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  6. Epoche des Barock

Epoche des Barock

Als Barock bezeichnet man die Epoche zwischen Reformationszeit bzw. Renaissance und Aufklärung von etwa 1600 bis 1720. Das Barock wird in Früh-, Hoch- und Spätbarock gegliedert.
Keine Epoche der europäischen Kulturgeschichte ist so von Widersprüchen geprägt wie das Zeitalter des Barock. Und gleichzeitig hat es kaum eine solche Synthese von Literatur, Malerei und Musik gegeben wie in jener Zeit.
Hatten Humanismus und Renaissance vordem die Kunst auf das Diesseits gelenkt und ein säkularistisches Weltbild entworfen, so veränderte das Barock – ganz im Zuge der Gegenreformation – wieder die Perspektive: Der Tod ist allgegenwärtig, auch die vorhandene Weltlust ist stets von der Gewissheit ihrer Endlichkeit geprägt. Darin drückten sich vor allem Zeitgeist und Erfahrungen aus, die mit den konfessionellen Auseinandersetzungen im Nachklang der Reformation und besonders durch den Dreißigjährigen Krieg entstanden sind.

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Epoche der Widersprüche

Die Beschäftigung mit der Barockliteratur wird erst seit Beginn der Sechzigerjahre des vorigen Jahrhunderts intensiver betrieben. Vorher unterlag sie weitestgehend einer Bewertung, die bereits in der Aufklärung vorgenommen worden war: die Barockliteratur wurde für minderwertig erklärt. Das ist offensichtlich darauf zurückzuführen, dass die barocke Literatur einen Hang zur Übersteigerung und übertriebenen Bildhaftigkeit hatte.

Verheerung des Landes, Niedergang der Moral, Fragen nach dem Sinn des Daseins sind Folgen, die in der Literatur aufgegeriffen werden. Einer der bedeutendsten Dichter des Barock, ANDREAS GRYPHIUS (siehe PDF "Andreas Gryphius - Gedichte"), charakterisierte dies in seinem Sonett „Tränen des Vaterlandes, Anno 1636“ mit den Worten:

„Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der Tod,
was grimmer denn die Pest und Glut und Hungernot,
daß auch der Seelenschatz so vielen abgezwungen.“

(vgl. PDF "Andreas Gryphius - Gedichte")

Anders als im übrigen Europa führten die konfessionellen Auseinandersetzungen und der Dreißigjährige Krieg nicht zur Herausbildung eines modernen Nationalstaates, sondern zu einem Zerfall des Reiches. Ein absolutistischer Territorialstaat entsteht. Und ganz im Sinne der Gegenreformation klingt außerdem der mittelalterliche Dualismus zwischen Gott und Welt wieder auf. Während der Katholizismus verlorenes Terrain wiedergewann und sich der Calvinismus behaupten konnte, wurde das Luthertum aufgrund seiner dogmatischen Erstarrung am stärksten von inneren Krisen erschüttert.

Die Epoche des Barock ist eine Zeitspanne tiefer Widersprüche:

  • Sie ist eine Zeit der existenziellen Ängste und der Todeserfahrungen, ausgelöst durch Seuchen, Hexenwahn, Katastrophen und langjährigen Krieg.
  • Sie ist aber auch eine Zeit absolutistischer Prachtentfaltung; Luxus, Reichtum, Verschwendungssucht werden Zeichen wiedergewonnener Macht der geistlichen und weltlichen Herrscher.

Diese Gegensätze sind heute auch an dem gebärdenreichen Figurenstil der Malerei und der Architektur des Barock sehr gut nachzuempfinden.

Das Schloss als Herrschersitz der weltlichen und geistlichen Fürsten war das Zentrum der Macht. Hier hielt man prachtvoll Hof, veranstaltete Feste mit Balletteinlagen, führte Opern und Theaterstücke auf, lud zu ausgedehnten Jagden, Bällen und Empfängen. Dazu war viel Personal nötig. Neben den Bediensteten, den Köchinnen, Stubenmädchen, Lakaien usw. wirkten hier der Kapellmeister, der Architekt, der Hofmaler und letztlich der Poet, der Theaterstücke oder Lobeshymnen auf den Fürsten zu schreiben hatte.

  • BWS-DEU2-0306-03.pdf (293.8 KB)

Das Barockzeitalter lebte von ständiger Antithese. Zur düsteren Grabesthematik gehörte die Beschreibung des drallen Lebens, aber auch ihre Ironisierung und der Spott über diejenigen, die dem irdischen Glück nachjagten.

GRIMMELSHAUSENs „Der Abenteuerliche Simplizissimus Teutsch“ (1669, siehe PDF "Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen - Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch") – der größte Roman dieser Epoche und ein monumentales Sittengemälde der Jahrhundermitte – enthält mehr als eine scharfe Satire auf das Gebaren seiner Zeitgenossen.

  • BWS-DEU2-0306-04.pdf (1.7 MB)

Der katholische Geistliche, Prediger und Schriftsteller JOHANN ULRICH MEGERLE (1644–1709) schrieb als ABRAHAM A SANCTA CLARA die Narrenliteratur in der Tradition von SEBASTIAN BRANTs „Narrenschiff“ (1494) und ERASMUS’ VON ROTTERDAMs „Lob der Torheit“ (1509) fort. Beispielhaft ist sein „Wunderlicher Traum von einem großen Narren-Nest“ (siehe PDF "Abraham a Sancta Clara - Wunderlicher Traum von einem großen Narrennest")

  • BWS-DEU2-0306-05.pdf (282.47 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Epoche des Barock." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/epoche-des-barock (Abgerufen: 05. July 2025, 10:01 UTC)

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Petrarkismus und Schäferidylle als besondere Sujets des Barock

Petrarkismus bezeichnet die in Europa verbreitete Nachahmung und Umdichtung von FRANCESCO PETRARCAs Liebeslyrik „Rime in vita e morta di Madonna Laura“. Schäferdichtung dagegen nennt man jede Form der Dichtung, die Sujets des Hirtenlebens nutzt. Diese zwei Sujets, die Liebe und ein freies dörfliches Leben, waren eine Zeit lang die bestimmenden Themen des Barock. Daneben tauchte in der Literatur vor allem das im Zusammenhang mit den Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg häufiger werdende Vanitasmotiv auf.

Francesco Petrarca

FRANCESCO PETRARCA wurde im Jahre 1341 auf dem Kapitol in Rom zum poeta laureatus gekrönt. Er ist der Verfasser der berühmten „Rime in vita e morta di Madonna Laura“. Dieses „Liederbuch“ ist der Geliebten des Dichters, Laura, gewidmet und um sie zentriert. Als historische Person nicht greifbar, ist sie Mythos und Legende, Bild einer Liebe in ihrem Wechselspiel von Verlangen und Verweigern, von sinnlicher Erwartung und mystischer Überhöhung.
Die Gedichte PETRARCAs aus seinem „Canzoniere“ wurden in ganz Europa nachgeahmt und gaben so einer literarischen Strömung den Namen des Dichters: Petrarkismus.

Sprachgesellschaft

Die Sprache als Mittel der Literatur erhielt während des Barock in sogenannten Sprachgesellschaften eine neue Rolle, wurde zum Zentrum theoretischer Bemühungen. Die Pflege und Förderung der deutschen Sprache, d.h. die „Reinigung“ der Sprache von Fremdwörtern, besonders aus dem Französischen und Italienischen, war zu etwas bis dahin Einmaligem geworden. Schriftsteller, Gelehrte, aber auch Fürsten, Adlige und Hofbeamte waren Mitglieder dieser Sprachgesellschaften. Auffällig sind die allegorischen Vereinsnamen, die eine Gleichheit der Mitglieder untereinander ausdrücken sollte.

Der barocke Roman

Formen des barocken Romans waren

  • Schelmenroman,
  • Schäferroman,
  • Staatsroman,
  • heroisch-galanter Roman,
  • Musikerroman,
  • utopischer Roman.

Der wohl erfolgreichste Roman der Barockzeit ist HANS JAKOB CHRISTOFFEL VON GRIMMELSHAUSENs (1622–1676) Schelmenroman aus dem Dreißigjährigen Krieg „Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“ (1669). Er wurde in mehrere Sprachen übersetzt und wird bis auf den heutigen Tag immer wieder neu aufgelegt.

Sprachgesellschaften im Barock

Im 17. Jahrhundert entstanden in Deutschland nach italienischem und französischem Vorbild zahlreiche Sprachgesellschaften. Ihre Gründer waren meist Adlige, auch die Mehrzahl der Mitglieder entstammte adligen Kreisen. Es finden sich aber auch bekannte Dichternamen und Bürgerliche unter den Mitgliedern. Die erste und einflussreichste dieser Gesellschaften war die 1617 in Weimar gegründete Fruchtbringende Gesellschaft, die sich auch Palmenorden nannte. Initiator des Ordens war der junge FÜRST LUDWIG VON ANHALT-KÖTHEN, der während einer Italienreise 1600 in die seit 1582 bestehende Florentinische Accademia della Crusca aufgenommen geworden war. Die Aufnahme in die Gesellschaft erfolgte nach einem feierlichen Zeremoniell und jedes Mitglied schwor gewissermaßen auf die Satzung. Dazu gehörte beispielsweise die Verpflichtung, sich im schriftlichen und mündlichen Austausch der möglichst reinen deutschen Sprache zu bedienen.

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