems of Caius Valerius Catullus“ mit dem Bildnis CATULLs

Frontispiz von John Nott's „The poems of Caius Valerius Catullus“ mit dem Bildnis CATULLs

EDUARD MÖRIKE gebührt das Verdienst, viele von CATULLs Werken ins Deutsche übertragen zu haben (siehe PDF "Catull - Carmina (Mörike)").

Dazu gehören u. a.:

  • Hochzeitlicher Wettgesang (carm. LXII der lateinischen Catullausgaben)
  • Nänie auf den Tod eines Sperlings (III)
  • An Lesbia (V)
  • Quintia und Lesbia (LXXXXVI)
  • Der Feldgott (XIX der alten Catullausgaben)
  • An Fabullus (XIII)
  • Entschluß (VIII)
  • An Aurelius und Furius (XI)
  • Zwiespalt (LXXXXV)
  • An Cornificius (XXXVIII)
  • An die Halbinsel Sirmio (XXXI)
  • Auf sein Schiffchen (IV)
  • Akme und Septimius (XLV)
  • An den jungen Juventius ((XXIV)
  • Die schönen Augen (XLVIII)
  • An Varus (XXII)
  • Wider ein gewisses Weib (XLII)
  • Von einem Unbekannten und dem Redner Calvus (LIII)
  • Auf den Arrius (LXXXXIV)

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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