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Die Mainzer Republik

In der deutschen politischen Öffentlichkeit wurde der Ausbruch der Französischen Revolution zunächst begeistert aufgenommen. Doch der Begeisterung folgte bald die Enttäuschung. Die allgemeine Sympathie nahm nach den Septembermorden 1792 und der Hinrichtung des französischen Königs 1793 spürbar ab. Spätestens mit der Errichtung der Schreckensherrschaft der Jakobiner wich die Begeisterung einem tiefen Abscheu gegenüber den Gräueltaten. So blieb in Deutschland nur eine Minderheit von Sympathisanten mit der Französischen Revolution übrig, und nur die Mainzer Republik erlangte 1792/93 kurzfristig überregionale Bedeutung. Trotz ihres Scheiterns war die Mainzer Republik, die erste Republik auf deutschem Boden, für die frühe Geschichte der Demokratie in Deutschland von Bedeutung.

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Unterschiedliche Wirkungen der Französischen Revolution in Deutschland

In Deutschland wie auch in anderen europäischen Ländern schlug die Begeisterung der Bevölkerungsmehrheit für die Französische Revolution bald in Enttäuschung um. Ursachen für diesen Stimmungsumschwung waren u. a. die Septembermorde 1792, die Hinrichtung des französischen Königs und die Schreckensherrschaft der Jakobiner in den Jahren 1793/94, die Zehntausende auf die Guillotine brachten. Bei vielen ehemaligen Sympathisanten führten diese Ereignisse zu einem tiefen Abscheu vor der „Freiheitsseuche“ im Nachbarland.
Übrig blieb eine Minderheit deutscher Sympathisanten der Französischen Revolution, zumeist Intellektuelle, die von der Bevölkerung abschätzig „Jakobiner“ genannt wurden. Sie gründeten nach französischem Vorbild patriotische Zirkel oder Klubs und traten mit radikal-demokratischen Schriften und politischen Zeitschriften an die Öffentlichkeit. In Deutschland erlangten allerdings nur zwei solcher Gruppierungen mit französischer Unterstützung politische Bedeutsamkeit.
Eine dieser beiden Gruppen agierte auf der linken Rheinseite in und um das an der Einmündung des Main in den Rhein gelegene Mainz. Diese Mainzer Jakobiner waren auch die Väter der nur kurzlebigen Mainzer Republik von 1792/93.

Geschichte der Mainzer Republik

Die Geschichte der Mainzer Republik begann mit dem Sieg der französischen Revolutionstruppen über die Armeen der Fürstenkoalition am 20. September 1792. Nach diesem ersten Sieg über die Koalitionstruppen in der Kanonade von Valmy verfolgten die französischen Revolutionstruppen diese bis zum Rhein und besetzten die linksrheinischen Gebiete des Rheinland und der Pfalz.
Im Oktober 1792 belagerten sie unter dem Kommando von General ADAM PHILIPPE CUSTINE auch Mainz. Die Stadt ergab sich nach wenigen Tagen und konnte von den französischen Truppen kampflos besetzt werden. Nach der Besetzung gründeten Professoren, Studenten und Beamte einen Jakobinerklub. Dieser zählte zeitweise über 400 Mitglieder. Die Anführer des Klubs waren vor allem Professoren der Mainzer Universität und andere Intellektuelle der Stadt.
Die Mainzer Jakobiner warben mit dem Aufstellen von Freiheitsbäumen, aber auch mit Theaterstücken, Unterschriftensammlungen und aufklärerisch-volksnahen Schriften für die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit der Französischen Revolution.
Im Winter 1792/93 änderte sich die französische Besatzungspolitik. Anfänglich hatte man den Bürgern in den besetzten Gebieten und von Mainz die freie Wahl ihrer Staatsform in Aussicht gestellt. Jetzt organisierten allein die Franzosen neue Verwaltungen und führten in den besetzten Gebieten die französische Demokratie ein. Im Februar und März 1793 sollte von der Bevölkerung darüber abgestimmte werden. Das Referendum war mit der Leistung eines Eid auf Freiheit und Gleichheit verbunden. Die Reaktion der Bevölkerung auf diese Wahl war sehr zwiespältig: In einzelnen Gemeinden herrschte absolute Zustimmung. Andere mussten zur Wahl gezwungen werden, und in der Nordpfalz gab es sogar bewaffnete Proteste der Bauern. In Mainz boykottierten mehr als 90 % der Einwohner die Wahl.
Dennoch trat am 17. März 1793 in Mainz ein von den Jakobinern ins Leben gerufener Nationalkonvent zusammen und rief die „Rheinisch-Deutsche Republik“ aus, die sich am Rhein zwischen Landau und Bingen erstreckte. Die Republik sollte laut Beschluss des Konvents ein Freistaat sein, der an Frankreich angeschlossen war.

Deshalb wurde eine sechsköpfige Abordnung nach Paris geschickt. Sie sollte dort die Bedingungen für den Anschluss an Frankreich aushandeln. Zu dieser Delegation gehörte auch der bekannte Schriftsteller GEORG FORSTER, der 1788 als Bibliothekar nach Mainz gekommen war.
Er trat 1792 dem Jakobinerklub bei und war 1793 Vizepräsident des „Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents“.
Die erste Republik auf deutschem Boden existierte jedoch nur vier Monate. Noch während die Delegation in Paris verhandelte, wurden Gebiete um Mainz im April 1793 von österreichisch-preußischen Truppen wieder zurückerobert. Am 23. Juli 1793 kapitulierte dann auch Mainz vor den Österreichern und Preußen, was gleichbedeutend mit dem Ende der Republik war. Die Mehrzahl der Mainzer Jakobiner geriet in Gefangenschaft und ging nach deren Ende ins französische Exil.

Fazit

Die Mainzer Republik besaß trotz ihres kurzen Bestehens für die Frühgeschichte der Demokratie in Deutschland eine nicht geringe Bedeutung. Nirgendwo sonst war die Begegnung von Deutschen aller Schichten mit den Ideen der Französischen Revolution so intensiv. Deutsche hatten versucht, das französische Modell von 1792 auf ihr Land zu übertragen. Da ihnen aber der Rückhalt bei der Masse der Bevölkerung fehlte, blieben sie eine Minderheit und mussten sich auf den Rückhalt der Besatzungsmacht stützen. Auch das war ein Grund für das Scheitern dieses Experiments. Als wichtigstes Ergebnis der Mainzer Republik blieb allerdings eine breite Politisierung der Bevölkerung, die das südliche Rheinland bis in die Vormärztage prägte.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Die Mainzer Republik." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/geschichte/artikel/die-mainzer-republik (Abgerufen: 24. May 2025, 07:54 UTC)

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