Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 4 Literaturgeschichte
  4. 4.8 Literatur des 19. Jahrhunderts
  5. 4.8.1 Frühromantik
  6. Madame de Staël

Madame de Staël

* 22.04.1766 in Paris
† 14.07.1817 in Paris

MADAME DE STAËL war eine für ihre Zeit außergewöhnlich emanzipierte und unkonventionelle Frau. Sie hatte Umgang mit den großen Politikern, Künstlern und Denkern und verfasste Romane, literaturtheoretische Abhandlungen und politische Pamphlete. Eines ihrer Hauptinteressen galt der deutschen Literatur und Geistesgeschichte, und so wurde sie eine der wichtigsten Vermittlerinnen zwischen der deutschen und französischen Kultur.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Kindheit und Jugend: Erste Schreiberfahrungen

ANNE LOUISE GERMAINE DE STAËL-HOLSTEIN (siehe PDF "Reinhold Steig - Heinrich von Kleists Berliner Kämpfe (Auszug)"), so ihr vollständiger Name, ist die Tochter des aus Genf stammenden Bankiers JACQUES NECKER (1732–1804), der sowohl unter dem König als auch zu Beginn der Französischen Revolution wichtige Ämter in der Regierung und der Finanzdirektion innehat sowie der schweizerischen Schriftstellerin SUZANNE NECKER, geborene CURCHOD DE NASSE (1739–1794). Sie wurde am 22. April 1766 in Paris geboren. Im elterlichen Salon traf GERMAINE schon früh auf einflussreiche Persönlichkeiten und bildete vielfältige, vor allem schriftstellerische Interessen und einen wachen Verstand aus.

Kaum 20-jährig wurde sie 1786 mit dem um vieles älteren schwedischen Diplomaten ERIK MAGNUS BARON VON STAËL-HOLSTEIN (1749–1802) verheiratet. Sie trennte sich von ihm 1800, doch schon in den Jahren ihrer Ehe hatte sie Liebesbeziehungen zu anderen Männern. In der Schweiz lernte sie 1794 den verheirateten Publizisten BENJAMIN CONSTANT kennen, mit dem sie mehrere Jahre eine komplizierte Beziehung führte. 1788 erschien ihre erste Abhandlung über die Schriften ROUSSEAUs („Lettres sur les écrits et le caractère de J.J. Rousseau“, 1787). In den 1790er-Jahren veröffentlichte sie zwei Dramen und die Novelle „Zulma“.

Die französische Revolution

Wie viele liberale französische Intellektuelle nahm sie zunächst an der Revolution lebhaften, zum Teil tatkräftigen Anteil, mit Beginn des Jakobinischen Terrors wurde es allerdings für sie und ihre Freunde immer gefährlicher in Paris. Sie ging zunächst auf den Familiensitz im Schweizerischen Coppet und dann, unmittelbar nach der Geburt ihres dritten Kindes, nach England und begann ihre mit der Königin MARIE ANTOINETTE sympathisierende Schrift „Réflexions sur le procés de la reine par une femme“ zu verfassen, die 1793 anonym erschien.

Nach dem Sturz ROBESPIERREs veröffentlichte sie zwei weitere Schriften, die sich mit der aktuellen Situation in Frankreich befassten. („Réflexions sur la paix, adressées à M. Pitt et aux Français“ (1794), „Réflexions sur la paix intérieure“ (1795). Kurzzeitig kehrte sie nach Paris zurück, denn Schweden hat die junge Republik frühzeitig diplomatisch anerkannt, doch das Direktorium, dem ihre Liberalität und ihr Salon als verdächtiger Hort von Konterrevolution erschienen, duldete sie nicht länger, zumal sie, nach englischem Vorbild, eine konstitutionelle Monarchie für Frankreich wünschte.

Der „Essai sur les fictions“ (1795) und die Schrift „De la littérature considérée dans ses rapports avec les institutions sociales“ (1796) sowie „De l’influence des passions sur le bonheur des individus et des nations“ (1797) befassten sich wiederum mit Literatur. Darin verwies sie auf das europäische Mittelalter als Orientierungswert anstelle der Antike und nahm Ideen der europäischen Romantik auf.

  • BWS-DEU2-0162-03.pdf (15.82 KB)

Reise durch Deutschland

In jener Zeit entstand ihr Interesse an der deutschen Literatur und sie unternahm mit CONSTANT eine fast einjährige Reise (1803–04) durch Deutschland, die unter den deutschen Intellektuellen für viel Beachtung sorgte. Sie traf alles, was Rang und Namen hatte: in Weimar GOETHE, SCHILLER (siehe PDF "Briefwechsel Goethe / Schiller") und WIELAND, und lernte in Berlin den Literaturwissenschaftler und Romantiker AUGUST WILHELM SCHLEGEL kennen.

Ihre ungezwungene, manchmal sehr unkonventionelle Art, mit Menschen umzugehen, sich zu kleiden, in Gesellschaften aufzutreten, dazu ihr beweglicher Verstand, ihr mitunter lautes, überschäumendes Temperament und ihr kräftiger Körperbau lösten vielfach Befremden aus und trugen ihr mitunter den Ruf eines „Mannweibes“ ein. Sie gewann den Literaturwissenschaftler AUGUST WILHELM SCHLEGEL für sich als Sekretär, literarischen Berater und Lehrer ihrer Kinder. Fortan begleitete er sie auf Reisen und lebte im Kreis ihrer Freunde und Familie in Coppet, ausgestattet mit einem großzügigen Salär, das er wiederum einsetzte, um seine Freunde aus der frühromantischen Bewegung zu unterstützen.

  • BWS-DEU2-0162-04.pdf (38.4 KB)

„Corinna“ und „De l’Allemagne“

1804 gingen SCHLEGEL und MADAME DE STAËL zunächst für einige Monate nach Italien. Dort entstand der Roman „Corinne ou l'Italie“ (1807, Auszug siehe PDF "Madame de Staël - Corinna oder Italien") über eine emanzipierte Frau. 1808 hielt sie sich in Wien auf. Dort sammelte sie weiteres Material für ihr Buch „De l’Allemagne“, das bei seinem Erscheinen 1810 sofort von der napoleonischen Zensur beschlagnahmt wurde, denn ihr Bild von dem regional zergliederten, beschaulichen Land, in dem Literatur und Philosophie einen so hohen Stellenwert genossen, wurde als Gegenentwurf zum revolutionsgeschüttelten, aggressiv nach außen agierenden Frankreich verstanden.

NAPOLEON, den CONSTANT und MADAME DE STAËL anfänglich unterstützt hatten, wurde bald ihr ärgster Feind, der sie mit großem Hass verfolgte und mit Verbannung und Hausarrest belegte. Und MADAME DE STAËL machte im Gegenzug überall, wo sie in Europa in Erscheinung trat (in Österreich, Russland, England, Schweden), antinapoleonische Propaganda.

„De l’Allemagne“, dessen Korrekturfahnen SCHLEGEL vor dem Zugriff NAPOLEONs gerettet hatte, wurde 1813 in London gedruckt und konnte nun erst seine Wirksamkeit entfalten. Es gilt als ein wichtiges Stück der Kulturvermittlung zwischen Deutschland und Frankreich. Ihre Schrift „Considérations sur les principaux événements de la Révolution française“ wurde 1818 gedruckt. (dt. 1818 mit einer Vorrede von A.W. SCHLEGEL). 1812 lernte sie den fast zwanzig Jahre jüngeren Offizier JOHN ROCCA kennen, er wurde Vater ihres fünften Kindes, und sie heiratete ihn heimlich 1816.

  • BWS-DEU2-0162-05.pdf (15.25 KB)

Rückkehr nach Frankreich

1814, nach der Abdankung NAPOLEONs, kehrte sie triumphal nach Paris zurück und knüpfte an ihre vormaligen Salon-Erfolge an, mit Unterbrechung der „100 Tage“ des NAPOLEON, die sie wiederum in Coppet zubrachte. Wenige Monate nach einem Schlaganfall starb STAËL 51-jährig am 1. Juli 1817 in Paris. Begraben wurde sie in Coppet neben ihren Eltern.

AUGUST WILHELM SCHLEGEL, ihrem literarischen Berater, überließ sie testamentarisch ihre unveröffentlichten Texte, der sie aus dem Nachlass herausgab.

  • BWS-DEU2-0162-06.pdf (76.06 KB)

Werke (Auswahl)

  • Lettres sur le caractère et les écrits de Jean-Jacques Rousseau. 1788
  • Versuch über die Dichtungen, 1796 (siehe PDF "Madame de Staël - Versuch über die Dichtungen")
  • De l’Influence des passions sur le bonheur des individus et des nations (1796),
    dt.: Über den Einfluß der Leidenschaften auf das Glück ganzer Nationen und einzelner Menschen (1797, siehe PDF "Madame de Staël - Über den Einfluß der Leidenschaften")
  • Delphine. 1802
  • Corinne ou l'Italie. 1807
  • De l'Allemagne. 1810/1813, 3 Bände
  • Considérations sur la Révolution française. 1818
  • BWS-DEU2-0162-07.pdf (38.31 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Madame de Staël." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/madame-de-stael (Abgerufen: 09. November 2025, 07:41 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • JACQUES NECKER
  • Corinna
  • De la Allemagne
  • Roman
  • Réflexions sur la paix
  • Réflexions sur la paix intérieure
  • SCHILLER
  • Jena
  • GOETHE
  • Über Deutschland
  • Rousseau
  • adressées à M. Pitt et aux Français
  • MADAME DE STAËL
  • französische Literatur
  • Considérations sur la Révolution française
  • Corinne ou l'Italie
  • AUGUST WILHELM SCHLEGEL
  • SUZANNE NECKER
  • Französische Revolution
  • Robespierre
  • Delphine
  • BENJAMIN CONSTANT
  • Wieland
  • Briefliteratur
  • Réflexions sur le procés de la reine par une femme
  • Marie Antoinette
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Friedrich von Schiller: Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet

Ausgehend von den Idealen der Aufklärung entwickelte SCHILLER ein auf Bildung des ganzen Volkes ausgerichtetes Konzept des Theaters. Es geht ihm nicht um bloße Unterhaltung durch das Theater, sondern die Schaubühne ist hier Mittel zum Zweck. Es geht um eine gerechte Ordnung, um eine Gesellschaft der Freien, die moralisch handeln. Mit seiner Programmschrift „Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet“ offenbarte sich SCHILLER seinem Auditorium und seinen Lesern als Aufklärer und Erzieher, dem die sittliche Würde des Menschen am Herzen liegt. Literaturgeschichtlich reiht sich SCHILLER in eine Traditionslinie von GOTTSCHED bis LESSING ein, die von späteren Theoretikern weitergeführt wurde.

William Shakespeare

* 23.04.1564 in Stratford-upon-Avon
† 23.04.1616 in Stratford-upon-Avon

WILLIAM SHAKESPEARE gilt als der bedeutendste Schriftsteller der Neuzeit. Auf ihn beziehen sich sowohl die deutschen Autoren seit dem Sturm und Drang als auch die Autoren fast aller anderen Nationalliteraturen.
Die SHAKESPEARE-Rezeption begann bereits zu seinen Lebzeiten.

Matthias Claudius

* 15.08.1740 in Reinfeld (Holstein)
† 21.01.1815 in Hamburg

MATTHIAS CLAUDIUS (Pseudonym: ASMUS) war ein deutscher Journalist und Dichter des 18. Jahrhunderts, der heute weitgehend unbekannt ist. Bekannt wurde er vor allem als Herausgeber und Mitautor der Zeitschrift „Der Wandsbeker Bothe“ und durch seine lyrischen Dichtungen, die durch ihre volkstümliche Schlichtheit und tiefe Frömmigkeit beeindrucken. So ist sein „Abendlied“ („Der Mond ist aufgegangen“) noch heute in den Volksliederbüchern zu finden.
Neben seinen journalistischen Artikeln und volksliedhaften Dichtungen verfasste CLAUDIUS – selbst Mitglied einer Freimaurerloge – freimaurerische Tafellieder und übersetzte freimaurerische Bücher aus dem Französischen und Englischen.

Manfred

Lord BYRON gehört zu den schillerndsten Figuren seiner Zeit. Er war der führende Vertreter der Romantik in England.

Sein dramatisches Gedicht „Manfred“ variiert den uralten „Faust“-Stoff. GOETHE setzte dem Lord ein literarisches Denkmal mit der Figur des Euphorion im Faust II. ROBERT SCHUMANN komponierte sein „Dramatisches Gedicht Manfred“. Selbst NIETZSCHE wagte sich in SCHUMANNs Schatten ans Komponieren seiner „Manfred-Meditation“. 1835 erschien „Manfred“ in deutscher Sprache.

William Wordsworth

* 07.04.1770 in Cockermouth (County Cumbria)
† 23.04.1850 in Rydal Mount bei Grasmere (County Cumbria)

Der Dichter WILLIAM WORDSWORTH gehört neben ROBERT SOUTHEY und SAMUEL TAYLOR COLERIDGE zu den bedeutendsten englischen Romantikern.

Diese kritisierten die psychische Verarmung, die durch die Industrialisierung mit ihrer monotonen und entfremdenden Arbeit hervorgerufen wurde. In den Mittelpunkt stellten sie stattdessen die Natur: Sie sollte Impulse zur Entfaltung der Vorstellungskraft geben. In ihren Gedichten wollten die Romantiker ihre Vorstellungen von Ursprünglichkeit und Naturnähe verwirklichen.

Die Landschaft des Lake District im Nordwesten Englands wurde deshalb zu einem Anziehungspunkt dieser Dichter. Sie versuchten hier wiederzufinden, was ihnen in der Großstadt verlorengegangen war. In dieser ländlichen Zurückgezogenheit entstand die Sammlung der Lyrical Ballads (1798) von WIILIAM WORDSWORTH und SAMUEL TAYLOR COLERIDGE, die für die englische Romantik richtungsweisend war.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025