Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch
  3. 5 Literatur und Medien
  4. 5.2 Abriss der Literaturgeschichte
  5. 5.2.5 Literatur des 19. Jahrhunderts
  6. Ludwig Uhlands romantische Poetologie

Ludwig Uhlands romantische Poetologie

LUDWIG UHLAND (1787–1862) war der bekannteste Vertreter der schwäbischen Dichterschule. Seine Gedichte und Balladen waren lange Zeit Bestandteil des Kanons der Schullektüre. Sie wurden von namhaften Komponisten vertont. Um 1806 beschäftigte er sich in einigen kurzen Aufsätzen mit dem Wesen des Romantischen und der Poesie.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

LUDWIG UHLAND (1787–1862, Bild 1) war der bekannteste Vertreter der schwäbischen Dichterschule, zu der außerdem GUSTAV SCHWAB, JUSTINUS KERNER, KARL MAYER, GUSTAV PFIZER, EDUARD MÖRIKE, WILHELM HAUFF u. a. gehörten.

HeidelbergTübingenSeracher Schlösschen (Esslingen):
CLEMENS BRENTANO
ACHIM VON ARNIM
JOSEPH VON EICHENDORFF
FRIEDRICH HÖLDERLIN
EDUARD MÖRIKE
WILHELM WAIBLINGER
LUDWIG UHLAND

GRAF ALEXANDER VON WÜRTTEMBERG NIKOLAUS LENAU JUSTINUS KERNER
WILHELM SCHWAB

UHLANDs Gedichte und Balladen waren lange Zeit Bestandteil des Kanons der Schullektüre. Heute verbindet man nur wenige seiner Werke mit seinem Namen, so sein zum Volkslied gewordenes „ Einkehr “ („Bei einem Wirte wundermild ...“, PDF 1). Auch andere Gedichte und Balladen wurden durch die Zeiten hindurch bewahrt, wie Frühlingsglaube („Die linden Lüfte sind erwacht...“). Viele davon sind vertont worden, so von

  • FRANZ LISZT,
  • JOHANNES BRAHMS,
  • EDVARD GRIEG,
  • RICHARD STRAUSS,
  • FELIX MENDELSSOHN-BARTHOLDY und
  • FELIX WEINGARTNER.

FRIEDRICH SILCHERs Melodie zu „Der gute Kamerad“ („Ich hatt' einen Kameraden...“; 1809, PDF 1) wurde und wird bei militärischen Trauerappellen gespielt. Das Gedicht entstand während der napoleonischen Fremdherrschaft.
Während des Spanischen Bürgerkrieges 1938 schuf ERNST BUSCH zur populären Musik einen neuen Text: „Hans Beimler, Kamerad“.
Sein Schlachtengesang „Schwäbische Kunde“ („Als Kaiser Rotbart lobesam...“, PDF 1) wurde seit Mitte des 19. Jahrhunderts von Generationen von Schülern auswendig gelernt. Hier gelingt ihm auch eine Umdeutung des „Schwabenstreichs“, so nannte man unüberlegte, törichte Handlungen (Die Bezeichnung geht wohl auf die „Geschichte von den sieben Schwaben“ zurück.) 

Der UHLANDsche Patriotismus wurde oft missverstanden und einseitig ausgelegt. Schon HEINE lästerte: „Ach, die schwäbische Schule macht mir soviel Kummer!“ (HEINE in: Der Schwabenspiegel). In der Zeit des Nationalsozialimsus wurde UHLAND als Patriot gefeiert. In der DDR schafften es gerade „Bei einem Wirte wundermild ...“ (PDF 1) und einige andere harmlose Gedichte in den Schulkanon.
UHLAND war beileibe kein nationalistischer Dichter. Der 1829 auf eine Professur für deutsche Sprache und Literatur der Universität seiner Heimatstadt Tübingen Berufene begab sich früh ins Feld der Politik. Er war seit 1819 liberaler Abgeordneter im Württembergischen Landtag, gab 1833 deshalb sogar seine Professur zurück, saß 1848 als liberaler Abgeordneter in der Nationalversammlung (Paulskirche). In dieser Zeit entstanden einige politische Reden und Schriften:

  • Keine Adelskammer! (Flugblatt, 1817)
  • Über die Wahl des Reichsoberhauptes (o. J.)
  • Rede gegen das Erbkaisertum (1849)
  • Die Deutsche Nationalversammlung an das deutsche Volk (1849)
  • Das Standrecht in Baden (1849)

In der Nationalversammlung sprach er sich für „die Wahl des Reichsoberhauptes“„durch Wahl, nicht durch Erbgang“ aus, favorisierte eine „großdeutsche Lösung“ unter Einschluss Österreichs („Eine wahre Einigung muß alle deutschen Ländergebiete zusammenfassen“). 1849 trat er für die von der Erschießung bedrohten badischen Revolutionäre ein (u. a. in „Das Standrecht in Baden“, 1849). Er stellte die dringende Frage: „Ist es denn auch jemals erhört worden, daß eine Regierung den Stab des Blutgerichts über ihre eigenen Angehörigen freiwillig in die Hände einer fremden Militärgewalt übergeben hat?“ (Brief an KARL JOSEPH ANTON MITTERMAIER, 1849). Aus Protest gegen die preußische Politik gab er den preußischen Orden „Pour le mérite“ zurück, der ihm von ALEXANDER VON HUMBOLDT angetragen worden war. Ein Gleiches geschah mit dem bayrischen Maximiliansorden.
Es war wohl auch pure Enttäuschung, als er sich nach 1950 in Tübingen als Privatgelehrter zurückzog.

  • BWS-DEU1-0558-04.mp3

    Audiodatei
  • BWS-DEU1-0558-04.ogg

    Audiodatei

Lyrik/Dichtungstheorie
Bereits als Student ließ er erste seiner volksliedhaften Gedichte veröffentlichen. Im „Poetischen Almanach für 1812“ erschien u.a. „Der gute Kamerad“ (PDF 1).
Wie groß seine Popularität war, zeigt dies: Seine 1815 veröffentlichten „Gedichte“ erreichten bis zu seinem Lebensende 60 Auflagen.

  • BWS-DEU1-0558-03.pdf (26.33 KB)

Als Reaktion auf die Befreiungskriege entstanden die „Vaterländischen Gedichte“ (1816), in denen er sein Ideal formulierte:

„Die Schlacht der Völker ward geschlagen,
Der Fremde wich von deutscher Flur,
Doch die befreiten Lande tragen
Noch manches vor'gen Dranges Spur;
Und wie man aus versunknen Städten
Erhabne Götterbilder gräbt,
So ist manch heilig Recht zu retten,
Das unter wüsten Trümmern lebt.

Zu retten gilt's und aufzubauen,
Doch das Gedeihen bleibet fern,
Wo Liebe fehlet und Vertrauen
Und Eintracht zwischen Volk und Herrn.
Der Deutsche ehrt' in allen Zeiten
Der Fürsten heiligen Beruf,
Doch liebt er frei einherzuschreiten
Und aufrecht, wie ihn Gott erschuf...“
(Auszug)

(Uhland, Ludwig: „Am 18. Oktober 1815“. In: ders.: Werke. Band 1, München 1980, S. 63-64)

UHLAND über die Poesie

UHLANDs Beschäftigung mit der Dichtungstheorie geschah sowohl in Form von Essays als auch in Form von Lyrik:

Fragmente über Poesie
So fest, so innig schlingt sich die Poesie um uns,
wir fühlen ihr klopfendes Herz an unsrem Busen,
heiß atmet sie uns an; und doch: was ist sie? Die
meisten fühlen sie, ohne sie zu schauen, wie
Psyche den nächtlichen Amor.

O daß erschiene die Zeit, da zwischen den zwei sonnigen
Bergen der alten und neuen teutschen Poesie, zwischen
denen das Zeitalter der Unpoesie als eine tiefe Kluft
hinabdämmert, eine befreundete Brücke geschlagen und
darauf ein frohes Hin- und Herwandeln lebendig würde.

                                                                    (1807)    

UHLANDs Essay „Über das Romantische“ (1807, PDF 2) umkreist den Begriff unter den Stichpunkten:

  • das Geheimnis der Gottheit und der Welt
  • das Unendliche
  • Mittelalter
  • Religion
  • BWS-DEU1-0558-05.pdf (16.23 KB)

Sein Artikel „Das Wesen der Poesie“ (1807, PDF 3) stellt drei Schwerpunkte in den Mittelpunkt:

  • Gefühl und Fantasie
  • Individualität
  • Idealisierung der Wirklichkeit durch den Dichter
  • BWS-DEU1-0558-06.pdf (5.5 KB)

In „Über objektive und subjektive Dichtung“ (1806, PDF 4) weist UHLAND dem Dichter seinen Platz zu:

  • Das poetische Leben in Tat und Wort = objektive Poesie
  • Dichtergeist = subjektive Poesie.

Ein Dichter, der in Harmonie lebt, wird wenig tiefsinnig dichten können. Dagegen lebt er die Poesie. Erst in der Trübnis, in der Trauer, in der Schwermut ist er in der Lage, aus „Erinnerung, Hoffnung, Sehnsucht“ heraus „subjektive Poesie“ zu erschaffen.

  • BWS-DEU1-0558-07.pdf (8.69 KB)

Über die Aufgabe einer Gesellschaft für deutsche Sprache
In „Über die Aufgabe einer Gesellschaft für deutsche Sprache“ (1817, PDF 5) denkt er über die Aufgaben der zu gründenden „Berlinische Gesellschaft für deutsche Sprache“ nach. Wissenschaft müsse ein dreifaches Ergebnis haben:

  • ein Wörterbuch,
  • eine Sprachlehre und
  • eine Geschichte der deutschen Sprache.
  • BWS-DEU1-0558-08.pdf (17.67 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Ludwig Uhlands romantische Poetologie." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch/artikel/ludwig-uhlands-romantische-poetologie (Abgerufen: 15. June 2025, 10:50 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Der gute Kamerad
  • Volltext
  • Ballade
  • Über die Wahl des Reichsoberhauptes
  • Keine Adelskammer!
  • Audio
  • FRIEDRICH SILCHER
  • Des Sängers Fluch
  • Das Standrecht in Baden
  • Pdf
  • Ich hatt' einen Kameraden
  • LUDWIG UHLAND
  • Vaterländische Gedichte
  • Rede gegen das Erbkaisertum
  • Der Schwabenspiegel
  • Die Deutsche Nationalversammlung an das deutsche Volk
  • Quelltext
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Die Romantik in England

Die englische Romantik hatte einigen Einfluss auf die deutsche Literatur. Besonders GEORGE GORDON NOËL BYRON, bekannter unter seinem Adelstitel LORD BYRON, wurde zum Vorbild einer ganzen Dichtergeneration. Die Nachwirkung des Dichters auf die Literatur wird deshalb auch Byronismus genannt. Seine Lyrik hat bis heute nichts an Faszination eingebüßt. Auch PERCEY SHELLEY und seine Frau MARY WOLLSTONECRAFT GODWIN (SHELLEY), die Schöpferin der „Frankenstein“-Figur, sowie JOHN KEATS wirkten nachhaltig auf die europäische Literatur.

Rezeptionsgeschichte der Antigone

SOPHOKLES selbst entnahm seinen Stoff einer alten thebanischen Sagengestalt.

Die Sage um Antigone als Hauptgestalt der Handlung reicht bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. zurück. Erst mit der Renaissance tritt die Figur der Antigone erneut ins Blickfeld:

  • 1356–1364 verfasste GIOVANNI BOCCACCIO „De claris mulieribus“,
  • 1533 übersetzte LUIGI ALAMANNI das Stück erstmals ins Italienische,
  • 1573 gab es die erste französische Übersetzung durch ANTOINE DE BAIF,
  • 1636 übersetzte MARTIN OPITZ die „Antigone“ ins Deutsche,
  • bei FRIEDRICH HÖLDERLIN wurde die Antigone zur Repräsentantin des Anarchischen (1804).

Die Romantik in Frankreich: Staël, Gautier und Hugo

Als Wegbereiterin der romantischen Bewegung in Frankreich gilt MADAME DE STAËL. Sie lernte auf Reisen nach Deutschland GOETHE, SCHILLER, WIELAND, FICHTE und RAHEL LEVIN kennen und schrieb mit „De l'Allemagne“ ein Werk, das die Aufnahme der deutschen Romantik in Frankreich vorbereitete.

Am berühmtesten aber wurden die historischen Romane der französischen Romantik. VICTOR HUGOs „Notre-Dame de Paris“ wurde mehrfach verfilmt, u. a. als Zeichentrickfilm. Auch ein Musical ist nach diesem Buch entstanden. ALEXANDRE DUMAS' DES ÄLTEREN „Les trois mousquetaires“ und „Le comte de Monte-Cristo“ wurden mehrfach ins Deutsche übersetzt, von französischen und US-amerikanischen Firmen verfilmt.

116. Athenäums-Fragment

Im 116. Athenäums-Fragment formuliert FRIEDRICH VON SCHLEGEL die romantische Poesie als progressive Universalpoesie. Er versteht sie als Vermischung aller Gattungen:

„Sie will, und soll auch Poesie und Prosa, Genialität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen“.

Die Poesie müsse ein „Bild des Zeitalters werden“.

Progressiv bedeutet hier, offen für neue literarische Formen und Inhalte zu sein. Universalität meint in diesem Zusammenhang die Aufhebung der Grenze zwischen den Gattungen und Künsten.

Christian Dietrich Grabbe

* 11. Dezember 1801 in Detmold
† 12. September 1836 in Detmold

GRABBE ist vor allem als Dramatiker für die deutsche Literatur wichtig geworden. Seine Stücke markieren das Ende der Kunstperiode von Klassik und Romantik, mithin die Abkehr von einem einheitlichen Dramenstil und idealisierender Darstellungsweise. Seine Stücke widerspiegeln die Widersprüche und Stagnation der restaurativen METTERNICH-Ära, den Zweifel am geschichtlichen Fortschritt und letztlich die Verletzlichkeit und innere Zerrissenheit des alkoholkranken Autors, die er mit zynischem Sarkasmus in der literarischen Sprache wie im menschlichen Umgang zu überspielen suchte.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025