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Schelmenliteratur

Schelmenliteratur ist eine Sonderform der Abenteuerliteratur. In ihrem Mittelpunkt steht ein sozial unterprivilegierter Schelm (Picaro), weshalb man die romanhaft erzählten Geschichten auch als pikarischer Roman bzw. pikaresker Roman bezeichnet. Aus der Sicht des Schelms wird dessen Beziehung zur Gesellschaft gespiegelt. Dieser Held aus den unteren Volksschichten schlägt sich mit Gewitztheit und Raffinesse ohne materielle Mittel durchs Leben. Stets auf den eigenen Vorteil bedacht, führt er seine Kontrahenten, die zumeist höheren Schichten entstammen, an der Nase herum und stellt ihre Scheinheiligkeit und geheuchelte Moral bloß.

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Neue literarische Impulse erfährt die deutsche Literatur in der frühneuhochdeutschen Zeit durch das durch LUTHER, ZWINGLI und andere Reformatoren beeinflusste protestantische Weltbild und das damit zusammenhängende bürgerliche Selbstbewusstsein der Autoren. Beispiele für satirisch-groteske Epik sind JOHANN FISCHARTs Bearbeitung des „Gargantua und Pantagruel“ von FRANÇOIS RABELAIS (das übersetzte Original vgl. PDF 1), die „Affentheuerlich Naupengeheurliche Geschichtsklitterung“ (1575, siehe PDF "Johann Fischart - Geschichtklitterung"), „Das Jesuiterhütlein“ (siehe PDF "Johann Fischart - Das Jesuiterhütlein") sowie das epische Gedicht „Das Glückhafft Schiff von Zürich“ (1576).

Die „Geschichtsklitterung“ (siehe PDF "Johann Fischart - Geschichtklitterung") sticht deshalb aus dem erstaunlichen Werk FISCHARTs heraus, weil hier zugleich eine sprachkritische Arbeit vorliegt. Grandios ist bereits „Das Parat oder Beraitschlag“, das dem ersten Kapitel vorangestellt ist und mit einer Schimpftirade an den Leser beginnt:

„Ihr meine Schlampampische gute Schlucker, kurtzweilige Stall und Tafelbrüder: ihr Schlaftrunckene wolbesoffene Kautzen und Schnautzhän, ihr Landkündige und Landschlindige Wein Verderber unnd Banckbuben: Ihr Schnargarkische Angsterträher, Kutterufstorcken, Birpausen, und meine Zeckvollzepfige Domini Winholdi von Holwin: Ertzvilfraß lappscheisige Scheißhaußfüller unnd Abteckerische Zäpfleinlüller: Freßschnaufige Maulprocker, Collatzbäuch, Gargurgulianer: Grosprockschlindige Zipfler und Schmärrotzer: O ihr Latzdeckige Bäuch, die mit eim Kind essen, das ein Rotzige Nasen hat: ja den Löffel wider holt, den man euch hinder die thür würfft“.
(Johann Fischart: Geschichtklitterung (Gargantua). Text der Ausgabe letzter Hand von 1590. Mit einem Glossar herausgegeben von Ute Nyssen. Nachwort von Hugo Sommerhalder. Illustrationen nach Holzschnitten aus den Songes drolastiques de Pantagruel von 1565, Düsseldorf: Karl Rauch, 1963, S. 19.)

  • BWS-DEU2-0404-04.pdf (1.24 MB)

SEBASTIAN BRANTs Stände- und Zeitsatire „Das Narrenschiff“ (siehe PDF "Sebastian Brant - Das Narrenschiff") löste eine Narrenliteraturflut aus. Dem 1494 erschienenen „Narrenschiff“ folgten zahlreiche Nachdrucke, Umarbeitungen, Übertragungen, 1497 JAKOB LOCHERs lateinische Übersetzung („Stultifera Navis“) sowie Übersetzungen ins Französische, Englische und Niederländische.

  • BWS-DEU2-0404-05.pdf (482.36 KB)

Till Eulenspiegel

Einen Höhepunkt in der Schwank- und Schelmenliteratur bildet die berühmteste mittelalterliche Schwanksammlung um die Gestalt des Schelms Till Eulenspiegel (siehe PDF "Hermann Bote - Ein kurzweiliges Buch von Till Eulenspiegel aus dem Lande Braunschweig"), für die es aller Wahrscheinlichkeit nach ein historisches Vorbild gab. Um 1478 wurde diese Schwanksammlung erstmals in niederdeutscher Sprache gedruckt. 1515 erfolgte der Druck in Hochdeutsch unter dem Titel „Ein kurzweilig Lesen von Dyl Ulenspiegel“.
Als Verfasser des Volksbuches „Ein kurzweiliges Buch von Till Eulenspiegel aus dem Lande Braunschweig“ gilt HERMANN BOTE (1467–1520).

Till wählt entgegen dem Rat seiner Mutter ein Leben als fahrender Gesell und schlägt sich mit kleinen Gaunereien durch. Er wandert umher und vollbringt seine Schelmenstreiche auf Kosten der Reichen, Geizigen und Überheblichen. Mit Schalkhaftigkeit erleichtert er einen Bauern um sein Brot, einen Pfaffen um sein Pferd, eine Bäuerin um ihr Mus und übertölpelt sogar König und Papst. Seine Gewitztheit und Welterfahrenheit machen ihn seinen mächtigeren Widersachern überlegen. Die witzigen Situationen führt der Schalk Till Eulenspiegel oft dadurch herbei, dass er wörtlich nimmt, was die anderen im übertragenen Sinne meinen.

„Till Eulenspiegel“ wurde in viele Sprachen übersetzt und im Laufe der Jahrhunderte vielfach nacherzählt und in anderen Kunstgattungen nachgestaltet.

  • BWS-DEU2-0404-06.pdf (10.56 MB)

Weit in die folgenden Jahrhunderte gewirkt hat auch das „Lalebuch. Wundersetzama, Abentheuerliche, vnerhörte, vnd bißher vnbeschribene Feschichten und Thaten der Lalen zu Laleburg“ (1509), besser bekannt unter dem Titel der Ausgabe von 1597 „Die Schildbürger“. Die Streiche der einfältigen Schildbürger sind wie die Historien des Till Eulenspiegel zu einem festen Bestandteil der Kinderliteratur geworden.

Weitere Werke pikarischer Dichtung schufen ERASMUS VON ROTTERDAM mit „Lob der Torheit“ (1511), PAMPHILUS GENGENBACH mit „Gäuch-matt“ (1516) und THOMAS MURNER mit „Doctor murners narrenbeschwerung“ (1509 –1512).

  • BWS-DEU2-0404-07.pdf (141.48 KB)

Die Tradition des Schelmenromans hat ein spanisches Vorbild: das „Leben des Lazarillo de Tormes“ (1554, siehe PDF "Anonym - Leben des Lazarillo von Tormes") von einem anonymen Verfasser.

Der Schelmenroman vermag mit seiner realistischen Darstellungsweise Kritik an gesellschaftlichen Zuständen zu üben. Das Strukturprinzip ist eine lockere Reihung von abenteuerlichen Episoden.

  • BWS-DEU2-0404-08.pdf (379.25 KB)

Einen frühen Höhepunkt pícaresken Erzählens, den ersten bedeutenden Roman überhaupt in der deutschen Literatur, stellt „Der abentheuerliche Simplicissimus Teutsch“ (1668, siehe PDF "Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen - Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch") von HANS JACOB CHRISTOFFEL VON GRIMMELSHAUSEN dar. Die äußerst lebendige Schilderung der Zeit des Dreißigjährigen Krieges aus der naiven Sicht des heranwachsenden Simplicius Simplicissimus fand zahlreiche simplicianische Nachahmungen.

  • BWS-DEU2-0404-09.pdf (1.7 MB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Schelmenliteratur." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/schelmenliteratur (Abgerufen: 24. May 2025, 03:38 UTC)

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Minnesang

Die mittelhochdeutsche Sprachstufe, die etwa 1050 begann, wird unterteilt in die Perioden

  • Frühmittelhochdeutsch (1050–1170),
  • Klassisches Mittelhochdeutsch (1170–1250),
  • Spätmittelhochdeutsch (1250–1350.

Bestandteil der mittelalterlichen Klassik war eine höfische Literatur, die Heldenlieder und Minnelieder beinhaltete. Der Minnesang, eine ritterlich-höfische Liebeslyrik und Liedkunst, entwickelte sich als eine Form der literarischen Auseinandersetzung der mittelalterlichen Adelsgesellschaft mit Fragen der Liebe.

Die ersten Minnelieder entstanden um 1160 in Deutschland und vor allem auch in Österreich. Sie standen in der Tradition der heimischen volkssprachlichen Dichtung. Bis dahin wurde Lateinisch geschrieben und es wurden vornehmlich geistliche Themen behandelt. Nun wurden weltliche Themen aufgegriffen.

Man gliedert den Minnesang in bestimmte Entwicklungsphasen, wobei die Grenzen teilweise fließend sind:

  • Frühphase (1150–1170)
  • Erste Hochphase (1170–1200)
  • Zweite Hochphase (1190–1220)
  • Höhepunkt und Überwindung (1190–1230)
  • Spätphase (1210–1300)

Minnesänger

Minnesänger waren Komponisten und Dichter zugleich und trugen ihre Verse in der Regel selbst vor. Sie unterhielten im Mittelalter eine eigene Zunft und galten als ein allgemein anerkannter Berufsstand. Zu den bedeutendsten zählen

  • WALTHER VON DER VOGELWEIDE (1170–1230) und
  • SWALD VON WOLKENSTEIN (ca. 1376–1445).

Hans Sachs

* 05.11.1494 Nürnberg
† 19.01.1576 Nürnberg

Herausbildung des Buchmarktes bis zur Spätaufklärung

Von der Vervielfältigung von Texten in den klösterlichen Schreibstuben bis zum Druck mit beweglichen Lettern war es ein großer technologischer Schritt, der das Zeitalter der Gutenberg-Galaxis (MARSHALL MACLUHAN) einleitete. Das Lesen von Büchern war nicht länger ein Privileg der höheren Stände, sondern wurde ein Massenphänomen.

Mit der Aufklärung bildeten sich die Berufsbilder des Verlegers, des Buchhändlers und des freien Autors heraus. Angebot und Nachfrage bestimmten die Buchproduktion. Wichtige Regelungen zur Etablierung des modernen Buchgewerbes wurden in damaliger Zeit getroffen, die zum Teil heute noch Bestand haben.

Miguel de Cervantes Saavedra

* vermutl. am 29. September 1547 in Alcalá de Henares
† 23. April 1616 in Madrid

Der Spanier MIGUEL DE CERVANTES SAAVEDRA begann als Lyriker und Dramatiker. Seine Gedichte folgen zunächst dem petrarkisierenden Stil, später verwenden sie Formen der traditionellen spanischen Lyrik. Sein bis in die heutige Zeit hinein reichender Ruhm gründet jedoch auf seinem erfolgreichen Ritterroman „Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha“.

CERVANTES SAAVEDRAs literarisches Werk ist der Höhepunkt des spanischen Siglo de oro. Es spiegelt vollendet die kulturelle Blüte, in der sich der politische und ökonomische Niedergang Spaniens bereits ankündigte und den tiefen Desillusionierungsprozess, dem er mit ironischer Resignation begegnete. Der Premio Miguel de Cervantes ist der höchste spanische Literaturpreis.

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